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Antragsteller den alten Kämpfen wegen der Verfassung in der Lan desvertretung betgewohnt, dann würde er vielleicht unterlassen haben, neue Kämpfe zu provociren. Er ersuche die Synode, nicht auf eine principielle Discussion sich einzulassen, sondern dem Antragsteller einfach Quittung zu ertheilen. — Abg. v. ErdmannSdorf: Auch er habe 1860 die Ansicht getheilt, daß die politische Landesvertretung nicht zur Verabschiedung einer Kirchenverfassung kompetent sei; allein ein Organ mußte doch erst geschaffen werden, welches heute durch die Synode gegeben ist; das Zustandekommen der Synode wie der Verfassung selbst sei aber durchaus ein rechts- und gesetz mäßiges. Wenn einzelne Mängel der Verfassung anhaften, so sei es mit ihr, wie mit jedem Menschenwerke; vollkommen sei keinS. Mängel ließen sich beseitigen; man habe das heute bei 8 38 ge- than. Redner hält schließlich dem kirchlichen Sinn großer Städte eine Philippika. — Secret. Opitz: Die Synode sei berechtigt, auf eine Revision der Kirchenverfassung einzugehen, doch halte er die Zeit dafür noch nicht gekommen. Nächstdem bedauert der Redner das Zustandekommen von Vereinen weltlicher Kirchenvorstände, wodurch eine Scheidung zwischen Geistlichen und Laien herbeige führt werde. Abg. Kretzschmar vertheidigt nochmals die Zweck mäßigkeit einer Gesammt-Revision gegenüber einzelnen Verbesser ungen, wodurch daS Verfassungswerk durch eine Masse Zusätze, Erläuterungen rc. belastet würde. — Schluß der Debatte. — Nach dem Schlußwort des Referenten trat die Synode dem Verfassungs- AuSschusse mit großer Majorität bei. — Abg. vr. Luthardt trägt der Synode mehrere Wünsche in Bezug auf die geistliche Ver sorgung der Truppen vor, welche im Protocoll niedergelegt und so zur Kenntniß der Regierung gebracht werden sollen. Der erste Wunsch bezieht sich auf die Zahl der Feldgeistlichen; man habe den 1600 katholischen Soldaten 2 katholische und den 38,000 Mann evangelischer Confesston nur 4 evangelische Feldgeistliche gegeben. Einer von den letzteren sei in die Lazarethe commandirt worden, so daß der activen Armee nur 3 evang. Geistliche verblieben, während beispielsweise Württemberg viel mehr Geistlichkeit der Armee beigegeben. Er wünsche 5 etatmäßige Feldgeistliche und Hilfsprediger für die Lazarethe. Zweitens wünsche er, daß an der Spitze derselben ein Divisions-Oberprediger stehen möge. Drittens sei ein entsprechendes Militär-Bet- und Gesangbuch zu wünschen. DaS jetzige Gesangbuch, nur 8 Lieder umfassend, sei nur in 8000 Exemplaren an die ziemlich 40,000 Mann starke Armee ver theilt worden. Prinz Georg habe 10,000 Exemplare, mit 4 Lie dern vermehrt, auf seine Kosten nachdrucken lassen. Endlich wünsche er eine geordnete Militär-Seelsorge auch in Frie denszeiten. Redner bittet schließlich, keine Debatte über seine Wünsche zu eröffnen, weil man dabei auf Gebiete kommen könnte, welche der Synode nicht angehören. Aber er befürwortet den An schluß an seine Wünsche, um sie zur Kenntniß der Regierung zu bringen. — Geh. Rath vr. Langbein constatirt, daß bereits im August v. I. nach erfolgter Genehmigung des Bundesfeldherrn jedem Armeecorps zwei überetatsmäßige Feldgeistliche beigegeben sind. — Abg. Heubner legt Verwahrung dagegen ein, daß mit an deren Gegenständen in ähnlicher Weise verfahren werde. — Der Präsident von Gerber unterläßt jedwede Abstimmung. — Vorletzten Gegenstand der Tagesordnung, die Verwendung der Bußtagscollecten« gelber betr., referirt Abg. Naumann. Die Antragsteller Abgg. Naumann und Genossen schlagen unter Wegfall des bisherigen Zweckes vor, diese Gelder für anderweite kirchliche Zwecke zu ver wenden. — Abgg. vr. Otto, Gesell und Opitz befürworten den Antrag. — Ein Unterantrag des Abg. Melzer wünscht eine gleiche Verwendung der ReformationScollecte. — Kultusminister v. Fal kenstein äußert sich den Antragstellern beistimmend und wünscht, daß auf anderem Wege sich Unterstützungsgelder für hilfsbedürftige, Lehrer finden mögen. — Die Synode beschließt: Die Bußtags- und Pfingstcollecte nicht mehr für hilfsbedürftige Lehrer .fortbestehen zu lassen, lehnt jedoch die Verwendung für anderweite kirchliche Zwecke ab. Abg. Melzer zieht seinen Antrag zurück. -- Abg. v. Erdmannsdorf erstattet schließlich mündlichen Bericht des Pe titions-Ausschusses über die Frage, welche Berathungsgegenstände in das Bereich dieses Ausschusses gehören. Laut 8 40 der Ver fassung glaubt der Ausschuß nur Eingänge von Synodal-Mitglie- dern, von Kirchenvorständen und Diöcesan-Bersammlungen der Be richterstattung unterwerfen zu sollen; außerdem auch Eingänge, welche von Mitgliedern der Synode zu den ihrigen gemacht wer den. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Haberkorn, Günther und vr. Eckstein schließt sich die Synode dieser Ansicht an, nach dem vom Präsidenten hervorgehoben, daß von jetzt an alle Petitio nen im Conferenzzimmer ausgelegt werden sollen, damit die Mit glieder der Synode Einsicht nehmen und dieselben event. zu den ihrigen machen tönnen. — Schluß der Sitzung. — Nächste Sitzung Dienstag Vormittags 10 Uhr. Tagesordnung; 1) Zweite Abstim mung über den Antrag wegen authentischer Interpretation deS K. 38 der Verfassung. 2) ÄuSloosung der auStretenden Mitglieder nach z. 36 der Verfassung. 3) eventuell weitere mündliche Bericht erstattung des Petitionsausschusses. Dresden, 20. Mai. DaS bei Ludwig Phtlippsohn und an anderen Stellen aufgelegte Äctiencapital der Chemnitzer Papier fabrik wurde hier fast dreifach gezeichnet. > ... < v. Brand, 19. Mai. Die Erwartungen, die man hier an die Rückverlegung unsers Sommerjahrmarktes auf seine ehemalige Abhaltungszeit fast allgemein knüpfte, siNd in gewisser Beziehung nicht nur in Erfüllung gegangen, sondern sogar noch übertroffen worden. Verlies auch der erste Tag, Mittwoch, iN bisheriger ziem lich todter Weise, so war dagegen der zweite, der Himmelfahrtstag, so belebt, daß man schon an die Blüthezeit dieses Jahrmarkts! er innert wurde. Die Frequenz vön Seiten Auswärtiger war eineffür dieses erste Mal kaum geahnte. Vom Markte bis aufS Schützen haus zu gelangen, das hatte seine Schwierigkeit und Markt und Schießplan und besonders die Gasthöfe unv Schankwirthschafteu waren zuweilen mehr, als gefüllt. ' Viel trug zu dieser Frequenz außer dem Feiertage jedenfalls die Verbindung deS Jahrmarktes mit dem Vogelschießen, vor allem aber däs Anfang« wenigstens halbgute Wetter bei. Leider aber schlug das letztere gegen Abend so unerwartet und so total um, daß man auS'dem schönen Monat Mai sich in den rauhen November versetzt wähnte. Der Anfang- ziemlich harmlos erscheinende Sprühregen ging Mit dem Dunkel werden in stürmisches Schneegestöber über, und wie mit einem Zauberschlage waren die vorher mit Menschen gefüllten Plätze, öde und leer und die den Verkehr zwischen hier und Freiberg 'ver mittelnden Omnibusse waren förmlich belagert und die öffentliche» Wirthschaften übervoll. Ob diese Menschenfülle für die auf dem Markte und dem Schießplane Feilhaltenden so ausgiebig gewesen sei, wie man es erwarten könnte, darüber vermag Referent ein Urtheil.nicht zu fällen: auf alle Fälle aber ist dieser erste Himmelsahrts- markt besser gewesen, als die der letzten Jahre und steht wohl zu hoffen, daß seine Nachfolger bei gleichgünstigen Nebenumständen nvch besser sich gestalten werden. — Heute früh harte übrigens die ganz« uns umgebende Natur auf einige Stunden sich mit einem weißett Gewände, nicht von Blüthen, sondern von Schnee angethan. —ät. Chemnitz, 21. Mai. Der nordöstliche Theil unserer Stadt wird abermals einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Dem Vernehmen nach soll nämlich neben den Reparaturwerkstätten auch noch die Wagenbauwerkstatt von Leipzig nach hier verlegt und hin ter dem Rothen Vorwerk errichtet werden, wodurch selbstverständlich eine nicht unbeträchtliche Anzahl von dabei beschäftigten Arbeitern und Beamten hierher geführt werden würden. Jedenfalls dürfte die Folge davon sein, daß die Inhaber von Baustellen in dortigem Stadtviertel rascher anS Werk gehen werden, um Wohnungen zu schaffen und ihr gutes Geschäft zu machen. Dieses energische Jn« angriffnehmen von Neubauten dürfte aber auch um so gebotener sein, als in diesem Jahre die Baulust eine durchaus nicht große genannt werden kann. — Ein Berliner Blatt berichtet: Die sächsischen Fabrikstädte Chemnitz, Zittau, Glauchau, Meerand rc. haben seit Porigem Jahre für unsere Modenwelt eine außerordentliche vermehrte Bedeutung gewonnen, indem namentlich eine große Masse sehr eleganter halb wollener Stoffe, welche die Berliner Modengeschäste sonst au- Frankreich bezogen, jetzt von diesen sächsischen Städten geliefert werden. AuS Annaberg-Buchholz meldet die „D. A. Z.", daß die Posamentenfabrik des Erzgebirges eine Höhe erreicht habe, wie noch niemals erlebt worden sei. Der Grund davon ist, daß die Engländer und Amerikaner, welche bisher bloS die gröberen Num mern der Pösamentierwaaren aus Sachsen bezogen, hingegen die feineren Artikel dieser Branche in Frankreich bestellten, durch den Krieg gezwungen wurden, die Probe zu machen, auö dem Erzge birge auch die theuerertt Qualitäten zu beziehen. Diese Versuche sind glänzend gelungen. Die im Erzgebirge geschaffenen feineren Dessins können sich den französischen an die Seite stellen und es scheint, als ob es nur des Kriegs bedurft hätte, um den ErfiuvungS- sinn unserer Arbeiter zu schärfen. Au Co mm er au in der Lausitz hat ein bedeutender Brand stattgesunden. Zwölf Besitzungen brannten in einer halben Stunde fast nieder. Ein 8 Jahre alter Knabe hatte wieder einmal mit Streichhölzchen gespielt und so den Brand verursacht. Einig?, Schweine; die in ihrer eingeborenen Dummheit wieder in Vie brennenden Ställe zurücktrabten, verbrannten mit. Auch konnte an Mobilien nur wenig gerettet werden. Leipzig. Bismarck hat den hiesigen Magistratsherren, die ihm vor Kurzem das Diplom als Ehrenbürger Leipzig« überreichten, erklärt daß er von mütterlicher Seite von dem Gilchneu-Gejchlechtz der Mencken, also auö Leipzig stamme.