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2028 VodenflSche, gegen welche selbst die Rittergüter Pommerns lange nicht aukkommm. Auch sie besitzen nahezu zwei Fünftel des Areal«. Nun gab e« im der mecklenburgischen Geschichte niemals einen Punkt, wo die LandeSsürsten ein persönliche« Interesse hatten, die Gewalt der Stände niederzuwersen. Noch heute zersällt Mecklenburg in drei abgeschiedene Theile: in daS Domanium, wo die Herzöge als un beschränkte Großgrundbesitzer regieren, und wo die Einwohner sich ihnen gegenüber als abhängige Dienstleute verhalten, in das ritter« schriftliche Areal, wo die Ritter säst ebenso unbeschränkte Obrigkeit find wie der Herzog auf seinem Domainenbesitze, und in die land» tagsfähigen Land- und Seestädte, deren Bewohner bis vor Kurzem in dem Banne des Zunftwesens lagen, wie die Landbewohner noch heute unter dem Banne der autSherrlichen Obrigkeit stehen Souveräne von Mecklenburg giebt eö eigentlich nickt, denn die Souverainetät der Herzöge ist auf ihr Domanium beschränkt ; die Ritter sind Mittheilhaber der Staatsgewalt. Ein mit politischen Rechten begabtes Volk giebt eS in Mecklenburg ebenfalls nicht, denn das Volk in Mecklenburg hat für seine eigenen LandeS-Ange« legenheiten kein Wahlrecht, keine Möglichkeit, Abgeordnete zu ent» senden, welche die Steuern bewilligen und controliren, welche ein Budget feststellen und auf die Verwaltung des Landes irgend einen Einstuß ausüben. Politische Rechte haben nur die Ritter, welche zur Standschaft gehören, Gerichtsbarkeit und Polizei auf ihrem Areal ausüben, haben nur die Magistrate der Städte und nur die Herzöge, sofern sie die größten Grundbesitzer find. In dieses feudale Wesen hinein ist nun der norddeutsche Bund und daS deutsche Reich mit seinen modernen Staats- und WirthschaftSideen gedrungen. Als deutscher Bürger hat der Mecklenburger ein Wahlrecht, als LandeSkind hat er eS nicht: als deutscher Bürger kann er durch seine Abgeordneten Steuern bewilligen, daS Reichsbudget fest» stellen, die Gesetze mit beschließen, welche für sein Heimathland mitgelten und die dortigen Zustände obändern. Als LandeSkind aber Hot er nickt die geringste Mitwirkung bei Steuern, Budget oder Gesetz. Als deutscher Bürger hat er Freizügigkeit, kann er Gewerbe treiben, Grundbesitz kaufen, wo er will; als LandeSkind kann er dies nicht, denn die Wirksamkeit der Reichsgesctze zer schellt an den partikularen Verhältnissen. Was Hilst die Freizügig keit da, wo der Ritter der Besitzer sämmtlicher Wohnungen ist? Was hilft die Freiheit des Erwerbes von Grundbesitz? Wo daS Gesetz die Theilung des Bodens verbietet und nur größere Güter zuläßt, wo eS Gemeinden mit selbstständigem Recht überhaupt nicht giebt, da können alle wirthschaftlichen Reichsgesetze Nichts auSrichten. Die Wurzel dieser Erstarrung liegt aber darin, daß daS Volk gar keine Vertretung hat, sondern daß eS unter der unbedingten Knecht schaft eines privilegirten Standes und einer absolutistischen Fürsten gewalt sich befindet. (Magdeb. Zrg.) München, 24. October. Der König hat den wegen Desertion vor dem Feinde zum Tode verurtheilten Unterlieutenant Freiherrn v. Waldensels zu 15 jähriger, auf einer Festung zu erstehender Zucht hausstrafe begnadigt. — Der praktische Arzt Nr. Kiderlin in Fürth hat den ibm für seine Tbätigkeit während deS Feldzuges verliehenen bairischen Orden zurückgewiesen, weil er einzig nur aus Humanitäts- rücksichten die Kranken verpflegt habe, und nickt deswegen, um einen Orden zu erhalten. — In Straubing fand dieser Tage die erste altkatbolische Taufe statt und zwar durch den excommunicirten Priester Hort. Stuttgart, 23. Oct. DaS hiesige Altkatholiken Comite wird eine größere Versammlung berufen und hat sich mit Professor Michelis in Verbindung gesetzt, damit derselbe in dieser Versamm lung die Grundgesetze der Altkatholiken klar lege. Karlsruhe, 21. October. Die „KarlSr. Ztg." theilt amtlich mit, daß der Großherzog die Einziehung sämmtlicher badischen Ge sandtschaften, mit Ausnahme der Gesandtschaft in Berlin, verfügt hat. Von den hierdurch disponibel gewordenen Beamten wird geh. Rath l)r. Robert v. Mohl zum Präsidenten der Oberrecknungs- kammer ernannt, die Legationsräthe v. Dusch (Stuttgart) und V. Schweizer (Wien) in den Ruhestand versetzt. Wien, 24. October. Der „Nat.-Z." schreibt man: Das Er gebniß der bisherigen Ministerberathungen und des Einschreitens des Reichsministeriums, wie der ungarischen Regierung dürste sich in Kürze dabin definiren lassen, daß die Centralvertretung der öfter- teichischen Königreiche und Lander bestehen bleibt, daß aus derselben nach wie vor die Delegation gewählt wird, daß die Einheit der Armee nicht angetastet werden darf, daß die Bedeckung des Bud gets Aufgabe der erwähnten Centralvertretung bleibt Im Uebri- gen ist dieselbe allein kompetent, die czechisch feudalen Vorschläge in Berathung zu nehmen. — 25. October. Das „Oesterr. Journ." meldet: Wenngleich die kaiserliche Entscheidung noch nicht erfolgt ist, ist kaum zu be zweifeln, daß die AuSgleichSpolikik als aufgegeben betrachtet werden pmß, Da« vom Reichsministerium und Andrassh redigirte Ant« wortSrescript auf die Adresse deS böhmischen Landtag- wird sowohl von dem Ministerium Hohenwart als von den anwesenden Czecheo» führern für unannehmbar erklärt. Seitens der Lzechensührer ist eine motivirte Erwiderung zu erwarten, welche die Richtbeschickung deS ReichSrathS seiten deS böhmischen Landtags in Aussicht stellt. DaS „Oesterr. Journ." und das , Vaterland" deuten ebenfalls an, daß für diesen Fall die Demission deS Ministeriums Hohenwart zu erwarten sei. — Wie der „Presse" mitgetheilt wird, haben die Verwaltun gen der deutschen Eisenbahnen die Vorschläge der österreichischen Eisenbahnen - Direktionen b treffs einer Entschädigung für die Ab nutzung der Waggons während deS Krieg-s acceptirt. ES werden demgemäß den österreichischen Bahnen 3 Millionen Gulden gezahlt, die unter die einzelnen Bahnen nach dem Verhältniß, in welchem fie Schaden gelitten habe», vertheilt werden. Reichenberg, 24. Oktober. Laut der ,R. Ztg." hat die Ver tretung der siavr Reichenberg heute beschlossen, unmittelbar an de« Kaiser eine Petition zu richten und in dieser an den allerhöchsten LandeSsürsten die Bitte zu stellen, derselbe wolle zur Kenutniß nehmen, „daß cie gleich der übngen deutschen Bevölkerung Oester reichs vom Gefühle der unwancelbaren Treue gegen Kaiser und Reich erfüllte Vertretung der Stadtgemeinde Reichenberg nur in der Erhaltung der Verfassung das Mittel zur Sicherung der Mo narchie und zur Wahrung der berechtigten Ansprüche der Deutschen in Oesterreich überhaupt und in Böhmen insbesondere erblickt." Die Petition wird durch eine Deputation dem Kaiser überreicht werden. Graz 25. Oktober. General Benedek, welcher seinen Aufent halt hwr genommen hatte, ist infolge eines SchlagflusseS gestorben. Er war geboren im Jahre 1804 Pcflh, 25. Oktober. Der Ministerpräsident Graf Andrassy ist gestern aus Wien zurückzckehrt. Paris, 22. Oktober. Die Regierung scheint endlich eingc- schen zu haben, daß es nothwendig ist, gegen die Offiziere einzu- schreiten. Eine Note im officiellen Blatt kündigt dieses heute an. Gegen die Presse scheint man auch wieder strenger vorgehen zu wollen. Der „GauloiS" wurde heute mit Beschlag belegt, weil er die Decorirung Pouysr-Quertier's verspottete. (P. erh-elt von Thiers zum Dank für die Verhandlungen in Berlin daS Groß kreuz der Ehrenlegion). — Der Herzog von Aumale wurde im Departement Oise mit 22 von 35 Stimmen zum Präsidenten deS Generalralhes gewählt. Depeschen aus Algerien melden, daß das Gros der Insurgen ten, von den Regierungstruppen hart bedrängt und vertrauend auf die französische Großmuth, seine Unterwerfung angeboten habe. London, 23. October. Die Internationale hat eine starkbe suchte Sitzung abzehalten, um die besten Mittel zur Förderung ihrer Zwecke zu beratheo. Grund dieses Schrittes war die That- sache, vag die englischen Arbeiter-Classen sich neuerdings von dem Verbände fern gehalten haben, und daß zumal nach Veröffentlichung der letzten politischen Broschüre viele Mitglieder ausgetreten sind, sonach in der Casse Ebbe eingetreten ist. Es wurde beschlossen, im ganzen Lande eine Anzahl von Zweigverbänden zu gründen, um der Bewegung weitere Ausdehnung zu geben und die uöthigeu Gelder für Fortführung des Werkes aufzutreiben. Auch unter denen, welche der Internationalen bisher treu geblieben find, herrscht keineswegs große Zufriedenheit, denn nachdem vor einigen Monaten der Beschluß gefaßt worden war, den ausländischen Verbandsmit- gliedern, von denen viele sich als kommunistische Flüchtlinge hier aufhalten, einen Sitz im englischen CcntralauSschuß einzuräumeo, sind diejenigen, welche die englischen Meinungen vertreten, bei letzter Gelegenheit in mehreren Fragen von politischer Bedeutung übei stimmt worden. Die englischen Mitglieder wollen in Folge dessen mit der Politik nichts mehr zu thun haben ; sie heben hervor, daß die Internationale ursprünglich nur gegründet worden sei, um Arbeiter Angelegenheiten zu reguliren, und daß der englische Arbei ter sich nicht berufen fühle, die Geldmittel für ausländische Agi tationen aufzutreiben. — 25. October. Die Morgenblätter veröffentlichen ein Schrift stück, welches daS Gerücht vom Abschluß einer Allianz zwischen conservativen Oberhausmitzliedern und Arbeiterführern dementirt. Die Einleitung von Verhandlungen wird eingeräumt, doch sind dieselben später abgebrochen worden. — Die „Moruing - Post" schreibt: Das Gerücht, demzufolge der Krankheit der Königin halber eine Regentschaft eingesetzt winde, ist durchaus unbegründet. Zürich. Nach der „Tagwacht" wird in Arbeiterkreisen aus dem Wege der Initiative ein Gesetz ungebahnt, wonach bei allen Abstimmungen und Wahlen, bei welchen gesetzlich die Urne zur An wendung kommt, die Betheiligung obligatorisch erklärt werden soll, -ei einer Buße von mindestens SO Ht.