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zum Vorschein gekommen. Mr den Moment sucht sich Trochu durch kleine, stet« mit wenigen Bataillonen unternommene, man möchte meinen, rein platonische Ausfälle zu helfe»,.die den Be lagerten lediglich Bewegung und Vertrauen wiedergeben sollen. So wurden vorgestern Morgen gleichzeitig kleine Demonstrationen gegen Notredame de Clamart geaen den Berg Avron, gegen Le Bourget wohkezielte Artilleriesalven genügten gewöhnlich, um die hervor brechenden Pariser zu schleunigem Rückzug zu bewegen. Auf dem Plateau von Avron war selbst da« nicht nöthig: hier brauchten die wachthabenden Bedienungsmannschaften nur ein eben so Plötz, liche« al« kräftige« „Hurrah l" erschallen zu lassen, um di« Pariser da« Hasenpanier ergreifen zu machen, und nur vor Notredame de Clamart bedurfte e« der AuSschwärmung einer bayrischen Plänkler- kette, um den Feind wieder zu verscheuchen. Die Leistungen un serer Ingenieure und der Festungsartillerie werden allgemein aner kannt, und die Sicherheit, mi» der mau die Batterien vorrücken läßt, wie die Präcision der Schüsse, die mit größter Regelmäßigkeit ein- schlagen, sind ein neuer Beweis für die ernste Pflege, welche man auch diesen Zweigen der Armee bei un« zugewandt hat, Usch ehe man daran denken kennte, eine wie riesige Aufgabe denselben eine« TageS gestellt werden sollte. (K. Z.) Versailles, 18. Januar. Der König von Preußen ist heute Mittag 12 Ubr im Sprisesaale des Versailler Schlosse«, im Bei sein der deutschen Fürsten, umgeben von den Repräsentanten der verschiedenen Regimenter, zum Kaiser von Deutschland proclamirt worden. — Dem Vernehmen nach hat Ju eS Favre gestern um einen Geleitschein bitten lassen, um sich zur Eonferenz nach London zu begeben — Die Armee de« Generale Chanzy zeigt die Spuren der Auflösung. — Gestern ist hier schneidende Kälte eiagetreten. — Die Diolomaten in Pari«, Wisbburne ausgenommen, suchten die Erlaubniß nach, Pari- verlassen zu dürsen. Die Erlaubniß wurde v rwe gert. In Nancy herrschte am 16. Jan. große Aufregung. Nicht weit von der Stadt hatten sich etwa 20 ze-lumpte Franktireur« eingefvnden, und da man dieselben für den Vortrad der nahenden Garibalrianer hielt, wurden große Sicherheit-Maßregeln getroffen. Auf dem Babnbof wurden die Locomotiven geheizt und in der Stadt packten Offiziere. Civilbcamte, Lieferanten rc. ihre Koffer. — Jetzt wird man sich wobl auf vie Kunde von dem Zurückweichell Bour- bakt's beruhigt haben. (Auch au« Straßburg meldet man- daß dort Hoffnungen auf das Nahen der Franzosen gehegt wurden; dir Enttäuschung wird um so größer sein.) Chatillon-sur-Scine, l 2. Januar. Da- 7. Corps hat in letzter Zeit viele Bewegungen in den Departement- Cote d'Or und Donne - auSgeführt und ist jetzt mit dem 2. und 14. CorpS und einzelnen detachirten Truppen-«örpern in einen größeren Armee-Verband unter dem Ober Kommando des Generals von Manteuffel eingetreten. Der Zweck der seitherigen Bewegungen und Concentrationen wird sich bald in größeren Actionen Herausstellen. Ein neu formirte- Detachement unter Oberst v. Dannenberg, bestehend au- dem 60- und 72. Regiment, 3 Schwadronen westphälischer Ulanen und 3 Batterien westphälischer Artillerie, und ebenfall- zu vorgedachter Armee gehörend, hat in den letzten Tagen wiederholt Gefechte mit den Garibaldianern zu bestehen gehabt. Vorgestern wurden 8 Aerzte vom Garibach?schen CorpS hier als Gefangene eingebracht, weil sie auf unsere Truppen geschossen hatten. Sie trugen da« rothe Kreuz an Arm und Mütze. Heute erschien in einem feinen Wägelchen ein weiblicher Arzt, bester gesagt eine Feld-Aerztin vom Garidaldi'schen CorpS beim kommandirenden General, um einen von un« gefangene« Lazarethgehilfen auszuliefern und die 8 Aerzte dafür einzutauschen. Unser Lazarethgehilse wurde al« Neutraler natürlich hier zurückbe« halten und die Auslieferung der 8 Aerzte, welche ihr Metier über schritten haben, inzwischen auch bereit- auf der unfreiwilligen Reise nach Deutschland sind, verweigert. In vergangener Nacht sind auf der Strecke von hier nach Chaumont die Schienen wieder aufgrristeu worden, wodurch von einem für hier bestimmten Proviantzuge 6 Waggon- entgleisten, während die Loc-motive merkwürdigerweise wieder auf die Schienen kam und deshalb Niemand vom Personal verletzt worden ist. — Der Correspondent der „Daily-NewS" bei der Armee deS GencralS v. Göben schreibt unterm 10. Januar: „Wäre e« von ir gend w lchem Interesse, über die kleinen Rencontre« zu berichten, die täglich zwischen unseren Vorposten und denen de- Feinde- oder Requisition- LommandoS vorfallea, könnte man Bogen damit Men. Hier werden 50 Ulanen von den Franzosen überrumpelt, da «ine gleiche Anzahl Moblot« abgeschnitten und zu Gesang«-» : gemacht. zufolge erlösten worden. Am Sonnabend Nachmittag um 5 Uhr worden die Berurtheiltev nach der Kürassieroaserue abgeholt, wo- - und,gegen Meudon unternommen. An den meisten dieser Stelle« selbst sie die Nacht hindurch verblieben, um Skmtag stütz ckchdtm '7a?» e« dicht einmal zum Gebrauch der Handfeuerwaffen. Einige oberschlefischeo Eiseubahnhofe tranSportirt zu werden. « — —* '' — * Versailles, 10. Januar. Se. königl. Hoheit der Hauptmann Prinz Leopold voll Bayern mud CörnMändant der 4. Feldbatterie de« 3. ArtillerieregimeutS hat da- Ritterkreuz de« Militär-Max- Josephorden« erhalten. Seit mehr al« 50 Jahren der erste könig liche Prstnf, ^er aus« Nene diesen hohen Orden sich erwarb. Hier güt' nicht Rang und Geburt, sonder« nur nach den eidlich deponir- teo Au«sagen der Offiziere und Mannsch sten entscheidet da« OrdenS- yapitel in geheimer Sitzung über die Auszeichnung für hohe Bravour " und Intelligenz. Als bei Vivpian der übermächtige Gegner rum Rückzug drängte, blieb der Prinz in Erkennung seiner wichtigen Stellung trotz mehrer demontirten Kanonen mit seiner Batterie allem im Centriim stehen. Da stürmen die Franzosen unter furcht barem Schnellfeuer in seiner recht n Flanke vor, werden aber mit schweren Verlusten von dem recht« ab'chwenkenden Zuge des Ober- lieUtenant« Reder mit Kartätschen zurückgeworfen. An diesem ge fährlichsten Punkte stehend, wird der Prinz von zwei Kugeln am Arm und an der Hüste getroffen und sein Pferd erdält zwei Schüsse durch den HälS. Vergebens beschwören seine Offiziere den ver wundeten Prinzen, die Batterie zu verlassen. Mit edlem Unmuthe weist er diese Aufforderung zurück, und die aufs Neue immer wie- 'der vordringenden Franzosen wiederholt zurückwerfenv, behauptet er mit seiner Batterie siegreich die Stellung bis zur sinkenden Nacht. Für diese Heldenthat von Sr. Majestät dem Könige von .Preußen mit dem eisernen K'euze 1. Elaste ausgezeichnet, vom Könige von Bayern telegraphisch zum Major ernannt, wurde nun mehr dem tapfer« Prinzen die höchste militärische Auszeichnung durch die Verleihung des Max Josephorden« zu Theil. Versailles, 16. Januar. Der Wind weht nicht wehr au« Nordosten, und die Bewohner von Versailles werden dadurch in Bezug auf das Bombardement von Paris in eine trügerische Sicher heit gewiegt. Man hört den Kanonendonner der BeschießungSbat- terien nicht mehr hier. Aber die Arbeit unserer Kanoniere dauert trotzdem ununterbrochen fort. Nach den Forts Jssy und Vanvres ist nun auch Fort Montrouge gänzlich zerstört und völlig zum Schweigen gebracht. Gestern Nachmittag bemerkte man eine große starke Fcuersäule, dicht hinter der Insel Billancourt, die Seine entlang, auf dem Wege nach dem Marsfelde, wo, Karten und Plä nen zufolge, die berühmte Cail'sche Fabrik für Eisenbahn-Bedarf liegt, welche in den letzten Monaten in eine Gescbützgießcrei um- gewandelt worden war. Die Feuersbrunst muß überaus mächtig gewesen sein. Sre währte mehrere Stunden lang. Schon fallen die Granaten dicht an den Mittelpunkt der Stadt. Der große Boulevard St. Michel, wie die breite Verkehrsader deS linken SeinruserS als Fortsetzung deS Boulevards Sebastopol heißt, ist seiner Länge nach vom Feuer unserer Kanonen bedroht, und daS will sagen, daß nicht nur der Luxembourg-Palast, daS Odeon, daS Pantheon, die Sorbonne und daS College de France geradezu er reicht werden können, sondern daS bringt auch den Justizpalast, die Polizeipräsectur die urehrwürdige Notredame, das neue Hotel Dieu (Hospital)- da« elegante HandelStribunal und über ein Weniges selbst da« gegenüberliegende Hotel de Ville in unmittelbare Gefahr. Bbi solchen Dingen hören dann Spott und Hohn von selbst auf, Noch dazu, wenn in diesen und den angrenzenden Stadttheilen sich eine betriebsame, aber arme und vor Allem zahlreiche Bevölkerung ' in ihrer persönlichen Sicherheit auf das Allcrernsteste gefährdet sieht. BiS dahin hatten die Pariser die Schrecken der Belagerung nur vom Hörensagen gekannt, da ihnen, die ja von Natur nüchtern und mäßig sind, keine anderen Opser zugemuthct zu werven brauchten, als die, welche " tine Beschränkung der üblichen Fleischrationen mit sich brachte. Jetzt aber, wo die Gefahr an sie wirklich herantritt, wo außer dem -'Comfort nuch Leben, Vermögen, HauS und sonstige Sicherheit auf dem Spiele steht,, jetzt ist die Zett gekommen, wo etwas gezeigt ? werden muß, das wirklichem Heroismus einigermaßen ähnlich steht. Bi« dahin waren die eigentlichen Heroen nicht die Belagerten, sondern - unsere eigenen Soldaten, die muthig und unverdrossen im Granate i- regen der Fort« Tag und Nacht auszuhalten hatten, ohne auch nur dis dem Mutdigsten sonst unentbehrliche Privat-Genugthuunz zu -haben, auch' ihrerseits durch Geschützfeuer dem Feinde Schaden zu- tzufügent ' Auf unserer Seite fiel Monate lang kein — wenn ich -Mich so-au-drückctt-'darf — »fsenstver Schüße und die muthvolle ttßung eidev GestnrHsstrafe- ckbgefilhrt werdendste. Seilender Cryebun-de» LerairungS^rubpeu istb yielletchtsteine« der größte« Eomwaudaotor ^war Ungeordnet Wörden, daß daS Loo« über die Wunder , welche« in dieser« Kriege »l« Avlge preußischer Di-cipli» Nbzuführeude« entscheide« ssllte. Da sich Nun hierbei wiederum 2b _ Officiere rnkitrut*deusteseu ünd diesem Befehle nicht Folge leisteten, s» wordeu gerade diese «LS Kriegsgefangenen zur Verbüßung der Festung-Hast verurtheilt. Einigen anderen Offizieren, zu deren Uoguosteu bereit« da« Loo« entschieden hatte, ist die Strafe dem-