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Der ehrenvoll« Beruf de« ersten Deutschen Reichstag« wird e« zunächst sein, die Wunden nach Möglichkeit zu heilen, welche der -rie- geschlagen bat, und den Dank de« Baterlande« Denen zu bethätigen, welche den Sieg mit ihrem Blut und Leben bezahlt haben. Gleichzeitig werden Sie, geebrte Herren, die Arbeiten beginnen, durch welcke die Organe de« Deutschen Reiche« zur Erfüllung der Auf gabe zus^mmenwirken, welche die Verfassung ihn-n stllt: „Zum Schutze de« in Deutschland gütigen Recht,« und zur Pflege der Wohlfahrt de« deutschen Volke«". Die Vorarbeiten für die regelmäßigen Gesetzgebungen haben leider durch den Krieg Verzögerungen und Unterbrechungen erlitten; die Vorlagen, welche Ihnen zuaehen werden, leiten sich daher unmittelbar au« der neuen Gestaltung Deutschlands ab. Di« in den einzelnen Verträgen vom November vor. I. zerstreuten BerfassungSbestimmungen sollen in einer neuen Redaction der Reich-- verfaffung ihre geordnete Zusammenstellung und ihren gleichmäßigen Ausdruck finden. Die Detbeiligung der einzelnen Bundesstaaten an den laufenden Ausgaben des Reiche» bedarf der gesetzlichen Regelung. Für die von der königl. bayerischen Regierung beabsichtigte Einführung norddeutscher Gesetze in Daytrn wird Ihre Mitwirkung in Anspruch gtnomwtn werden. Die Verfügung über die von Frankreich zu leistende Kriegsent schädigung wird nach Maßgabe der Bedürfnisse des Reich» und der berechtigten Ansprüche seiner Mitglieder mit Ihrer Zustimmung getroffen, und die Rechenschaft über die zur Kriegführung verwendeten Mittel Ihnen so schleunigst gelegt werden, al» e» die Umstände gestatten. Die Laae der für Deutschland rückerworbenen Gebiete wird eine Reib, von Maßr,g,ln ,rbeisch,n, für welche durch die Reichsgesetzgebung die Grundlagen zu schaffen find. Ein Gesetz über die Pensionen der Offiziere und Soldaten und über die Unterstützung ibrer Hinterbliebenen soll für das gesammte deutsche H,er die Ansprüche gleichmäßig regeln, welche der gleichen Hin gebung kür da« Vaterland an den Dank der Nation»« zustehen. Geehrte Herren, möge die Wiederherstellung de« deutschen Reiche« für die deutsche Nation auch nach innen das Wahrzeichen neuer Größe sein; möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmreich geführt, ein nickt minder glorreicher Reicksfrieden folge«, und möge die Auf gabe d»S deutschen Volke- fortan darin beschlossen sein, fick in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen! Das walte Gott!" — 2l. März. Die heutige erste Sitzung de« Reichstage« eröffnete der Alterspräsident von Frankenberg. LudwiqSdorf. Er be- tonte, wie er schon im Jabre 1867 die Einheit Deutschland« be stimmt in Aussicht genommen habe. Trotz der verhöhnenden Kritik seiner Worte in französischen Journalen, sei die Einigkeit verwirk licht werden. Der Präsident begrüßt schließlich die süddeutschen Abgeordneten wärmstens unter dem Beifall deS HauseS. Vorläufig ward die Geschäftsordnung deS R-ichStageS des norddeutschen Bun de« angenommen. Der Namensaufruf ergiebt 275 Mitglieder; da« Hau« stimmt dem Antrag de« Präsidenten zu, daß der ganze Reichstag an der Beglückwünschung de« Kaiser« zu seinem morgigen Geburtstag sich betbeilige. Die nächste Sitzung findet Donnerstag statt. Eine Commission aller Fraktionen deS Reichstags wird den Entwurf einer Adresse auSarbeiten. Morgen findet ein Diner aller Reichstagsmitglieder zur Feier deS Geburtstage« de« Kaiser« statt. Zum Präsidenten de« Reichstage« ist Simson, zum ersten Bice- präsidenten Hohenlohe respective Weber (Stuttgart), zum zweiten Vicep^äsidenten Benningsen in Aussicht genommen. Elsgh. Die „Straßburger Zeitung" berichtet über eine Fest lichkeit, welche am 12. März in dem zum Arrondissement Saarburg gehörigen CantonSbauptort- Finstingen (Fenestronge) stattfand, und eine größere Bedeutung dadurch bat. weil sie zum ersten Mal die Bevölkerung mit den deutschen Beamten in officieller Weise zu demselben Zwecke vereinigte. Bon Einwohnern selbst war der Ge- danke au«oegang,n, die Wiederherstellung de« Frieden«, sowie die Wiedervereinigung der so lange von Deutschland abgetrennten Ge« biet-tbeile mit dem deutschen Mutterlande würdig zu begehen. Zu dem Zwecke batte sich ein Ausschuß von Finstinger Bürgern gebildet, welche eine allgemeine Einladung zu einem im Mairiesaale daselbst zu veranstaltenden Festmable ergehen ließ. An der Versammlung nahmen Theil außer den CbefS der Verwaltung«, und Forstbehör den und einem Tbeile der übrigen Beamten de« Arrondissement« Saarburg unter Anderen 5 Moire«. 3 Gastliche, 5 Lehrer, während zu dem übrigen Theile alle Klaffen der Bevölkerung von Finstingen und Umgegend ihr Eontingent gestellt hatten. Von den dab-i auS« gebrachten Toasten sei der de« Pfarrers Winter au« Finstingen er wähnt, der sich darüber aussprach, daß der neue Herrscher und da« deutsche Gouvernement, welche« sich um da« Wohl der wieder erworbenen LandeStheise bereit« große Verdienste erworben habe, schon jetzt und auch für die Folge auf ein aufrichtige- Entgegen- f-mne« de? Bewohner zählen könne. Redner brachte sodann ein Hoch au« auf da- Wiederanfblähen deutscher Sprache, deutsche« Wesen« und deutscher Cultur im jetzigen Deutsch-Lothringen. Strakburg. Man ist eben mit der Restaurirung der durch das Bombardement beschädigten Münfterorgel fleißig beschäftigt und wird dieselbe wohl bi« Ostern wieder vollständig hergestellt sein. In Pari« hat die Revolution noch die Oberhand und e- scheint fast, als ob die Regierung mit ihr unterhandeln wolle, da sie nicht die Macht bat, dieselbe zu unterdrücken. Die Führer der Revolution haben sich im Herzen der Stadt festgesetzt und bereiten sich auf einen energischen Widerstand vor; daß sie dabei rücksichts los verfahren werden, haben sie von Anfang an durch die summa rische Erschießung der zwei Generale bewiesen. Die Regierung darf bekanntlich diesseits der Loire gegenwärtig nur 40,000 Mann halten und da von den in Pari« befindlichen Linientruppen ein Theil nicht besondere Lust zum Kämpfen zu haben scheint — sie haben sich bekanntlich ohne Widerstand Kanonen abnehmen lassen — so muß die Verlegenheit der Regierung keine geringe sein. Dem „Reuter'schen Büreau" in London wird au« PariS vom 19 d. M., Abend«, gemeldet: Die Maire« der Stadt haben eine Deputation nach Versailles gesandt, um von der Regierung die Absetzung der Generäle Binoh, AurelleS und Valentin, sowie Ferrh's und an ihre Stelle die Ernennung von Billaut, Langlois, NdamS und Dorian zu erlangen. Die Regierung habe darein ge willigt, Langlois zum commandirenden General der Nationalgarde zu ernennen. Derselbe habe sich auf daS „Hätel-de-Bille" begeben und sich geweigert, den Central-Comite anzuerkennen; letzterer habe infolge dessen die Nichtanerkennung Langlois' ausgesprochen. Für die befestigten Stellungen am Montmartre und in Belleville sind von den Aufständischen Signal-Vorrichtungen getroffen worden, welche eine Verständigung zwischen beiden Punkten ermöglichen sollen. Vom 20. März wird weiter aus Paris berichtet: 6 Uhr Morgens. Die Situation ist unverändert. Derjenige Tbeil der Nationalgarde, welcher den Befehlen deS CentralcomitsS Folge leistet, hält die Militärposten besetzt. Wider stand wird nirgend« geleistet Der größere Theil der Nationalgarde bält sich fern. Bis zur Stunde ist kein Conflict gemeldet, e« scheint vielmehr in der ganzen Stadt Rube zu herrschen. Der Central Comit^ hat die Wahlen für die Mitglieder de« Gemeinde« ratheS der Stadt Paris auf den 22. d. M. anberaumt. Dieselben sollen mittelst geheimer Abstimmung und nach der Maßgabe erfol gen, daß in jedem Arrondissement von je 20 000 Wählern ein Gemeinderath zu wählen ist — DaS „Journal des D^batS" ver öffentlicht einen energischen Protest gegen die ungesetzliche Situa- I tion und fordert die Urheber der Bewegung auf, sich vor dem öffentlichen Unwillen von Paris schleunigst zurückzuziehen. Pari werde ihnen nicht gehorchen, eS kenne nur eine Gewalt, die der National-Dersammlunq und die der von derselben ernannten Re« I gierung. Alle Journale sprechen ihren Abscheu über die an den Generälen Lecomte und Thomas verübten Mordthaten auS und erklären, daß sie keine andere Autorität als die der National-Ver« sammlung anerkennen ; sie betrachten die gegenwärtige Bewegung nicht als eine lang andauernde. Auf den Boulevards verlautete » gestern Abend, wie die „Agence HavaS" gerüchtweise mittheilt, daß ß in der Nationalgarde der aufrührerischen FaubourgS Stimmen laut geworden seien, welche sich für einen Zug nach Versailles ausge sprochen haben. Andere, gleichfalls bisher in keiner Weise ver bürgte Gerüchte sprechen davon, daß die National-Bersammlung die Verlegung ibreS Sitzes nach einer an der Loire gelegenen Stadt — eS werden Orleans und TourS genannt — ins Auge fassen H soll. Weiter heißt eS, General Faidberbe sei eventuell für da- V Obercommando der Land- nnd Seestreitkräfte in Aussicht genom- II men. Alle diese Gerüchte sind jedoch nur mit größter Reserve auf- II zunebmen. Die „D^atS" melden noch, daß die Insurgenten auf U der Polizeivräfectur die daselbst vorgefundenen Acten verbrannt habe«. Die Verkaufsläden sind in den nicht von Bar- U rikaden gesperrten Stadtvierteln durchgängig geöffnet. National- v gardisten sind in die BureauS der Journale „GauloiS" und^Ä „Figaro" eingedrungen und haben die Pressen versiegelt. Ciu Stadt-Sergeant, welcher auf die Nationalgarde gefeuert haben soll, ist nach summarischem Verfahren erschossen worden. Biele ehe« k malige Stadt-Sergeanten sind verhaftet. Die Barrikaden an den strategisch wichtigen Punkten sind besonder- massiv gebaut und mit Deckungen für die Kanonen versehen. Äm siebenten Sector haben ü sich die Nationalgarden der Pulvervorräthe bemächtigt, außerdem ! erbeuteten sie in der Caserne Prinz Eugen 5000 Chaffepotgewehre. I Zur Stunde ist ganz Paris im Besitze der Nationalgarde. Die I Stadt ist dem Anscheine nach ruhig. Mittag«. Da« Central«Comit6 hat ein officielles Blatt er scheinen lassen, welche- an seiner Spitze die Worte trägt: „k'-äo- ratton, kexudflyu« äv la ssaräv nationale," In diesem amtliches V Blatt e« hei der S den T rung und L habe I len, f nächtl als gung im ür Wahl, ausge ents auSs wohn, Provi zu de einer eS wi Jouri kenne: Decr« gehen s schlag Llan ceh, 1 des t In d digkei zu ei daß ! gitim Haber Antr Wied« Chef« cher da« licher Frei! Blai sind noch Die und um Säv nera so ü ben Wirt ange halt Ges, Gen Wirt den tigt wel sche wer von ang Di. Do Ge der der Na ges sol