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122 Skin? durch die Enceinte, nebst den drei östlich«, Bastionen, da un« viel zu schaffen macht Außerdem haben die Franzosen westkh von Jssy eine Schanze, die sogenannte Waldbatterie, mit 3 bi« 4 Geschützen armirt, von wo au« sie Jssy wesentlich Merstützen; eine andere Batterie Haden sie zwischen Vanvre« und Jssy, aller Wahr scheinlichkeit nach eine Mörserbatterie, welche runde Bomben wirft, und endlich : och eine Kanonenbatterie zwischen Vanvre« und Mou- trouge Daß unsere Geschütze den feindlichen bei Weitem überlegen sind, zeigt sich sowohl an den kolossalen Zerstörungen, welche die selben an den Forts schon angcricktet haben — die ursprünglich so glätten Brustwehren sehen bereit« au« wie algerische Gebirgs landschaften - , al« auch an der 6uerr« ä'embuscsäe, welche die Herren Franzosen bereits auch in diesem Artilleriekampf eiuzufüh- ren beginnen: sie ziehen ihre Geschütze nämlich au« den Scharten zurück und verhalten sich stundenlang ganz ruh g; dann ziehen sie dieselben plötzlich wieder vor, geben mehrere kurze Salven und verschwinden ebenso schnell, wie sie erschienen find. Schlaf ist hier in der Nacht unmöglich, so lange sich die Nerven an da« unauf hörliche Geknalle noch nicht gewöhnt haben; wa« aber unsere Offiziere m d Mannschaften vom FestuugSartillerie - Regiment in Ausübung ihre« anstrengenden und gefahrvollen Beruf« jetzt durch zumachen haben, ist schwer zu beschreiben. Solch eine vierund- zwanzigstüudige Arbeit in der Batterie, auf welche 2 bi« 3 Tage nomineller „Ruhe" folgen, ist da« Xou plus ultra der Leistungs fähigkeit selbst einer kräftigen Natur: der Knall des eigenen Ge schütze«, die genaue Beobachtung der Einschlagsstelle de« Geschosse«, der Donner, das Sausen und Zischen der von allen Seiten herau fliegenden Bomben und Granaten, die Besonnenheit und Geistes gegenwart, welche bei jedem Unfall nöthig ist, die da« Geschütz oder die Bedienungsmannschaft oder beide betrifft, der Kamps gegen die Schrecknisse eine« überwältigenden Feuer«, wie gegen den Mark und Bein durchdringenden Frost, das Alle« bildet eine Häufung der Aufgaben für die moralische und physische Widerstandskraft, die sich als eine echt deutsche Kraftprobe bezeichnen läßt. Die täglichen Verluste an Verwundeten und Todten sind zwar nicht so bedeu tend, sie summiren sich aber von Tag zu Tag. Vorgestern kostete eine cinschlagende Granate einem Offizier da« Leben, verwundete den zweiten schwer und riß dem dritten die Kleider vom Leche, ohne ihn zu verletzen. Versailles, 13. Januar. Unsere Beschießung scheint denn doch die Pariser in höchste Aufregung und Bestürzung versetzt zu haben. Aus den SüdfortS Jssy, VanvreS und Montrouge ist, die« steht fest, inzwischen das ganze schwere Belagerungsgeschütz heraus« gezogen und rückwärt? commandirt worden. Fällt hier und da noch ein Schuß aus den nahezu durchsiebten Fort«, so kommt er, wie man deutlich zu unterscheiden vermag, nur noch au« leichten Feldstücken Lc Bert galant. 15. Januar. Die Dertheiriguug von Pari« scheint jetzt das System der nächtlichen Beunruhigungen beginnen zu wollen. Wie Ihnen der Telegraph schon gemeldet haben wird, sind unsre und ebenso die Vorposten der preußischen Garde heute Nacht wieder mit ziemlich ansehnlichen Kräften angegriffen worden. Um 2 Uhr Nachts etwa leitete eine heftige Kanonade von den Ost orts den Ausfall ein. Dann zoaen sich Infanteriewaffen von RoSny bis nach Lillemoble herab, während gleichzeitig von Bondy auS gegen unsre Stellung vorgegangen wurde und weiter nördlich wiederum Blanc-MeSnit und le Bourget die Zielpunkte de« Aus falls waren. Der Feind wurde nach einstündigem Gefechte, da« weithin die Nacht mit Geschützdonner ersüllte, bei welchem sich die Gegner aber fast nirgencS wirklich inS Auge fassen konnten, auf der ganzen Linie zurückgeworfen. Unsre Vorpostenstelluag wurde allenthalben behauptet und der alarmirte Theil unsrer Truppen fand nur zum kleinsten Tveil Gelegenheit zum Eingreifen. Wir haben in Allem 3 Verwuneete und vermissen ebenfall« 6 Manu, welche patrouillirten. An der nördl. Grenze de« Waide« von Bondy wurden dagegen 12 Franzosen, welche sich bis Nonneville vorgewagt hatten, von unsern Leuten gefangen genommen. Wir werden wohl darauf gefaßt jein können, daß jetzt allnächtliche Ausfälle dieser Art von dem Feinde in« Werk ge,etzt werden, eine nicht geringe Erschwerung deS Dienstes, die aber in der Hoffnung aus einen baldigen Erfolg aus der Pariser Südseite guten Muth« hinge nommen wird. Die Kälte ist heute 5 Grad. E« ist nachträglich noch 1 Capitän gefangen genommen worden, welcher zu den ec- laireurs äe la Leine gehörte. Von Todten hat der Feind 1 Of- ficier und 5 Mann zurückgelaffen. Bei den Gefangenen haben sich Nägel zum Geschützvernageln vorgefunden, sowie auch Vor richtungen zum Sprengen. Den Aussagen nach, welche die Ge fangenen abgaben, vermuthelen sie 1 Batterie hinter der Ferme« Nonneville. Di? Truppen, mit welchen der Ausfall gemacht worden ist, waren zum Theil Nationalgarden. Heute Abend Glattei«. Den ganzen Tag über war hier starkes Schießen sowohl im Nordea, wie im Süden zu hören. (Dr. I.) Preußen« Mian. den -aisersitel in allen unser« Bizs,Hungen und Angelegenheiten de« deutschen Reiche« führen und hoffen zu Gott, daß e« der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahr zeichen ihrer alten Herrlichkeit da« Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegen zu führen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiche- und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärken. Wir nehmen sie an in der Hcffrung, daß es dem deutschen Volke vergönnt sein werde, den Lohn seiner heißen und opfer willigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vatrrlande die seit Jabrbunderten ent- hebrte Sicherheit gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren Wkveu. Uns über und tmseru Nachfolgern in der Kaiserkrone volle Gott v rleihen alle Zeil Mehrer deS deutschen Reiches zu sein, picht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken deS Frieden-, auf dem Gebiete uatiovaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. — Der König von Preußen bat zur Förderung der Zwecke de« Kövig-Wilhelm-BereinS abermals die Summe von 3000 Tha- leru bewilligt und außerdem bat die Königin ihm wiederholt Unter stützungen zufließen lassen. Ebenso hat der Herzog Eugen Erdmann y<jü Württemberg 2000 Thlr. beigesteuert. — Die „N. Fr. Pr." meldet: Die von dem preußischen Ge sandten d Schweinitz in Ofen übergebene Depesche BiSmarckS ist datirt au- Versailles, 8. Januar ; sie spricht insbesondere im Namen de- König- die Freude über die Herstellung guter Beziehungen zwi schen Deutschland und Oesterreich aus und sagt in einer Redewen dung etwa, Preußen werde jede Gelegenheit ergreifen, den hohen Werth, den es der Aufreebterhaltung dieses freundschaftlichen Ver hältnisses beimcht, zu bcthätigen. Die Note kommt demnächst zur Veröffentlichung. Eine schriftliche Antwort von österreichischer Seite ist noch uicht erfolgt. Bayer«. Der ultramontane bayerische Abgeordnete Greil, be« tauvtlich einer jener unbewußten Komiker, an denen die Zelotenpartei nicht eben arm ist, hat kürzlich in einer vor einer Kalholikenvcr- sammlung in Bayern gehaltenen Rede den preußischen Staat mit einem „Vandalenreich" verglichen und seinen Zuhörern auSderGe- schichte nachzuweisen versucht, daß Preußen jetzt am Rande deS Ver derbens stehe, daß eS deshalb äußerst gefährlich sei, sich in eine Verbindung mit ihm einzulaffen. Herr Greil ist Professor am Lyceum in Passau, und man wird aus seinem Vorträge in Bam berg wohl ermessen können, welche Art von Geschichte er seinen Schülern vorträgt. Ob uns daS bay rische Volk solche Lustigmacher auch in den ersten deutschen Reichstag senden wird? Hoffentlich wird aber ein Solcher nicht die deutsche Einheit aushalten, sondern nur die wahren Patrioten anfeueru, sür den freiheitlichen und zeitge mäßen Ausbau der deutschen Reichsverfassung zu sorgen. München, 17. Januar. Morgen findet große militärische Kaiser- Huldigung in Versailles statt, jedes Regiment ist vertreten durch Offiziere und Junker mit Fahne, und zwei Unteroffiziere. München, 18. Januar. In der Abgeordnetenkammer sprachen Huttler, Frankenburger, Wülfert für, Kolb gegen die Verträge. Huttler sagte: Der König von Bayern hat die Initiative ergriffen; wo der König ist, gehören wahre Patrioten hin. Der von Seite der Patrioten gestellte Schlußantrag wurde lebhaft bekämpft und mit großer Majorität abgelehnt. AuS Versailles vom 12. Januar schreibt man dem „Fr. I.": In her heute achttägigen Dauer des Bombardements ist schon Großes erreicht, die ca. 21 Batterien unserer 12- und 24-Psünder und Mörser haben Jssy bereit- zum Schweigen gebracht und eS ist UM so weniger zu erwarten, daß dasselbe ein wirksames Feuer Widder aufnehmen wird, weil eS vorgestern gelang, wie auf Mon- trouge, zwei große Easernen aus dem Fort in Brand zu schießen, so vaß man jetzt nur noch die nackten Giebelmauern derselben sieht. Hierdurch wird es möglich, unser Feuer immer mehr auf Vanvres zu couceotriren, das noch entschieden antwortet, während Mon trouge sich, wie ein schwergetroffener Kämpfer, nur noch mit letzter Krastausbietung zu vertheidigen scheint. St. Cloud und S'evreS gegenüber ist die Vorstadt Billancourt fast ganz geräumt; unsere Vorposten find im Derhältniß der Batterien vorgegangen und unterhalten von verschiedenen gedeckten Punkten aus mit Wall büchsen und Ehaffepots ein störendes Feuer gegen die französischen Vorposten vor der Enceinte. Endlich haben die besonders in der Nacht, aber auch tagsüber abgeschcssenen Brandgranatcn in Paris schon mehrfach gezündet. Indessen ist der Kampf auch französischer, seit- wieder mit großer Energie ausgenommen und Alles wird auf- -ebottu, unser, Vordringen zu erschweren. Die bastionirte Enceinte ist stark armirt und greift bereits energisch in den Geschützkampf «oz Ls ist namentlich Pont du jour, d. h. der Durchgang der