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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl: Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu FbeMrg u. ME Erscheint jeden Wochentag Ab. 6 U. für den and. Tag. Inserate werden bk B, 11 U. für nächste Nr. angen. Sonntag/ -en 8. Januar Prei» vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren V Raum mit 8 Pf. berechnet. -t- Freiberg, 6. Januar. Die Freundschaft zwischen Preußen und Oesterreich bestrebt sich plötzlich, iu den deutlichsten Formen aufzutreten. In Wien hat es ersichtlich geschmeichelt, daß sich Graf Bismarck doch einmal bewo gen fand, in sehr herzlicher Weise mit Oesterreich über die neue Gestaltung Deutschlands zu reden. Er hatte eS am Ende nur aus Artigkeit nöthig, und daß er eS für nöthig hielt, stimmte Graf Must sofort zu dem freundlichsten Gratulanten der deutschen Kaiser- Herrlichkeit. Denn verhehlen könnte sich Graf Beust doch nicht, daß es für Oesterreich nichts WerthvollereS geben känn, als die Freundschaft, ja wo möglich die Allianz mit dem „deutschen Reich", dem mächtigsten der jetzigen Staaten. Oesterreich findet für seine auswärtigen Fragen, zumal die türkische, niemals einen aufrichtigen Bundesgenossen, auch an Preußen nicht ; den« die österreichische Po litik ist keine solche, welche durch Größe der Principien und der daran sich knüpfenden Culturziele andere Staaten besonder« zu in- teressiren vermöchte, Es ' ist eine ewig kleine, groß sein wollende, nur um das liebe eigene Dasein sorgende Politik. Bei einem fal lenden Staate,,wie Oesterreich ist, kann eS für andere Staaten nur bedingten Reiz haben, mit ihm sich zur Erreichung größerer Ziele einzulafien. Das ist eS, was LouiS Napoleon im Jahre 1866 sich mit einem Leichname verbinden nannte und was jeder andere fremde Staatsmann ebenso von einer Allianz mit Oesterreich sagen wird. Wenn nicht Leichnam, so ist Oesterreich doch Chaos. ES verzehrt sich an seiner inneren Krankheit, und eS ist kaum anzuuehmen, daß es noch einen Arzt gebe, der es curiren, oder der nur seine bal dige Auflösung zu hemmen vermöchte, Wenn Oesterreich sonach endlich wieder in ein freundschaft liches Derhältniß zu Preußen treten kann, so ist dies vor Allem für seine innere Bedrängniß von Werth. Denn was da an der Donau zuerst zur Entscheidung drängen wird, ist das Derhältniß Deutsch-Oesterreichs zu Deutschland. Je friedlicher und versöhnter die kaiserlich österreichische Politik diese Frage zu lösen versteht, desto besser sür Oesterreich insofern, als eS dem Unvermeidlichen dann Bvrtheile abgewönne, anstatt im eigensinnigen Widerstande dagegen nur unbedingter Zerstörung zu verfallen. Ist die Ampu tation unabweisbar, dann bringt sich der Kranke nur den Tod, wenn er sich, dagegen wehrt, in dem Glauben, das Glied seines Körpers sich zu erhalten. Wie Oesterreich durch die Natur seiner inneren StaatSwirth- schast unempfänglich sür den deutschen Nationalgedanken war und in Folge dessen von der Spitze und dem Einfluß auf die deutschen Angelegenheiten entfernt werden mußte, so wird auch der deutsche Theil Oesterreichs über kurz oder lang wieder zum neuerstandenen deutschen Reiche zurücktreten. Das ist ein Naturgesetz, dem sich zu widersetzen Oesterreich nur in den Abgrund triebe. Die Deut schen in Oesterreich können bei dem unfruchtbaren StaatSleben da selbst keine Befriedigung finden; in Oesterreich haben sie kein Streben mehr und sie würden in dem widerwärtigen Kampfe mit Nationali- tätS-Bruchtheileu, die Nationalitäten sein wollen und alle zusammen, Ungarn ausgenommen, nach außen hin anstatt zu einander zu streben, sich nur elendiglich verzehren. Da ein österreichischer Staat, wieder bisher als gedankenloser Organismus existirte, nicht fort- existieren kann, so. wird sich jeder dort abarbeitende Theil einer Natto nalität dem Ganzen, mit dem er fühlt und denkt, auzuschließen suchen. Deutsch-Oesterreich sucht sich derartig an die geeinte deutsche Nationalität anzuschließen und kann für den österreichischen StaatS- begriff kein weiteres Interesse mehr haben, als insoweit derselbe mit diesem Anschluß zusämmensällt. Wir brauchen eS nicht zu erobern oder gewaltsam unS anzueignen, eS kommt allein. Wenn man in Wie» die Erkenntniß von diesem Unvermeidlichen hat,' so thäte man M gut, sich mit MMM Mi» zu finden und die Krist- sh schmerzlos als möglich verlaufen zu lassen. Man mache in Frieden? ' wenn der Moment naht, seinen Vertrag , darüber mit DeutschläM und quäle sich und die armen Völker nicht mehr, das ProkrusteS- Bett eines österreichischen Gesammtstaates erfinden zu wolle».', Tagesgefchichte. «erlist, 5. Januar. Officielle militärische NachttWn melde»' aus einem Telegramme Sr. Mäjestät des König«' an Ihre Mäje^ stät die Königin: Versailles, 5. Januar, 10 Uhr Morgen-. Srit d Uht beginnt die Beschießung der SüdfortS von Vari-' bei' herrlich«!»' windstillen Wintertage und 9 Grad Kälte ohne Schnee. Wilhelnt.: Berlin, 5. Januar. Officielle militärische Nachrichten melden: 1. Bourogne, 4. Januar. Am 2. Januar war ei« - Rv- cognoScirungs-Gefecht bei Croix, südlich von Delle, infolge dessen,- 200 zurückgedrängte Franzosen jenseits der Schweizer Grenze ent waffnet wurden. Die Belagerung von Belfort hat ihren Fortgang, v. Treskow. 2. Amiens, 4. Januar. Am 2. und 3. Januar blutige, aber siegreiche Kämpfe vorgeschobener Abtheilungen der U Armee: bei Bapaume. Am 2. «ämlich wies die 30. Brigade vo» MAaKl bis Abend alle Angriffe überlegener" feindlicher Mafien ab und machte dabei 260 Gefangene. Am 3. behauptete sich die gesaut« ' melte 15. Division und ein Detachement unter Prinz Albrecht l Sohn in 9stündigem Kampfe gegen 2 feindliche Armee-Corps; wv-k bei unsere Truppen am Abend 2 Dörfer mit dem Bajonnet nah« men und wieder einige Hundert Gefangene machten. Der-Feind trat nach den erlittenen außerordentlichen Verlusten in der Nacht zum 4. den Rückzug nach Arras und Douai an, wobei dt- ver folgende Cavallerie feindliche Bataillone erfolgreich attaquirte und,' dabei noch Gefangene machte. Graf Warttnsleben.' 3. Amiens, 4. Januar. Von der1: Armee hat'General' v. Bentheim am 4. Januar früh die feindlichen Truppe» auf dem linken Seineufer unter General Rohe überfallen und zersprengt-, 3 Fahnen, 2 Kanonen, 4 bis 500 Gefangene abgenommem v. Sperliwgs 4. Versailles, 5. Januar. General v. Manteuffel mel det: Der Feind ergriff am 2, Mittags mit starken Mafien die Offensive; Brigade Strubbcrg bei Sapignies wie« mit geringem < eigenen und großen feindlichen Verluste alle Angriffe bis zu«i Abende zurück und machte 250 Gefangene. Am 3. behauptete-Ge«< neral v. Göben mit der 15. Division und dem Detachement Prinz Albrecht Sohu die Stellung bei Bapaume glorreich gegen die feind«' liche Nord-Armee, und machte 260 Gefangene. Der Feind hatte' außerordentlich große Verluste, und trat in der Nacht den Rückzug an, von der diefieitigen Cavallerie verfolgt; Vör PäriS setzten am 4. Januar unsere Batterie« gegen die Ostfront trotz dichte« Nebel die Beschießung fort. v. PddbtelSkh. 5. Versailles, 5. Januar. Die gegen die Südfront von,. Paris errichteten Batterien, deren Armiruug vom Feinde nicht ge stört worden, beschossen im Laufe des heutigen TageS die Forts Jssh, VanvreS und Montrouge, die Verschanzungen von Villejuif,' den Point du jour und Kanonenboote. Gleichzeitig wurde die Be schießung der Nordostsront kräftig fortgesetzt; zum Theil aas ne« errichteten Batterien. Erfolg sehr günstig, trotz ziemlich starke«, Nebel. Diesseitiger Verlust: 4 Mann todt, 4 Offiziere, 11 verwundet. General v. Bentheim hat am 4. früh von Rouen aus; die feindlichen Truppen auf dem linken Seineufer unter General; Rohe überfallen, zersprengt und ihnen theilS gestern, theilS bttdep, herrk Mgesttzkn VtchlMH 4 Geschlitzt, S FahWs M -e-