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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u, Brant». 1871 Dienstag, den 24. Januar -f- Freiberg, 23. Januar. Erscheint jeden Wochentag Ab. Ü U. für den and. Tag. Inserate werden bi« V, 11 U. für nächste Nr. angen. Haupt geschlagen und wird ununterbrochen verfölgt. Die Nord- Armee unter Faidherbe erlag dem wackeren General GVhtn, der ebenfalls die Verfolgung derselben energisch fortsetzt. Da sollte man doch io der That meinen, daß die Franzosen am Ende ihrer Illu sionen angekommen sein müssen. Preis »ierteljährl. 20 Ngr. Inserat« werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. de- französischen Bevollmächtigten abznwarten. Diese Rücksicht er zeugte eine Note Jule» Favre'S, in der er nach langen^ Ab-, schweifungen und redseligem Hochmuth schließlich zu verstehen giebt, er würde kommen, wenn man ihm einen Geleftschein zustellt«, AuS Spanien kommt die Rachricht, daß sich König Amadm»' findet. ,, . Die Londoner Lonferenz wegen der PontuSfrage wurde >f Tage seine« KönigSthumS, nachdem «r im Palast zu Madrid ge- ii schlafen, zu einem Restaurant frühstücken, weil fich sein Koch nicht 's denken konnte, daß ein spanischer König vor 12 Uhr Mittags solch' Bedürsnitz zu haben vermag. Um 10 Uhr Abend« geht Kmadru« zu Bett und Morgen« um 6 Uhr steht er auf. Zu Fuß, pon >,r einem Adjutanten begleitet, macht der König seine Besuche und, u besorgt seine kleinen Einkäufe. Al« er jüngst hörte, daß die Go- ? Halter der Schullehrer im Rückstände seien, erklärte er dem Fivau»-?», Minister: er werde keine Zahlungen annehmey, bevor nicht diese Leute befriedigt würden. Da« kommt seinem Volke gewiß recht gäbe von Pari«: Uebrigen« wolle« wir doch nicht Unerwähnt lassen, daß fich selbst in den Reihen der französischen Demokratie eine Opposition gegen Gambetta zn erheben beginnt, Ho daß fein« Dictatur doch nicht al« so feststehend mehr erscheint. Der bekannte Republikaner Bamel bezeichnet Gambetta al« eine Gefahr für die Demokratie; Uvxer äs la Q-mä» wirft ihm Anmaßung vor, «eil er dm Krieg ohne legitime- Mandat fortführt: Lanfreh erhebt gegen ihn die Anklage der Unfähigkeit. Diese Anklage« der eigMett'N Partei wirken schwer. Auch zwischen den RegieruvgSmänflttR selbst herrscht Uneinigkeit; Gambetta schlägt auf Trochu, weil er nicht s thätig genug ist; Trochu macht Gambetta den Vorwurf, nicht-, / zum Entsatz von Pari« zu thun. Keratrh und äurvlke ä» j?»-i? iackine haben dagegen die Genpgthuuug, daß nicht sie, sondern ihr von Gambetta pomphaft gepriesener Nachfolger, General Ehanzy, i geschlagen ist. Diese. Uneinigkeit unter dm Ursupatorm kamt,/ Frankreich nur zum Segen gereichen, denn fie bürgt dafür, daß mit ' dem Fall von Pari« auch die Herrschaft dieser Männer ihr Eud« Aber nein; im Gegevtheil suchte die französische Regierung auch jetzt noch das Feuer, de« Grimm« in Hfn-Herzen der LaudeS- kinder mit allen möglichen Mitteln zu schüren, wie ihre, neueste Protestation gegen da« Bombardement beweiset. Graf BiSmarck hat darauf geantwortet, die Herren von der provisorischen' Ne»' gierung befänden sich im großen , Jrrthum, wenn fit glaubten,,da« Völkerrecht verbiete die Beschießung einer Festung. Da« eiuzi«:^ Mittel, sowohl die Bürger al« namentlich auch die dort fich auf ¬ spanisch vor. ,,, . -...-.--»'i'» I« der italienischen Deputirtmkammer wurde^di, Regie rung iuterpeüirt über ihre Politik, in der neuen Phase deS fra-zö- fisch deutschen Kriege«, sowie über die Eventualität einer Vermitte- luvg der ftalimischm Regierung zusammen mit dm übrige» Mäch-' » ten behuf« Erledigung, der luxemburgischen Frage auf der Londoner LonsereU».. Dft, Antwort der Regierung dürfte in einer der näch^f sten Sitzungen erfolgen. — Da« Somit« der DmuttrttnvWper hat dem GesMeütwistf über die GotthardbähU die Zustllnmuag er- theilt. Hoffentlich Ord die wichtige Bahn, sobald der Friede» WO der her-estM ist, energisch K Angriff genoumeu. Seit Beginn de« Krieges war wohl kein Zeitabschnitt so ereigoißreich, als die vergangene Woche. Drei französische Armeen: im Osten unter Bourbaki, im Westen unter Chanzh, im Norden unter Faidherbe-wurden geschlagen und von ihrem Ziele, Paris zn entsetzen, hoffentlich für immer abgedrängt; außerdem erklärte König Wilhelm sich zum Kaiser des geeinigten Deutschland». Jahre kom-' men und gehen, Geschlechter steigen in'S Grab, aber wie sich auch die Dinge der Zukunft gestalten mögen, wie auch di« Anschauungen und Verhältnisse der später Lebenden sich wandeln werden in dieser wandelbaren Welt — fie werden den Tag des 18. Januar 1871 al« einen Tag von höchster weltgeschichtlicher Bedeutung^ b^^ ... .... und mit Genugthuung aus den Fürsten bl cken, ^ den sehnlichsten haltenden Fremden vor den Kugel« zu schütze» , sei di» Wunsch de« deutschen Vaterlandes in Erfüllung brachte, dabei ge» - - - - - . " - - . ... lobeUd, „allezeit Mehrer des Reich- zu sein nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern in den Gütern und Gaben des Frieden- aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Die Geschichte geht ihre eigenen Wege und da- Schicksal ist nicht selten ironisch! In eben jenem Schlöffe, wo Frankreich« übermüthige Beherrscher so ost die Pläne zur Zerreißung und Vernichtung Deutschland- schmiedeten, ward unter dem Donner der Kanonen, die da- stolze Pari- bombardiren, die Einheit und die neue Größe Deutschland« besiegelt. Frankreich« Uebermuth, der unS zum Kriege zwang, ward die Ursache dieses großen Ereignisses, der Mann auf Wilhelm-Höhe aber — erscheint er jetzt nicht wie „ein Theil der Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft?" Und welch ein Gegensatz zwischen den beiden kämpfenden Völkern Hier Aufblühen, dort Niedergang; hier Zusammenfassen, dort Zersetzung ! Während itt der neuen deutschen Kaiserstadt der Jubel wiederhallt , windet sich die Weltstadt an der Seine in den Umarmungen de« eisernen Gegners, der fie mehr und mehr erdrückt, Wa« auch ftänktsche Prahlerei sagen mag: dem Rtesevkinde beginnt Wochen and nicht Tage auSmachen. DaS Bombardement in seiner jetziges» Allgemeinheit vrückt, so lange noch Leben-mittel Vorhände» find, weniger die Stadtbevölkerung nieder, al- eS vielmehr die be waffnete Macht demoralifirt. Die Bevölkerung kann zum Theil über die Seine flüchten, wohin die Wirkung unserer Geschoffe noch , . - . . . . nicht reicht; fie kann in die Keller retiriren und wenn fie sich der »um Erstaunen seiner verwöhnten Unterchanen einer rührend«^ Gefahr au-setzt, so ist eS nur zeitweise bei den durchaus nöthigen Einfachheit der Lebensweise befleißige. , Er-S^g s^^ Paffagen. Die zahlreich bewaffnete Mannschaft dagegen, welche " "" ohnehin mancherlei Elemente innerer Auflösung in sich trägt, kann fich in solcher Weise nicht schützen — und wenn auch wirklich die Opfer, die das Bombardement fordert, nicht sehr bedeutend sein möchten, sö demoralifirt bekanntermaßen nichts mehr als ein unthätigeS AuShurren im groben Geschützfeuer. Die unglücklichen Ausfälle, die Trochu wirklich nur zur Beschäftigung der Truppen zu machen scheint, werden nebenbei die völlige Auflösung der DiSciplin vorbereiten und damit die Uebergabe beschleunigen. Der Fall von Straßburg dürfte einige Analogie bieten. Weder der Hunger noch die Verzweiflung der Bevölkerung erzwangen die Eapitulation, sondern lediglich die gebrochene DiSciplin der Bertheidiger, welche der Lommandant nicht mehr zur Verteidigung der erst beginnenden Breschen zu zwingen vermochte. ES wäte mehr als Leichtsinn, wollten die Pariser immer noch auf Entsatz Höffen. ' Alle drei Armeen, die den Entsatz bringen sollteü, fivd nunmehr vollständig besiegt. Am schlimmsten ist jeden« falls die WestaVmee unter Ehanzy daran; fie scheint gar nicht mehr mitzuzählett. Aber auch Bourbaki'« Ostarmee, auf die man selbst in Deutschland Vitt einiger BesorgNiß blickte und von der Frank- reich AM hoffte, P von denTruppen de- Generäl« Beter auf-