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Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand« ^?S7 Prei« vierteljährl. 20 Ngr, Inserate werdm die gespaltene Zeile »der deren I > I Raum mit 8 Pf. berechnet. Sonnabend, den 29. April gehen könnens wenn nur in jeder größeren Stadt das Proletariat die Herrschaft erlangen und je nach Lage und Gutdünken über die anderen Classen Herr werden könnte. Die „Jacobiner" sind geneigt, den Bauer im Besitz seiner Scholle zu lassen; die Communisten weichen dagegen von dem Grundsatz deS „allgemeinen, gleichen und directen Wahl rechts" so weit ab, daß sie alles Grundeigenthum in Staatseigen Srscheint jeden Wochentag Ab. 6 U. für dm and. Tag, Inserat« werdm bi» V, H U. für nächste Nr. angen. der communistische Gedanke unter Bauern wie Bürgern Feindschaf ten, vor deren Wuth der ganze Bestand der Republik sofort zu sammenzubrechen droht. Ohne Führer, deren Name Achtung gebietet und im Lande Einfluß übt, erweckt die Pariser „Gemeinde" um so tieferes Miß trauen, um so glühenderen Haß, weil in ihr jener Parteitheil so stark vertreten ist, der gleich mit der Form des Freistaates auch noch eine Entwurzelung der festest gegründeten Eigenthumsverhält- nisse strebt. Wie weit dieser Haß bereits um sich gegriffen hat, ist daraus zu ersehen, daß bei den soeben stattgefundeney Nachwah len zur Commune in Paris selbst nicht einmal der für einen Bewerber erforderliche achte Theil der Wähler zusammengebracht werden konnte! Diese Thatsache deutet klar an, daß auch unter den arbeitenden Classen der Hauptstadt nur eine sehr theilweise Zu stimmung zu der Art von Knipperdollings-Herrschast vorhanden ist, welche dort augenblicklich geübt wird. So sind denn die Aussichten der erst vor wenigen Monaten geschaffenen Republik so dunkel wie nur möglich. Während der Stern der Freiheit im Sinken ist, tritt aus den Nebeln der Ver sailler Versammlung die Gestalt einer künftigen monarchischen Reac- tion immer deutlicher hervor. Frankreich geht einer Entwickelung entgegen, ähnlich wie in Spanien. WaS in Spanten geschah, weil die Republikaner nicht im Besitz der Hauptstadt waren, wird auch . in Frankreich geschehen, weil die Hauptstadt sich dort zum Schrecken deS Landes macht. 4- Freiberg, den 28. April. Die ganze Entsetzlichkeit der Kämpfe, von denen Frankreich seit mehr als einem Monat zerwühlt wird, bemißt sich, wie ein Corre- spondent der „Neuen freien Presse" ausführt, namentlich daran, daß nicht bloS auf dem engen Raume der Hauptstadt und ihres nächsten FestungSumkreiseö der Waffentanz zwischen der Commune und der Nationalversammlung ausgeführt wird, während die deut schen Truppen noch vor Paris lagern, sondern daß in der Com mune selbst zwei entgegenstehende Richtungen sich befehden, die, wenn die Nationalversammlung unterläge, ihren inneren Streit zum blutigsten Austrag brächten oder höchst wahrscheinlich Frank reich noch auf lange Zeit hinaus in die furchtbarsten Zuckungen werfen würden. Diese beiden entgegenstehenden Richtungen sind die sogenannte „Jacobinische" und die „international - communistische." Die eine will Frankreichs Einheit möglichst straff aufrecht erhalten, aber für Paris die Führerrolle sichern und dieser Stadt deshalb in ihrer inneren Verwaltung eine Unabhängigkeit ertheilen, welche das re volutionäre Element gegen den Druck sichern würde, den das geistig zurückgebliebene Land durch Machtmittel beständig auf die Haupt stadt auszuüben sucht. Die andere Richtung strebt nach der Grün dung einer Reihe von Freistädten, die nur durch ein Bundesland miteinander vereinigt und diesen Bund jeden Augenblick lösen können. Die eine Richtung hat einen Zug aufs Nationale, nicht ohne eine beträchtliche Beimischung von ruhmgelüstigem Chauvinismus, . der gern im Innern eine democratische Dictatur schüfe, um dann . die große Trommel zu rühren und an die Grenze zu eilen, damit auf den Spitzen französischer Bajonette den Völkern die frohe Bot schaft der Befreiung gebracht und Frankreich dabei vergrößert werde. ! Die andere Richtung bräche lieber ganz Frankreich auseinander, > Tagesgeschichte. Dresden, 27. April. Ueber die Feier des Geburtstages Sr. kgl. Hoheit des Kronprinzen im Hauptquartier zu Compiegne ist dem „Dr. I." folgende Mittheilung zugegangen: Compiegne, 24. April. Wenn der 23. April schon in gewöhnlichen Zeiten ein Festtag für jeden Sachsen ist, so mußte eS derselbe noch in weit höherem Maße und zwar besonders für die Armee in diesem Jahre sein, in dem unsere beiden königlichen Prinzen den Geburtstag bezüglich Namentag hier in Frankreich nach einem siegreichen Feldzuge, fern von der Heimath begingen. Ueber die Art und Weise, wie speciell der Geburtstag des Kronprinzen van Sachsen in Compiegne gefeiert wurde, erlaube ich mir Ihnen in Nachstehendem einige Andeutungen zu geben. Morgens gegen 9 Uhr gratulirten sämmtliche Osficiere und Beamte des Stabes Sr. königlichen Hoheit im Schlosse, wobei der älteste Officier, Ge nerallieutenant Herkt, General der Artillerie der III. Ärmere, eine Ansprache an Höchstdenselben hielt und in derselben allen den Wün schen Ausdruck gab, die für den fürstlichen Feldherrn gehegt werden. Um 10 Uhr Morgens begab sich seine königliche Hoheit nach dem Schloßpark, wo dicht vor der dort befindlichen Appareille von 8 Osficieren des ObercommandoS eine Quadrille zu Ehren deS Tages geritten wurde. Der dazu ausgesuchte Platz war ein selten passender und hübscher. Aus der großen Avenue, die von dem Schlosse in Compiegne nach den Beaux-Monts führt und von Kaiser Napoleon I. angelegt ist, war ein Viereck durch 6 GardeS-du-CorpS zu Fuß bezeichnet, um das herum durch GardeS-du-corps zu Pferde die Fahnen nach den Farben des prinzlichen Ehepaares (grün und weiß, und blau und gelb) gehalten wurden, während im Hinter gründe eine große schwarz-weiß-rothe Flagge wehte. Denkt man sich dazu das bunt bewegte Treiben einer Masse verschiedener Uni« formen und das Ganze eingefaßt von herrlichen, im ersten Fruy- linzSgrün prangenden Bäumen, so wird man sich ein annäherdeS Bild machen. Nach Beendigung der Quadrille erschienen zahlreiche preußische Osficiere zur Gratulation, vor allem der Prmz August von Württemberg, commandirender General des GardeeorpS, der Prinz Elimar von Oldenburg, die beide» Prinzen HvheMe^ und Tageblatt MlieiM AMger thum verwandeln Möchten. Diese beiden Partei-Bruchtheile strebten seit dem October vo rigen Jahres nach der Commune. Ihre Ansichten laufen aber weit auseinander. Seit die Commune gegründet ist, liegen sie unter sich im Hader. Die Plötzlichkeit des Umschwunges, der seit Wochen oft von einem Tage zum andern in dem Austauchen und Nieder gehen von Personen und in der Veröffentlichung von widersprechen den Beschlüssen bemerkbar ist, kann nur aus der Verschiedenartig keit dieser Strömungen erklärt werden, die wohl im Wesentlichen zusammenfließen, sich dann aber plötzlich im heftigen Strudel trennen. Der Durchschnitt der Gesinnungen dieser beiden Partei-Bruch- theile könnte allenfalls ein republikanisches Programm bilden, auf das hin Frankreich seine staatliche Wiedergeburt zu vollziehen sich glücklich schätzen dürste. Die Einheit deS Landes vorausgesetzt, ließe sich ohne Gefahr für dieselbe in Stadt und Dorf eine freie bürger liche und bäuerliche Selbstverwaltung einrichten, die der Republik schon darum zu Gute käme, weil der Bauer jeder Staatsform, welche ihm diesen Bortheil brächte, sich mit Vorliebe zuwenden würde — wie er es der Napoleonischen Herrschaft ja stets dankte, daß sie die Schaffung von kleinem, freiem Grundeigenthum durch- geführt hatte. Eine Reihe anderer Forderungen der Commune — Alles, was fich mH bk Abschaffung des stehenden HeereS, Befreiung des Staa tes vom Kirchentoch, aus die VolksepAMg und dergleichen be zieht — ist derart, dH dk beider Men SeM Scharm zusammen gehe» können; anders in der G >ge. Hier wecht