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Merger IMger und Tageblatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand.' ^-227. «erscheint i. Freiberg jed. Wochen!, Ab. 6U.fiirdtn and.Tag. Jnser. werden bi« V. 1t U. für nächste Nr. -ngen. Freitag, den 29. September Preis vierteljähri. L0 Ngr, Inserate werden die gespalten« Zeil« od«r d«rm Raum mit 8 Pf. b«r«chntt. 1871. TagesgeschichLe. Berlin. Sin hiesiges Blatt wiederholt die Behauptung, daß die Berufung des Generals v. Manteuffel ins Kriegsministerium, und zwar neben dem Grafen v. Roon, in Frage gekommen sei. Die „Kreuzztg." bemerkt hierzu, daß jedem in militärischen Dingen halb« Wegs Kundigen nicht bloS die Unrichtigkeit, sondern auch die Sinn losigkeit dieser Mittheilung ohne Weiteres einleuchtet. — Soweit sich bis jetzt die Voranschläge des ReichShaushaltS pro 1872 übersehen lassen, betragen die Einnahmen und Ausgaben: 1) Bei dem auswärtigen Amte Einnahme 56,380 Thlr. (3720 Thaler mehr als im Etat pro 1871); Ausgabe a) fortlaufende 1,364,305 Thlr. (110,075 Thlr. mehr als 1871), b) einmalige 85,000 Thlr. (3656 Thlr. weniger als 1871); 2) bei dem ReichS- kanzleramte Einnahme 180 Thlr., Ausgabe -0 fortlaufende 550,088 Thaler (177,900 Thlr. mehr als 1871), b) einmalige und außer ordentliche 126,000 Thlr.; 3) bei der Marine Einnahme 15,863 Thlr. (139 Thlr. weniger als 1871) und Zuschuß auf Grund der Anleihegesetze von 1867 und 1869: 1,222 000 Thlr. (d. h. 550,000 Thaler weniger als 1871), Ausgabe a) fortlaufende 3,759,821 Thaler (mehr 163,091 Thlr. gegen 1871), b) einmalige 4,572,179 Thaler (mehr 168,719 Thlr. gegen 1871); 4) bei dem Rechnungs höfe Einnahme: Vacat, Ausgabe s) fortlaufende 76,200 Thlr. (mehr 13,200 Thlr.), b) einmalige 20,000 Thlr.; 5) bei dem Bundes« oberhandelsgericht Einnahme 6680 Thlr. (mehr 6050 Thlr), Aus gabe 73,300 Thlr. (mehr 7450 Thlr.) ; 6) bei den Zollen und Verbrauchssteuern Einnahme 62,536,000 Thlr.; 7) bei der Wechsel« stempelsteuer Einnahme für die ReichScasse 1,407,200 Thlr.; 8) bei der Post Einnahme 26,479,670 Thlr. (mehr 2,319,776 Thlr.), Ausgabe a) fortlaufende 23,468,231 Thlr. (mehr 1,743,302 Thlr.), b) einmalige 325,805 Thlr. — Das Gesetzblatt für Elsaß-Lothringen vom 26. September enthält das Gesetz, bett, die Vereidigung der Staatsbeamten vom 20. September. Der Diensteid, welchen die Staatsbeamten in Elsaß-Lothringen, einschließlich der Advocate», Anwälte und Notare zu leisten haben, lautet: „Ich ... schwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß ich Sr. Maj. dem deutschen Kaiser treu und gehorsam sein, die Gesetze beobachten und alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach meinem besten Wissen und Gewissen genau erfüllen will, so wahr wir Gott helfe. — DaS Gesetzblatt enthält ferner Eine Verordnung vom 20. Septbr., welche vom 1. October 1871 ab — an welchem Tage die ordent lichen Gerichte wieder in Kraft treten — die Competenz der Kriegs gerichte einschränkt. — Die provisorische Einrichtung der Straßburger Universität dürfte unter Roggenbachs Leitung so weit vorschreiten, daß spätestens Ostern die Lehrkräfte in Thätigkeit treten werden. — Die Wieder erneuerung der Bibliothek macht gute Fortschritte. — LouiS Napoleon hatte bekanntlich an Kaiser Wilhelm ge schrieben, daß er bet Sedan den Tod nicht habe finden können. Jetzt schreibt ein Correspondent der „Köln. Zeitung": Schon vor Sedan erschien LouiS Napoleon ganz gebrochen. AIS ihm einer seiner Vertrauten dort rieth, wenigstens an der Spitze eines Regimentes ein ehrenvolles Ende zu suchen, erwiderte der besiegte Herrscher mit abwehrender Geberde: O'ost trss-beau vn xvösiel (DaS macht sich sehr hübsch bei den Dichtern.) — Eine von mehr als 7000 Arbeitern besuchte Socialde- mokraten-Versammlung, welche am 24. September in Berlin stattge sunden hat, nahm u. A. folgende Resoluttonen an: „Die Versamm lung erklärt die WohnungSnoth und Steigerung der Miethe» in großen Städten als Folge der heutigen socialen Zustände, welche es den Grundbesitzern ermöglichen, durch -die Bodenrente da- ar beitende Volk auSzubeuten und nicht den Bedürfnissen deS Volks, sondern schwindelhafter Speculation halber den Wohnungsbau be treiben. Die Versammlung erklärt daher, daß nur durch den social- democratischen Staat, wo aller Grund und Boden Gemeingut ist, und den Bedürfnissen des Volkes gemäß Arbeiter-Productivgenossen- schaften die Wohnungen herzustellen, aber nicht durch Palliativmittel der heutigen WohnungSnoth und den pestartigen Krankheiten, welche sie im Gefolge hat, ein Ende gemacht werden kann. Im Hinblick auf die gegenwärtige WohnungSnoth in Berlin, erklärt die Ver sammlung es für eine Beleidigung deS Volkes von Berlin, wenn die Behörden sich unterstehen sollten, den unverschuldet obdachlos werdenden Arbeiterfamilien statt einer menschenwürdigen proviso rischen Unterkunft das Arbeitshaus anzuweisen. — Die Versamm lung tadelt sodann aufs Schärfste die Fahrlässigkeit der städtischen Behörden und der GesundheitSpolizei, welche bisher noch nichts ge- than haben, um pflichtgemäß den ansteckenden Krankheiten dadurch vorzubeugen, daß die Hausbesitzer angehalten werden, ihre oft Pest höhlen gleichenden Räume in einen der Gesundheit zuträglichen Stand zu versetzen. Ferner: Die Versammlung erklärt den Strike der Berliner Tischler für vollständig gerechtfertigt und beschließt, ihn mit aller Krast zu unterstützen. Sie spricht ferner ihre Ent rüstung aus über die Rohheit der Tischlermeister, welche die zu gütlicher Verhandlung kommenden Gesellen gewaltsam angegriffen und den Gesellen Grellmann lebensgefährlich verletzt haben. Die Versammlung erklärt ferner für nothwendig, daß alle Corporatiooen der Arbeiter Berlins sich über ein gemeinsames Vorgehen zu einigen, um im Falle von StrikeS durch Organisation der Arbeitersache zum Siege verhelfen zu können, und schließlich: „Die Versammlung beauftragt das Bureau, in nächster Zeit eine feste Vereinigung sämmtlicher Arbeiter Berlins einzuberusen, um dadurch dem Elend im Arbeiterstande durch Erringung von höheren Löhnen und Ab kürzung der Arbeitszeit entgegen zu wirken." Aus Thüringen, 23. Sept. Die am 21. und 22. Sept, er folgte Heimkehr der 22. Division (weimarischeS Regiment Nr. 95, coburg-gothaischeS Regiment Nr. 94, hessisches Regiment Nr. 83, thüringisches Regiment Nr. 32, thüringisches Ulanen-Regiment Nr. 6 und hessisches Husaren-Regiment Nr. 13) aus Frankreich in ihre Garnisonen Coburg, Hildburghausen, Meiningen, Eisenach, Gotha, Weimar, Jena, Mühlhausen, Langensalza und Kassel hat sich über all zu einem wahren Festtage gestaltet. Alle Städte hatten sich mit Kränzen, Ehrenpforten, Fahnen und allem möglichen Ehren schmuck so reich als möglich geziert und überall wurden die aus dem blutigem Kampfe so siegreich heimgekehrten Krieger aus daS herzlichste und freudigste empfangen. München, 27. September, 2 Uhr Nachmittags. Der Land- N Aben durch den Prinzen Luitpold im Auftrage deS Königs IM S:tzungSsaale der Abgeordnetenkammer eröffnet. Keine Thronrede ward verlesen. Der Minister des Innern verlas nur die EtnberufungSordre. Passau, 22. September. Gestern wurde der Pfarrer WÜrf von Aunkirchen (wegen fortgesetzter unzüchtiger Handlungen, an Mädchen in der Schule während des Religionsunterrichts begangen) zu 9 Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt. Wien, 26. September. Das Presbyterium der Augsburger Confesston beschloß, den Wiener Altkatholiken die evangelische Kirche in Rumpendorf zur Abhaltung ihres Gottesdienstes zu überlassen. Paris, 26. September. Bismarcks Zustimmung zur Ent gegennahme der vierten halbe» Milliarde ungarantirter Tratten ist heute eingetroffen. Parts, 27. September. „Patrie" zufolge hat da- ComitL der Handwerksgehülsen in Pari- beschlossen, daß von nun ab sidnmt- liche Gehülsen, welchem Gewerbe sie auch anMrm mb-en, stH