Volltext Seite (XML)
Amtsblatt de« Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. uns Andrassy erträglicher. UebrigenS wird Andrassy seinen maghw rischen Standpunkt herauSkehren, und dieser Umstand muß, ihn in Kurzem zu Falle bringen." Wien, 17. Nov. Die heutigen Morgenblätter melden über einstimmend, daß die Mission des BaroaS KellerSperg bezüglich der Bildung eines CabinetS gescheitert ist. Der „Wanderer" meldet, die großbritannische Regierung habe hierher notistcirt, sie nähme die beabsichtigte Ernennung des Grafen Beust zum österreichischen Botschafter in London mit Befriedigung zur Kenntniß. — Die „Neue freie Presse" berichtet: Kellersperg verließ Wien, nachdem die Unterhandlungen mit ihm in der letzten Stunde au seiner Weigerung, einen Separatausgleich mit den Polen abzu schließen, gescheitert waren. DaS provisorische Ministerium bleibt wahrscheinlich bis nach dem Zusammentritt des ReichSrathS. — Die „Neue freie Presse" bringt noch folgende Details : KellerSperg verweigerte die galizische Resolution oder mindestens Hohenwart- galizische Vorlage im Reichsrathe einzubringen. Auch bildete die von ihm verlangte Auslösung deS mährischen Landtags einen Stei« des Anstoßes. Darauf zerschlugen sich die Unterhandlungen. Eia Ministerium GoluchowSki ist wahrscheinlich geworden. — Tin im Amtsblatt veröffentlichtes kaiserliches Schreiben enthebt Lonhah vom Amte de- gemeinsamen Finanzministers unter Ernennung zum ungarischen Ministerpräsidenten. Trieft, 16. Nov. Die Görzer, Triester und Jstrianer Abge ordneten haben übereinstimmend die Einladung zu dem Congreffe der Föderalisten in Prag abgelehnt. Paris, 14. November. Unter den hiesigen Bonapartisten herrschen seit einigen Tagen große Besorgnisse, da sie aus Chisel- hurst die Nachricht erhalten hatten, daß der Exkaiser sich mit der Exkaiserin entzweit hat und diese deshalb so lange Zeit in Spanien verweilt. Was den Kaiser nämlich sehr unangenehm berührt hat, ist der Umstand, daß sich der Marineosftcier Duperrö in ihrem Gefolge befindet und, wie auch beim Ausbruch deS Krieges, einen großen Einfluß auf sie ausübt. Dieser Duperre ist der Nämliche, welcher in von der September Regierung veröffentlichten Tuilerien« Tagesgeschichte. Berlin, 17. November. Nachdem gestern mehr als 52 Mill. Thlr. rumänische Eisenbahnobligationen, von welchen überhaupt circa 65 Millionen existiren, bei S. Bleichröder und der Disconto- gesellschaft angemeldet worden sind, hat die Constituirung der neuen Aktiengesellschaft und die Wahl des AussichtSratheS stattgesunden, dessen Vorsitzender Hansemann ist. Die rumänische Regierung ist telegraphisch von der Constituirung benachrichtigt worden. — In der heutigen Sitzung deS Reichstages fand die zweite Berathung des Münzgesetzes statt. Bei Paragraph Eins beantragt Mohl die Ausprägung von Reichsgoldmünzen zu genau 25 FrcS. Buhl beantragt die Einführung des GuldenS. Bundescommissar Meinecke und Minister Camphausen empfehlen dringend die An nahme des Marksystems. Beide Amendements werden abgelehnt. Paragraph Eins wird angenommen. Bei Paragraph Zwei ward ein Amendement Bamberger auf Streichung des Groschens auS dem Münzsystem angenommen. Paragraph Drei wird mit dem Amendement Bambergers aus Streichung der Dreißigmarkstücke an genommen. Paragraph Vier und Fünf wurden angenommen. Bei letzterem Paragraph wird das Amendement Münster, die Reichs münzen sollen daS Bild des Kaisers statt deS Landesfürsten tragen, abgelehut, nachdem Bismarck dagegen gesprochen. BreSlau. In Oberschlesien bilden sich, wie die polnischen Zei tungen mit Befriedigung melden, immer mehr polnische Vereine, deren Zweck es ist, die dortige polnische Bevölkerung mit religiösen, communalen und politischen Angelegenheiten bekannt zu machen. Derartige Vereine bestehen bereits in KönigShütte, Kattowitz, Mys« lowitz rc. Die Beiträge sind, um eine massenhafte Betheiligung zu erzielen, sehr mäßig. Jedes Mitglied zahlt nur 2^ Sgr. Ein trittsgeld und monatlich 1 Sgr. Beitrag. Die Sitzungen finden jeden Sonntag nach dem Gottesdienste statt und werden dabei Zei tungen gelesen und Besprechungen gepflogen. Zur Zeit der Wahlen werden diese Vereine, in denen die clerikalen Elemente jedenfalls die Hauptrolle spielen, selbstverständlich den Centralpunkt der Agi tation bilden. Aus Bayern wird der „B. V.-Ztg." geschrieben: Wie wir auS bester Quelle erfahren, hat der König von Bayern seine Zu stimmung zu der vom Bundesrath beabsichtigten Gesetzesvorlage, welche daS. Politisiren vom Altar oder von der Kanzel herab mit Freiheitsstrafe bedroht, gegeben. Die Vorlage wird sofort erfolgen. Außerdem hören wir, daß sich die bayrischen Bevollmächtigten im Bundesrath zu dem Anträge auf Erweiterung der Zuständigkeit deS Reichstags auf das gesammte bürgerliche Recht ablehnend zu ver halten gedenken. ES wäre dies ein neuer Beleg für die Richtig keit der mehr und mehr sich verbreitenden Meinung, daß Herr v. Lutz seine That vom 14. October — die erste in seiner staats männischen Laufbahn — bereut und auf den Rückzug bedacht ist. Papieren vielfach genannt wird, der, wie aus diesen hervorgeht, damals der Hauptrathgeber der Kaiserin war und nicht wenig dazu beitrug, daß der Kaiser nach Wörth und Forbach, nicht nach Pari» zurückkommen durste, wie er zuerst gewollt hat. Die Bonapartisten befürchten nun, daß es unter diesen Umständen zu einem offene» Bruch zwischen dem exkaiserlichen Ehepaar kommt und dadurch ihre Projecte bedeutend beeinträchtigt, wenn nicht ganz vereitelt werden. — Die Nachricht der „France", der Papst wolle nach Frank reich auswandern, beschäftigt heute die Blätter ; klar aber ist die Sache noch keineswegs. Die „Union" will wissen, „die französische Regierung habe vor zwei Tagen Eröffnungen in Aussicht eine» wichtigen Beschlusses erhalten, den der Papst fassen könnte", und der römische Correspondent dieses elerikalen Organs stellt Ereig nisse als nahe bevorstehend in Aussicht, in welchen der Graf Har court (französischer Gesandter in Rom) eine ähnliche Rolle spiele» könnte, wie die, welche einem Mitglieds seiner Familie im Jahre 1848 zufiel, als es sich um die heimliche Abreise Pius IX. rmch Gaeta handelte. Näheres aber giebt die „Union" nicht; die „Ga zette de France" will ähnliche Nachrichten erhalten haben. „Leider, fügt sie hinzu, „scheint eS unS so gut wie gewiß, daß diese Nach richt richtig ist. Die dem Papste in Rom gemachte Stellung werde unmöglich, daher soll Se. Heiligkeit den Beschluß gefaßt haben, die französische Regierung um ein Asyl zu bitten." Die „Agence HavaS" bringt aus Rom vom 13. eine Depesche, wonach die - der „France" grundlos wäre; ob die Nachrichten der und der „Gazette de France" aber gleichfalls grundlo» und AuS dem Lager der Jesuiten in Oesterreich liegen sehr be- merkenSwerthe Aeußerungen vor, welche zeigen, wohin ihre Hoff nungen gehen, wie sie hoffen, daß die eingetretene Wandlung zu ihrem Vortheil auSschlagen werde. Das Organ des frommen VincentiuS von Brixen verlangt als Complement zu Beust'- Sturz die Wiederberufung Hohenwart's. Geschieht das nicht und „fällt Beust, um Andrassy Platz zu machen, dann hat die Rechtspartei nur etwas, aber bei weitem nicht die Hauptsache gewonnen". DaS Gleiche erklärt Hr. Rudigier von Linz, während der AmtSbruder von Graz schon heute nicht mehr um das Gelingen der jesuitischen Pläne bekümmert ist und die Rechnung der Jesuiten in folgender prägnanten Fassung stellt: „Der Gewinn ist ein großer; wir haben leichter fertig zu werden. In der Freude über Beust'S Sturz wird "find, darüber schweigt daS genannte telegrayhifche Organ der Per« ^-270. Erscheint t. Freiberg jed. Wochen», Ab. SU. für den and. Tag. Jnser. werden bi» B. lt U. für nächste Nr. -ngen. Sonntag, den 19. November Prei» vierteljährl. 20 Ngr, Inserat« «erden die gespalten« Z«il« od«r deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871.