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seit dem 27. v. M. in Thätigkeit find, über Pont-Jblon fort, also gegenüber den Forts Romainville, AubervillierS und St. DeniS, und näher noch gegenüber den neueren, vorgeschobenen Werken bei Dranch, Bobignh und La Courneuve, durch welche Trocku den ZernirungSring zu lockern suchte. G-stern sollten die Geschütze bei Pont-Jblon sich dem Concerte zugesellen, doch verhinderte eS der Nebel. Heute Nachmittag haben sie endlich ihre Stimmen ver« nehmen lassen, so daß nun die ganze Ostseite von Paris mit Granaten beworlen wird. Die Bertbeidiqung war auch heute fast Null Es ist, als wolle der Feind die bisber von uns befolgte Rolle dcS phlegmatischen HinnebmenS und Geschehenlassens annehmen. Um 4 Uhr NachmittaaS aber begann wenigstens auf dem seit acht Tagen verstummten Fort RoSnh sich wieder einiges Leb n zu zeigen. Die Schießscharten öffneten sich, und die wohlbekannte Donnerstimme deS alten MurrkopfeS sendete den Störenfrieden draußen einige derbe Flüche zu. — 6. Januar. Heute war ich in einer der Batterien, welche auf 7300 Schritt Fort Rosnh auS 24 Pfändern beschießen und dafür von den Nachbarforts hin und wieder mit Granaten bedacht werd-n. Die Entfernung ist zu groß, als daß man einander gegenseitig v'el anha^en konnte, und so gut, wie die gestrigen zahlreichen französischen Geschosse bei uns Niemanden ge troffen haben, dürfen wir uns auch bescheiden, häufig unsere Mu nition obne großen Erfolg zu vervuffen. Die größere Treffsicher heit ist jedoch wobl auf unserer Seite. Da erst wieder frische Mu nition erwartet wurde, mußte die Batterie mit der noch vorhan denen banSbalten, und die Artilleristen haben umsomehr Muße, die Wirkung jedes Schusses zu beobachten. Sie haben obne AuS- nabme wahre Falkenauaen und erkennen ohne GlaS Details, die wir Anderen kaum mit dem besten Glase zu sehen vermögen. Auch behaupten sie, nach der Richtung, welche der Dampf des feindlichen Geschütze« nimmt, abnehmen zu können, auf welche der dock nach barlich einander nahe liegenden Batterien der feindliche Schuß ge münzt ist. Einige von ihnen stehon daher auch meist hoch genug, um die feindliche Action controliren und angeben zu können, ob die Granate zu weit rechts oder zu weit links hält. Dock wurde dieser Lugaus während der Stunde meines Aufenthaltes in der fleißig beschossenen Batterie ohne große Stetigkeit geübt, und er schien mir mehr Sacke deS Privatvergnügens zu sein. Die Erd- Wälle um die Batterien sind hinlänglich hock und stark, um gegen die Sprengstücke jeder nickt in der Batterie selbst krepirenden Gra nate Sckutz zu bieten. Die Gänge, welcke zu den Batterien führen, find Laufgräben von etwa vier Ellen Tiefe. Freilich reichen diese Gänge nickt weit rückwärts, und sobald man sie wieder verläßt und auf freiem Felde steht, wird das pfeifende Geräusch einer herangurgelnben Granate zu einer höckst unliebsamen Musik, zumal die Franzosen unsere Batterien zu übersckießen und solcherart ihre Geschosse oft auf unerhörte Distanzen zu werfen pflegen. Wobl eine halbe bis drei Viertelstunden lang leistete m>r jenes Geräusch heute wieder auf dem Heimwege Gesellschaft, wie ick auck auf dem Hingange nach den Batterien mir sein Geleit gefallen lassen mußte, wobei die Befriedigung, wenn endlick der ExplosionS Knall in aus reichender Entfernung zur Reckten oder Linken erfolgte, wohl eine durchaus gerechtfertigte war. Die Krupp'scken Kanonen, mit denen heute während meiner Anwesenheit vorzugsweise oegen die Forts geschossen wurde, sind von beträchtlicher Länge und sehen unfreundlich schwarz auS, weit unfreundlicher als die glän,enden Zwö'spsünder auS Bronce. Sie haben bereits ein redlich Stuck Arbeit in diesem Kriege verrichtet, und Straßburg, Verdun, Soissons, La Före und Toul wissen von ihnen zu erzählen. Mit der gestrigen Wieder aufnahme der Feindseligkeiten s itenS der Forts hat der Aoron übrigens auch seine in letzter Zeit vorwaltend gewesene gemächliche Seite eingebüßt. Man hatte uns gewöhnt, ihn als eine Art von feindlichem KriegSmuseum zu betrachten, an dessen Eigenart sich mancke ge mächliche Studie knüpft. Noch gestern Vormittag, als der Prinz Georg von Sachsen den Avron besuchte, hielt der einseitige Waffen stillstand an. Seitdem werden die dort stationirten Sackien von den nächsten Hinterhalten der Feinde wieder fleißig beunruhigt, und heute bewarf Fort Noisy den Avron mit Shrapnel«. — 6. Jan., Abends. Die drei Batterien, welche in der Richtung von Aulnah, Blanc-MeSnil, Pont Jblon errichtet worden sind, haben die gegen überliegende französische Stellung auch heute beschossen und sind französischer SeitS hauptsächlich von dem Erdwerke bei Dranch auS wieder beschossen worden. Die Entfernung ist auch hier eine so große, daß die gegenseitige Wirkung der Geschütze nicht sehr hoch angeschlagen werden darf. Der Feind gab etwa zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags ganze Salven, und der^ Geschützdonner war ein sehr gewaltiger. Frankreich. Die Rolle des Herrn Gambetta scheint sich ihrem Ende zu nähern. Seine eigenen Landsleute fühlen das Lächerliche derselben nnd die in Bordeaux erscheinende „Gazette de France" veröffentlicht einen sathrischen Artikel über den Proconsul, welchen wir nachstehend in Uebersetzung wiedergeben. Nirgend sher ist der Fluch der Lächerlichkeit tödtlicher, als in Frankreich. Die „Gazette de France" schreibt: Das Tagewerk eines ProconsulS. Fragment, welches ein Archäologe in der Bibliothek von Lahor aufgefunden hat, 37 Jahre vor Christi Geburt. An dielem Tage, dem siebenten der Iden des März, schüttelte der berühmte Proconsul CajuS LaeliuS Gambetta, auS der Stadt der Cadurcer — im BolkSmnnde CahorS genannt — entstammend, jener mst Reckt durch da« Genie ihrer Krämer berühmten Stadt, die Mohnkörner d-S Morpheus in dem Augenblicke ab, in welchem Aurora mit den Rosenstngern sich der eisigen Umarmung ihre- alten Gatten Trion entri'-. Da er sich erinnerte, baß er mit sei- neuen bürgerlichen und militärischen Functionen die deS Ob-rpne» sters der Cvbele verbindet — begann er nach dem etruskischen Ri tus mit drei Abwaschungen in geweihtem RcinignngSwasser. Dann ließ er durch seine Lictoren eine PaphruSrolle herbeibringen, einen auS dem Robre deS EurotaS geschnittenen Griffel, eine Schale mit schwarzer Flüssigkeit, aus der Beere des Lorbeer des JllyssuS bereitet. Dann, die Stirn nach Osten gerichtet, improvistrte er folgendes Schriftstück: Proklamationen und Decrete, zweite Stunde deS Tages. Bürger! Mit unseliger Freude verkündige ich Euch Nach rickten, di- ebenso stärkend sind wie die Lanze des Achilles und der Arm des Herkules. Evoe! Evoe! Die Korybanten sollen auf allen öffentlichen Plätzen durck ihre Tänze die Gnade deS Jupiter Stator feiern. Bestreut die Stuken deS Tempels der Victoria. Opfert der Proserpina ein Sckaf und der Pallas zwei Eulen! Unser Feldherr PaladinnS AureliuS ist ein Held, jenen Halb göttern vergleichbar, die Ställe reinigten und Ungeheuer tödteten. Ick hgbe soeben bei dem berühmten CarposiuS, dem Günstling der Terpivckore, seine Blldsäule bestellt. Durck ein Wunder, welches der Sckutz des Neptun und der Bellona erklärt, hat er an den Ulern deS Ligoris (Loire) eine furchtbare Armee der Teutonen be- si-gt und ihnen die Stadt Genabum (Orleans) wieder abgenommen nach beldenmütbiqem zweitägigen Kampfe. Als Beweis des enthusiastischen Vertrauens, welche- mir die ser großartige Triumph eiuflößte. Kraft der unbegrenzten Voll- mackt-n, mit welchen mich die Consuln CremiuS (Cremieux) und Glaisius (Glais-Bizoin) bekleidet haben — befehle ich und ver ordne ich: l) Paladinus AureliuS, Imperator, hat sich um da- Vater land wobl verdient gemacht; 2) Alle Männer von 17 bis 75 Jahren, Derheirathete, Witt wer mit Kindern und Familienväter werden sofort unter die Fah nen der Republik gerufen. Den Zaudernden werden durch den Lictor die Köpfe abgescknitten Ulster den Augen deS braven Kera« triuS lKengtrh), Führers der Legion der Picten (Bretagner). 3) Diese Männer bilden eine Gesammtmacht von zwei Mil lionen, dreihundertfünfundvierziq Tausend, achthunbertdreiundachtzig Mann und werben in rwölf CorpS eing-tbei't deren sofortige Er richtung ick anordne. Sw werden absolutes ReqnisitionSrecht über Personen und Sacken haben. Widerspenstige Besitzer werden mit dem Strick um den Hals zum nächsten Fluß geschleift. Ehe sie ersäuft werden, soll der Oberpriester der Ceres eine trächtige Sau opfern! ES lebe die Republik! Sie allein war fähig, solche Wunder zur Welt zu bringen. Fünfte Stunde. Bürger! Paladinus AureliuS ist ein Feigling, ein Dummkopf oder ein Verrätber! Verhüllt die Statue deS MnemosynoS mit Trauerflor; lasset Eure Haare, Eure Bärte und Eure Augenbraunen wachsen; hört auf, Euck die Füße, das Gefickt und die Hände zu waschen und werst drei kleine Hunde in das Wasser, um den Zorn der schrecklichen Göttin Hecade zu entwaffnen. Die Teutonen sind in Genabum (Orleans) eingezogen, welches sie mit einer Steu r von dreizehn Talenten und fünftausend Sesterzen gestraft haben. Schadet nichts! Alles geht gut und ich benutze dies um Alles zu widerrufen, was ich heute decretirt habe. Ich habe eine zweite Botschaft der ersten nackgesendet. Unglücklickerweise hat sie dieselbe nicht erreichen können. Ich ziehe Paladinus Aurelius vor den Rath der Auguren, welche sich über seine Unschuld oder seine Verbrechen vergewissern werden, indem sie bem Pluto eine sckwarze Ferse schlachten und die Eingeweide des Opfers befragen. Wenn AureliuS schuldig ist, wird er verurtheilt, sich in seiner Badewanne vier Adern zu öffnen. Wenn der Fall zweifelhaft ist, wird er nach Mitylene verbannt, wenn er unschuldig ist, werde ich mich darauf beschränk «, ihn durch -inen Schüler deS AeSculap zu ersetzen. Da ich außerdem entdeÄ