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— — > — 7- 830 Unglück zugefügt, att alle Bonapartistischen Jntriguen gekonnt hät ten. und Frankreich, da» sich mit den eigenen Händen zerfleischt, leidet nicht minder, als die republikanische Verfassung. Die guten Bürger haben die Pflicht, sich um die von den legitimen Repräsen« tanten constituirte Regierung zu schaaren. Die National-Versamm- lung und ihre Delegirten haben allein das Recht, zu befehlen, und nur durch Gehorchen bleibt die letzte Hoffnung, das unglückliche Land zu retten. Der „Electeur libre" meldet: Ein Theil der Re gierung ist in Paris geblieben, der andere nach Versailles gegangen, um der National-Dersammlung nahe zu sein und die Maßregeln, welche die Ereignisse fordern, treffen zu können. Gestern Abend besetzten Nationalgarden vom Montmartre das Generalstabsgebäude, andere Nationalgarden den Bendümeplatz. Die Anhänger des Cen« tralcomitsS verkünden, sie hätten friedliche Absichten und wollten uur, daß die Nationalgarde einen von ihr selbst ernannten Chef habe mit dem Mandate, die Republik mit allen Mitteln zu vertheidigen. DaS heutige „Journal officiel" ist noch nicht er schienen. Paris, 19. März. Das „Journal osficiel" bringt über die Vorgänge vom gestrigen Mittag folgende Mittheilung: Die Regie rung vermied jeden ernster» Zusammenstoß und verfuhr bisher mit Milde und Geduld gegen jene Menschen, von welchen sie hoffte, daß es gelingen würde, sie auf gütlichem Wege zum Verstände und zur Pflicht zurückzufübren. DaS amtliche Blatt führt weiter aus, wie die Regierung sich schließlich doch zum energischen Handeln ge- nvthigt gesehen bat, und schildert alsdann die Ereignisse folgender maßen: Die befestigte Position auf dem Montmartre war bald ge- uommen, und die Geschütze sollten nach dem Arsenal zurückgesührt werden, als aufrührerische Nationalgarden, zu denen sich zahlreiche LolkSmaffen gesellte», auf die Straße stürzten und der National« garde die Waffen entrissen. Mehrere Bataillone wurden von der Volksmenge cernirt, andere zum Rückzüge veranlaßt. Die Emeute behauptete da« Feld. So ging der Tag dahin, ohne daß die Na- tionalgard«, welche am Morgen zusammengerufen worden war, irgendwo in hinreichender Zahl erschien, um die Ordnung berzu- stellen. Abends bemächtigten sich die Insurgenten des Generalstabs« gebäudeS der Nationalgarde und des Kriegsministeriums. Erstaunt fragte man nach dem eigentlichen Zwecke, den die Uebelthäter ver folgen. DaS Gerücht war verbreitet, die Regierung beabsichtige einen Staatsstreich. Dies ist eine erbärmliche Verläumdung. Die Regierung, aus einer durch das allgemeine Stimmrecht erwählten Versammlung hervorgegangen, erklärte wiederholt, sie beabsichtige uur die feste Begründung der Republik. Diejenigen, welche die Republik stürzen wollen, sind Männer der Empörung und des Meuchelmordes, welche nicht zurückbeben, Tod und Verderben in die Stadt zu tragen, für welche die Rettung nur in ruhiger Arbeit und Achtung vor den Gesetzen liegt. Jene Verbrechen werden In dignation Hervorrufen; die Bevölkerung wird sich erheben und die Verbrecher züchtigen. DaS „Journal officiel" berichtet über die Erschießung der Generäle Lecomte und Thomas, daß dieselbe ohne richterliches Verfahren erfolgt ist. Die Leichen der Generäle wur den verstümmelt. 2 Adjutanten wären beinahe ebenfalls ermordet worden. Paris war bisher nachsichtig gegen die Ruhestörer. Möge die Bevölkerung begreifen, daß sie energisch gegen die Verbrecher auftrrten muß, wenn sie sich nicht zum Mitschuldigen derselben machen will. Paris, 19. März. Der Centralcomitö der Nationalgarde hat 2 Proklamationen erlassen, welche von folgenden Mitgliedern: Assi, Leüevrah, Ferrot, Babel, Moreau, Dupont, Barlin, Bourster, Mortlier, Gouhier, Valette, Jourde, Rousseau, Lullier, Blanchet, Grollard, Baron, GereSme, Helfe und Pougeret unterzeichnet sind. Die erste Proclomation lautet: „Bürger! DaS Volk von Paris hat da« Joch abaeschüttelt, welches man ihm auf-rlegt hat. Ruhig und unerschütterlich in seiner Kraft, hat es ohne Furcht und Pro- vocation die schamlosen Thoren erwartet, welche die Republik an- tasteu wollten. Diesmal haben die Brüder von der Armee nicht Hand an die Heiligtbümer der Freiheiten legen wollen. Dank Alle»! Ihr und Frankreich habt die Grundlage der Republik, die mit allen Folgen mit Acclamation angenommen worden ist, gelegt. Nur eine solche Regierung kann für immer die Aera der Invasionen und der Bürgerkriege abhalten. Der Belagerungszustand ist auf- gehoben. Da- Pariser Volk wird in seinen Comiteen zusammen« tteten, nm die Communalwahlen zu vollziehen. Die Sicherheit aller Bürger ist unter Beihilfe der Nationalgarde verbürgt." In der andern Proclamation heißt eS: „Ihr habt uns mit der Ver- thttdjgung von Part- beauftragt. Wir haben die Mission durch Euer« Muth und Eure Kaltblütigkeit erfüllt und haben die Regie rung. welche uv» soeben verrathen, vertrieben. Unser Mandat ist erloschen. Wir geben e» zurück. Wir wollen nicht danach trachten, die Stelle Derjenigen einzunehmen, welche ein VolkShauch umge- ftchczt HH. Pepestet Euch vor, vollziehet sofort die Eotyvmalwah- len und gebet uns nur die Belohnung, daß wir erleben können, Euch die wirkliche Republik begründen zu sehen. Bis dahin han deln wir im Namen des Volkes." Paris, 19. März. Der gestrigen Proclamation von Thiers ist heute folgende Proclamation der Regierung, unterzeichnet von Dufaure, Favre, Picard, Simon, Pothuau und Leflü, gefolgt: „Ein Nationalgardencomitö, welcher den Namen eines CentralcomiteS annahm, bemächtigte sich einer gewissen Zahl von Kanonen, bedeckte Paris mit Barrikaden, schoß auf die Vertheidiger der Ordnung, machte Gefangene, ermordete kaltblütig die Generäle Lecomte und Thomas! Wer sind die Mitglieder dieses ComitäS? Niemand kennt sie, Niemand kann angeben, zu welcher Partei sie gehören! Sind sie Communisten, Bonarpartisten oder Preußen? Sind sie aus dieser dreifachen Coalition hervorgegangen? Jedenfalls sind sie Feinde von Parts, welches sie der Plünderung überliefern, Feinde Frankreichs, welches sie den Preußen überliefern. Die verabscheuungswürdigen Verbrechen jener Männer benebmen Denen, die eS wagen, ihnen zu folgen, jede Entschuldigung. Wollt Ihr die Verantwortlichkeit für die Mordthaten, die Verbrechen, die sich noch steigern werden, auf Euch nehmen? Bleibt in Euern Behausungen, wenn Euch an der Ebre, an den heiligsten Interessen gelegen. Schaart Euch um die Regierung, die Republik und die National versammlung!" Paris, 19. März. Die Aufständischen haben auf dem Stadt hause die rothe Fahne aufgezogen. Das Stadthaus ist von Barri kaden umgeben, die Circulation jedoch nicht gehemmt, auch bis jetzt ein neuer Conflict nicht gemeldet. — Der „Soir" erfährt, daß die Kosten der Repräsentation, welche dem Chef der executiven Gewalt (ThierS) zur Verfügung gestellt sind, 3 Millionen jährlich betragen. DaS Einkommen des KronguteS, die Dotationen jeder Art, Senat und andere, kehren natürlich in die Cassen des StaateS zurück. Bis jetzt ist noch nicht die Rede davon gewesen, etwas von den Besoldungen der Minister (100.000 Francs) abzuziehen. Man würde auf diese Art 60 Mill, jährlich ersparen. — Unter den zahlreichen Petitionen, welche bei der National versammlung in Bordeaux eingelaufen sind, ist namentlich eine als nicht ohne Interesse auch für Deutschland zu bemerken. ES ver langte nämlich ein Herr Bedouin aus Marseille, man möge alle Galeerensträflinge und sonstigen Zuchthäusler Frankreichs nach Brest schaffen, sie dort in bewaffnete Banden organisiren und an den deutschen Küsten ans Land setzen, damit sie Deutschland bis nach Berlin überschwemmen! Wien, 20. März. Eine Note der heute erscheinenden „Wiener Abendpost" erklärt, daß seit der Uebernahme der Leitung des aus wärtigen Amtes durch Graf Beust an allein maßgebender Stelle eine Personalveränderung in dieser Stellung weder beabsichtigt worden ist, noch beabsichtigt wird. Pefty, 19. März. In der UnterhauSfitzung vertheidigte bei der Debatte über den Antrag Jranyi'S: Mißbilligung darüber auS- zusprechen, daß die Regierung beim Friedensschlüsse nicht einen ge setzlichen Einfluß zu Gunsten Frankreichs auSgeübt habe, der Mi- niste.rpräsident Gras Andrassy die Neutralitätspolitik. Nicht Ruß land, sagte er, habe die Monarchie verhindert, am Kriege Theil zu nehmen, nicht Furcht und Schwäche wären der Grund der Neu tralität gewesen, sondern das Interesse der Monarchie. Rußlands Wunsch, daß der Friedensstand der Monarchie nicht erhöht werde, sei abgelehnt worden. Die Monarchie führe nur Krieg wegen der Interessen ihrer Existenz, würde dann aber eine nicht geahnte Kraft entfalten. Bukarest, 12. März. Die Kammer hat in der Eisenbahn frage den Antrag des General FloreS angenommen, nach welchem die Entscheidung aller Differenzen theils einem Schiedsgerichte, theilS dem gesetzlichen Richterspruch überlassen werden soll, und ist dann unter Verwerfung aller übrigen Anträge, also auch des Com missionsantrages zur Tagesordnung übergegangen. Madrid, 19. März. Um 1 Uhr Mittags sind der König und die Königin in die Stadt eingezogen, und wurden dieselben vom Volke und von der Armee mit dem größten Enthusiasmus begrüßt. Von dem Bahnhofe aus begab sich das Königspaar nach der Kirche von Atecha, wo ein feierliches Tedeum gesungen wurde, hierauf fuhr der König und die Königin in den Palast, von wo aus sie das Vorbeiziehen der Truppen und der Nationalgarde mit ansahen, welche sie mit Enthusiasmus begrüßten. Auf dem Bahn hofe waren die Mitglieder der Regierung, das diplomatische CorpS und Deputationen aller hohen StaatSkörper zum Empfange an wesend. Eine ungeheuere Volksmenge bewegte sich auf den Straßen vom Bahnhofe bis zum königlichen PalajS. Pa» Wetter war prächtig.