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1869 Lachaud (Vertheidiger): Courbet war nicht so feindlich gegen die Säule gesinnt; er wollte, daß man die Halste zur Erinnerung an den französischen Ruhm bewahre; er wollte, daß man die BaS- ReliefS wegnehme, und daß diese Operation vom Genie ausge führt wetde. Der RegierungS-Commissar fragt, ob Courbet in der Sitzung vom 27. April nicht die Ausführung des Decrets vom 12., Be treffs der Zerstörung der Säule, verlangt habe. — Courbet: Dies war nicht möglich, da ich die Erhaltung der Hälfte der Säule verlangt hatte. Der Präsident schreitet nun zum Verhöre der Zeugen. Der erste ist Duchon, der Wächter der Säule. Er behauptet, daß Courbet am 15. Mai die Säule bestiegen hat. Courbet und Lachaud läugnen eS. — Barbet de Jouh, einer der Conservatoren deS Louvre, bestätigt, daß er Courbet nie für gefährlich gehalten, in so fern eS den Louvre betraf. — Dorian (Bauten-Minister nach dem 4. September) spricht sich zu Gunsten Courbet's aus. Der selbe habe sich in politischen Dingen nie extravagant gezeigt. Die Sitzung wird nun 10 Minuten lang aufgehoben, und dann Jules Simon, der Unterrichtsminister, als Zeuge aufgerufen. (Große Erregung.) zu leisten und erwartet, daß die Arbeiter endlich einmal ihr volles Recht fordern werden." klagt, daß Gemälde rc. abhanden gekommen feien, er eine aus Künst lern bestehende Commission ernannt habe; er habe daraus bestanden, daß Courbet Mitglied derselben werde. Während der Belagerung habe er sich nicht über dessen Auftreten zu beklagen gehabt. Die Mission Courbets und seiner Kollegen sei aber nur eine osficiöse gewesen, und Courbet habe niemals eine osficielle Stelle gehabt. JuleS Simon fügt hinzu, man sei gewisser subalternen Beamten sticht sicher gewesen und man habe dieselben auch später entlassen. Die Künstler seien deshalb ermächtigt wordm, die Museen zu be suchen, um Entwendungen und Beschädigungen zu verhindern. Äorreau (Advocat), der nächste Zeuge berichtet: Courbet be suchte ihn am 9. Mai, und sagte ihm, daß er aus der Commune nicht auStrete, weil man ihm gedroht habe, ihn zu erschießen, und er außerdem glaubte, daß es seine Pflicht sei, zu bleiben, um die Gemälde sicher zu stellen. Der Präsident richtet dann noch einige Fragen an Jourde und Ferrä. Billioray und Assy erklären Betreffs einer an Ferro gerichteten Frage, daß niemals die Rede davon gewesen sei, Paris in die Luft zu sprengen. de SerreS (Kapitän) sagt aus, daß, als er Besitz vom Ge fängnisse La Santo genommen, er einen Befehl FerreS vorge sunden, der besagt habe, daß, falls die Versailler in Paris ein rückten, man alle Gendarmen erschießen müsse, die sich in den Gefängnissen befänden. Man läßt dann Dacosta, den bekannten Secretär von Raoul Wgauld kommen. Es stellt sich jedoch heraus, daß eS nicht Da- eosta, sondern ein gewisser Costa ist. Die Sitzung wird geschlossen. Vermischtes. * Berlin. Die nunmehr 6 Wochen dauernde ArbeitSein- ' zu haben, dieselbe zerstören zu wollen. — . . „ "nun Courbet, warum man Kunstgegenstände im Hotel Cluny ein- . gepackt. Er erwidert, sie seien für die Londoner Kunstausstellung bestimmt gewesen. — Präsident: Sie haben sich bei allen Hand« - lungen der Commune betheiligt. Sie sind für dieselben verant wortlich. - Courbet: Wie ich Ihnen gesagt, habe ich den größten - Theil ihrer Beschlüsse nicht gekannt. — RegierungScommissar: Das Decret, betreffend die Zerstörung der Vendome« Säule, ist vom 12. April. Dieses Decret besagt, daß die Säule ein Monument der Barbarei und deS MilitäriSmuS ist; es sagt, daß sie eine per manente Insulte des Siegers für den Besiegten ist. Sachsen. Freiberg. Am Montag Abend war der hiesige Schießplan außerordentlich zahlreich belebt. Tausende wogten während des H8 Uhr besonnenen FreiconcertS auf der großen, freien Wiese, den erquickenden Abend genießend, auf und nieder, bis gegen 9 Uhr Aller Blicke von dem gelungenen Feuerwerke gefesfelt wurden, welches der Schützenvereis in üblicher Weise zeither als den Schluß des „Reiterschießens" bezeichnete. — Nach einer der ^,C. Z." von competenter Seite zugehen den Mittheilung hat auch die k. StaatSregierung die Errichtung einer vierten Wagenklasse bei den StaatSeisenvahnen in Angriff ge- noMmen. —St. Chemnitz, 19. August. In hiesiger Gegend findet man bekanntlich außer dem sogenannten Starsteine auch gar häufig versteinertes Holz. Hatte man nun vor einigen Jahren schon bei« Häuserbau auf der StiftSstraße einen größeren versteinerten Stamm Lachaud (Vertheidiger): Will Herr Jules Simon sagen, ob stellung der Maurer dürste in dieser Woche ihr Ende erreichen. Courbet sich nicht nach seinen Befehlen gerichtet hat? — JuleS Wie in der am Sonntag stattgehabten Generalversammlung der Simon erwidert, daß, da man sich während der Belagerung be- Maurer sestgestellt wurde, hat bereits die Hälfte der im Anfang Strikenden die Arbeit wieder begonnen , ein weiterer sehr großer Theil wird mit Montag wieder in Arbeit getreten sein, denn die Versammlung nahm einstimmig folgende Resolution au: „Die heutige Generalversammlung erklärt, bei denjenigen Meistern, welche die von den Gesellen gestellten Forderungen inne halten, fortarbeiten zu wollen, dagegen bei denjenigen Meistern, die nur im Geringsten daran rütteln, die Arbeitseinstellung entschieden und mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln aufrecht zu erhalten. Ferner erklären wir, nur in äußersten Nothfällen Ueberstunden zu arbeiten und dann nicht unter 4 Sgr. die Stunde. — Der lange vorbereitete und lange bevorstehende Strike der Tischler ist leider nun doch zum Ausbruch gekommen. Nachdem am Sonntag Vormittag 8 Uhr im Saale des Handwerkervereins eine Delegirten- versammlung der Tischler, zu welcher säountliche größere Fabriken rc. Abgeordnete geschickt hatten, die Frage vorberathen, wurde darüber in der Hauptversammlung, zu der wohl mehr als 6000 Personen anwesend waren, beschlossen. Der Referent Hr. Schmitz beantragte nach ausführlicher Darlegung aller vorbereitenden Schritte und Versuche zu einer glücklichen Einigung Namens der Delegirten- Versammlung und der Strike-Commission, die Arbeit am 21. August einzustellen. Außerdem ermahnte er zur festen Ausdauer während der Arbeitseinstellung, zum Festhalten an den Forderungen und zn einem streng gesetzlichen Verhalten, die Versammlung nahm-schließ lich einstimmig nachstehende Resolution an: „Die heutige circa 6000 Mann zählende General-Versammlung erklärt sich mit dem Beschluß der Delegirten einverstanden, daß am 21. August. 1871 die Arbeit eingestellt wird und mit aller Energie danach , zu streben ist, daß dieselbe nicht wieder ausgenommen wird,, bis die Forde rungen von 25 Procent Lohn-Erhöhung und 9z Stunde Arbeits zeit bewilligt sind." Nach den in der Persammlung gemachten Mitthellungen hat ein Theil der Meister die Forderungen bereits bewilligt. Bei diesen Meistern wird fortgearbeitet werden, ebenso in den Pianofortewerkstätten. Die daselbst beschäftigten Arbeiter wollen die Strikenden nach allen Kräften unterstützen. — Auch die Buchbindergehülfen kündigen eine gemeinsame Eingabe an die Meister und Fabrikanten an, in welcher sie die Forderungen ^ur Ver besserung ihrer Lohnverhältnisse aufstellen. In einzelnen Wertstellen sollen die Forderungen bereits zugeftanden sein. „ * Am tzaacher See und im Broh/thalLei Loblenz wurde am 15. August Abends 410 Uhr ein heftiger Erdstoß wahrgenommen, der von Südost nach Nordost gerichtet zu sein schien und Mit dem gewöhnlichen Getöse verbunden war. , . * Wie in der , englischen Zeituyg „Court Journal" gemeldet wird bat der Höchstcousmandirende, Herzog von Cambridge, gr- stattet, daß in der englischen Armee „Bärte ü la Kronprinz" ge tragen werden dürfen. (Bärte allein thunS freilich nicht.) Der Präsident fragt aufgesunden, den man aus der neben ,dem niederen Knabenbürger schulgebäude befindlichen Promenade ausgestellt hat, so sand man in diesen Tagen auf Hilbersdorfer. Flur , in der Tiefe van circa 4 Elle einen gleichen Stamm, der jedoch den früher gefundenen an Größe bedeutend übertrifft. Derselbe ist hiS jetzt noch nicht vollständig bloS gelegt, trotzdem beträgt aber, soweit dies geschehen, die Lange schon 32 Fuß bei einem Durchmesser.„yoy 2 Fuß. Wie verlautet, haben sich schon mehrfach Liebhaber gefunden, welche,den Stamm käuflich an sich, zu bringen beabsichtigen. — Am 17. d.M. hielt die hiesige social-democratische Partei im Apollosaale eine Volksversammlung ab, zu welcher die Herren Bracke . auS Braun schweig und Jork auS Hamburg, vom social-demokratischen Congreß zu Dresden kommend, sich eingefunden hatten. Nachdem Herr Bracke über die StaatShilfe, Herr Jork über die von der franzö sischen Regierung im Jahre 1848 in Paris gegründeten Natioual- werkstätten und hieraus abermals Herr Bracke über das.Haftpflicht gesetz gesprochen, fand folgende von Herrn Jork vorgeschlagene Re solution einstimmige Annahme: „Die am 17. August im. Apollo saale zu Chemnitz versammelten 4—5000 Arbeiter erklären nach eingehender Besprechung und reiflicher. Erwägung ,., daß das vom Reichstage erlassene Haftpflichtgesetz im Interesse der aus den Eisen bahnen reisenden Herren Gesetzmacher allerdings sehr schön, zum Schutze der Gesundheit und des Lebens, der Arbeiter aber völlig ungenügend ist. Die Versammlung hofft, daß di? .deutschen Ar beiter erkennen werden, wie dieses sogenannte Hastpflichtgesetz nur geeignet ist, einer weiteren Unterdrückung der Arbeiter Vorschub