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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 28.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188402288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-02
- Tag 1884-02-28
-
Monat
1884-02
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 28.02.1884
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«h<m«t-er Anzeiger und Stabtbote. Str. SO. Donnerstag, de» 28. Februar. Seite 2. der revidirten Städteordnung eiuzurlchten haben. Bei der Wichtigkeit dieses Vorschlages hält er eS für angemessen, daß die Petition zu abermaliger Berichterstattung an die Deputation zurückgewiesen würde. Hierauf wird der von der Deputation akzeptirte Antrag aus Zurück verweisung zu abermaliger Berichterstattung einstimmig angenommen. Derselbe Referent berichtet sodann über die Petition des StadtratheS zu Frankenberg um Abänderung der in der revidirten Städteordnung über die Pension besoldeter Rathsmitglieder getroffenen Bestimmungen, sowie über die Petition SpindlerS in WittgenSdorf um Abänderung der Bestimmungen der revidirten Landgemeindeordnung betreffs der Wahl der Gemeindebeamten. Die Kammer beschließt, die erste Pe tition der Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, die letztere jedoch auf sich beruhen zu lasten. Schließlich gelangten noch einige Kapitel des Etat- der Ueber- schüfse zur Annahme. Bei dem Kapitel der Leipziger Zeitung und de- Dresdner Journals ersucht Frhr. v. Friesen die Regierung, künftig zu verhindern, daß in den Jnseratentheil jener Blätter Annoncen marktschreierischen Inhalts ausgenommen würden. Politische Rundschau. auSstellung in Pest und überhaupt die ganze Agitation gegen die Betheiligung der Kroaten an dieser Ausstellung. Es wird deshalb dem Bonus Graf Khuen-Hedervary noch manche schwierige Aufgabe zu lösen übrig bleiben, wenngleich durch die Ernennung der neuen SektionSchesS Stankovic und Klein die in der kroatischen Landesregie rung entstandenen Vakanzen wieder ausgefüllt sind. Frankreich. Bonapartistische und Arbeiterdemonstrationen wechseln in Frankreich wieder einmal ab. Bekanntlich hat in voriger Woche Prinz Jerome Napoleon, der „rothe Prinz", an die Delegirten der bonapartistischen Komitees eine Ansprache gerichtet, in welcher er die Bonapartisten aufforderte, ihre Bestrebungen auf Herbeiführung einer Revision der Verfassung von 1875 zu konzentriren. Recht schlecht kommt der bekannte bonapartistische Schnapphahn, Paul de Caffagnac, in der Ansprache weg, dessen Politik Prinz Napoleon als eine prahlerische, ohnmächtige und aufrührerische bezeichnete. Caffagnac ist in seinem Organ „Le Pays" nichts schuldig geblieben, er spottet über die Ansprache des „rothen Prinzen" an die Delegirten der Revisionistenkomitees und erklärt, daß derartige Komitees nicht existirten, sie seien nur Marionetten. Neben diesem häuslichen Zwist im Lager der Bonapartisten erregt besonders der große Strike unter den Kohlenarbeitern im Norden Frankreichs, in den Gruben der glückwü^ V°lm"f° L°n7Lm°n-! L die ^rub-ngesellschaft in Anzin UrM FAM 6M tirt, wird in hochpolitischen Kreisen noch immer lebhaft diskutirt.! Ödester entlasten hat. Auch m St. Etienne smd ca. 30(,0 ArbeUer Ueber den Ursprung der Besuche des russischen Ministers des Aus- bcschaf ignngslos, welche am Sonnabend ein Meeting veranstalteten. wärtigen in Friedrichsruh und die Berufung des Fürsten Orlow auf den Berliner Botschafterposten taucht aber jetzt eine ganz neue Version auf. Während man bisher annahm, daß in beiden Angelegenheiten Fürst Bismarck die treibende Kraft gewesen sei, heißt es jetzt, man habe eS hierbei durchaus mit der Initiative des Petersburger Kabi netts zu thun. Die russische Politik habe ihre Front verändert, an statt nach Westen zu. sei sie jetzt ausschließlich nach Osten gerichtet. Ministers Marquis Hartington der Marsch des englischen Expeditions Für diese letztere Austastung mag allerdings die Annexion von Merw sprechen, indessen ist nicht anzunehmen, daß Rußland nunmehr seine Pläne auf der Balkanhalbinsel aufgegeben haben sollte, an deren Verfolgung es ja über ein Jahrhundert hindurch festgehalten hat. Vielleicht, daß sich die Leiter der heutigen russischen Politik nach dieser Richtung hin mit Deutschland zu verständigen suchen. das aber resultatlos verlief. England. In den leitenden Londoner Kreisen scheinen die neuesten Vorgänge im Sudan eine völlige Kopflosigkeit erzeugt zu haben. Es zeigt sich dies an den einander geradezu entgegengesetzten Befehlen, welche von London der englischen Militärleitung in Egypten zugehen. Unter dem 24. Februar wurde auf Befehl des Kriegs korps gegen Tokkar sistirt, aber schon am nächsten Tag befahl Hartington den Weitermarsch. Anscheinend gedenkt die englische Heeresleitung, dem immer unbequemer werdenden Osman Digma endlich eine ernste Lektion zu crtheilen, doch kommt vielleicht der Rebellengeneral dieser Absicht durch einen Angriff auf Suakim zuvor. Der meuterische Geist, welcher unter den eingeborenen Truppen der Der Streit über den Lasker'schen Zwischenfall dauert in der! dortigen Besatzung herrscht, wie die den Engländern feindliche Haltung Presse noch immer fort, namentlich die Berliner Offiziösen kommen! der Bevölkerung würden wenigstens einen so chen Versuch begünstigen, immer wieder hierauf zurück. Sie wählen bei der Vertheidig ng des In einem finkten Gegensatz zu dem militärischen Vorgehen der Eng- ReichskanzlerS bezüglich seines Verhaltens gegenüber der bekannten Resolution deS amerikanischen Repräsentantenhauses das Mittel, ihre Angriffe gegen den amerikanischen Gesandten in Berlin, Mr. Sargent, dem sie Betheiligung an dem in der Union blühenden Eisen- bahnschwindcl vorwerfen, zu richten. Eine solche Beschuldigung gegen den Gesandten einer fremden Macht ist in der That ungewöhnlich und nur geeignet, die leise, schon infolge der „Schweinefleisch-Affaire" zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten hervorgerufene Verstimmung zu verschärfen; hoffentlich wird der Streit über die ganze Laskersche Affaire endlich ->ä aot» gelegt, um so mehr, als die Abberufung Mr. Sargent's in naher Aussicht stehen soll. — Der anhaltische Landtag ist am Montag mit einer Thron rede eröffnet worden, in welcher daraus hingewiesen wird, daß es zur Ergänzung des Ausfalles in den Erträgnissen der Leopoldshaller Salzwerke nöthig ist, eine Betheiiigung der Regierung an der Fabri kation eintreten zu lasten. — Neuesten Dispositionen gemäß wird der Kronprinz sich nicht nach Kiel zum Empfange des Prinzen Heinrich begeben; Prinz Wil helm wird vielmehr seinen Vater vertreten, um den Heimkehrenden bei der Landung zu begrüßen und mit ihm gemeinschaftlich die Reise nach Berlin zurückzulegen. Der Geburtstag seines kaiserlichen Groß vaters wird sich dem Vernehmen nach für den jungen Seemann noch zu einem ganz besonderen Festtage gestalten, indem der Kaiser die Absicht haben soll, seinem Enkel das Patent als Kapitänlieutenant zu überreichen. Oefterreich-Ungaru. Die kroatische Angelegenheit ist in Oesterreich in der „Erscheinungen Flucht" etwas zurückgetreten. Man darf aber des halb nicht glauben, daß die ungarnfeindliche Bewegung in Kroatien nunmehr verschwunden ist, dagegen spricht der ablehnende Beschluß der Agramer Handelskammer bezüglich der Beschickung der Landes länder im Ostsudan steht aber die friedliche Mission General Kordons im Westsudan, hier will sich England mit dem Mahdi in friedlicher Weise auseinandcrsetzen, dort wollen die Engländer seinem Unter befehlshaber Osman Digma zu Leibe — oder sollte Osman Digma ganz auf eigene Faust operiren? Jedenfalls decken sich die englischen Operationen bei Suakim nicht mit dem Charakter der Mission Gordvn's. — Bezüglich der bereits gestern telegraphisch mitgetheilten Ex plosion auf dem Viktoriabahnhofe in London liegen folgende weitere Meldungen vor: Major Bagot, der sich zur Zeit der Explosion in der Nähe des Bahnhofs befand und unmittelbar nach derselben in den Bahnhof eintrat, konstatirte, daß der von ihm dort wahrgcnommene Geruch genau dem Gerüche entsprochen habe, der mit einer Dynamit explosion verbunden sei. Noch andere Anzeigen bestätigten, daß es sich um eine Dynamitexplosion gehandelt hatte, und es ist denselben gegenüber die Annahme, daß die Explosion durch Kanonenpulver oder Gas veranlaßt sei, nicht ausrecht zu erhalten. Der mit der Bewachung deS Gepäckraums beauftragte Beamte deponirte, daß den Abend vor her ein Mann ein kleines, aber sehr schweres Felleisen in dem Gepäckraum abgegeben und dasselbe seiner besonderen Sorgfalt anem pfohlen hatte. Gegen 10 Uhr habe er ein eigenthümliches Geräusch gehört, demjenigen ähnlich, welches der Mechanismus einer Weckuhr hervorzubringen pflege, er habe demselben aber keine weitere Auf merksamkeit geschenkt. Die Wirkungen der Explosion sind genau dieselben, wie sie durch Dynamitexplosionen im März und Oktober vorigen Jahres herbeigeführt wurden. Spanien. In den spanischen Parteiverhältniffen bereitet sich eine überraschende Wendung vor. Emilio Castelar, der Führer der spanischen Intransigenten, hatte kürzlich auf einem Spaziergange eine halbstündige Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Castillo und erschien am Sonntag auf einem Rout bei der Herzogin v. Medina-Celi, Brandstifters Dore. Eine hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel. (Fortsetzung.) Wie der Vater, so dachte auch die Tochter. Lenetraud schwelgte wahrhaft in Entzücken, die Frau eines solchen Mannes und dazu eine Baronin werden zu sollen; sie begriff gar nicht, daß er sie einer ade ligen Dame vorziehen und in so kurzer Zeit über alle Maßen lieb gewinnen konnte. Und dies mußte doch der Fall sein; denn er hatte ja zu ihr gesagt: und wenn Alles wahr wäre, was man ihm im Wirthshaus zum Anker in's Ohr geraunt, er könne doch nicht wieder von ihr lasten. Er wisse ja nur zu gut, daß ein für höhere Ver hältnisse geborenes Wesen, wie sie, bis zu dem Augenblick, wo es die rechte Werthschätzung seiner selbst und ein inniges Verständniß gefun den, leicht verbängnißvolle Mißgriffe begehen könne. Diese Worte hatten Lenetraud völlig beruhigt. Ihre Vergangen heit ängstigte sie nicht mehr, sie verstand sie jetzt erst selbst und ver brannte am Abend nach ihrer bis jetzt noch geheim gehaltenen Ver lobung mit dem größten Gleichmuth den letzten Brief ihres ehemaligen Geliebten. Nachdem Kurt von Semmern acht Tage Um Klosterhof geweilt und von seinem künftigen Schwiegervater einstweilen mit größter Be reitwilligkeit eine nicht unbedeutende Summe zur Tilgung der noch auf seinem Gute lastenden Schulden erhalten hatte, reiste er zum Ordnen seiner Angelegenheit in die Heimath zurück. Vorher war die Verabredung getroffen worden, daß die Trauung des jungen Paares bald nach der Veröffentlichung der Verlobung er folgen und gleich daraus eine größere Reise von demselben angetr-ten Werden solle. — Was Lenetraud niemals für möglich gehalten hatte, erreichte Kurt mit spielender Leichtigkeit bei ihrem Vater. Er wußte ihm so klar zu machen, daß sich seine Braut nicht in der Heimath, sondern unter ganz fremden Menschen in ihre neuen Verhältnisse ein gewöhnen muffe, daß der Alte kaum noch ein Wort des Wider spruchs fand. , Als der Klosterbauer seinen Schwiegersohn in der lange nicht benutzten Chaise zur nächsten Bahnstation fuhr, begleitete auch der junge Lehrer die Schwester des Verstorbenen dahin. Bis jetzt war ihm noch keine Kunde von den neuen Aussichten Lenetraud'- zu Ohren gekommen; doch in demselben Augenblick, als Kurt von Semmern die noch vor kurzer Zeit so heiß Geliebte galant aus dem Wagen hob, wußte er, daß neue Beziehungen der Trauer und Reue keinen Raum in ihrer Seele gelassen hatten. Er erröthete, als er Lenetraud zuerst erblickte, aber nicht in Folge eines etwa in ihm noch mächtigen Ge fühles, sondern l einzig aus Beschämung darüber, daß er an ein solches Wesen seine edelsten Empfindungen verschwendet hatte. An diese Er- kenntniß schloß; sich unwillkürlich ein Vergleich zwischen der herzlosen Kokette und dem lieben stillen Wesen an seiner Seite, das ihm^in den letzten Tagen mit jeder Stunde theurer geworden war. Wie der junge Lehrer roth, so wurde Marie, die Schwester des Verstorbenen, beim Anblick der Lenetraud bleich. Alles Elend, was diese über ihren Bruder gebracht hatte, stand jetzt klar vor ihrer Seele, daß sie hätte laut aufschreien und sein junges Leben von ihr zurückfordern mögen. Es dauerte lange, ehe es dem Begleiter Mariens gelungen war, sie einigermaßen wieder zu beruhigen. Dabei entschlüpfte ihm unwillkürlich manches Wort, das ihr trotz ihrer Trauer viel zu denken und ihr einen unaussprechlich süßen Trost mit auf die Reise gab. „Soweit ich die Menschen beurtheilen kann", sagte der junge Lehrer kurz vor der Abfahrt zu Marien, „hat Franz seinen Rächer gefunden. Dieser Mensch scheint ein Dämon und ganz dazu geschaffen zu sein, sie sowohl wie den Alten in Zukunft ganz nach seiner Pfeife tanzen zu lehren!" Die wunderlichen Erzählungen über die schöne Lenetraud vom Klosterhofe wollten im Grenzdörfer Kirchspiel gar kein Ende nehmen. Kaum waren die Gerüchte über ihre verhängnißvolle Schuld am Selbstmorde des jungen Unterförsters und an allen damit zusammen hängenden Vorfällen etwas verhallt, als ihre Verlobung mit einem adeligen Herrn ein noch bei weitem größeres Aussehen erregte und alle Zunge» auf's Neue in Bewegung setzte. In den Augen der Meisten wurde sie durch dies glänzende Er- eigniß von aller Schuld frei gesprochen, nur die neidischen Dorfschönen und die klarblickenden Köpfe in der Umgegend, zu denen auch in diesem Falle der Mappenkasper und der Heiner gehörten, meinten, daß aller Tage Abend noch nicht gekommen sei. XV. Monate waren seit der Ueberschwemmung vergangen, der Som mer neigte sich bereits seinem Ende zu, die Mannigfaltigkeit der Farben in Feld und Flur erstarb allmählich, und die Wandervögel be gannen ihren Zug nach dem Süden. Die Glocke der nahen Dorskirche verkündete die Mitternachts stunde, als zwei Männer eiligen Schrittes aus dem Gehölz auf den Klosterhof zuschritten. Der Eine war der Grenzbauer, der Andere ein alter Knecht vom Klosterhofe, der den elfteren eben zu seinem schwer erkrankten Herrn gerufen hatte. „Jst's denn wohl wirklich so schlimm?" fragte Höfer beim An blick des matten Lichtes, welches durch die verhüllten Fenster der Krankenstube einen gedämpften Schein in den sonst ganz dunklen Hof warf. „Es ist Matthäi am letzten mit unserem Herrn!" entgegnete leise der Knecht. „Der Doktor hat's vorhin mehrmals aus'than und Ihr werdet'- auch bald selbst erkennen!" „Und Du glaubst, daß ihm ein Brief von seiner Tochter den letzten schweren Dux 'geben hätt'?" „Das glaub' ich fest!" bestätigte der Angere'oete „Mich deucht, er hat Euch rufen lasten, um sein schwer Herz vor dem End' noch einmal durch offne Red' leicht zu machen." wo auch der König zugegen war. Man schließt hieran» auf eine Annäherung der radikalen Partei an das gegenwärtige konservative Kabinet, waS für letzteres nur von Vortheil sein könnte. Norwegen. Noch in dieser Woche soll das norwegische Reichs gericht zu Christiania sein erstes Urtheil, und zwar über den Präsidenten des StaatsratheS, Selmer, fällen. Man glaubt, daß das Verdikt für Selmer und sieben seiner Kollegen auf AmtSent- setzung lauten wird, dagegen dürfte der Rest des norwegischen Ministcrkollegiums mit Geldstrafen davon kommen. Es läßt sich noch gar nicht absehen, welches die Folgen der Berurtheilung des KabinetS sein würden, da König Oskar entschlossen sein soll, keine neuen Rath geber anzunehmen, von denen sich voraussetzen ließe, daß sie in eine weitere Beschränkung der königlichen Rechte willigen würden. Nachrichten au- Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den 27. Februar 1884. — Die öffentlichen Anlagen und Promenaden, deren Instandhaltung im Jahre 1883 einen Zuschuß von 11000 Mk. erfordert hat, sind in dem Haushaltplan eder Stadt Chemnitz für das Jahr 1884 mit 21,920 Mk. bedacht; die Verwaltung des städtischen Marstalles machte einen Ueberschuß von 5531 Mk. 50 Pf. gegen 3891 Mk. 50 Pf. im Vorjahre; zur Straßenbeleuchtung wurde ein Zuschuß von 133,803 Mk. 80 Pf. gegen 118,264 Mk. 50 Pf. im vergangenen Jahre bewilligt, das Feuerlöschwesen erfordert 1884 einen Zuschuß von 21,062 Mk gegen 19,112 Mk. im Jahre 1881. — Die Ergänzungswahlen des Kirchenvorstandes zu St. Petri werden nächsten Sonntag, und zwar im Hötel „Stadt Nürnberg", in der Zeit von Vormittags 11 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr stattfinden. Von heute bis mit Freitag liegt die Wählerliste zur Einsicht der Betheiligten in der Pfarramtsexpedition, Mauer- straße 5, aus. — Dem Weber Wilhelm Beger hier, in der Fabrik von Robert Hösel L Komp, beschäftigt, ist die große silberne Medaille für Treue in der Arbeit verliehen worden. — „Wie eine ewge Krankheit" erben sich die Rechte ausgelassener Narrheit fort, welche der Fast nachts tag alljährlich für sich in Anspruch nimmt. Ihnen muß sich auch das Streben nach höheren und ernsten Zielen unterwerfen. Fastnacht bringt eine Intervalle in die lange Reihe der sich trübselig fortspinnenden Tage des Lebens kampfes, Narrhallas Kernüuppen rücken mit Schellengellingel ins Land und ihre tolle Artillerie schießt Bresche in der Mauer der Veste des Trübsinns. — Diesem Machtgebot hatte sich auch die Direktion unsres Stadttheaters gebeugt, indem sie in der Aufführung der alten tollen, mit echtem Spreewaster getauften Räderschen Posse „Robert und Bertram" am Dienstag eine Fastnachtsgabe ge eignetster Art bot. Das war Stoff zur Entzündung fastnächtlicher Heiterkeit für Alle, denen die Posse zum ersten Male vor Gesicht kam; aber auch derjenige Theil der Theaterbesucher, welcher in den „lustigen Vagabonden" alte traute Bekannte wiederfand, hatte einen durch liebe Erinnerungen gewürzten lustigen Abend, umsomehr, da das Stück durch die Regie des Herrn Huhn mit all dem hierbei als wirksam erkannten Brimborium in Scene gesetzt war und die Dar steller ihrer Fastnachtsstimmung lebhaftesten Ausdruck verliehen und zwar unter Inanspruchnahme der Licenz, welche einst Freiherr v. Beust (beim Leipziger Turnfeste 1863) gewährte: Heute soll ein freies Wort erlaubt sein. —i'. Wie wir soeben erfahren, hat Herr vr. A. Ohorn sein kürzlich hier so erfolgreich aufgeführtes Schauspiel „Fürst und Bürger" einer Umarbeitung unterzogen. Die Prak'.ische Vorführung auf der Bühne ließ den Dichter die in seinem Stück zu Tage treten den Schwächen erkennen, und alsbald legte er seine bessernde Hand daran, so daß das Schauspiel nun einheitlicher und in seinen Gegen sätzen wirkungsvoller erscheint wie früher. Hoffentlich erleben wir bald eine Wiederholung des volksthümlichen Stückes und zwar in seiner neuen Gestalt! — Unter Direktion des Herrn Musikdirektor Fritz Scheel und unter Mitwirkung des Herrn Lehrers O. Kühnert wird derSitt'sche Chor Gesangverein nächsten Sonntag Abend 8 Uhr in der St. Pauli-Kirche ein Bach-Konzert veranstalten, dessen Rein ertrag der Erhaltung des ebenso nothwendigen wie wohlthätig wirkenden Institutes der Chemnitzer Mägdeherberge zugewendct werden oll. Der zu erwartende Kunstgenuß und wohl auch das geringe Etwas später trat der Grenzbauer an das Bett seines Jugend freundes. Er hatte ihn seit jenem verhängnißvollen Sonntag nicht wieder gesehen und fuhr heftig zusammen, als er ihn so bleich und entstellt auf seinem Lager erblickte. Anfangs konnte Höfer gar keinen Laut Hervorbringen; es dauerte eine Weile, ehe er seinen Schreck überwunden und die Kraft zum Reden gefunden hatte. „Guten Abend, Bastian," sagte er dann, dem Kranken die Rechte darbietend. „Du hast mich rufen lasten und hier bin ich!" Der Klosterbauer machte mit seiner linken Hand auf der Decke eine tastende Bewegung, aber es gelang ihm nicht, sie in die Höhe zu heben. „Ich dank' Dir, daß Du gleich 'kommen bist, Hanfried," sagte er mit matter Stimme. „Mit mir ist's bald aus, und ich wollt' erst noch gern 'was Wichtiges mit Dir bereden!" „Schau nit so schwarz, das kann sich ja all wieder machen!" entgegnete theilnehmend der Grenzbauer, obgleich er selbst im Innern keinen Funken Hoffnung mehr für ihn hegte. Der Kranke schüttelte mit dem Kopf. Dann stierte er mit weit geöffneten Augen im Zimmer umher und fragte: „Gelt, wir zwei sind doch allein beisammen?" Als Höfer bejaht hatte, fuhr der Klosterbauer fort: „Wir sind zwar auf jähe Art auseinander 'kommen, aber ich weiß doch, daß alte Freundschaft nit so leicht auszurotten ist, — daß ich Dir meinen letzten Brast anvertrau'n und treuen Rath bei Dir suchen kann I" „Das kannst Du all'beid' mit gutem Muth, Bastian! Gott ist mein Zeuge, daß ich naut gegen Dich Han, daß ich den Hassart bald elbst nit mehr aus'halten hält'." Die Athemzüge des Kranken gingen schwer; es entstand eine drückende Pause „Hanfried", begann derselbe endlich: „ich muß mich kurz fassen. — Tausende hat's schon gekostet, seit sie in den vier Monat in Welschland') von ein'm Ort zum andem rasen. Neulich Han ich wieder schicken sollen und we>l ich's nit gleich gethan Han, dernt'hnlb hat sie der Unhold gar in ihrem Zustand mit der Reit peitsche 'schlagen! Die jämmerlich Post hat mir den letzten Treff versetzt." Der Kranke schwieg erschöpft und über seine welken Wangen rieselten zwei große Tropfen. „Ich weiß wohl", begann er nach einer Weile wieder, „sie hat's nit besser verdient, aber sie bleibt doch mein Kind, und Dn hast's ja selbst erfahr'», Hanfried, wie'S thut, wenn ein'm 'S Liebste auf der Welt in Gefahr schwebt!" Höfer wischte sich die nassen Augen trocken und sagte: „DaS Han ich, das Han ich, und ich begreif Dein Herzweh gar wohl. Doch soll denn da nit schnell ein fester Einhalt geschehen?" „Zumeist dernt'halb Han ich Dich rufen lasten!" erwiderte der Klosterbauerl „Wann das so fort geht, kann sie sammt dem Kind unter ihrem Herzen in ein paar Jahr'n betteln gehn!" (Schluß folgt-) ) Bolksthümliche Bezeichnung für: Italien.
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