Volltext Seite (XML)
32 Pfg., heute Sonnabend Nachmittag von 3—ö Uhr auf dem Markte. Unverkauft gebliebene Kirschen werden nach dieser Zeit bei Bühling und Schnabel ebenfalls einhalb pfundweise auf weitere Marken V ab Nr. 674 abgegeben. Waldenburg, den 29. Juni 1918. Der Ttadtrat. Postscheckkonto Nr. 11,413. — Gemeindegirokonto Nr. 8. — Fernruf Nr. 16. Städtische Sparkasse Waldenburg — im Rathause am Markt — unter Garantie der Stadtgemeinde Waldenburg 3 >-1«täglicher Verzinsung. Geschäftszeit: Vormittags 8—12 Uhr Nachmittags 2—5 Uhr Sonnabends: Vormittags 8 bis Nachmittags 3 Uhr. Auf Blatt 9 des Handelsregisters, die Firma Heinrich Pätzmann in Waldenburg betreffend, ist heute eingetragen worden: Der Kaufmann Robert Alfred Leonhardt ist ausgeschieden: die Gesellschaft ist aufgelöst; der Kaufmann Heinrich Alfred Erich Leonhardt in Waldenburg ist Alleininhaber. Waldenburg, am 29. Juni 1918. Königlich Sächsisches Amtsgericht. Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag der Erben der Christiane Emilie verehel. Lungwitz geb. Riedel in Frohnsdorf soll das zu deren Nachlasse gehörige, im Grundbuche für Frohnsdorf Blatt 48 eingetragene Besitztum Montag, de» 28 Juli I8M, von Vormittags IC Uhr an im Petzold'schen Gasthofe zu Frohnsdorf öffentlich freiwillig versteigert werden. Das Besitztum besteht aus Wohnhaus mit 2 Anbauten und Garten, hält 2,, r Areal, ist mit 32,«? Steuereinheiten belegt und im Jnlande mit 2400 Mk. gegen Brand schaden versichert. Die Bersteigerungsbedingungen können beim Amtsschulzen I Müller in Frohnsdorf und in der Gerichtsschreiberei 5 hier eingesehen werden. Altenburg, den 24. Juni 1918. Herzog!. Amtsgericht, Abt 5. Heftige feindliche Angriffe an der Beiderseits der Somme herrschte rege Tätigkeit. An der Lys, zwischen Balleuil «nd Bethune und an der Aisve steigerte sich das Feuer zu größerer Stärke. Der Feind verlor wieder 3V Flugzeuge. Unsere Uboote haben weitere 21,000 Tonnen Schiffsraum versenkt. Die Verhandlungen über de« Ausbau des deutsch- Ssterreichisch-ungarischeu Bündnisses beginne» am 8. Juli i« Salzburg. In Paris ist eine Leere und Ruhe wie in einem schottischen Landstadtchen eingetreten. Au der Küste von Tripolis wurden die Leichen von 113 italienischen Soldaten angetrieben. Churchill hat eine neue Hetzrede gehalten. I« London herrscht eine schwere Influenza-Epidemie. Die englische Arbeiterpartei kündigt den Burgfrieden. Lie Sadettenpartei «ahm den Ramen Drd«u«gs- partei an. Der Exzar soll sich in Sicherheit befinden. Petersburg ist ohne Brot und Kartoffeln. I« der Ukraine soll ein kräftiger Bauernstand heran- gebildet werden. Kerenski will vo« London nach Paris und Reuyork Weiterreisen. I« der rumänischen Kammer wurde vo« Friedens- Vertrag schweigend Kenntnis genomme«. Japan hat bisher keine Truppe« in China gelandet. 8s lehnt auch eine Intervention in Sibirien ab. Amerika will eine Anleihe von 5435 Millionen Dollar für die Landesverteidigung aufnehme«. "Waldenburg, 29. Juni 1918 In London wurde am vorigen Mittwoch die Jahres konferenz der englischen Arbeiterpartei eröffnet. Ihr bisheriger Verlauf bestätigt nur den Schiffbruch der in» ternationalen Bestrebungen der Proletarier aller Länder nach Bereinigung und Verbrüderung. Denn er beweist, daß die kriegerische Stimmung in der englischen Arbeiter schaft heute eher im Zunehmen als im Abnehmen be griffen ist. Die deutschfeindlichen Kriegshetzer Kerenski und Branting wurden zur Konferenz von der englischen Regierung zugelassen, dem Holländer Trölstra wurde, da er durch seine Verhandlung mit Scheidemann sich ver dächtig gemacht hatte, der Zutritt verweigert. Der Vor sitzende der Konferenz, Purdy, erklärte in seiner Eröff nungsansprache, alle Hoffnungen auf Erreichung eines andauernden besseren sozialen Lebens nach Kriegsende hingen von der „großen Sache- ab, „daß der Krieg ge wonnen wird. Wir beabsichtigen das nicht aus Hab sucht", fuhr er fort, „sondern weil die Arbeiterklasse der ganzen Welt alles davon zu gewinnen hat, daß der Geist des Militarismus und der Beherrschung vernichtet Wird. Man wird zugeben, daß solche Worte ganz der Ton art entsprechen, wie sie bei uns die schärfsten Gegner jedes BerständigungsfiiedenS führen. Unsere Arbeiter führer find immer allzu eifrig beflissen, über jeden fried lich klingenden Ton aus dem feindlichen Auslande Freuden kundgebungen zu veranstalten; für den Leiter der eng lischen Arbeiterkonferenz sind alle Erklärungen verant wortlicher deutscher Staatsmänner über unsere Bereit schaft zu einem Frieden der Verständigung Luft; er sieht dafür in den Bedingungen, denen da« verräterische Ru mänien unterworfen wurde, einen untrüglichen Maßstab für die „Friedensbedingungen, die der Feind stellen würde, wenn er Sieger wäre". Diese Bedingungen erklärt er dann, könne und wolle die englische Arbeiter schaft nicht annehmen. Denn die Prinzipien, die sie festgelegt habe, gestatteten keine Kompromisse. ES seien solche, auf denen ein aufrechter Friede gesichert werden könne. Wundern kann sich über diese Haltung der englischen Arbeiterschaft nur der, der mit der Geschichte ihrer Organisationen nicht vertraut ist. Im politischen Leben Englands gab eS ja bei Ausbruch des Krieges erst ver hältnismäßig kurze Zeit eine selständige Arbeiterbewe gung. Als eS in Deutschland und Frankreich schon jahr zehntelang klassenbewußte Arbeiterparteien gegeben hatte, hielten die englischen TradeS Unions noch da- Banner der Selbsthilfe hoch, verzichteten auf eine Geltendmachung ihrer wirtschaftlichen Forderungen durch politische Kampf mittel und überließen es den beiden geschichtlichen Par teien der Tories und Whigs, sich bei den Wahlen die Seelen der einzelnen Arbeiter streitig zu machen. Die Ursache dieser Erscheinung lag darin, daß die englische Industrie auf dem Weltmärkte eine Art Monopolstellung inne halte, die es den englischen Unternehmern gestatteten, den jeweiligen Forderungen der Organisation der gelernten Arbeiter in weitherziger Weise so entgegenzukommen, daß ihre Löhne weit höher blieben als wie sie auf dem Festlande üblich waren. Ein Umschwung setzte ein. als dec scharfe deutsche Wettbewerb die Stebungen des eng lischen Handels mehr und mehr erschütterte. Je geringer infolge der deutschen und auch amerikanischen Konkurrenz die Monopolgewinne englischen Unternehmertum« wur den, desto mehr schwand die Neigung, der Arbeiterschaft höhere Löhne zu bewilligen, desto mehr wuchs bei dieser infolgedessen die Neigung zu einer politischen, klaffen kämpferischen Betätigung, bis sich auch im Parlament die Arbeiterpartei von der liberalen abspaltete. Der Weltkrieg bedeutet für das englische Unter nehmertum den grotzangeiegten Versuch, die alte Mono polstellung auf dem Weltmarkt zurückzugewinnen und daher rührt der Eiser, mit dem es dabei Kon der eng lischen Arbeiterschaft unterstützt wird Die kriegerische Stimmung in der englischen Arbeiterschaft mußte natür lich durch das Auftreten Kerenskis noch gesteigert wer den, der ermächtigt zu sein behauptete, die Botschaft zu überbringen, daß Rußland bald wieder an dem „Kampf um die Freiheit der Welt" teilnehmen werde. Für die deutsche Sozialdemokratie sind die Verhandlungen auf der Jahreskonferenz der englischen Arbeiterpartei äußerst lehrreich. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat den heimkehrenden ostpreußischen Ver schleppten durch den Oberpräfidenten v. Batocki seine warmen Willkommensgrüße zum Ausdruck bringen lassen. Nach dem Wunsche des Kaisers sollen die Heimkehrenden ein warmer heimatlicher Empfang und helfende, pflegende Fürsorge nach Möglichkeit über die erste schwere Zeit hinweghelfen. Zu gunsten der Heimkehrenden hat der Kaiser 20,000 Mk. über weisen lassen. Das Hofmarschallamt in Darmstadt teilt mit, daß die russische Regierung durch Vermittlung der russischen Bot schaft in Berlin dem Großherzog von Hessen heute die Nach richt hat zugehen lassen, daß der Exzar sich in Sicher heit befindet. Die Verhandlungen über den Ausbau des deutsch österreichisch-ungarischen Bündnisses werden am 8. Juli in Salzburg fortgesetzt. Gegenstand der Beratungen werden die Arbeiten zum Abschluß einer Militärkonvention und verschiedener wirtschaftlicher Angelegenheiten bilden. Etwa 60 österreichisch-ungarische und deutsche Staatsmänner dürften an den Beratungen teilnehmen, darunter Vizepräsi dent v. Payer, Staatssekretär v. Kühlmann, Minister des Aeußeren Graf Burian, Sektionschef Or. Gratz und die Handelsminister v. Wieser und Sterenyi. Die Verpflegung der Gäste hat Ungarn übernommen. Der Hauptausschuß nahm den Antrag auf Errichtung eines Reichsfinanzhofes als oberste Spruch- und Be schlußbehörde für Reichsabgabensachen an. Vom Bundesrat wurden am Donnerstag angenommen: 1. der Entwurf eines Gesetzes über die abermalige Ver längerung der Legislaturperiode des Reichstags; 2. der Ent wurf eines Gesetzes betr. den Landtag für Elsaß-Lothringen; 3. der Entwurf einer Bekanntmachung der wirtschaftlichen Maßnahmen für die Uebergangsw'irtschaft auf dem Textil gebiete; 4. der Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des 1. Absatzes des Gesetzes betr. Bürgschaften des Reiches zur Förderung von Kleinwohnungen für Reichs- und Militär bedienstete vom 10. Juni 1914; der Entwurf eines Gesetzes betr. Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalt für das Rechnungsjahr 1918. Das Wirtschaftsabkommen mit Rumänien wurde vom Hauptausschuß des Reichstags genehmigt. Die Re gierung wurde aufgefordert, von ihrem Recht, die Ueber- Lys und Aisne. schüsse der rumänischen Landwirtschaft für Deutschland aus zunützen, nur im Falle absoluter Notwendigkeit Gebrauch zu machen. Von der Regierung wurde dazu erklärt, daß uns der Vertrag das Recht gebe, auch nur auf einen Teil der Ueberschüsse die Hand zu legen. Wir können auch in Zukunft unseren Bedarf dort kaufen, wo er am billigsten ist. Der Eierhandel kann nach dem Vertrage zugelaffen werden. Bis zur Erfüllung seiner - Lieferungspflicht wird Rumänien ein Ausfuhrverbot erlassen. An der Spitze der rumänischen Behörde für die Sicherung der Verpflichtungen aus dem Friedensvertrage steht ein deutschfreundlicher Mann. Die Eier sind in den Vertrag nicht ausgenommen, weil sich ihre öffentliche Bewirtschaftung nach den bisherigen rumä nischen Erfahrungen nicht empfiehlt und weil sie ohnehin nach Deutschland ausgeführt werden. Die badische Zweite Kammer hat einen Antrag auf Ein führung des gleichen Wahlrechts für die Gemeindewahlen angenommen. Es stellt sich jetzt heraus, daß die von den „Central News" verbreitete, angeblich von der italienischen Botschaft bestätigte Zahl der von den Italienern gemachte» öster reichischen Kriegsgefangenen von 45,000 auf einem Irrtum der drahtlosen Station beruht und 4500 heißen soll. Diese irrtümliche Ziffer bildete die Grundlage, aus welcher die Londoner Blätter ihre Siegesartikel geschrieben hatten, indem sie diesen großen Erfolg als Maßstab für den weiteren Umfang des Erfolges anlegten. Oesterreich-Un garn. Kaiser Karl empfing am Donnerstag die Reichstagsab- geordnetcn Steinwender, Pantz, Pacher und den Ackerbau minister Gras Silva Tarouca. Am Nachmittag fand unter Vorsitz des Ministerpräsidenten v. Seidler ein Ministerrat statt. Frankreich. Infolge der Flucht der Pariser haben in der Provinz die Verpflegungsschwierigkeiten zugenommen. Die Höchstpreise werden bis zu 100 Prozent überschritten. Ohne Zuschlag ist weder Milch, noch Fleisch, Kartoffeln, Obst usw. zu erhalten. Aus allen Landesteilen kommen Meldungen über Lebensmittelwucher und Betrügereien. Die französische Kammer nahm den gesamten Staats haushaltplan und das Finanzgesetz mit 485 gegen 5 Stimmen an. Die Räumung von Paris muß schon sehr weit vor geschritten sein. Die „Times" lassen sich von dort melden, daß die Stadt ungefähr den Anblick wie im Herbste 1914 biete. Es herrsche eine Leere und Ruhe in den Straßen, wie in einem schottischen Landstädtchen. Jeder Zivilist, der keine wesentliche Arbeit verrichte, sei zur Abreise aufgeior- dert worden. Italien. An der Küste von Tripolis trieben kürzlich Nachts die Leichen von 113 italienischen Soldaten an, die zweifellos mit einen» versenkten Transportschiffe untergegangcn sind. England. London wird gegenwärtig von einer schweren Influenza- Epidemie heimgesucht. Täglich werden etwa 1000 Krank heitsfälle gemeldet. Der australische Minister Hughes hat in der Handels kammer zu London eine Rede gehalten, in der er u. a. sagte: Die deutschen militärischen Leiter wissen, daß sie innerhalb drei bis vier Monaten eine Entscheidung herbeiführen oder den hoffnungslosen Kamps fortsetzen müssen. Es wäre dumm, diese Gefahr zu unterschätzen. Allerdings sei ein Anzeichen dafür vorhanden, daß die Unruhe beim Feinde zunehme. Kühlmanns Rede beweise, daß die jüngste Frie densoffensive unfruchtbar geblieben sei. Der Grund der Veränderung des Tones liege in der Tatsache, daß die Krastanstrengung der Amerikaner die Deutschen überraschte. Die englische Arbeiterpartei beschloß mit 1,704,000 Stim men gegen 951,000, der Regierung den Burgfrieden zu kündigen. Das ist keine Kriegserklärung an die Regie rung; die Partei will nur freie Hand haben für spätere Entschließungen. Für die Notwendigkeit der Kriegsfortsetzung erklärte sich der Parteitag fast einmütig. Rußland. Die „Times" melden aus Petersburg, daß bekannt gegeben wurde, daß in den drei nächsten Tagen Brot oder Kartoffeln nicht verabreicht werden. Die Bevölkerung