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und Münze, Etwa-, daS hier in Frankreich seit der großen Revo lution nicht mehr vorgekommen ist. 3m Kleinverkehr ist dieses be ginnende Geldagio glücklicherweise noch nicht bemerklich. — Das vierte Kriegsgericht, welches in Versailles neben dem dritten fungirt, fährt mit seinen TodeSurtWen weiter fort, obgleich der CaffationS- Hof bereits das erste vernichtet hatte, weil nach dem Gesetze von 1848 die Todesstrafe für Politische Verbrechen abgeschafft sei. — DaS „Journal officiel" veröffentlicht ein RegierungSdecret vom 19. d, welches anbefiehlt, alle Maßnahmen bezüglich Recrutirung der Classe 1871 bis auf weiteren Befehl einzustellen. London, 18. August. In der heutigen Sitzung des Unter hauses machte Enfield die Mittheilung, daß die Regierung die Nach richt erhalten habe, Frankreich werde den Tonnengehalt der in fran zösische Häfen einlaufenden fremden Schiffe mit 1 Frc. pr. Tonne besteuern. — 21. August. DaS Parlament wurde heute durch eine königliche Commission vertagt. Die Thronrede bedauert die Nicht- erledigung gewisser Maßregeln und dankt für die Budgetbewilligung. Die Continental-Ereignisse ließen die Freundschaftsbeziehungen mit den Mächten des Auslandes unberührt. Die britische Regierung werde sich an internationalen Fragen nur behufs des allgemeinen Einverständnisses und der Wahrung des öffentlichen Rechtes betheiligen. Die Thronrede erwähnte ferner den PontuSvertrag sowie die freundschaftlichen Beziehungen zu Amerika. Die französische Re gierung wünschte Modifikationen deS Handelsvertrages; England wolle dem entgegenkommen, würde aber die Beschränkungen des Handelsverkehres bedauern. Wien, 18. August. Ueber die mit den Czechen verabredete AuSgleichS-Action des Ministeriums wird heute über Brünn be kannt", daß die Czechen unter Rechtsverwahrung im Reichsrathe erscheinen werden, aber nur, um dort nach Abänderung der be stehenden Geschäftsordnung (welche dem Reichsrathe den direkten Verkehr mit den Landtagen verbietet) eine Deputation zu wählen, die mit einer Deputation de« böhmischen Landtages über die Ab änderung der Verfassung im Sinne deS Ausgleichs verhandeln soll. Daß trotz solcher Verabredungen die czechischen Organe noch eine feindliche Sprache führen, entreißt selbst dem „Prager Abend blatt" die Klage: „WaS die slavischen Blätter oder doch ein nam hafter Theil derselben in letzter Zeit an Verhetzung gegen Magyaren und Deutsche leisten, das streift schon fast ans Unglaubliche. Wo hin soll aber ein solches Treiben führen? Glaubt man vielleicht hiermit die Ungarn und Deutschen für den Föderalismus zu ge winnen?" Die „Neue fr. Pr," meldet aus Gastein, 18. August: Fürst Bismarck und Graf Beust haben sich gegenseitige Besuche abgestat tet. Heute hatten die beiden Reichskanzler eine dreistündige Con- ferenz. In derselben hätten sie über die rumänische Frage verhan delt, welche durchaus nicht scharf zugespitzt worden sei. Fürst Bis marck wolle den Fürsten Karl halten, bestehe aber auf einer Inter vention zu Gunsten der deutschen Gläubiger Rumäniens. Graf Beust soll sich hiermit einverstanden erklärt haben, jedoch keinen Theil an einer diplomatischen Actton nehmen wollen. — Einer Mit teilung des „Telegraphen-Correspondenz-Bureau" vom 19. August zufolge haben Fürst Bismarck und Graf Beust an diesem Tage in Gastein abermals beinahe zwei Stunden conferirt und sich dann Nachmittags in einem Wagen zum Diner bei der Gräfin Meran nach Hof Gastein begeben. Gastein, 21. August. Graf Beust hat sich heute Morgen halb 9 Uhr von hier über Salzburg nach Ischl zum Kaiser Franz Jo- gefchm^^ Seiner Ankunft in Wien wird Dienstag entgegen Neapel, 20. August. Heute fand eine Hausdurchsuchung bei den Comiteemitgliedern der Internationale statt. Die Papiere wurden mit Beschlag belegt, einige Verhaftungen fanden statt und das Countee wurde aufgelöst. Eagliari, ! 9. August. Der „Avvenire della Sardegna" ver- - öffentttcht ein Telegramm von der Insel Maddalena vom heutigen Tage, nach welchem sich das Befinden Garibaldi'« gebessert hat und die Aerzte wieder abgereist sind. Athen, ö. Ach. Der Premierminister KomundursS ist nach Akarnanien gereist , am in Person die dortigen Zustände zu prüfen und einige wichtige Maßregeln in Bezug auf die öffentliche Sicher- heit zu treffen, die zwar seit langer Zeit nicht mehr gestört worden ist, von welcher man aber auch nicht sagen kann, daß sie befestigt sei, so lange nicht wenigstens der Nachbar Griechenlands das Seiaige zur Ausrottung deS RäuberwesenS beiträgt. Zu diesem Zwecke fand vergangene Woche an der Grenze eine Zusammenkunft zwischen dem griechischen Nomarchen und dem türkischen Pascha von Thessalien statt, bei welcher u. A. beschlossen wurde, die Ver folgung der Räuber gemischten Militärabtheilungen au- beiden g Nattonen anzuvertrauen. — Als fich Herr KomunduroS auf seiner Reise einige Stunden in Korfu aufhielt, machte daS Volk vor dem Gasthofe, wo er abgestiegen war, eine Demonstration gegen die Jesuiten, die fich dort in großer Anzahl niedergelassen haben, Schulen halten, ohne fich an die Schulgesetze des Landes zu kehren, und zu mancherlei Mißlichkeiten Anlaß gaben. DaS Volk ließ den König und die Regierung leben, verlangte aber die Schließung der Schulen und die Ausweisung der Jesuiten. Der Minister war jedoch gerade nicht zu Hause, und die Volksmenge wurde schließlich durch Truppen ohne Gegenwehr zerstreut. Washington, 17. August. Der Üeberschuß der Staatseinnah men aus dem letzten Semester von 91 Millionen Dollars wird, wie der auS dem vorhergehenden Halbjahr, intact bleiben und aus schließlich zur Verminderung der Staatsschuld von 121 Millionen verwendet werden. Der Proeeß gegen die Insurgenten von PiyiS. ix. DaS Verhör Courbets, welches in der Sitzung vom 14. Aug. stattfinden sollte, hatte die öffentliche Neugierde lebhaft erregt. Präs.: Angeklagter Courbet! Wann sind sie in die Commune eingetreten? Courbet: Am 26. April. Präs.: Damals waren schon die gehässigsten Decrete erlassen worden: Das Decket über die Geißeln, die Zerstörung des Hauses des Herrn Thiers und der Vendomesäule. Courbet: Ich habe keinen Antheil daran ge nommen. Präs.: Aber Sie wußten, baß diese Decrete und so viele andere erlassen worden waren; Sie kannten die Plünderung der öffentlichen Kaffen. Courbet: Ich habe mich in dieses Alles nur hineingemischt, um das Uebel zu verhindern, so viel es ging. Da ich meine Mission fortsetzte, die mir am 4. September anver traut worden war, so glaubte ich, daß die Sache mit einer Ver söhnung enden werde. Präs.: Mit einer Versöhnung mit Insur genten? Courbet: Ohne Zweifel! Aber ich glaubte, daß man die Insurgenten als Kriegführende bettachten werde. Die Mission, von welcher ich Ihnen sprach, war eine große und schöne. LS handelte sich um die Bewachung aller Kunstgegenstände unserer reichen Sammlungen. Ich hatte ein Somit«, welches man mir beigegeben und mit der Unterstützung seiner Mitglieder sammelte ich Alles, was sich in Malmaison, Meudon und SevreS befand. AuS Meudon hatte der Prinz Napoleon freilich schon Vieles weg bringen lassen. Wenn eine Masse schöner Kunstgegenstände gerettet wurde, so verdankt man es mir und meinem Comite. Ich ließ die Archive des Louvre versiegeln, wo fich 29 Kisten mit Waffen aus dem Mittelalter befanden ; ich hatte Gründe, zu glauben, daß fie dem Kaiser nachfolgen sollten. Deshalb wollte ich auch, daß bei ihrer Oeffnung ein Jnventarium ausgenommen würde; ich gab Herrn JuleS Simon diese Absicht kund, der mir seine Zustimmung gab. Ich wollte nicht, daß aus diesen etwas verschwinde, da meine Ver antwortlichkeit im Spiele war. Die Versailler Journale, und nach ihnen die englischen, haben behauptet, daß ich selbst assyrische Sta tuen zerschlagen habe, daß ich kostbare Kunstgegenstände entwendet, während meine beständige Fürsorge die war, alle Reichthümer un serer Sammlungen sicher zu stellen. Präsident: Kommen wir zur Commune. Haben Sie nicht in öffentlicher Sitzung die Zerstörung der BendLme-Säule verlangt? — Courbet: ES ist ein Jrrthum des officiellen Blattes. — Prä sident: Sie haben ihn nicht berichtigen lassen. Und das HauS des Herrn Thiers? — Courbet: Meine Rolle war die eines Retters. Ich wollte alle schönen Antiken bewahren, welche sich in der Samm lung daselbst befanden. Ich gab meine Entlassung, als ich sah, welchen schlechten Weg man betrat, als man den Wohlfahrtsaus schuß ernannte. — Regierung« Commisfar: Sie waren aber am 14. Mai noch Mitglied der Commune. Sie haben einen Antrag in der Sitzung der Commune gestellt. — Präsident: Und während des Wohlfahrtsausschusses sagten Sie, daß die Handlungen der Commune alle Mitglieder derselben verpflichteten, Sie sagten auch, daß Sie an dem Kampfe der Freiheit gegen die Feinde der Re publik Theil nähmen. Sie gaben der Insurrektion Ihre Zustim mung. Welche Bilder haben Sie einem Wächter der Passage du Saumon anvertraut. — Courbet: Diese Gemälde gehörten mir an. Es war mein ganzes Vermögen. Die Preußen haben mir in meiner Heimath, in OruanS viele gestohlen und zerstört. Ich hatte große- Interesse, die zu bewahren, welche mir blieben, und ich . hatte sie in Sicherheit gebracht. — Präsident: Aber kommen wir auf die Vendüme-Säule, die Ihnen besonder« mißfiel. - Courbet: , Dem ist nicht so. Am 4. September lagen schon vier Projekte Betreffs der Zerstörung derselben vor. Man hatte sie der Re- gzerung vorgelegt, ich war ihnen aber fremd. Ich habe die Säule kritisirt, ich hielt sie vom Standpunkte der Kunst aü« für nicht befriedigend. Deßhalb braucht man aber nicht die Jdte