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. - . 1^35 Commune doch «och etwa» gesunden Menschenverstand besitzt." (Neuer Beifall.) Damit schloß dieser Zwischenfall. — Hie vrele Siege Laben die französischen Armeen nur in der zwtften Hälfte des letzten Krieges errungen? An die dreißig. Wer's nicht glaubt, erkundige sich bei General Chanzy, der in der Don- nerStagkitzung der Nationalversammlung die Regierungsdelegation n der Provinz vertheidigte und die Tüchtigkeit der von ihr orgaoi- irten Truppen prieS. „Diese Armeen", sagte er wörtlich, „wurden tat! genug erschaffen, um den Feind bet LoulmierS, Vilpion, Jos- «eS, Vendome, Villersexel, Hericourt, Chemenbur, Lacluse, Pont de NohelleS, Saint-Yuentin, in zwanzig Kämpfen im Norden, im Osten und an der Loire zu schlagen." Es war Jemand boshaft genug, seine Lifte mit dem Ausrufe: „Und bet Le Mans!" zu krönen, was freilich einige Aufregung in der Kammer und den Zuruf veranlaßte: „Antworten Sie ihm nicht! Nur ein Preuße konnte daS rufen!" PxrsailleS, 18. Juni. Inder gestrigen Sitzung der National versammlung legte Casimir Perierden Bericht der Commission über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme eines ÄnlehenS vor. Die DiScussion über den Gesetzentwurf wird Dienstag stattfinden. Wie in gut unterrichteten Kreisen versichert wird, soll die Emission des neuen Anlehens am 26. Juni erfolgen, vorausgesetzt, daß bis zu dem genannten Zeitpunkte die Zustimmung der Nationalversamm lung ertheilt ist. — DaS „Journal officiel" veröffentlicht einen sehr heftigen Artikel gegen einen Theil der englischen Presse. Der Artikel weist darauf hin, daß schon seit Beginn des Krieges in mehreren engli schen Blättern eine systematische Feindseligkeit gegen Frankreich her vortrat. Schmähungen und Verleumdungen wurden soweit getrieben, daß eS leicht war, die käufliche Quelle zu erkennen, aus welcher diese Blätter ihre traurigen Inspirationen schöpften. Nach der Un terzeichnung des Friedens war es die Regierung in Versailles, welche zur Zielscheibe dieser Angriffe diente. Dee gedachten Blätter suchten die von der Commune begangenen Verbrechen zu entschuldigen, während sie die französische Armee maßlos angriffen. Man ge brauchte die angeblich summarischen Hinrichtungen zum Schlagworte und wagt sogar jetzt noch zu behaupten, daß in Versailles die Hin- richtungen der Gefangenen fortdauern und daß auf dem Vendöme- platze Frauen ermordet werden. Derartige elende Verleumdungen verdienen Vor ganz Europa als solche gekennzeichnet zu werden, in dem man die feige Verworfenheit jener Schriftsteller brandmarkt, welche ihren schmachvollen Lohn durch solche elende Erfindungen ver dienen. England. Die Londoner „Internationale" hat eine lange Adresse „an alle Mitglieder des Verbandes in Europa und den Vereinigten Staaten vom, Stapel gelassen. DaS sehr umfangreiche Aktenstück behandelt die politischen Ereignisse in Frankreich vom 4. September 1870, „wo die Arbeiter von Paris Ne Republik pro clamirten", bis zum Sturz der Commune. Ueber die jüngste» Ereig nisse in Paris sagt die Adresse: „Das Paris des Arbeiters hat bei seiner heroischen Selbstverbrennung Gebäude und Denkmäler in seine Flammen hineingezcgen. Seine Herrscher, welche das Proletariat lebendigen Leibes in Stücke zerrissen haben, dursten nickt länger er warten, in die unangetastete Architectur ihrer Heimstätten trium- phirend zurückzukehren. . . . Wenn die Handlungen der Pariser Arbeiter VandaliSmuS waren, so war eS der Vandalismus einer verzweifelten Bertheidigung, nicht der VandaliSmuS deS Triumphes, tpie die Christen ihn sich zu Schulden kommen ließen, als sie die Wirklich unschätzbaren Schätze des heidnischen AlterthumS zertrüm merten Der wirkliche Mörder des Erzbischofs Darboy ist ThierS. Einmal um das andere hatte die Commune sich erboten, den Erzbischof und noch eine beliebige Anzahl Priester in den Kauf gegen den einzigen Blanqui auszuwechseln, der damals in den '- Händen von ThierS war. Thiers weigerte sich. -. . . Nach dem . Pfingstsonntage des Jahres 1871 ist weder Friede» noch Waffen- i stiüstand zwischen den Arbeitern Frankreichs und Denen, welche sich , die Erzeugnisse derselben aneignen, möglich. . . . Während die europäische« Regierungen von dem internationalen Charakter der Klassenherrschaft Zeugniß ablegen, schreien sie den internationalen - Ärbeiterverbaud, die internationale Gegenorganisation der Arbeit gegen die kosmopolitische Verschwörung des Kap tals, als die Hauptquelle all dieses Unglücks zu Boden. . . . Unser Verband ist in Wirklichkeit nichts anderes, als ein internationales Band . zwischen den vorgeschrittenen Arbeitern in den verschiedenen Ländern der civilifirteu Welt. . . Der Boden, aus welchem dieser Ver band hervorwächst, ist hie moderne Gesellschaft selbst Kein Blut vergießen käüü ihn auSmerzen. Um ihn äuszymerzen, hatten die Regierungen zuerst den Despotismus deS Kapitals über die Ar beit, die Bedingung ihrer eigenen Parasitenexistenz, außzumerzen." — Unterzeichnet ist dieses Äctenstück von dem Präsidenten Hermann Jung, dem Schatzmeister John Weston, dem Finanzsecretqr George Harris, dem Generalsecretär John Hales, d^n MtspöNdtrendtn Secretären, für Frankreich, Deutschland, Holland, Gpanten, BelgteN, die Schwetz, Italien, Ungarn,Poftn,Dämmark uaddleBer^ einigten Staaten. - .! - Aus Brüssel, 16. Juni, wird geschrieben: Gewisse Viertel Brüssels prangen seit diesem Morgen in festlichem Fahnenschmuck; überall weht die gelb-wtiße päpstliche Fahne. Dagegen giebt eS auch Straßen, die das Papst-Jubikäüm gänzlich ignoriten; auf der Place de la Monnaie weht auch nicht eine einzige Fahne, und'die Kuttenträger werfen wüthende Blicke nach jenen Häusern hin. Hier und da erblickt man auch! etne italienische Fahne. IN den volk reicheren Stadttheilen bis zu den ärmlichsten Gäßchen herunter ist kaum ein HauS, das nicht mit Glumm und Flagge« verziert wäre; aber wenn die Kirche ihnen auch daS Material lieferte, so stellt eS sich jetzt doch heraus, daß die armen Äütees bezahle» mußten. Die öffentliche» Gebäude sind nicht bifläggt; so gerne matt dies gethan, so wagte eS doch der Graf d'Anerhan nicht. Dagegen be gab sich diesen Morgen die gesammte katholische Rechte der Kammer in schwarzem Frack und weißer Halsbinde zur Blesse in die Sanct Gudulakirche. > — 19. Juni. Die gestern. Abend zur Nachfeier heS päpst lichen Jubiläums stattgehabte Illumination gab zu verschiede»«« Manifestationen Anlaß, indem in mehreren Häuser«, welche illumi- nirt hatten, von der Volksuienge die Fensterscheiben eivgeschlagen wurden. Bo» den Behörden waren.die umfasseydsten Maßregel« zur Ausrechthaltung der Ordnung getroffen. Zum Schutz, der kirch lichen . Gebäude waren zahlreiche Mannschaften der Gendarmerie und Polizei aufgeboten. Die6»räe civiqu« war genöthigt, von dem Bajonnete Gebrauch zu machen, um die Menge zurückzudräu- gen, unter welcher sich viele Anhänger der internationalen Gesell schaft befunden haben sollen. Mehrere Verhaftungen wurde« vor genommen, sowie einige Personen verwundet. Wien, 17. Juni. Der Kaiser besuchte heute den auf der Reise nach EmS hier eingetroffenen König von Griechenland. Letz terer begab sich sodann nach Schönbrunn. — DaS SubcomitS der ungarischen Delegation hat die Erhöhung des Dispositionsfonds bewilligt und bezeichnet diese Bewilligung als ein Vertrauensvotum, da sie mit der Friedenspolitik des MichSkanzlerS und dem gute« Einvernehmen mit Deutschland und Italien einverstanden sei. Der Reichskanzler erklärte^ Oestreich-Ungarn habe keiae Hintergedanke« gegen Deutschland, nur aus den Wunsch Preußens würden nicht alle Vertreter an den süddeutschen Höfen eingezogen; ebenso bleibe der Botschafterposten in Rom mit Zustimmung Italiens aufrecht erhalten. Aus Karlsbad, 16. Juni, wird gemeldet: Die Siegesfeier wurde auch hier glänzend began.en. Im „Posthof" spielte Labitzky den Kaiser marsch und die Volkshymne. Ma» ries: „Hoch die beide» Kaiser Wilhelm und Franz Joseph!" Pcsth, 17. Juni. Die offiziöse „Pesther Correspondenz" theilt die Grundzüge der binnen Kurzem erscheinenden organischen Ver ordnungen, betreffend die Auflösung der Militärgrenze, mit. Ein Theil des Grenzgebietes wird sofort aufgelöst lind mit Kroatien vereinigt werden, auch auf dem nächsten kroatischen Landtage bttütS vertreten fein. In den übrigen Theilen der Militärgrenze dagegen wird ein Uebergangszustand geschaffen, welcher unter Schonung aller Interessen dayin sühren soll, das Land seines bisherigen militärischen Characters zu entkleiden. — Nach dey Ausweisen des hiesigen Finanz-Ministeriums beliefen sich die Steuerrückstände in Ungarn mit Ende Mai aus 51 Millionen. — Zahlreiche Ver haftungen von Arbeitern find vorgenoMmen. Die Arbeiter negiren ihre Verbindung mit den Internationalen. ' Rom, 17. Juni. Der Empfang im Vatikan hat gestern den ganzen Tag über sortgedauert. Bis jetzt find ,3000 Pilger eiuge- troffen. Die Stadt ist vollkommen ruhig. Eine Illumination hat nicht stattgefunden. Gachfeu. Dresden. An das Bahnhofs-BewirthungS-Comitö in Plaue« ist dieser Tage folgende Feldpost-Corresponveozkarte, auf- gegeben auf Bahnhof Reichenbach, eingegangen: Ein Hurrah-Hoch! zunächst den Frauen Und dann den Herre« dort in Plauen! Nicht nur für kühlen Trunk und Speise, Als für die herzlich deutsche Weife, Mit der sie jene uns gebracht! ES ist kein Wort" zu viel gesagt: Wer so wie Ihr dir Sieger ehrt, War wahrlich großer Opfer Werth l