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Einheimischen und Fremden vergnügt verbracht. An dieses Garten fest schloß sich nun noch Abends ein den heimgekehrten Kriegern und ihren Frauen zu Ehren veranstaltetes Festessen an, bei welchem die Festfreude durch zahlreiche Toaste in gebundener und freier Rede noch wesentlich erhöht wurde. Ein solenner Ball bildete den Schluß dieses festlichen Tages, .der allen Betheiligten zeitlebens in freu diger Erinnerung bleiben wird, zumal derselbe auch noch durch sehr günstiges Wetter ausgezeichnet war. —ät. Chemnitz, 3. September. Am 11. October d. I. beginnt die Königl. Bauaewerkenschule zu Chemnitz ihren LehrcursuS deS Winterhalbjahres 1871—1872 und die Königl. Werkmeister schule einen LehrcursuS der mechanischen Abtheilung für Maschinen bauer, Mühlenbauer, Schlosser rc. Anmeldungen von Schülern sind für beide Anstalten bis zum 30. September dieses JahreS persönlich oder schriftlich bei der Direction zu bewirken. — Zur Erinnerung an die für die deutschen Waffen so rühm- und erfolg reiche Schlacht bei Sedan fanden am gestrigen Tage auf Anord nung des StadtratheS verschiedene Feierlichkeiten statt. Früh 6 Uhr durchzog eine Reveille vom Stadtmusikchor, welche von den hiesigen Scheibenschützen als Ehrenwache begleitet wurde, vom Hauptmarkte ausgehend, verschiedene Straßen der Stadt. Um 8 Uhr sanden in der Realschule, der Handelslehranstalt und den städtischen Bürgerschulen in Gesang und Rede bestehende Festlich keiten statt. Den übrigen Theil des TageS fiel in genannten An stalten der Unterricht aus. Nachdem noch von 11 — 12 Uhr des Vormittags von den Thürmen der Stadt in mehreren Pulsen mit sämmtlichen Glocken geläutet worden war, folgte Mittags von 12— 1 Uhr auf dem Neustädter Markte auf einem eigens zu diesem Zwecke errichteten Podium Musikaufführung vom Stadtmusikchor. Wurde schon durch diese Feierlichkeiten das Herz jedes echten Patrioten gehoben, so war dies aber auch besonders dadurch noch der Fall, daß man für reichen Schmuck der Häuser in der Stadt gesorgt hatte. Nicht nur sämmtliche öffentliche Gebäude, sondern auch eine sehr große Zahl von Privat-Gebäuden waren mit Flaggen reichlich versehen und es hat das Publikum hierdurch, sowie durch sein zahlreiches Erscheinen während der Mufikaufführung zu er kennen gegeben, daß durch die veranstaltete Feier dem Wunsche der patriotischen Bevölkerung in entsprechender Weise entgegen gekom men worden war. Um dem Tage der Erinnerungsseier einen würdigen Abschluß zu geben, hatte der Stadtrath am Abende so wohl am Rathhause, als an den aus den öffentlichen Plätzen befindlichen Candelabern die GaS-Jlluminationökörper erleuchten lassen. Ebenso waren einige Privat-Häuser illuminirt. — Von der ursprünglich beabsichtigten kirchlichen Feier des Tages, wie ich Ihnen früher berichtete, hat der Stadtrath abgesehen und zwar eineStheilS deshalb, weil nur der Kirchenvorstand von St. Johannis der in Anregung gekommenen Idee zugestimmt, die Kirchen vorstände vou St. Jacobi und St. Nicolai sich gegen die hier pro- jectirte locale Feier ausgesprochen hatten und zwar der Erstere unter Hinweis darauf, daß man lieber auf dis Einführung eines allge meinen Gedenktages hinwirken möge, dann aber auch anderentheils deshalb, weil aus einer Mittheilung des hiesigen GymnastalrectorS, Professor vr. Vogel, zu ersehen war, daß das Königliche CultuS- mtnisterium die Abhaltung des am Gymnasium für den 2. Septem ber in Aussicht genommenen Actus zu genehmigen Bedenken ge tragen hat, um nicht einer etwa anzuordnenden allgemeinen Gedenk feier vorzugreifen und mithin einer gleichen Entschließung desselben Ministeriums bezüglich der kirchlichen Feier entgegenzusehen sein würde. — Bei Gelegenheit der vollständigen Ausgrabung des auf Hilbersdorfer Flur aufgefundenen fossilen Baumstammes ist man auf einen zweiten solchen Stamm gekommen. Dresden, 4. September. Se. Maj. der König sind, einge gangenen Nachrichten zufolge, vorgestern Nachmittags 5 Uhr in Straßburg angekommen und dürften heute auf Burg Stolzenfels eintreffen, wohin Ihre Maj. die Königin Sich bereits am 2. d. von Possenhofen aus über München begeben haben. — Der ehemalige sächs. Eisenbahndirector, jetzt k. k. Hofrath Max v. Weber in Wien, hatte bei Beginn des Krieges eine Be lohnung von Hundert Thalern für die erste von einem königl. sächs. Unterosftzier oder Soldaten vollbrachte Waffenthat ausgesetzt. Diese Belohnung hat das sächsische Kriegsministerium dem zur Zeit noch in Frankreich (zu Charleville) stehenden Feldwebel Robert Bernhard Lehmann zuertheilt, der mit der 5. Compagnie des Re giments 104 bei Sedan die Mitrailleuse eroberte, welche den Namen „General Bouchu" trug. Dieser Tapfere, der mit eigener Hand eine Heldenthat ausführte, ist außerdem vom Könige von Sachsen Mit der goldenen Medaille zum St. Heinrichsorden und vom deutschen Kaiser mit dem eisernen Kreuze decorirt worden. Vermischtes. * Ueber den Ausfall der Ernte in den verschiedenen Ländern Md Gegenden lassen eS die sich jetzt täglich mehrenden Special berichte zweifellos erscheinen, daß die Gesammtertkäge dieses SahreS als sehr zufriedenstellend bezeichnet werden können. In den süd westlichen Ländern und Provinzen Deutschlands gehört der Körner ertrag der Winterfrüchte zu den hervorragendsten Ergebnissen, die seit langen Jahren beobachtet worden sind. Fast einstimmig find in dieser Hinsicht die Urtheile über den Roggen, der in Quantität und Qualität seit vielen Jahren nicht mehr so vorzüglich gekörnt hat als Heuer. Der Weizen hat im Allemeinen weniger Gebinde geliefert, als es erwartet worden war, allein der Körnerertrag ist vollständig befriedigend und die Qualität sehr gut, namentlich wird aus der Provinz Rheinhessen, Rheinpreußen, der bayerischen Pfalz und Elsaß die Qualität als sehr hervorragend bezeichnet. Nicht minder günstig sprechen sich die Spectalberichte aus Baden, Württemberg und Franken über die Fruchterträgnisse aus; nur bei der Gerste find dort die Hoffnungen unerfüllt geblieben, indem dieselbe nicht allein geringeren Massenertrag lieferte, als es erwartet worden war, sondern auch in der Qualität zu wünschen übrig läßt. Aus Franken, Mähren und Böhmen tauchen nur vereinzelte Klagen auf, im Ganzen ist man aber auch dort durch die Ergebnisse befriedigt. AuS Thüringen, Sachsen (Königreich und Provinz) laufen Berichte ein, denen zufolge die Ernte als völlig befriedigend angesehen werden muß, namentlich wird hervorgehoben, daß die Qualität des Weizens die gehegten Erwartungen weitaus übertreffe. Von den Ostseehasenplätzen her wird der Verkehr in Winterfrüchten bereits als so belebt geschildert, wie es seit einer ganzen Reihe der Vorjahre nicht mehr beobachtet worden sei. * In Berlin macht das plötzliche Verschwinden des Geh. Re gierungsraths Branddirector Scabell peinliches Aufsehen. In den von ihm verwalteten Cassen sollen bedeutende Unterschleife entdeckt worden sein. * AuS der Pfalz, Ende August. Die „Rheinpfalz" meldet: „Nicht geringes Aufsehen erregt die vor 14 Tagen geschehene heim liche Entfernung des langjährigen Hausvaters des protestantischen Rettungshauses in Haßloch, Gelbach, mit Zurücklassung seines Weibes und einer großen Anzahl Kinder. Die Flucht wird mit Kassendeficit und selbst Erpressungsversuchen in Verbindung ge bracht." * Darmstadt, 31. Aug. Heute früh gegen 6 Uhr entlud sich über unserer Stadt ein furchtbares Gewitter, wie wir eS schon lange nicht mehr erlebt. Leider sollte eS nicht ohne ganz traurige Folgen sein. Es wurde nämlich der Stadtgerichtsdiener Ganz, der erst vor Kurzem ein Haus in der Nähe des Friedhofes käuf lich erworben, am Heerde durch einen in den Schornstein hinein dringenden Blitzstrahl auf der Stelle erschlagen. Der Getödtete war gerade im Begriff, sich seinen Morgenkaffee einzuschenken, als ihn der tödtliche Strahl traf. — In derselben Zeit brach in der GaSfabrik, ebenfalls infolge eines Blitzstrahles in die Pechkammer, Feuer aus, welches wie 1870 einen Theil der Bevölkerung in nicht geringe Bestürzung versetzte, aber in verhältnißmäßig kurzer Zeit, ohne sehr erheblichen Schaden zu verursachen, gelöscht wurde. — Ein Theil der Altstadt, wie mehrere Straßen der Neustadt waren infolge deS furchtbaren Regengusses unter Wasser gesetzt. — Auf der Arheilger Chaussee wurde ein Mann und das Pferd, auf dem er saß, getödtet; auch wurde auf der Griesheimer Chaussee eine Frau vom Blitz getroffen, jedoch nicht getödtet. — Ueber den Brand in der GaSfabrik erhalten wir noch folgende Darstellung: Das fürchterliche Gewitter, welches sich heute Morgen über unsere Stadt entlud, zündete in der hiesigen GaSfabrik im Dache deS Essighauses, das abbrannte. Der sehr rührigen Hilfe der hiesigen und der Turnerfeuerwehr ist es zu danken, daß sich das Feuer nicht weiter verbreitete und gegen 8 Uhr vollständig gelöscht war; der Betrieb wird nicht gestört sein. An der Stelle, wo der Blitz einschlug, hielten sich etwa ein Dutzend Leute aus, die auf Abgabe von Holzkohlen warteten und wie durch ein Wunder der Gefahr entgingen. (CH. Tgbl.) Verantwortlicher Redakteur: E. Mau Lisch Heiberg? Ortskalender. Bundestelegraphen - Station, Burgstraße Nr. 247, L. Etage, täglich geöffnet von früh 7 bis Abend- 9 Uhr. Sparkasse täglich geöffnet Nachmittag- von 2 bis S Uhr. Leihkaffe geöffnet Montag-, Mittwoch«, Freitag« und Sonnabend« in den Vormittagsstunden. Altertums. Museum (Kaufhaus, 2. Etage) regttmäßig geöffnet: Sonntags, Vor. und Nachmittag«, sowie Mittwochs und Sonnabcnvs, von Nachmittag« 2 Uhr an. — Außer dieser Zeit erfolgt die Oeffnung nach Meldung beim HauSmann. ^m 5. September Mittags 12 Uhr ging die RathhauS-Uhr 4 Müiutm vor.