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Aus dem Muldentale. ^Waldenburg, 10. August. Zum Ausgleich der durch die .fleischlosen Wochen entfallenden Fleischmenge soll auf Anordnung des Kriegsernährungsamts ein Ersatz gewährt werden, der je nach Lage der Bersorgungsverhältnisse ent weder in Mehl oder in Kartoffeln bestehen wird. Dabei wird in den Ortschaften mit einer rechnungsmäßigen Wo chenfleischmenge von 200 Gramm Fleisch: 250 Gramm Mehl oder 1500 Gramm Kartoffeln, von 150 Gramm Fleisch: 185 Granim Mehl oder 1250 Gramm Kartoffeln, von 100 bez. 125 Gramm Fleisch: 125 Gramm Mehl oder 750 Gramm Kartoffeln geliefert werden. Das Kriegsernährungs amt hat angeordnet, daß für die erste, vom 19.—25. August laufende fleischlose Woche der Ersatz in Kartoffeln gewährt wird. Für die folgenden fleischlosen Wochen hat sich das Kriegsernährungsamt weitere Bestimmungen Vorbehalten. *— Das Oberverwaltungsgericht hat die Steuerpflicht der sogenannten Kriegsunterstützungen bejaht. *— Die beim Schutztruppen-Kommando verwaltete Kolo- nialkrieger-Spende hat die Genehmigung erhalten, dieses Jahr zwei Opsertage abzuhalten. Es gilt, unsre Dankesschuld ab zutragen an die, L>ie auf den fernen Inseln der Südsee und in der Tropensonne Afrikas, von jeder Zufuhr abgeschnitten, Deutschlands Flagge hochhielten, bis sich durch die Uebcr- macht der Feinde ihr bitteres Schicksal erfüllte. Was deut scher Fleiß in 30 Jahren rühriger Kolonialwirtschaft aufge baut hatte, ist ein Raub der Engländer, ihrer weißen und farbigen Hilfsvölker geworden, und um das Unglückslos unse rer schwer heimgesuchten Brüder in Uebersee vollzumachen, wurden sie vielfach in eine erbarmungswürdige Gefangen schaft fortgetrieben, die vielen von ihnen Leben und Gesund heit kostete. Ihnen zu helfen, die Wunden zu heilen, die der Krieg den wackeren Vorkämpfern in Neu-Deutschland geschla gen hat, ist eine Ehrenpflicht eines jeden Deutschen. Vermischtes. Neber den Kaiser hat der nordamerikanische Jour nalist Fox eine größere Schrift veröffentlicht die viel Umge reimtes enthält, so z. B., daß der Kaiser sich zum Kriege habe drängen lassen, aber auch sympathische Beobachtungen bietet. So die folgenden Zeilen: „Die Masse der Armee liebt den Kaiser, darüber ist kein Zweifel. Der Kaiser bemüht sich, diese Liebe zu festigen und zu erhalten. Daher kümmert er sich um seine Soldaten, soviel es die Umstände erlauben. Ein Besuch in einer Lazarettbaracke, ein freundliches Wort, ein Druck der Hand eines Arbeiters, die Verleihung einer Auszeichnung, ein unvorhergesehener Besuch bei einer Kom pagnie beim Mittagessen, ein mit ihr eingenommenes Mahl aus der Feldküche, ein plötzliches unzeremonielles Erscheinen in ihrem Ruhequartier, ein kaiserlicher Verweis an den Leut nant, der seine Leute nicht bequem genug gebettet hat — solches und ähnliches übt der Kaiser Tag für Tag, das ver breitet sich wie ein Lauffeuer durch die Armee, die es fühlt, daß der Kaiser mit ihr zusammen im Kanifpe steht, nicht etwa daheim im Palafte sitzt und sich die Heeresberichte vorlesen läßt. Wo eine Situation kritisch erscheint, dahin geht der Kaiser, seinen Soldaten Mut einzuflößen. Wo ein großer Sieg gewonnen wurde, da sieht man ihn, seinen Soldaten zu danken. Wo ein Land erobert wurde, Serbien, Rumänien, da zeigt er sich, um die Gemüter der Bevölkerung mit Ehr furcht zu erfüllen. Warum wir Kolonien haben müssen. Es ist das Be streben unserer Feinde, uns auf längere Zeit nach dem Kriege von dem Bezug aller Rohstoffe aus ihren Kolonien auszuschlie ßen. Zu diesen Rohstoffen gehören mit in erster Linie die Oel und Fettfrüchte, deren wir für unsere Ernährung, unsere Viehaltung und unsere Industrie dringend bedürfen. Gelänge es unseren Feinden, ihre Pläne durchzuführen und uns dauernd vom Besitz eigener Kolonien auszuschließen, dann wären sie in der Lage, unsere Ernährung ungemessen zu verteuern, uns in unserer Viehaltung und bannt in der Gewinnung von Milch und Butter zu beschränken, und viele unserer Industrien. i die auf koloniale Oelfrüchte angewiesen sind, lahmzulegen. Auch der Oel- und Fetthunger, den nur die Kolonien stillen können^ zwingt uns mit urwüchsiger Gewalt dazu, daß wir dauernd einen großen Kolonialbesitz haben müssen. Der Landwirt helfe dem Stadter. Der Landrat des Kreises Büren in Westfalen erließ einen vernünftigen Auf ruf an die Bevölkerung des Kreises: Die Ernährung der großen Industriestädte ist zur Zeit schwierig; es ist deshalb nichts dagegen einzuwenden, wenn ihr Leuten, die von dort aus Hunger zu euch kommen, von euren Vorräten als milde Gabe — womöglich ohne Entgelt — etwas abgebt. Hiervon grundsätzlich verschieden sind aber die gewerbsmäßigen Schleich händler, die euch Preise für eure Erzeugnisse bieten, die die Höchstpreise oft um ein vielfaches überschreiten. Wer diese unterstützt — nur aus schnöder Gewinnsucht — arbeitet der allgemeinen Volksernährung entgegen, die für unser Durchhalten in diesem gewaltigen Kriege um Deutschlands Sein oder Nichtsein die erste Vorbedingung ist: er ver längert den Krieg mit seinem ungerecht erworbenen Gelde, an dem das Blut so vieler unnötig Gefallener klebt! Weist den gewerbsmäßigen Schleichhändlern, die euch ja mehr oder weni ger bekannt sind, die Tür und liefert Mann für Mann eure Erzeugnisse an die dazu bestimmten Stellen ab! Allerlei. Eine ergreifende Todesanzeige befindet sich im „Berliner Tageblatt" in einer der letzten Nummern: Bei dem furchtbaren Eisenbahnunglück bei Landsberg a. W. am 30. Juli wurde mir meine herzinnigstgeliebte Frau und treusor gende Mutter ihres Jungen, Else Richter göb. Kling, nach 1 ^»jähriger glücklicher Ehe auf diese unglückliche Art entris sen. Ihren kleinen, von uns über alles geliebten, sonnigen Sohn Paul Hans im Alter von 7 Monaten nahm sie in ihren Armen mit ins Jenseits. Mir ist damit alles, unS unser letztes Kind, nachdem die beiden Söhne den Tod iin Westen auf dem Schlachtfelde gefundeu haben, geraubt. Ai treuer Pflichterfüllung für den ihrer Obhut anvertrauten Lieb ling starb auf gleiche Weise seine brave Amme Pelagia Klap- czinski aus Ludom im Alter von 21 Jahren. Kurt Richter, Flugzeugführer, Schneidemühl, Bismarckstraße 14, August Kling und Frau, Berlin-Niederschönweide, Berliner Straße 6. Standesamtliche Nachrichten für Waldenburg. Monat Juli 1918. Geboren: ehelich 2 Knaben und 1 Mädchen. Eheschließungen: 2. Gestorben: 6. Ernestine Wilhelmine verw Winkler, geb. Müller, Gartenarbeiten» in Eichlaide, 75 I. — 30. Carl Friedrich Clauß, Privatmann, hier, 88 I. Literarisches. Eingänge. Lieber Land und Meer. Deutsche Jllustrieite Zeitung. Devi' sche V-alagsanstalt Stuttgart. Jahrgang 60. Nr. 46. P«b oienersShrlich 4 Mi. „Deutscher Soldatenhort " Illustrierte Zeitschrift für do» deutsche Heer und Volk. Preis pro Quartal 1,80 Ml. Verlag von Karl Siegismund, Hofbuchhändler. Berlin 81V. 11, Dessauer SW 13. XXXI. Jahrgang. Nummer 31. Goldene Regeln der Bienenzucht von Georg WieningW Konsulent für Kleintierzucht im k. l. Aäerbaumlnisterium. Verlag der L. V. Endersschen Kunstänstalt in Neutitschein. Preis 35 Pst Kirchliche Nachrichten. Am 11. Sonntag nach Trinitatis. Waldenburg. Vorm. h,10 Uhr Predigtgottesdienst. ? Teu cher. — Nachm. fls2 Uhr Kindergottesdienst, ders. — Wochenanw ders. Schwabe«. Früh S Uhr Predigtgottesdienst. Altstadt Waldenburg. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Niederwinkel. Vorm. 10 Uhr Predigtgottesdienst Langenchursdors mit Falte». Vorm, h-9 Uhr Beichte- 9 Uhr Predigtgotlesdienst Wit Abendmahlsfeier, st-H Uhr Unitt' redung mit den konfirmierten Jungfrauen. Ziegelheim. Vormittags 9 Uhr Predigtgottes dienst. Bereinsnachrichten. Sonntag, den 11. August. Lauseuchursdorf mit Falte». Abends 8 Uhr Jungfrauem verein. Rätsel. Wer fern von seinem Heimatland , Es ist am unwirksamen Strand, Der ist nicht zu beneiden; Doch wer e» unter Menschen ist Voll Trug und arger Hinterlist, Des Freundschaft mögst du meiden. Auflösung der Rätsels in Nr. 180: Hark« — Krähe. 6cktes Golä. Von Mrs. Weigall. Berechtigt« Ueberjetzung von I. Kruse. 41) (Fortsetzung.) Frau von La Perouse hatte sich in ihrer Auf regung erhoben; sie stand jetzt neben Geoffrey und legte Zitternd ihre Hand auf seinen Arm. „Madame," sagte Geoffrey einfach, indem er sie fest anfah, „als Sie mich heute rufen ließen, wollte ich gerade zu Ihnen kommen, um Ihnen zu erzählen, daß mir ein seltsames Glück zuteil geworden ist. Madame, ich bin jetzt reich, denn ein entfernter Verwandter von mir, John Peronel, ist gestorben und hat mir sein ganzes, großes Vermögen hinter lassen." „Geoffrey, das überrascht mich sehr, und ich freue mich so für Sie, daß ich kaum meiner Freude Ausdruck geben kann. Sie waren die ganze Zeit so tapfer, daß ich Sie nur immer bewundern mußte; aber jetzt fürchte ich für Esther." Sie sah in das starke, ruhige Gesicht des Mannes und begegnete seinen klaren, treuen Augen. „Sie meinen," erwiderte er, „was ich meine; Esther muh selbst finden, ob ihr Herz mir gehört, und sie muß sich entscheiden, ohne von meinem Reichtum zu wissen. Sie darf in keiner Weise beeinflußt werden. Sie muß mich lieben als einen armen Mann oder gar nicht." „Das meine ich auch, Geoffrey, als einen armen Mann oder gar nicht! Aber jetzt werde ich mein Miniaturbild nicht zu verkaufen brauchen." „Ich fahre noch heute nach Paris," sprach er mit abgewandtem Gesicht. „Wenn ich dort bin, werde ich Ihnen täglich schreiben. Ich werde Esther nicht zu einer Entscheidung drängen, aber ich glaube, daß ich sie vor Weihnachten nach Arborfield zurückbringen werde." „Aber ihr Vater und ihre Familie? Und wer soll ihre Reisebegleiterin sein, Sie lieber, kühner Geoffrey?" Das Gesicht der kleinen Herzogin strahlte, denn sie liebte einen Roman so sehr wie nur eine, und die Liebe schien sie zu verjüngen. „Esther ist das ganze Leben eines Mannes wert," war seine einfache Antwort, „und was die Beresfords betrifft, so können Geld und Einfluß viel dazu beitragen, daß ein Offizier nach England zurückgerufen und zu einem andern Regiment versetzt wird." „Aber eine Reisebegleiterin, lieber Freund?" „Braucht eine Dame die, wenn sie mit ihrem Manne reist?" fragte Geoffrey fast triumphierend. Und als er fort war, saß Frau von La Perouse lange still, das Gesicht in den Händen, und wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Abends, als ihr Luise den Leuchter reichte, weil sie zur Ruhe gehen wollte, blieb sie noch einen Moment stehen. „Luise," sagte sie, „ich glaube, wir werden eine Hochzeit in Arborfield haben, ehe das Jahr zu Ende geht." „Das dachte ich mir, gnädige Frau, als Sie mich zu Herrn Geoffrey schickten," brummte Luise. „Aber wir werden auch ein Begräbnis haben, wenn nicht Frau Herzogin einwilligen, Ihre Bouillon zu nehmen wie früher." „Ich will alles tun," rief die alte Dame, „und in dem Glück der jungen Leute werden wir beiden wieder jung werden, Luise, du und ich!" Als Esther wieder in das Haus ging, nachdem Lady Adeles Wagen weggefahren war, fühlte sie, daß ihre Kraft fast versagte. Alwyn hatte sie nicht wieder angesehen, und seine ernste Unzufriedenheit erfüllte sie mit Schrecken. Esther dachte, er hätte doch verstehen müssen, daß sie unmöglich ihre so schwer betroffene Familie verlaßen könnte, und die Erkenntnis, daß er keine Teilnahme für ihre Not hatte, versetzte sie in Erstaunen. Ihr ganzes Herz empörte sich bei dem Gedanken, daß ge in Sicherheit und Genuß leben sollte, während die Sorge für ihre Familie einer einzigen Wärterin an vertraut war. Es würde ja für ihren Vater schwer genug sein, die eine geschulte Pflegerin zu be zahlen. Die Kinder spielten still im Garten; als sie an ihnen vorbeikam, blieb sie bei ihnen stehen und sagte ihnen, daß sie den zweiten Stock des Hauses nicht mehr betreten dürften, in dem die Kranken lagen, sondern unten im Hause essen und schlafen mühten. Dann brachte sie die Kleinen in die Veranda und gab ihnen Farben und Bleistifte, damit sie für den kleinen Bruder ein Bilderbuch machen möchten. Als sie damit beschäftigt waren, ging sie hinein, um Kopama abzulösen, die bei Frau Beresford treulich Wacht hielt. Vorher aber sah sie in Hadjis Zimmer, bei welchem die Pflegerin war. Er lag betäubt da und erkannte sie nicht. Ihr Vater wanderte wie ein unruhiger Geist hin und her, bald bei seiner Frau, „Liebste Esther. Ich kann nicht glauben, daß Du mit UeberlegU^ gegen meineHLünsche handelst, denn in dem Fall muff unser Glück' weder möglich noch wahrscheinlich iE Aber da ich weiß, daß Du jetzt Zeit genug gehabt ha!- die Lage im rechten Lichte zu betrachten und Dir k>a zumachen, daß meine Sorge um Dich aus meiner Liev zu Dir hervorgeht, bitte ich Dich, heute abend noch v den Palast zu kommen. Wenn die Kosten der Pm" etwas mit der Schwierigkeit zu tun haben, Lieb! ' mußt Du mich Deinen Bankier sein lassen und eu zweite Wärterin bestellen. Das wird die Probe De>» Liebe zu mir sein. Du wirst in den Palast komme - wenn Du mich wirklich liebhast. F. 2l. (Fortsetzung folgt.) bald bei Hadji. Ernste Krankheit hatte noch nie im Hause geherrscht; an Frau Beresfords ewige Klage» hatte er sich so gewöhnt, daß er sie kaum noch beachtete- Darum rraf ihn dieses Leid wie ein Donnerschlag. „Du noch hier, Esther?" fragte er verwundert, als sie ihm auf dem Gange begegnete. „Ei, ich dachte, du hättest das sinkende Schiff wie eine Ratte verlassen- Ich begegnete vor einer Weile deinem Verlobten, uN» er sagte mir, daß er und Lady Adele dich in den Palast holen würden." „Ich konnte euch nicht verlassen, Vater," sagt? Esther einfach, „du bist mir doch nicht böse darum?" „Ich böse? Kind, im Angesicht des Todes scheinen alle westlichen Hoffnungen und Pläne so gering uNv klein. Ich hatte angefängen zu denken, daß du eine große Dame geworden wärest, aber, Gott sei Dank! du bist doch noch meine kleine Esther." Er hatte ihren Arm gefaßt und sah so ernst in iht Gesicht, daß Esther erschrak. „Vater, wird Hadji sterben?" rief sie angstvoll. Der Major nickte. „Der Arzt meint es, Essie der kleine Hadji — du und ich müssen mit ihm durch das Tal der. Todesschatten gegen, denn seine Mutm ist auch sehr krank. Gott mag wissen, wo sie da' Fieber gefangen haben." Er ging in das Krankenzimmer, ganz gebeugt rote ein Greis. Esther kehrte zu den Kindern zurück um saß mit ihnen in der Veranda. Weinen konnte st' nicht, sie war wie betäubt. Da brachte Delaney eim'v Brief mit dem Wappen des Gouverneurs. Sie öffnet' ihn mit klopfendem Herzen, denn es war das erste Mm daß Alwyn ihr schrieb.