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Elbeblatt ein« einzige Minute der Vergessenheit und der Ruhr z» „Das Leichenbegängniß Williams hattr ich allein zu be» sorgen, Man bad niemals etwä« Zuverlässige« über dir Ursache seines Tode» erfahren. Da« Geld, das er von der Stadl lnitbringen sollte, fand man nicht bei ihm. Es ist möglich, daß er beraubt und aemeuchelmordet worden, eben so leicht kann aber auch das Geld, da« man ihm in Bank, noten gegeben, im Augenblicke, al- er vom Pferde gestürzt, seiner Tasche entfallen sein. Da man erst spät daran ging, es aufzusuchen, so war es nicht unmöglich, daß es durch den nächtlichen Regen in dem schlammigen Boden und in den feuchten Kräutern verloren gegangen. Man stellte einige Nachforschungen an, die zu keinem Resultate führten, und so gab man bald jede fernere Untersuchung in dieser Beziehung auf. Ich hatte den Versuch gemacht, von Eva Meredith zu ^fahren, ob keine Briefe zu schreiben wären, um ihre Familie »der die ihres Mannes von dem traurigen Vorfall in Kentniß zu sehen. E« war schwer, eine Antwort au« ihr herauszubrtngen. Endlich kam ich zur Einsicht, daß bloß ihr Anwalt in Kenntniß gesetzt werden müsse, der schon von selbst das nöthige besorgen werd«. Ich hoffte nun, daß wenigsten« von England Nachrichten kommen würden, die über die Zukunft dieser armen Frau entscheiden werden ; aber nein. Tage folgten auf Tage, und Niemand auf Erden schien zu wissen, daß die Wiltwe William Mert» dilhs in gänzlicher Abgeschiedenheit in einem armen Dorfe lebe. Später drückt« ich den Wunsch aus, daß sie aufstehrn möge, damit sie doch wenigstens zum Bewußrsein ihre« Da seins gelange. Am darauffolgenden Ta^, nachdem ich ihr diesen Rath ertheslt, traf sch sie außer dem Bette, im schwär, zen Anzuge. Sie war nut noch der Schatten der schönen Eva Meredith. Ihr« Haare waren, in Flechten getrennt, um ihre blasse Stirne gebenden. Sie laß an einem Fenster und b'ieb unbeweglich wie Tie «S im Bette gewesen. „Auf diese Weise brachte ich manch« länge Abende schwei gend b«t ihr zu. Zuweilen nahm ich des Anstandes wegen ein Buch zur -Hand. Jeden Tag, wenn ich zu ihr kam, sagte ich ihr einige Worte der Theilnahme und der Ergeben heit. Sie antwortete miv durch «inen Blick, der ;o viel heißen sollte, al«: „ich dank«" i dann blieben wir beisam- men ohne zu reden. Mit Sehnsucht wartete ich auf eine Ge legenheit, wo ich einige Gedänkeck mit ihr austauschen könnt», allein mein linkische- Wesen und «eine Rücksicht für Ihr Unglück verstanden e« nicht, ein« splchechgrdeizuführen, »der ließe» si« vorübergeht». Nach und nach gewöhnte ich mich an diesen Mangel jeglicher Unterhaltung, an diesen Empfang, und dann, wa« hätte ich ,hr sägest sollt» ? Das- Wichtigste war, daß sie wisse, wie sie nicht ganz allein in dieser Welt Lastest«, und wie schwach auch Pie Stütz« war, hie ihr blieb, so war sie doch am End« besser, gl« apr keine. Ach besuchte sie nur, stm ihr dutch Meine «Hegentbart autzudrüp- ken: „hier'bin ich." „Es war diese« eist seltsam« AbschMN in Meinem Leben; er hatse ein»» großen Einflpß.,tzufi Meist ganze« ferner»« Schicksal. Hätte streße« Bedauern an Le» Tag geligt, a>«, vM -MWißen dsis welßeq HauftS hi, Rede war, sowürdeich rasch zum Schluß dieser Erzählung- fortschrtittn; La Sl« ^e»h»tz»issest W»«en7 MarbM dtesA Haus sstr Dich «in. Heitger yrg sei, s» Muß ich Ihnen wM ,Der,.D.yff ar , Nach dem Französischen der Madam« d'ArbouM« über setzt vpn Dr. W. Schl«,finger. (Fortsetzung.) „Er nahm den Fade» seiner Erzählung wieder auf: „Frau Mctedith' wurde stäch Haus« gebracht, und sie lag mehrere Stunden bewußtlos auf dem Bett«. Ich fühlte, daß e« zugleich ein« Pflicht und eine Grausamkeit sei, an ihr die Hüls« meiner Kunst zu verschwenden, um sie in« Leben zu rufen. Mir war bange vök den herzzerreißenden Scenen, welche diesem unbeweglichen Zustande folgen mußten; ich blieb geneigt über diesem armen Weibe, ihr« Schläfe mit frischem Wasser waschend, und mit Angst den traurigen und doch auch glücklichen Augenblick erspähend, wo ich den Hauch ihre« Athems ,bren Kippen entwischen sehen werde. Ich hatte mich ist meiner DorauSsehung getäuscht, denn ich hatte nie tin großes Unglück gesehen. Eva öffnete die Augen halb, dann schloß sie sie wieder ; aus ihren Augen rannen keine Thränen .di« Wangen herab. Sie blieb starr, unbeweglich, stille, hätte nicht das Her^ unter meinen Hän den angesat^rMtU schlagen, ich hätte sie für todt gehalten. Wie traurig ist es > Ä«genz«Uge eines Schmerzes zu sein, vgn dcm^ptat, ««iß, Paß es für-ihn keinen Trost gibt! Ich dachte bei mir, daß Schweigen als Mangel an Mitgefühl für diese« unglückliche Weib erschiene, daß dagegen Reden, um sie zu trösten, die Größt de« Unglücks verkennen hieße. Ich. Per ich zur Beschwichtigung einer Unruhe kein Wort hervorbrichgen, kvMte, durlste ich stoffen, einem solchen Leiden gegenüber beredter zu sein? Ich faßte den Entschluß, der am sichersten "war, nämlich' ganz und gar zu schweigen. „Ich werde da bleiben," sagt« ich für mich, „ich werde da körperliche Uebel, wie es meine Pflicht, zu heilen suchen, dann werde ich mich.unbeweglich neben ihr halte», wie «in ergebener HuH Kch zu .Hrcn Füßen legen würde." Nach dem einmal iweist' Entschluß gefaßt war, wurde ich etwas ruhiger; ich hatte sie in «in Leben zurückgerufen, das dem Todt« ähnlich war. Nach Verlauf einiger Stunden jedoch bracht« ich «inen Löffel voll Arznei, di« ich für nöthig hielt, an ihre Lippen. Eva drehte langsam ihren Kops aus die entgegengesetzte Seite und blieb «n dieser Lag« fern von der Hand, di« ihr da« Gcträckte reicht«. Einige Minuten nachher drang ich von Neuem in sie. „Dqhame«! trinken Sie doch!" sagt« ich zu ihr. „Dabei streifte ich ihre Lippen sahst mit dem Löffel, ihre Lippen blieben verschlossen. „Madame, um Ihre» Kindes Willen!" rief ich halblaut. „Eva.öffnete hi« Augen, erhob sich mühsam, stützt« sich «uf ihren Ellenbogen, neigte sich zu dem Getränke, das ich ihr reichte, nahm es, daraus fiel sie auf ihr Kissen zurück. „Ich muß warten, bis sich «in anderes Leben von dem meinigen getrennt!^ flüsterte sie. „Bon da q»rehete, Frau Meredith nicht« w«iter, aber sie gehorcht« maschi, MzMig. allen meinen Vorschriften. Auf ihrem »gestreckt, schien sie ewig zu' schla ¬ fen ; aber we..^ .-»mer auch nur mit der leisesten Stim me ihr zurief: KTryitbrn"Ste sich, trinken Sie das !" so ge horcht« sie auf La« «sie Wort, dieß galt mir al« ein Beweis, »aß di« Seele in diesem unbeweglichen Körper wache, ohne ' ' '- für st" ' - - Riesa, Strehla und deren Umgegend. 70. Dienstag, den SS. Deeemder , 1851