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INS Ut «Masischer Nahrung bei dem durchgehends stattfindenden Mangel an vegetabilischer bei nur mittelmäßigen Anstrengungen deS SriegSlebenS unseren Soldaten vor Metz außerordentlich ver derblich wurde und den dort herrschenden schlechten Gesundheits zustand hauptsächlich erzeugte. In Folge dessen sollen in Zukunft bei eiutretevder Verpflegung der Armee im Felde eingelegte Ge- Müse und derartige Eonserven in größerem Maaße zur Verwendung gelangen und sind die eventuellen Veranstaltungen dazu bereits vorgesehen. Berit«, 26. Juli. Die unter dem. General der Lavalerie v. Manteuffel in Frankreich befindliche OccupationSarmee besteht, nach der „N. A. Z", zur Zeit auS: 8 Divisionen, 16 Brigaden: 25 preußische und 4 sächsische Jnfanterieregimenter, 1 Jägerbataillon; 4 Eavaleriebrigaden: 1 Kürassterregiment, 6 Dragonerregimenter, 3 Husarenregimenter, 3 Ulanenregimenter, 1 sächsisches Reiterregiment; 8 Feldartillerieabtheilungen; 20 Festungsartilleriecompagnien; 8 Pioviercompagnien; sowie den zu den betreffenden Divisionen ge hörigen TrainS und Administrationen. Hiervon gehen 4 Regimenter Infanterie, 1 Jägerbataillon, 1 Dragonerregiment und eine Ab- theilung Feldartillerie ab, die mit der 1. Division in nächster Zeit nach der Heimath zurückkehren. Außer den preußischen und sächsischen Truppen befindet sich auch noch die 2. bahersche Division bei der OccupationSarmee. — Der Bau des Sitzungssaales des provisorischen Reichstags gebäudes ist nunmehr soweit vorgeschritten, daß das Gerüste zum Aussteller! der Dachbinder errichtet werden konnte; die Hölzer für den Dachverband sind angefahren, und wird mit der Aufstellung deS letzter« bereits begonnen. Der Saal wird ein Oberlicht von 40 Fuß Breite und 60 Fuß Länge erhalten und durch 600 Gas flammen erleuchtet werden können, welche über der das Oberlicht bewirkenden GlaSbedachung angebracht werden, und für welche die Ventilation, getrennt von der des Saales selbst, über Dach be werkstelligt werden wird. Der Saal für den Bundesrath ist im Rohbau ziemlich vollendet. — Die „N. Pr. Z." bestätigt den Abbruch der postalischen Verhandlungen zwischen dem Generalpostdirector Stephan und dem Bevollmächtigten Frankreichs in Frankfurt a. M. — In dem Maurerstrike besteht die Situation von vorgestern noch unverändert auch heute fort. Die Gesellen arbeiten nicht bei denjenigen Meistern, welche nicht zuvor sich schriftlich oder auf Ehrenwort für die Gültigkeit deS Normalarbeitertages erklärt, und die Meister wiederum halten an ihren Beschlüssen fest, gegenwärtig keine derartige Verpflichtung einzugehen. Vorläufig wollen die letzteren eS einmal vier Wochen mit ansehen und abwarten, ob die Gesellen es auch so lange aushalten werden. Welches Capital daS repräsentirt, geht aus folgender Berechnung hervor: Es sinken etwa 5000 Maurergesellen gegenwärtig; dieselben erhalten auS der Strikekasse des „Allgemeinen deutschen MaurervereinS" täglich eine Unterstützung von 15 Sgr. — macht pro Tag 2500 Thaler oder pro Woche 17,500 Thaler, also pro vier Wochen 70,000 Thaler. Haben die Herren Maurer in ihrer Vereinskasse so viel Geld? DaS ist zu bezweifeln. Und unter 15 Sgr. kann der Maurer es partout täglich nicht thun, denn es kostet ihm selber mehr ; muß er doch die Zeit, während welcher er sonst arbeitete, jetzt zum Bummeln verwenden, und daS ist in Berlin nicht billig. Wenn als» die Anführer der Bewegung nicht tüchtig Geld im Sacke haben, werden ihnen wohl die Mannschaften, die sie zur Durch führung deS Kampfes brauchen, verloren gehen. — Vom 1. October ab soll nach der „N. A. Z." ein die Arbeitersrage ausschließlich behandelndes Blatt und zwar zunächst alle 14 Tage, unter dem Titel „Concordia" Zeitschrift für die Arbeiterfrage, in Berlin bei A. Enslin erscheinen und zunächst auf die Arbeitgeber berechnet sein, also eine bisher noch weniger bearbeitete Seite der Erörterung der socialen Fragen erschließen helfen. Dte „Concordia", wird das Organ deS Ausschusses der jenigen Covferenz von Arbeitgebern und Freunden der Arbeiter frage sein, welche im Juni vorigen Jahres in Bonn stattfand. — Wie die „B. u. H.-Ztg." hört, läge es im Plane der preußischen Regierung, gegen etwaige Staatsstreiche bei einer neuen Papstwahl deutscherseits Maßregeln zu treffen und den außerhalb der hergebrachten Satzung etwa erwählten Papst einfach als solchen '«icht anzuerkennen. Die in Preußen bestehenden, auf einem Ab kommen mit dem päpstlichen Stuhle beruhenden Anordnungen bei der Besetzung von BiSthümern rc. geben der Staatsgewalt das Recht, die Ordnungsmäßigkeit der Wahl zu prüfen. — Die „Germania" leitartikelt heute über die neuesten Maß regeln der Regierung in Sachen der Klerikalen unter der Ueber- schrift: „Wen trifft der Schlag?" Sie sagt: „Unsere Regierung möge auf der beschrittenen Bahn rüstig sortschretten, sie wird unsere- Beifalls und hierbei auch desjenigen der gesammten liberalen und radikalen Presse sicher sein, nur mSge sie sich auch vorzeitig überlegen, wem sie eine Grube gräbt!" — Dasselbe klerikale Blatt, welches mit den sozial-demokratischen Organen um die Wette in Elsaß-Lothringen gegen Deutschland hetzt, enthält folgende Notiz: „Verschiedene Blätter melden, daß der Director des Gymnasiums zu Halberstadt, Herr Baumeister, zum Schulrath für Elsaß ernannt worden sei. Der Mann ist Protestant und Freimaurer. Elsaß- Lothringen zählt 1,400,OM Katholiken und 200,OM Protestanten, welch letztere sich nicht besonders ob dieser Ernennung freuen dürf ten. Auf die Stimmung der Katholiken kommt eS ja nicht an. Ob die „Versöhnung" dadurch gefördert wird, ist eine andere Frage." — Wie man früher berichtete, war eigentlich in diesem Jahre kein Kanonenboot zum Schutz der Nordseefischerei gestellt worden. Die Herren Engländer schienen das zu wissen und boten, wie der „Hann. Ztg." geschrieben wird, dieser Tage den Insulanern daS keineswegs erfreuliche Schauspiel, mit 170 Fischkuttern auf Kanonen schußweite von der Insel Norderney zum Fischen zu erscheinen. ES verstößt das zwar gegen die geltenden internationalen Bestim mungen, aber weil unsere Fischer vor der Räuberei nicht geschützt waren, treiben die Nachbarn ihr Handwerk nicht nur ungestört, sondern verscheuchen auch durch ihre Rücksichtslosigkeit und das offen feindliche Wesen die deutschen Schiffer von ihrem Jagdgebiet. Jetzt ist bekanntlich sofort ein Boot in Dienst gestellt worden. — Die AbrüstungSsrage ist nun schon lange Zeit nicht mehr Gegenstand der publicistischen Erörterung gewesen, daß man eS in der gegenwärtigen stillen Zeit der Wiener „Presse" kaum verargen kann, wenn sie auch diesen Stoff wieder einmal zu einem Leitartikel verarbeitet. Dabei hat sich aber das Wiener Blatt eine eigen- thümliche Argumentation für die Möglichkeit einer dereinstigen Ab rüstung in Europa construirt, indem es sagt: „Sind erst einige Jahre vergangen, so werden nach und nach die Nachbarn zur Er- kenntniß kommen, wie überflüssig es ist, wenn sie aus Furcht vor Deutschland ihr Geld zum Fenster hinauswerfen. Mit dem Auf gebot aller Kräfte vermag kein anderer Staat eine größere Macht ins Feld zu stellen, als Deutschland zur Verfügung steht — es wird also eines TageS, wie wir hoffen, den europäischen Cabineten folgender logische Schluß cinleuchten: Wenn wir noch so viel Geld für unser Heer ausgeben, können wir Deutschland doch nicht über bieten; Deutschland aber d.nkt nicht daran, uns anzngreifen; folg lich wäre es besser, zu sparen und die Steuererträgnisse zum wahren Wohle der Bürger zu verwenden." Dazu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": DaS klingt anscheinend recht schmeichelhaft für das unüberwindbare und dessenungeachtet nicht an greifslustige Deutschland, indessen läßt sich aus diesen Zeilen eben so gut herauslesen, daß die europäischen Staaten sich nur darum zu exorbitanten Rüstungen genöthigt sähen, weil ihnen Deutschland als gepanzerter Wauwau unsägliche Besorgniß einflöße. DaS ist aber nicht richtig, denn man darf nicht vergessen, daß daS deutsche Volk und mit ihm die übrige Welt erst dann zur Erkenntniß der unerschöpflichen, in ihrer Organisation unübertroffenen Wehrkraft Deutschlands gelangten, als die Nation diese Kraft zur Ver- theidigung ihrer heiligsten Interessen anzuspannen genöthigt war. Die Herausforderer haben eS sich nun selber zuzuschreiben, wenn sie im Laufe der Ereignisse die Unzulänglichkeit ihrer eigenen Kräfte kennen lernten. Thorn. Das Töchterchen eines hiesigen Reservisten, welcher Anfangs September v. I. zur Fahne einberufcn worden war und Anfangs Juni v. I. entlassen worden ist, trat im März mit Vollen dung ihres 6. Lebensjahres in das schulpflichtige Alter. In der Ferne konnte der Reservist selbstverständlich die Anmeldung seines Töchterchens in der Schule nicht rechtzeitig bewirken, aber er holte das Versäumte, als er nach Hause entlassen worden war, sofort nach, freilich 3 Monate später, als eS das Gesetz erheischt. Man denke sich das Erstaunen deS Mannes, der neun Monate hindurch sein Leben für daS Vaterland aufs Spiel gesetzt hatte, als er aufgesordert wurde, entweder achtzehn Silbergroschen Schulstrafe zu entrichten, oder 18 Stunden hindurch zu „brummen." Unter gewöhnlichen Verhältnissen wäre eS dem Reservisten, obschon er ein armer Teufel ist, leicht gewesen, obige kleine Summe zu er schwingen, damals aber, wo er seine Familie in Noth antraf, war ihm die Zahlung derselben absolut unmöglich und er stellte sich der besagten Behörde zur Verfügung, welche ihn auch, obschon er ihr die obwaltenden Verhältnisse deutlich genug auseinandergesetzt hatte, „ganz kurze Zeit in's Loch zu stecken" kein Bedenken trug. (Wir gratuliren der Stadt Thorn zu dieser Behörde.) Ob ein solches Verfahren geeignet ist, die Vaterlandsliebe bei Reservisten und Landwehrmännern rege zu erhalten und zu steigern, das dürfte in Frage zu stellen sein. (Th. Z.) Breslau, 22. Juli. Der Fürstbischof von Breslau hat, wie der „Germania" gemeldet wird, „da alle Ermahnungen fruchtlos