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"reibenM Artiger Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. und Tageblatt -M46. Erscheint i. Freiberg jed. Wochmt. Ab. 6 U. für den and. Tag Jnser. werden bi» V, 11 U. für nLchste Nr. angen, Mittwoch, den 88. Juni Pret» vterteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder derm Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. Tagesgeschichte. Berlin, 26. Juni. Der „Staats-Anz." veröffentlicht an der Spitze deS amtlichen Theiles den nachstehenden Erlaß deS Kaisers: Aus Veranlassung des am 16. d. M. stattgehabten Einzuges der siegreichen deutschen Truppen in Meine Haupt« und Residenzstadt Berlin, und der am 18. d. M. abgehaltenen kirchlichen FriedenSseier find Mir aus den verschiedensten Theilen Deutschland- von Gemeinden, Festge noffenschaften und einzelnen Personen, und selbst von Deutschen, welche außerhalb des Vaterlandes weilen, herzliche Glückwünsche zu dem mit Gottes Hilse nun beendigten glorreichen Kriege telegraphisch und schrift lich dargebracht worden. Diese allseitige freudige Zustimmung hat Mein Herz erhoben; Ich fühle Mich daher gedrungen, allen Theilnehmern der Mir zugegaagenen Telegramme und Schreiben hierdurch Meinen auf richtigen Dank auszusprechen. Berlin, den 23. Juni 1871. Wilhelm. — Bei dem Einzuge der sächsischen Truppen (12. Armeecorps) in Dresden wird auf besonderen Wunsch deS Kronprinzen von Sach sen das Gardecorps durch eine größere aus allen Truppengattungen bestehende Deputation vertreten sein. — Die Verluste des norddeutschen Heeres in dem so glor reich beendeten Kriege stellen sich glücklicherweise lange nicht so be deutend heraus, als man anfänglich befürchten zu müssen glaubte. Nach sorgfältiger Zusammenstellung der Ergebnisse sämmtlicher Verlustlisten, soweit dieselben durch die später erschienenen Listen berichtigt sind, beläuft sich der Gesammtverlust deS norddeutschen HeereS aus 47,662 Köpfe, und zwar: I) Officiere, Aerzte, dienst- thuende Fähnriche, Vicefeldwebel, Wachtmeister, 1167 Mann todt, (darunter 3 Feldprediger), 1838 verwundet und 16 vermißt; 2) Feldwebel, Unterofficiere und Mannschaften 15,224 todt, 27,417 verwundet, und circa 2000 vermißt. — Ueber die Vertheilung der 4 Millionen für Reservisten wird den Provinziallandtagen eine Vorlage zugehen, wonach sie die den Provinzen zu übersendenden Antheile den geprüften Ansprüchen ent sprechend durch ständische Commissionen weiter vertheilen können. Den großen Städten werden ihre Antheile direct zugehen. — In militärischen Kreisen verlautet in Bezug auf die künf tige Bewaffnung der Infanterie, daß nach den im letzten Kriege ge machten Erfahrungen das bayerische Werdergewehr wahrscheinlich den Vorzug erhalten werde. Dasselbe übertrifft noch das Chassepot- gewehr, und der einzige Uebelstand, der bisher nicht hat bewältigt werden können, ist die Kostspieligkeit der Patrone, welche, wie die deS Lefaucheux-GewehreS, eine Metallhülse ist. — ES ist nunmehr festgestellt, daß die neue französische An leihe in Berlin beim Bankhausr S. Bleichröder aufgelegt wird. Eine detaillirte Publication steht bevor. — Auch der Herzog von Koburg hat eine Amnestie erlassen für eine Anzahl von Vergehen und Verbrechen, welche u. A. auch den 1868 wegen Veruntreuung rc. zu vier Jahren Zuchthausstrafe verurtheilten ehemaligen Schriftführer deS Nationalvereins, Feodor Streit, von seiner Haft befreit hat. — (Die Amnestie in Preußen wird, einem Gerücht zufolge, gleichzeitig mit dem Dotationsgesetz veröffentlicht werden.) In Breslau wurde am 21. Juni das Denkmal feierlich ent hüllt, welches die daselbst internirt gewesenen französischen Officiere ihren 12 in Breslau verstorbenen Kameraden aus dem neuen Mi- litärsriedhofe errichtet hatten. Von jedem in Breslau garnisoniren- den preußischen Truppenkörper war eine Deputation zu der Feier commandirt worden, und der anwesende Commandant, General major v. Lindern, pries in einer Rede die Verdienste jener fran zösischen Soldaten, welche, treu ihrem dem Kaiser und dem Vater; lande geleisteten Eide, ihren Wunden erlegen waren. Die letzten noch in Breslau anwesenden französischen Officiere forderte er auf, in Frankreich zu sagen, wie Preußen seine ihrem Eide treu geblie benen Feinde achte. Stettin, 26. Juni. Der Kaiser und der Kronprinz trafen heute um 11 Uhr Vormittags hier ein und ließen sich die Sonn abend hierher zurückgekehrten Truppen vorstellen. Se. Maj. hielt an die bei dem Bahnunfalle bei Rackwitz verunglückte 9. Compag- nie deS 2. Infanterie-Regiments eine Ansprache und kehrte sodann nach Berlin zurück. Hannover, 25. Juni. Heute Nachmittag traf der General v. Voigt-Rhetz hier wieder ein und wurde festlich empfangen. Das Empfangscomite überreichte demselben einen goldenen Lorbeerkranz, auf dessen Blättern die Namen der Schlachten, denen der General beigewohnt, verzeichnet find. Abends fand ein von der Kaufmann schaft veranstalteter Fackelzug statt. Darmstadt, 25. Juni. Die heutige „Darmstädter Zeitung,, veröffentlicht die von der diesseitigen Regierung mit den Bevoll mächtigten des deutschen Kaisers und Königs von Preußen abge schlossene Militärconvention. Nach derselben stellt Hessen zum ReichSheere 4 Infanterie-Regimenter und zwar 3 zu drei und 1 zu zwei Bataillonen, ferner 2 Cavallerie-Regimenter zu fünf CS- cadronen, 4 Landwehr-Regimenter, die zusammen 23 Compagnien haben und 6 Batterien Artillerie. Die Formation dieser Truppen ist bis zum I. Januar 1872 spätestens durchzuführen. Cs werden der Schnitt der preußischen Uniform und die preußischen Gradab zeichen eingeführt. Der Fahneneid wird dem Kaiser geschworen. Der Großherzog erhält von den in den Verband der preußischen Armee eintretenden Offizieren einen Revers ausgestellt. Die vom Kaiser ernannten Offiziere erhalten zugleich Patente vom Groß herzog. Offiziere, die nicht weiter dienen wollen, können sich pen- sioniren lassen. Die Division bleibt für gewöhnliche Zeiten im Großherzogthum. Sollten politische Interessen eine DiSlocation nothwendig machen, so wird der Kaiser sich mit dem Großherzog in Vernehmen setzen. Die Genehmigung der Stände bleibt Vor behalten. München, 24. Juni. Wie der „Volksbote" meldet, hat Se. Majestät der König anläßlich des am 22. d. M. stattgehabten 67. Geburtstages des Erzbischofs Gregor v. Scherr an diesen eine telegraphische Beglückwünschungsdepesche gesendet, denselben seiner königlichen Huld und seines Wohlwollens versichert und ausge sprochen, daß er (der König) „ein aufrichtiger und treuer Sohn der Kirche sei, eS auch ferner bleiben und als solcher auch einst sterben werde." — Unter den Vorlagen, welche für unsern nächsten Landtag selten der Staatsregierung beabsichtigt find, befindet sich, wie die „Allg, Ztg." und der „Nürnb. Corr." übereinstimmend vernehmen, auch ein die Civilehe betreffendes Gesetz. — Dem „Nürnb. Corr." zufolge erhielten die bayerischen ReichStagSabge- ordneten bei ihrer Heimfahrt von Berlin Karten, die sie zur kosten freien Benutzung der bayerischen Staatsbahnen berechtigten. — Dem Curierzug von Frankfurt a. M. ist gestern Vormittag bei der Station Triesdorf zwischen Ansbach und Gunzenhausen ein Unglück zugestoßen. Der Eisenbahnunfall wurde durch Bruch eiuer Maschine herbeigesührt. Ein Wagenwärter blieb todt, zwei Ressende wurden bedeutend und mehrere andere leicht verwundet. Die «ayn war nach 2 Stunden wieder fahrbar. Versailles 24 Juni. I» der heutigen Sitzung der National- versammlW Präsident Grövh nüt , daß die angelün- diate Revue wieder abbestellt worden, weil durch de» anhaltenden Reaen der Boden vollständig durchweicht und deshalb die Abhal tung der Revue unmöglich geworden sei,