Volltext Seite (XML)
T agebla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^-42 Erscheint jeden Wochentag Ab. 6 U. für den and. Tag, Inserate werden bi» V, 11 U. für nächste Nr. angen, Sonntag, den 1S. Februar Prei« Vierteljahr!. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. — Die Nationalversammlung (Assemblee Nationale) hält ihr« Sitzungen im Grand-Theater zu Bordeaux. Die Deputirtenbänke füllen den Raum des Orchesters, der Logen und einen Theil der Bühne ; ja, es wurden sogar Seitenfitze nöthig, »um 750 Platze Fenstern aller Läden mit Lebensmitteln sieht man eine Fülle von Fleisch, Fischen, Hülsenfrüchten rc. aufgehäuft. In die Zukunft wirft man freilich sorgenvolle Blicke. So gut wie während der Belagerung wird es die arme Bevölkerung nicht mehr haben. Die anderthalb Francs, die jeder Nationalgardist täglich für sich, die 75 Cent., die er für seine Frau, und die 50 Cent, die er für je des Kind erhält, können natürlich nicht ewig gezahlt werden; wie eS heißt, hört die Zahlung schon am 1. März auf. Dann werden es viele dieser Leute weit schlechter haben, selbst wenn sie arbeiten, und viele haben sich an das Faullenzen so gewöhnt, daß sie schwer an die Arbeit zu bringen sind. Da könnte Paris denn etwas Aehn- licheS erleben, wie 1848 mit den Nationalwerkstätten. Werden die Arbeiter unmittelbar nach dem Aufhören des SoldeS in ihre Fa briken zurückkehren? Finden sie überhaupt alle hinlängliche Ar beit? Werden sie ohne irgend einen Unfug sich zu Enster, müh samer Thätigkeit bequemen? Und wenn nicht, müssen wir nicht einen neuen Cavaignac herbeirufen, um die gefährlichen Thorheiten eines kopfverdrehten Pöbels blutig zu unterdrücken? Diese Fragen hört man vielfach besprechen. Angenehm ist der Aufenthalt hier auch so nicht. Der Boulevard des Italiens ist gar nicht wieder zn erkennen. An den glänzenden Equipagen fehlt eö gänzlich und de- Abends statt der taghellen Gasbeleuchtung werfen die spärlichen Petroleumlampen und die nur schlecht beleuchteten Cafes ein me lancholisches Licht auf die Straßen. — Der Pole BerezowSki, der bekanntlich während der Aus stellung von 1867 ein Attentat auf den russischen Kaiser vollführte, ist auf Befehl der Regierung freigclassen. Bordeaux, 16. Februar. Die „Gironde" sagt, daß die Wahlen einen eclatanten Erfolg der verbündeten Parteien gegen die Re publikaner constatiren. „Das allgemeine Stimmrecht gilt uns als souverainer Machtspruch, vor welchem wir unS mit Trauer, mit tiefer Trauer beugen." Bordeaux, 16. Februar. Wahrscheinlich werden Favre, ThierS und Chaudordy als Commissare der Nationalversammlung die Ver handlungen mit dem deutschen Hauptquartier führen. — Die Be richte aller Generäle der Ost- und West-Armee, auch Garibaldi'S, erklären einstimmig die Wiederaufnahme des Krieges für unmöglich. Bordeaux, 17. Februar. Die Nationalversammlung be schäftigte sich mit Wahllegitimationen. Durch Anträge und Unter brechungen Seitens der Linken wurde die Sitzung wiederholt äußerst stürmisch. Der Antrag auf die Ernennung von Questoren wurde gestellt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Zum Präsidenten wurde Brevh mit 519 von 538 Stimmen, zu Vice- Präsidenten Martel (Bonapartist) mit 417, d'Azy (Legitimist) mit 291, Vitet mit 319 und Malleville, letztere beiden Orleanisten, gewählt. Der Alterspräsident verliest folgenden von vielen Mit gliedern eingebrachten Antrag: Thiers wird Chef der Exekutivge walt der Republik, und wird die Gewalt unter der Controle der Nationalversammlung ausüben und die Minister bezeichnen, welche ihn hierbei unterstützen sollen. Der Präsident schlägt vor, die Mitglieder mögen sich um 9 Uhr in den Bureaux und um 1 Uhr m der öffentlichen Sitzung zur Berathung des Antrages versammeln. Hierauf wurde die Sitzung geschloffen. Tagesgeschichte. Berlin, 17. Februar. Heute fand eine gemeinsame Sitzung beider Häuser des Landtages statt. Der Handelsminister verlas die Botschaft des Kaisers, wodurch die Session des Landtages ge schlossen wurde. Die Versammlung brachte ein Hoch auf den Kaiser auS. Berlin, 17. Februar. General Vogel von Falkenstein ver öffentlicht eine kaiserliche CabinetSordre, welche Folgendes verfügt: Da die Verhältnisse die Aushebung des Kriegszustandes noch nicht gestatten und der Wille des Kaisers ist, daß während der Wahl vorbereitungen die Aeußerung der politischen Meinungen und die persönliche Betheiligung der Wähler unbehindert sei, soll in den Bezirken, wo der Kriegszustand erklärt ist, bis zur Beendigung der Wahlen von der Befugniß zur Suspension der Bestimmungen bezüglich deS Vereins- und Bersammlungsrechtes kein Gebrauch gemacht werden und die auf Anordnung des Generalgouverneurs verhafteten und internirten, insoweit nicht gerichtliche Haft gegen sie beschlossen, vorbehältlich des etwaigen strafgerichtlichen Verfahrens in Freiheit gesetzt werden. — Ein Münchener Correspondent des „Franks. Journals" meldet, daß Bayern bei den Friedensverhandlungen eine GebietS- vergrößerung beanspruchen wird. ES verlange Saargemünd, Weißenburg, Bischweiler und Hagenau. (?) — Nach allen Berichten aus Versailles, scheint es jetzt ziem lich sicher, daß die deutschen Truppen in Paris einmarschiren wer den. Die Pariser Blätter besprechen diese Frage auf daS Leb hafteste. Rostock. Hier find Schritte geschehen, um ein Denkmal für Moltke zu errichten. Neisse. Wie unser „Sonntagsblatt" meldet, ist ein hier in- ternirter französischer Offizier als Abgeordneter in die zu Bordeaux zusammentretende Nationalversammlung gewählt und werden muth- maßlich seiner Abreise Hindernisse nicht entgegengestellt werden. Saarbrücken, 17. Februar. Au« Versailles geht die Mel dung ein, daß, wie zwischen dort und Paris, so auch zwischen Ver sailles und Bordeaux nunmehr eine regelmäßige telegraphische Ver bindung für amtliche Communicationen hergestellt ist. Versailles, 16. Februar. Im Hauptquartier ist eine Adresse der Bevölkerung Savoyens eingetroffen, in welcher das Verlangen ausgesprochen wird, Savoyen zu einem neutralen Staate zu machen. — Der Kaiser wird daS Parlament persönlich eröffnen, wenn der Frieden bis Anfang März geschlossen wird; andernfalls wird der selbe in Versailles bleiben und eine Vertagung der Parlaments- Eröffnung stattfinden. Paris, 16. Februar. Die Mairie hat den Preis des Brodes von heute bis nächsten Mittwoch auf 50 Centimes per Kilogramm festgestellt. — Ein Belgier, der seit dem Waffenstillstand sich in Paris befindet, schreibt der „Jndependance beige" unterm 12. Febr.: Die Verproviantirung bildet natürlich noch immer die Hauptfrage; die Organisation oder richtiger Desorganisation der Wahlseetionen lenkt das Interesse nur wenig ab. Es ist nicht wahr, daß, wie die ro- then Blätter sagen, die preußischen Behörden die Ankunft der Le bensmittel verzögert hätten, sie beschleunigen sie vielmehr; aber viele güte Pariser bildeten sich ein, sobald die Lebensmittel zugelassen, rv -- - würde Paris im Nu davon überschwemmt sein. Die Lage hat sich herauszubringen. In den Couliffen find Sitze für.etwa -ro»w r- seit 3 Tagen ganz außerordentlich gebessert; das Brod wird nicht nalisten angebracht. Die Rednerbühne ist in der Mitte, das » r mehr rationirt und ist von guter Qualität. Da für die schnelle des Präsidenten mehr nach dem Hintergründe zu, weicyer Beförderung der Ladungen von den Bahnhöfen ins Innere das ge- Akustik wegen mit Brettern vernagelt ist. Eine ^ge nyl» llitu chöhnliche Personal nicht hinreicht, so hilft vaS Militär. An den die Diplomatie. Dem Publikum bleiben kaum v00 StP. DH