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AmöetM AiMger und Tageblatt.. ' ' , ! >k / Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Erschein! i. Freibergjed.Wochtnt.At. Preis vierteljjhrl. 20 Ngr, Instkate -a LT^ME-U MV I TtzEH 6 U. für den and. Tag. Jnser. werden SvlMMU, dkN 2ä. Illit werdm die gespaltene Zeile oder deren I I bi« V. ll U. für nächste Nr. angen. Raum mit 8 Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Juli. Se. königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Vormittag ^9 Uhr von EmS wieder hier eingetroffen. Berlin, 21. Jul. DaS Gesetzblatt für Elsaß und Lothringen veröffentlicht da» Gesetz, betreffend die Einführung der deutschen Zoll- und Steuergesetzgebung, ferner daS Gesetz, betreffend die Ab änderung der Gerichtsverfassung nebst Ausführungsverordnung, wo nach ver Sitz des Appellationsgerichts in Kolmar ist. Die Land gerichte werden in Metz, Saargemünd, Zabern, Straßburg, Kolmar und Möhlhausen ihren Sitz haben. Stolp, 19. Juli. Bekanntlich trinkt Fürst Bismarck in Bar- zin Karlsbader Brunnen, und dabei wäre ihm, dem Bielgeplagt gewesenen, dem von riesigen Arbeiten endlich Abgespannten, Ruhe und heitere ländliche Stille doppelt zu gönnen. Man sollte mei nen, daß das Publikum dies begriffe. Aber weit gefehlt. Man traut seinen Augen kaum, wenn man die Lasten von Zuschriften steht, mit denen die Welt mit ihrer wohlmeinenden Schreibseligkeit und ihrem zudringlichen Egoismus die paar Wochen wohlverdienter Muße ihm zu vereiteln trachtet, die der Sommer ihm endlich ge währen möchte. Man kennt die Notiz in der „D. Allg. Ztg.", in welcher der Fürst sich derartige Belästigung dringend verbat nnd die von den meisten Blättern wiedergegeben wurde. Trotzdem nehmen die ihm zukommenden Privatschreiben mit Vorschlägen zu Weltverbesserungen nach allen Richtungen, mit Ersuchen um Unter stützung, um Darlehen, um Anstellungen, um Ankauf von Gütern, mit Befürwortungen aller Art, mit Bitten um Einlösung von Pfandscheinen, mit Anerbietung von Manuskripten, für die sich kein Verleger gesunden, in rascher Progression zu. Allerlei Manöver werden angewandt, um den Reichskanzler zur Eröffnung und zum Lesen der Briefe zu verleiten oder zu nöthigen. Man recomman- dirt sie, man vermerkt auf dem Couvert: „eigenhändig zu öffnen", oder: „wichtiger Inhalt, bitte, selbst zu lesen." Man bezieht sich auf Empfehlungen. Andere richten ihre Wünsche an den LegationS- rath Bucher und muthen ihm zw, die vollkommene Ruhe, welche eines der ersten Erfordernisse der Kur des Fürsten ist, durch Vor trag deS Inhalts ihrer Schreiberin zu stören, wobei die Herrschaften in der Regel mit der nachgerade stereotyp gewordenen Formel be ginnen: „Ich weiß zwar sehr wohl, daß Sie wenig Zeit haben, und der Fürst noch weniger hat, hoffe aber, daß hier eine Aus nahme statthaft sein wird." Der Fürst Reichskanzler hat daher, um sich de» Uebels zu erwehren, welches nachgerade ungeheuerliche Gestalt annahm, in diesen Tagen die Anordnung getroffen, daß die Annahme aller an ihn adresfirten Privatbriefe verweigert wird, so wett dieselben nicht als von Verwandten oder speciellen Freunden herrührend erkennbar find. Gebe der Himmel, daß diese Nachricht die Fluth staut, die geradezu beängstigend geworden ist. (Köln. Ztg.) Barmen, 18. Juli. Die Arbeiter von zwei größeren Band- fabriken haben gestern die Arbeit eingestellt. Die vor einigen Tagen gewählte Strikekommission dieser Branche stellte den betreffen den Inhabern derartiger Fabriken die Forderung, die Löhne um 25 pCt. zu erhöhen, sowie die Arbeitszeit von Morgens 6 Uhr bis Abends 7 Uhr, statt früher bis 8 Uhr zu stellen. Da einige Fabrikbesitzer hierzu ihre Genehmigung nicht geben wollten, so stellten die Arbeiter ihre Thätigkeit ein. Wie die „B. Z." nach träglich vernimmt, ist in einer der genannten Fabriken die Forde rung der Arbeiter bewilligt worden, und find daher letztere heute in da- Geschäft wieder eingetreten. . Saarbrücken, 19. Juli. Ueber das bereit- kurz erwähnte Eisenbahnunglück bei Forbach, welche- einen nach Frankreich unter ¬ wegs befindlichen Zug von Ersatzmannschasten de- 74. preußische« Infanterieregiments gestern Vormittag betraf, schreibt man dem „Fr. I." : Eine ledige sogenannte RangtrlocoMotive fuhr mit voller Kraft quer in den auf dem richtigen Gleise haltenden Zug ein, drei Wagen desselben in Trümmer reißend. 9 der Soldaten bliebe« augenblicklich todt und die Zahl der mehr oder minder schwer ver wundeten soll sich auf 40 belaufen. Die Aufregung, ja Wuth der unverletzt Gebliebenen war unbeschreiblich und drohte dem Stations vorsteher lebensgefährlich zu werden, als sich zu dessen Glück rasch die Einsicht verbreitete, daß der Führer der Lokomotive, welche daS Unglück angerichtet, allein die Schuld trage. Dies scheint nach den vorläufigen Untersuchungen wirklich der Fall zu sein, hoffent lich durch dessen Unachtsamkeit und nicht aus teuflischer Bosheit, die ihm der Volksmund bereits zuschreibt, weil er, ein in deutschen Dienst getretener früherer Bediensteter der französischen Ostbahn, als der Zusammenstoß unvermeidlich war, sammt dem Heizer von der Maschine herunterspringend die Flucht ergriff. Die weitere Untersuchung wird ja die Wahrheit zu Tage bringen, und wolle« wir bis dahin noch das weniger Schlimme von dem Manne denken. Mainz, 19. Juli. DaS Generalcommaudo deS sächs. Armee korps hat unter eigenhändiger Unterschrift deS commaudirende» Generals, Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Georg von Sachse», sämmtlichen StaatS- und Gemeindebehörden der zwischen Lauter, Nahe und Rhein liegenden deutschen GebietStheile, sowie den Be wohnern dieser Gegenden für die Umsicht und Gefälligkeit, die freundliche und „wahrhaft herzliche Aufnahme", welche allerwärt- den sächsischen Truppen in Verpflegung und Unterkunft zu Theil wurde, seinen verbindlichsten Dank ausgesprochen. München. In hohen militärischen Kreisen verlautet, daß zwischen dem Könige von Bayern und dem Kronprinzen von Preuße« Abmachungen gepflogen wurden, welche bezüglich der Armee bedeu tende Aenderungen der Versailler Verträge zur Folge haben wer den und von einer energischen Resignation des Königs zu Gunsten des GesammtreicheS Zeugniß geben. (Wien. Tgbl.) Pari-, 18. Juli. Zweihundert der Gefangenen find diese Woche in Freiheit gesetzt worden; da nichts Ernstliche- gegen sie vorlag. Andere Freilassungen sollen diese Woche noch stattfinden. Weitere Verhaftungen wurden gestern und heute wieder vorge nommen. In Genf (im „Lass du Nord") wurde Razoua, Mit glied der Commune, früherer Mitarbeiter am ,Mveil" vq« DeleScluze, ein äußerst roher Geselle, verhaftet. Er leistete keine« Widerstand. Die französische Regierung soll seine Auslieferung verlangt haben.-Der Graf v. Palikan, letzter Kriegsminister des Kaiserreichs, ist von der Commission 4 Stunden laug verhört worden, welche mit der Untersuchung der Ereignisse vom 4. September u. s. w betraut ist. - In der Armee herrscht große Unzufriedenheit ; die au- der Gefangenschaft in Deutschland zurück« kehrenden Offiziere finden ihre ehemaligen Sergeanten als Lapitäne wieder und ihre ehemeligen Capitäne find Obersten geworden. Für die zurüSgekehrten giebt eS kein Avancement. Auch giebt es unter den Osfizieren zwei deutlich erkennbare Parteien, die kaiserliche und die republikanische, oder die Gambettistische, den» unter der Dictatur Gambetta'S haben die meisten, ost lächerlichen Beförderungen stattgesunden. — Der Kriegsminister hat angeordnet, daß in Zu kunft jede Batterie eine Mitrailleuse haben soll, wodurch die Stück zahl der Batterie auf sieben steigen Dw NAU veranlaßt durch die Erfahrung, daß die Mckrailleusenbatterien ge wöhnlich von dm weittragenden deutschen Kanonen demontirt wurde«. — „Figaro" veröffentlicht einen Bericht über den Bestich^ welchen ein Bonapartiftifcher Schriftsteller beim Exkaiser.MÄM in Chislehurst gemacht. E- heißt darin; „NaMon druckte M