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IrMtM M^eiger und T agebla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. Erscheint i. Freiberg jed. Wochent. Ab. KU. für den and. Tag. Jnser.werdm bi« V. H U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 5. Juli Prei« vierteljährl. 2V Ngr, Inserate wntm die gespaltene Zeil« oder Perm Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser hat dem Magistrat und den Stadtver ordneten von Berlin durch nachstehendes Schreiben seinen Dank für den Empfang Sr. Majestät und der eingezogenen Truppen ausgesprochen: „Dem glücklich beendigten Kriege ist ein eben so ehrenvoller Friede gefolgt. Nach langer schwerer mühevoller Arbeit ist es den braven Truppen vergönnt, in ihre Heimat- zurückzukehren. Das Vaterland weiß, was eS ihnen schuldet. Darum ist ihnen überall von der Bevölkerung ein jubelnder, wohlthuender Empfang bereitet worden. Meine Haupt-- und Residenzstadt ist auch hier wiederum mit einem leuchtenden Beispiele vorangegangen. Wie sie den tapferen Krieger bei seinem Auszuge mit ihren heißen Segens wünschen begleitet hat, wie sie während der Tage des Kampfes unermüdlich bestrebt gewesen ist, sein hartes Looö zu erleichtern, so hat sie auch jetzt bei seiner Wiederkehr ein glänzendes Zeugniß ihrer Theilnahme, ihres Patriotismus abgelegt. DaS im Herzen lange zurückgehaltene Gefühl der Dankbarkeit und der Freude hat einen begeisterten Ausdruck gefunden, wie er herrlicher und auf richtiger nicht gedacht werden kann. Diese festliche Bewillkomm nung, welche Mir, den Heerführern und den Truppen zu Theil geworden ist, hat Mich mit innigster Befriedigung erfüllt und eS ist Mir daher Bedürfniß, dem Magistrat und den Stadtverord neten, der «Anwohnerschaft von Berlin, so wie allen Denen, welche sich sonst daran betheiligt haben, Meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Berlin, den 23. Juni 1871. Wilhelm." — Im Kriegsministerium herrscht durch die Demobilmachung und die mannigfaltigen nöthigen neuen Anordnungen immer noch eine sehr angestrengte Thätigkeit. Der Kriegsminister wird den Sommer über gar keinen größeren Urlaub nehmen, sondern sich nur von Zeit zu Zeit auf seine Besitzung Gütergotz zurückziehen. — Mit dem 1. Juli tritt ein veränderter Tarif für die Be förderung von telegraphischen Depeschen auf dem englisch-amerikani schen Kabel ein, die Tarifsätze stellen sich hierdurch etwas höher als bisher. Die Depeschen kosten von London bis nach den näch sten Stationen in Nordamerika für 10 Worte 13 Thlr. 10 Ngr. und für ein jedes weitere Wort 1 Thlr. 10 Ngr. Für ferner ge legene Stationen beträgt die Gebühr verhältnißmäßig mehr. In dem neuen Tarifverzeichnisse haben die Depeschen nach Jamaica den höchsten Satz mit 25 Thlr. für 10 Worte und 2^ Thlr. für jedes weitere Wort. — Nicht blos der Banquier Güterbock, sondern auch die Kauf leute Kulp, St. Goar und Levita, die in dem bekannten Processe verurtheilt worden waren, find begnadigt worden. Die Kosten stellen sich für die Angeklagten, für alle beiden Instanzen aus 600 Thlr. — Das in Berlin umlaufende (auch in unser Blatt überge gangene) Gerücht, daß vorgestern Abend auf dem Hamburger Bahn hof ein französischer Gefangener bei dem Transport aus Spandau auf einen Soldaten der Begleitmannschaft ein Terzerol abgefeuert und von diesem sofort niedergeschossen worden sei, entbehrt, wie der „Kr.-Ztg." mitgetheilt wird, jeder Begründung. — Für die neuen deutschen Lande Elsaß und Lothringen soll ein besonderes Gesetzblatt gegründet werden. Dasselbe wird im BundeSIanzleramte redigirt werden und alle ausschließlich Elsaß und Lothringen betreffenden Gesetze zur Publication bringen. — Bei der Besprechung der vier Millionen für die Reservisten und Landwehrmänner wird vielfach auf die Nothwendigkeit der Be schleunigung der Hilfe hingewiesen. Die Regierung hat in dieser Richtung schon vor der Publication des betreffenden Gesetzes, um die Ausführung desselben zu beschleunigen, durch vertrauliche Mit- theilungen an die betreffenden Behörden die Wahl der Commissionen fetten- der Provinziallandtage vorbereitet. Altenburg, 1. Juli. In der Nacht vom 25. zum 26. v. M. ist die Stadt Roda von einem schweren Wafserunglück betroffen worden. Der Rodafluß, wegen der engen Thäler ohnehin ein sehr gefährliches Wasser, und der Meierbach, welcher mit der Roda in der Stadt selbst seinen Zusammenfluß hat, traten gleichzeitig auS ihren Ufern und stiegen mit rasender Schnelligkeit 4—5 Ellen über ihr Bett hinaus. Nur mit Mühe konnten die Einwohner in der Dunkelheit die niedrigen Parterrewohnungen räumen. Ein HauS, die sogenannte Münze, wurde dem Einsturz nahe gebracht; bei mehreren anderen wurden die Wände eingedrückt. Alle Brücken der Roda, mit Ausnahme der erst neuerdings angelegten eisernen Brücken in der Stadt, wurden hinweggerifsen oder doch gänzlich demolirt. Ein glücklicherweise zufällig in der Stadt einquartiertes Commando Soldaten leistete gute Hilfe; auch Se. Hoheit der Herzog Ernst eilte von dem nahe gelegenen Jagdschloß Hummels hain auf die erste Kunde deS Unglücks herbei. In den Niederungen find fast alle Feldfrüchte verloren gegangen. — Gestern weilte hier der Generalfeldmarschall Graf Moltke auf der Durchreise in'S Bad in unserer Stadt. Obschon derselbe im strengsten Jncognito reiste, brachte die Nachricht von seiner Anwesenheit bald die ganze Stadt in Bewegung. Viele Häuser zogen sofort ihre Flaggen auf. Nach mittags wurde ihm durch die Militärmusik, Abends durch einen Gesangverein eine Ovation dargebracht. Bei letzterer brachte Advocat Grosse auf den gefeierten Heerführer ein Hoch auS, in welches die fast den ganzen Markt füllende Menge begeistert ein stimmte. Graf Moltke trat selbst unter die Sänger und dankte auf das Herzlichste. Darmstadt, 1. Juli. Der Kaiser von Rußland wird am 19. d. MtS. mit fünf Kindern auf Schloß Jugenheim eintreffen und dort bis zum 26. d. M. verweilen. Aus Straßburg, 30. Juni, wird berichtet: Der gestern be kannt gewordene Gnadenerlaß in Bezug auf politische Vergehen hat begreiflicherweise einen günstigen Eindruck gemacht. Derselbe kommt vielen Elsäßern zu gute, die sich in Gefängnissen befinden und nun ihren Familien zurückgegeben werden. Die Maßregel ist zugleich ein neuer Schritt zur Anbahnung normaler Zustände, die allein eine Wiederkehr friedlichen Sinnes und ein Fügen in die vollbrachten Thatsachen ermöglichen. Wenn einzelne bedauernSwerthe Vor kommnisse in der jüngsten Zeit bewiesen, daß man von gewisser Seite zu nicht zu entschuldigenden Mitteln greift, um Haß anzu fachen, so ist dies doch glücklicherweise nicht der Wille der Bevöl kerung im Allgemeinen. Diese vielmehr zollt dem sich zeigenden milden Sinne der Verwaltung Dank und Anerkennung, ohne des Guten zu vergessen, welches sie in anderer Richtung unter franzö sischer Herrschaft genoß. Der Uebergang ist kein leichter. Dieß wird auch weder von der einen noch von der andern Seite außer Acht gelassen. Daß sich die deutsche Regierung die Förderung unserer materiellen Interessen angelegen sein läßt, wird von allen Classen anerkannt. Es steht zu hoffen, daß die Zollfrage zu einem günstigen Ausgleich kommt. In Bezug auf Regelung der Postver hältnisse herrscht die größte Thätigkeit. Was nun die Eisenbahn anschlüsse betrifft, so wird im Laufe deS nächsten Monats — un mittelbar nach Beendigung der Truppen- und Gefangenentranspotte — eine regelrechte Norm wieder zur Geltung kommen, bei weicher die früheren günstigen Fahrten nach den süddeutschen Staa^ Oesterreich, sowie nach dem Norden wieder eingefüh - Die verschiedenen deutschen Banken, welche Malens hab«, b-,dmm ,um K-,rUW A „AU M- m H-MW Zu« 'M N» tional-Versammlung wird gemeldet; Der Präsident GM