Volltext Seite (XML)
bessere« Material Mit nach Deutschland zu nehmen, als diese- alt« Eise«. Nur die interessantesten eisernen Kanonen werden al« SiegeStrophäen au«gkwählt und unter stanz Deutschland vertheilt. So ist die schöne stolze Riesenkanone „Valerie" dort drüben für da- große SiegeSdenkmal aus dem Königylatze im Thiergarten, vor Kroll'« Garten, das ja jetzt noch zu einem Sieg-Sdenkmal- für diesen Krieg erweitert werden soll, bestimmt. Mit den übrigen eisernen Großmäulern machen wir kurzen Proceß. Sie werden mit Nitro Glycerin geladen und dann gesprengt. Ich wünschte, dieser Valerien und Consorten ließen sich eben so leicht sprengen. So ist eS mit der französischen Kanonen-Herrlichk it auf lange Jahre vorbei. Natürlich nehmen wir alle so sehr werthvollen Bronce- gelchütze mit ngch Deutschland, und wir haben deren bis jetzt <o viele erobert, daß alle deutschen Festungen dreifach damit moniirt werden können, und nebenbei fällt noch Material genug ab zu den vielen Kirchenglocken, die schon lange, lange in Petitionen, Ma- gistratS-Berhändlungen, kirchlichen Zeitungen und Processen von fern läuten, die aber noch Niemand gehört hat." Mo da« Nitro- Glycerin, da- in letzter Zeit in Oesterreich so viel Unheil ange« richtet hat, ist zum Vernichten eroberter FestungSgeschütze brauchbar. Ader wie werden den armen Parisern die Ohren gellen und die Herzen wehe thun, wenn sie rund herum um ihre Enceinte da- Krachen — da- letzte Krachen ihrer so hoch und unüberwindlich gehaltenen stolzen Marine-Kanonen hören I Gestern Nachmittag- 3 Uhr haben wir Deutschen hoffentlich die 3 letzten deutschen Ka nonenschüsse vor Pari- - ja vielleicht sogar in Frankreich gehört. Pari» und alle Belagerer waren durch Armeebefehl darauf vorbe reitet, daß drei mit Shrapnels geladene Geschütze um 3 Uhr Würden abgefeuert werden, da das Entladen zu gefährlich sei. Ob die Pariser Fort- beim Friedensschlüsse werden geschleift werden, darüber habe ich noch nicktS Genaues erfahren können. Vielleicht kommt eS auf die Verhandlungen mit der Constituante an. BrrsaillkS, 3. Februar Jule» Favre arbeitet jetzt täglich in Gemeinschaft mit einigen Ministern, so dem Handels- und Finanz. Minister, mit dem Grasen BiSmarck, um die der Nationalversamm lung zu unterbreitenden Vorlagen so rasch als möglich zu fördern. — In Paris haben sick die Gewütber beruhigt; fast sämmtliche Journale schlagen einen gemäßigten Ton an und billigen die von der Regierung abgeschlossene Convention; sie begegnen sich in dem Gedanken, daß Paris in einer Katastrophe ohne Gleichen in der Geschichte seine volle Schuldigkeit getdan habt. — Die „Stroßb. Arg." meldet: Der ganze Elsaß wi^d 20 Deputirte in die Constituante schicken, wovon 11 auf den Nieder rhein und 9 auf den Oberrhein fallen. Chaumont, 2. Februar. Seit zwei Tagen glaubten wir unS der Waffenruhe erfreuen zu können. Ab r heute ist uns durch einen von hier abgcsandten Parlamentär die Anzeige deS Comman- danten von LangreS aeworden, daß er sich in den Waffenstillstand nicht einbegriffen erachte, da er „über bedeutende Truppenmassen" verfüge. Und zwar soll er die Zahl auf gegen 80,000 angegeben haben, waS kaum übertrieben sein mag; denn eS ist Tha'sachc, daß die Siellung der verheiratheten Leute bis zu 40 Jahren infolge der letzten „Levee" in LangrcS äußerst unfangreich gewesen ist. ES stehen sranzösischerseits von r'angrcS her allein an 2000 Mann gegen Chaumont auf Vorposten. Die Meldung der „Weser-Zeitung", daß bei Belfort ein Sturmversuch mißglückt sei. war leider richtig Heute liegt in der „Bad. VandeSztg. ' ein Bericht vom 27. Januar da, über vor, der die schon bekannte Eröffnung der ersten Parallele am 22. Januar gegen die PercheS erwähnt und dann sortsährt: „Da tagtägliche AuSspähunaen sowohl durch Ingenieure, al» durch Patrouillen fcst- stellten, daß die beiden PercheS schlecht besetzt seien, sollten dieselben vom 26. zum 27. durch Ueberrumpelung genommen werden. Leider schlug dieses Wagestück fehl. Unsre Absichten waren, trotz der Wach samkeit unsrer Vorposten und des Geheimnisses, mit dem alle unsere Operationen vollzogen werden, dem Feinde verrathen worden. Die drei zum Sturme bestimmten Bataillone (zwei vom 67. Regiment, ein Bataillon vom 45 Regiment Landwehr) gingen mir dem größ ten Stillschweigen und der strengen Weisung, nicht zu schießen, gegen Abend um 8 Uhr vor. Die 45er hatten schon die zwischen den Heiden Werken gelegenen Blockhäuser genommen, als sie so starkes Kreuzfeuer erhielten, daß es reine Unmöglichkeit war, sich zu halten. Trotzdem wollten die tapfern Wehrleute nichts vom Weichen wissen, und nur die Ueberzrugung, daß eine gänzliche Ausreibung ihr LooS sei, bewog sie zum Rückzüge. Dabei wurde von feindlicher Seite, Während unsere Geschütze schwiegen, ein Granat- und Shrapnelfeuer gegeben, wie eS selbst Sttaßburg in den schwersten Stunden nicht kannte. Nicht besser erging e« den 67ern, die von Perouse her HameS-Perche- in der Aehle angreifen sollten. Der größte Theil der -esamUwu Besatzung stellte sich ihnen entgegen. Mit sehr be deutenden Verlusten müßten sie sich zurückzithe«. Hält dieses -reiz- niß auch den Fall Belfort- nicht ab, so verzögert eS denselben doch um 8 bi« 14 Tage." — Ueber die Besetzung der östlichen Forts von Pari- durch Truppenabtheilungen deS königl. sächs. ArmeecorpS gehen dem , Dr. Journ." aus zuverlässiger Quelle die nachstehenden Mit« theilungen zu: Die Besetzung der Forts Romainville, Noisy, RoSny und Nogent ist im Laufe deS 29. Januar Nachmittags mit je zwei Bataillonen ohne Störung erfolgt. Der diese Besetzung anordnende Befehl deS Oberkommandos der MaaSarmee traf zugleich mit der ersten Nachricht über den Abschluß deS Waffenstillstände- am 29. Januar, Morgens ^7 Uhr, telegraphisch ein, und um 9 Uhr Morgens brachte der Hauptmann v. d. Planitz vom Stabe he« ObercommandoS die näheren Instructionen und einen Auszug au- der in Versailles abgeschlossenen C.'nvention. Diesen Jastructivneu zufolge sollte jedes Fort zunächst von Ingenieur« und Artillerie« offizieren übernommen uns dann erst von den zur Besatzung be stimmten Truppen betreten werden. Die Ankündigung der erfolgten Räumung der Fort- feiten der französischen Garnison halten der Convention gemäß Offiziere deS französischen Generalstabes bei unseren Vorposten zu überbringen. Als dieses aber bis Mittag nicht erfolgt war, begaben sich die zur Uebernabme befehligten Offi ziere an die Forts und veranlaßten bei Romainville und Noisy die zurückgebliebenen Commandanten auch ohne den sranzösischen Te« neralstabsoiftfier zur Uebcrgabe der Werke. In Fort Rosny, sowie zwischen den einzelnen FortS, auch z. B. im Dorfe Bondy befanden sich noch französische Truppen, welche im Fort NoSny erst nach längerem Aufenthalt, an den an« deren Punkten nach kurzer Verh ndlung sich zum Abzug verstauben. Truppen, wie herumstehende unbewaffnete Mobil- und National garden, noch mehr endlich die in den meist verlassenen Dörfern zurückgebliebenen wenigen Einwohner schienen unsere Truppen mehr als Beireier, denn als Feinde anzusehen. Die Colonnen wurden überall bewillkommend begrüßt und selbst nur Worte oder Teber« den deS Hasses waren nirgend- zu bemerken Das Nichterscheinen der französischen Generalstabsosfiziere und da- Aurücklassen von Truppen ohne Befehl ist nur durch mangelnde Ordnung in den militärischen Verhältnissen deS Feindes zu erklären. Nach den zeitraubenden Formalitäten der Uebergabe und bei Durchwanderns sämmtiicher Casematten, Casernen und Pulver magazine der FortS rückten dann ziemlich gleichzeitig etwa 4 Uhr Nachmittag die Truppen mit klingendem Spiel, fliegenden Fahne», unter lauten und schallenden Hochs auf Se. Majestät den König und unter den Klängen der Sachsem-ymne in die feindliche» Werke ein. ES besetzten Fort Romainville Oberstlieutenant v. Schimpfs mit 2 Bataillonen deS 2. Grenadierregiment- Nr. 101 und der 4. Fcstungscompagnie; Fort Noisy Oberst Rudorfs mit 2 Bataillo nen de- 3. Infanterieregiments Nr. 102 und der königl. preuß. 1. GardefestungScompagnie; Fort NoSny Major v. MandelSloh mit 2 Bataillonen deS 7. Infanterieregiment- Nr. 106 und einer halben Compagnie de» königl. preuß. 8. Festung-artillerieregimentS; Fort Nogent Oberst v. Lindemann mit 2 Bataillonen deS 8. In fanterieregiments Nr. 107 und einer halben Compagnie de- königl. preuß. 8 KestungSartillerieregiment-. Bei jeder Colonne befand sich ein Detachement P oniere. In Noisy wurden 74 Geschütze, in Romainville 68, in Ro-nh 90 Geschütze, in allen FortS reiche Munition-- und Proviantvor« räthe übernommen. In den anlegenden Redouten Montreuil, Boissiere und in den nach Auftreten unsrer BelagerungSbatterien neu erbauten GeschützemplacementS von enormen Dimensionen standen überall Geschütze der verschiedensten Kaliber. Außer reich lichen Vorräthen an Proviant hatten die Besatzungen der Fort- aüch ihre Waffen vollständig zurückgetassen; nur im Fort Rosny waren dieselben von den Mobilgarden zerschlagen worden. In dem Fort Noisy waren fast keine Spuren de- erlittenen Bombardement- sichtbar, mehr Schäden zeigten die FortS RoSny und Nogent. Bon den vorliegenden Dörfern ist Bondy fast ganz zerstört, ebenso da« Dorf NoSny arg mitgenommen. Die Ausstellung der neuen Vorpostenlinie, 600 Schritt vor der Linie der Forts, stieß nur im Dorfe Pantin auf Schwierig keiten, da hier der Convrotion entgegen sich noch französische Trup pen befanden, welche nur nach vielen Verhandlungen sich bereit finden ließen, in den der Enceinte am nächsten liegenden Theil de- DorseS zurückzugehen und eine DemarcationSlinie anzuerkennen. Die bisherigen Vorposten wurden am 29. Januar, Nachmittag-, eingezogeo und der neuen Stellung entsprechend die Dörfer Bondy, Meerlan, Noisy le Sec und Rcmainville von der 23. Infanterie- Division, die Dörfer Neuilly, Billemomble und Ro-ny von der 24, Infanterie'Division mit je 1 Bataillon belegt.