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. szi Lachsen. Freiberg. Oeffeutliche Gerichtssitzung den 31. März Vor mittags 9 Uhr zur Eiaspruchverhandlung in der Untersuchung wi der Adolph Wilhelm Uhlemann in Siebenlehn wegen Unterschla gung; Vormittags j10 Uhr zur Einspruchverhandlung in der Unter suchung wider Carl Friedrich Jäckel in Mulda wegen Diebstahls und Unterschlagung; Vormittags 10 Uhr zur Einspruchverhandlung in der Untersuchung wider Ferdinand Göhlert in Großhartmanns dorf wegen Ehrverletzung; Vormittags ^11 Uhr zur Einspruchver handlung in der Untersuchung wider Carl Ernst Weidensdörser auS Oberlangenau wegen leichter Körperverletzung. Freiberg. In kürzester Zeit beabsichtigt die Direction deS Chemnitzer Stadttheaters unS einige Opernvorstellungen zu brin gen. Nächsten Freitag soll nun „Alessandro Stradella", Flotow'S beste Oper, hier in Scene gehen und machen wir unser musiklie« bendeS Publikum daraus aufmerksam, da wir seit einer langen Reihe von Jahren den Genuß einer Oper entbehrt haben. Ein günstiger Cassenersolg dürste die Chemnitzer Direction vielleicht ermuthigen, uns öfters das Vergnügen einer Opernvorstellung zu Theil werden zu lassen. — Ueber den Ausfall der Reichstags-Stichwahlen im IH., XIV-, XV. und XX. sächsischen Wahlkreis sind folgende weitere Mittheilungen eingegangen: Hl. Wahlbezirk in 13 Ortschaften Adv. Thiel mit 2481 gegen Adv. Deumer mit 507 Stimmen. XlV. Rochlitz: Prof. Or. Köchlh in Heidelberg siegte mit 5071 Stimmen über StaatSminister v. Nostitz-Wallwitz, auf welchen 4989 Stimmen fielen. XV. Gerichtsamtsbezirk Burgstädt: Prof. Biedermann 1012. Lehrer Spier 945. GcrichtsamtSbezirk Limbach: Biedermann 993, Spier 814. Städte Mittweida und Frankenberg: Biedermann 1235, Spier 1309. Wiederau und OrtelSdors: Biedermann 90, Spier 50. Gerichtsamtsbezirk Augustusburg: Biedermann 1008, Spier 288 Stimmen. Gesammtergebniß des Vorstehenden: Prof. Biedermann 4338, Lehrer Spier 3406 Stimmen. Da nur noch die Ergebnisse ländlicher Orte auSstehen, so ist die Wahl deS Pros. Biedermann als gesichert zu betrachten. XX. Stadt Zschopau: 0r. Ed. Brockhaus 1005, AmtShaupt- mann v. Einsiedel 50 Stimmen. In den Städten Ehrenfrieders dorf, Thum, Wolkenstein, Marienberg und Zöblitz: 0r. Brockhaus 1495, v. Einsiedel 357 Stimmen. In 49 anderen Orten deS Wahlkreises erhielt Ur. Brockhaus 3011, v. Einsiedel 1953 Stim men. Dies ergiebt in Summa für Ur. Brockhaus 5511, für v. Einsiedel 2360 Stimmen. Es dürfte danach auch die Wahl deS Ur. Ld. Brockhaus gesichert sein. Leipzig, 19. März. Einem Brief aus Zürich entnimmt das „Leipz. Tagebl." Folgendes: „Bon dem wahrhast mörderischen Attentat, welches am 9. d. M. aus die deutsche Friedensseier statt gesunden, werden Sie gehört haben; das Empörendste war die infame Beschimpfung und Bedrohung der anwesenden Frauen. Das Be nehmen der Züricher und ihrer Behörden entzieht sich jeder Kritik. Wir Waffenlosen hätten alle unter den Säbeln der eingevrungenen Franzosen fallen können, ohne daß sich in Zürich ein Finger für unS gerührt hätte. Unsere jungen Leute haben diese Helden der Schwesterrepublik mit Stuhlbeinen zusammengehauen. Leider ist in diesem Handgemenge ein Deutscher durch einen französischen Säbel hieb lebensgefährlich verwundet worden, der Buchbinder Riedel, ein sehr braver Mann; früher schon durch Krankheiten in bedrängte Verhältnisse gekommen, ist er jetzt ganz auf fremde Hülfe ange wiesen. Wir thun für ihn vor der Hand unter uns, was wir können, öffentlich dürften wir es nicht wagen. Die angehobene Untersuchung wird natürlich in den Sand verlaufen. Im außer ordentlich zusammengerusenen CantonSrath hat der zum Referenten über die Hergänge vom 9—11. d. M. bestellte Herr Sulzer auS Winterthur erklärt, daS Attentat sei aus dem allgemeinen Deut schenhaß der Bevölkerung hervorgegangen und dieser rechtfertige sich durch die neuerlich errungene Machtstellung Deutschlands. Die deutschen Professoren, namentlich die, welche als Festredner ausge treten, werden in anonymen Zuschristen bedroht und in Blättern öffentlich geschmäht. Die deutschen Studenten sind weggezogen und so müssen erstere vor lauter eingefleischten Deutschenhassern weiter lesen: Schweizer, Czechen, Polen, Italiener, Rumänen rc. — nette Gegend." Der Brief enthält noch mehr, was wir nicht wie- , dergeben dürfen, ohne den Schreiber errathen zu lassen, was ihn sicher den Insulten deS hohen und nieder» PöbelS preisgeben würde. — In der „N. Fr. Pr." lesen wir Folgendes über die Miß handlung eines Sachsen in Paris: Der Johanniterritter Herr x. Lüttichau hatte sich, nicht au- Neugierde, sondern in BerusSge- schäften kurz vor deck Einmärsche der Deutschen in ÄeglettuU- Mr. Salle'S aus St. DeniS nach Parts begeben, woselbst er schon einmal während deS Waffenstillstandes in ähnlichen Angelegenheiten thätig gewesen war. Diesmal wollte es da» Unglück, daß die Patnoten von Bellevill« und Montmartre seiner habhaft wurden. Sie hatten eben Barrikaden zu bauen begonnen. Sobalo sie den Wagen, in welchem Mr. Salle und der deutsche Johanniter saßen, erblickten, legten ste auf die Pferde Beschlag, um den Wagen sofort als Barrikade mit zu verwenden. Beide Herren mußten au-steigen und eS begann ohne Weiteres ein Verhör. Mr. Salle, welcher in St. DeniS in aufopferndster Weise seit Langem Verwundete und «ranke verpflegt hatte, entging nur durch das Einschreiten einiger Besonnener den Mißhandlungen, mit welchen man ihn bedrohte. Herr v. Lüttichau harte kaum auf die an ihn gerichteten Frage« zur Antwort gegeben, daß er in Angelegenheit der internationale« Krankenpflege nach Paris gekommen sei, wobei er seine Nationali tät nicht verleugnete, als er von seinem Begleiter gewalt sam getrennt und der schmählichsten Behandlung preiSgegebea wurde. Seine stattliche Erscheinung und sein militärischer Bart waren den Patrioten genügende Beweise, daß er ein verkappter preußischer Offizier sei, und ob schon er keine Uniform, auch nicht die Halb-Uniform der Johanniter trug, und obschon Mr. Salle gleich anfangs für ihn Bürgschaft augeboten hatte, war die wilde Menge doch durch keine Versicherungen und Berufungen zu be schwichtigen, und die Emen verlangten, daß er än die nächste Laterne gehängt, die Anderen, daß er auf der Stelle süsilirt werde, während noch Andere ihn am liebsten sofort in die Seme geworfen hätte«. Ein hmzugekommener Offizier vermochte dem Bedrängten keine« Beistand zu leisten, und als eS endlich wenigstens gelungen war, die aus sofortige Executton Dringenden zu überstimmen, ließ die Menge fich'S nicht nehmen, ihr Opfer auf dem Wege nach dem Verwahrsam, wo eS untergebracht werden sollte, unablässig zu be schimpfen und dann, nachdem man eS von der Gaffe in ein Hau» geschleist hatte, auch noch nach seiner Wiederauslieferung zu schreien; die letztere wurde von den draußen Tobenden endlich durchgejetzt, und kaum war Herr v. Lüttichau wieder aus der Straße, als ihm der Säbel eines Nationalgardlsten einen nur halb parirten Hieb versetzte, der zwischen dem rechten Auge und der Schläfe traf, ohne glücklicher Weise tief einzudringen und den davon Betroffenen seiner Besinnung zu berauben. Unter solchen Gewaltthätigkeilen einerseits, von anderen Nationalgardisten wieder auch nach Möglichkeit be schützt und fortwährend zwischen Tod und Leben schwebend, gelangte Herr v. Lüttichau endlich zu einem Maire, der hinreichend ver« ständig war, ihn sofort, zur Beschwichtigung der Patrioten, hinter Schloß und Riegel zu bringen. Nachdem ihm dann die Möglich keit verschafft worden war, sich zu legitimiren und den Beistand eines einflußreichen Freundes brieflich in Anspruch zu nehmen, und nachdem die Volkshaufen den verhaßten Prussten endlich Über neue« Ausregungen vergessen hatten, wurde Herr von Lüttichau nach man cher Stunde qualvoller Unsicherheit auf möglichst unbemerkte Weise in Freiheit gesetzt. Der „D. A. Z." berichtet man auS Zwickau: Liu Ereiguiß für unsere Steinkohlenstadl ist, daß vor einigen Tagen in dem un mittelbar neben dem Bahnhofe angelegten neuen Schachte de» ActienvereinS der Bürgergewerkschast in einer Tiefe von 671 Elle« ein schönes 3 Ellen mächtiges Steinkohlenslötz durchsunken wordeu ist. ES ist dieser Aufschluß insofern sehr wichtig, als er den. Be weis liefert, daß in manchen Theilen der Stadtflur, in denen noch keine Schächte bestehen, bauwürdige Steiukohlenflötze sich vorfinde« und daß das Zwickauer Steinkohlenbassin Jahrhunderte hindurch Steinkohlen liefern kann, ehe sein Steinkohlenreichthum erschöpft sein wird. Bautzen. Am 12. März wurde auf Purschwitzer Flur eine 30—40 Jahr alte Unbekannte, anscheinend HandelSsrau, todt aus gefunden. Der Tod ist durch Strangulation erfolgt, e- ist jedoch nach ärztlichem Gutachten und nach den sonst augestellteu Erörter ungen nicht ausgeschlossen, daß Tödtuug durch fremde Hand vorliegt. Pulsnitz. Am 14. Mär; verunglückte der 25 Jahre alte unverheirathet« Etust Friedrich Lindner, Mühlknappe in der Paus« lerschen Mühle zu Großröhrsdorf. Lindner mag am Abende de» 14. März die Welle, während daS Mühlwerk im Gange gewesen, haben einschmieren wollen, dabei sind seine Kleider von der Welle erfaßt, er ist mit denselben aus die Welle gewunden und mit ihr, welche sich in der Minute über 100 Male um sich dreht, herum geschleudert worden, wobei ihm die Füße und der rechte Unterarm zer- bez. vom Körper abgeschlagen worden lind, während der Lops und linke Arm in der Höhlung der Riemenscheide gelegen habe«.