Volltext Seite (XML)
Rr. L«L - 5. Jahrgang. AS/ unil AaSibole. ^ Sonntag, 3. Mai 1885. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend »esmiders für »,e B«r«rte: ritchemitz,AIten»«rf,Bm>»»«rf, B«a, «derworf. Furth, »«»lenz, «ISsa, He>bcr«»«rs, Äapprl. NeustM, Schönau. Dl« Abonnenten erhalte« mit dem Anzeiger allwöchentlich L Unterhaltunas-Blätter. LLL'ILS Anzeiger.Bilderbuch. «elegramme de» «D-mnitze» «»zeige»«. Bom 1. Mai. Wien. Heute Vormittag ist, 78 Jahre alt. der General der Kavallerie, Fürst Friedrich v. Liechtenstein, Onkel des regierenden Fürsten, gestorben. Wien. Heftige Erdbeben wurden heute kurz nach Mitter nacht in Nieder- und Ober-Oesterreich, Salzburg und Steiermark -wahrgenommen. Ipswich. Wegen Beraubung eines deutschen Fahrzeuges auf der Nordsee wurden drei Smackenbesitzer zu je 12 Monaten, fünf zu 9 Monaten Zwangsarbeit verurtheilt. Petersburg. Die Regierung baut 25 weitere Seefahrzeuge. London, 2. Mai Die .Daily News- theilte mit, die Regier- ung sei auf nichtamtlichem Wege dahin informirt worden, der Zar sei der Ansicht, daß ein Schiedsgericht nicht das Verhalten Koma- roffs oder LumsdenS beurtheilen, sondern entscheiden solle, ob die Instruktionen, welche gemäß dem Abkommen vom 17. März ertheilt wurden, falsch ausgelegt wurden. Die amtliche Antwort Rußlands sei erst nächster Woche zu erwarten, sobald die Einsetzung des Schieds gerichtes acceptirt worden sei. Die Grenzverhandlungen werden fort gesetzt. (Vergl. die politische Rundschau im heutigen Blatte. D. R.) an die verschiedenen Handels- und Gewerbekammern des Landes die Anfrage gerichtet, ob bei der einzureichenden Gesetzgebung über den Schutz der Gewerbegeheimnisse eine Erweiterung dieser Ge setzgebung als nöthig erachtet werde. Da die Antworten in bejahendem Sinne ausgefallen sind, wird die badische Regierung wohl die Ini tiative zum Zustandekommen einer solchen Gesetzgebung — die bis jetzt durchaus mangelhaft ist — beim Bundesrathe anregen. Oesterreich-Ungarn. Die Wiener „Pol. Korr." wider- spricht der Meldung des „Pester Lloyd", welcher von einem für den Sommer angekündigten Besuche des Kaisers von Rußland bei Kaiser Franz Josef in Ischl zu erzählen wußte, mit aller Entschiedenheit und nennt sie eine „willkürliche Kombination." — In der Nacht von Donnerstag zum Freitag fand in Nieder- und Ober-Oesterreich, Salzburg und Steiermark ein ziemlich heftiges Erdbeben statt. In Kindberg (Steiermark) wurden viele Häuser be schädigt und eine Person getödtet. Dem Schulhause droht der Ein sturz. In Mitterndorf und Wartberg (Steiermark^ drohen viele Wohnhäuser einzustürzen. (Vergl. Telegr.) Schweiz. Gegenüber einer von mehreren Zeitungen gebrachten Nachricht, es sei der Zusammentritt der Konferenz zum Zwecke der Feststellung der schweizerisch-italienischen Grenzverhältnisse in Folge eines buudeSräthlichen Entschlußes vertagt und sei dieser Entschluß durch die neueste Haltung Italiens in einer bereits obschwebenden Grenzverletzungsangclegenheit erklärt worden, kann der Berner „Bund CHerrmitz, der. 2. Mai 1885. — Laut öffentlicher Bekanntmachung des Rektors der Uni versität Straßburg ist das von einer Anzahl Einwohner der Stadt Chemnitz bei Gelegenheit der Wiedereröffnung jener Hochschule dort gestiftete Chemnitzer Stipendium im lausenden Sommer semester zu vergeben und sind Gesuche um Erlangung desselben mit Qualifikation des Petenten an das Sekretariat der Universität bi» Montag, den 11. Mai 1885 einzureiche». Der Betrag der bis zum 1. Mai 1885 fälligen Zinsen des Stiftungskapitals wird als Stipendium auf ein Jahr an einen würdige» und bedürftigen Studirenden der Universität Straßburg aus dem deutschen Reiche verliehen. — Die hiesige Knabeu-Exerzier-Schule, welche de« Zweck Hat, allseitig fördernd auf die körperliche Entwickelung der Schüler einzuwirken, beginnt morgen, Sonntag, 3. Mai im „Elysium* ihren Unterrichtskursus. Unterrichtsstunden finden Mittwochs und Sonnabend von 5—7 Uhr, Sonntags von 11—*/,1 Uhr statt. Das Honorar beträgt monatlich 2 M , vierteljährlich 5 M «nfnahme finden Knaben von 8—14 Jahren. Der Besitzer, Herr R. Hertwig. nimmt Anmeldungen von Vorm. 9—12, Nachm, von 2—4 und Sonntag Vorm, im „Elysium" entgegen. — Das Thalia-Theater unter der neuen Direktion E. Karl eröffnet Sonntag, den 10. Mai, seine Sommer-Saison 1885. Der jpolitisrve Run-schau. Deutsches Reich. Der Reichstag beschloß einen Zoll von drei Mark für hartes Glanzgarn aus langhaariger in England produ- zirter Wolle, ungemischt (Genappas-, Mohair , Alpakkagarn) und zwar: für einfaches, ungefärbt oder gefärbt, und duplirtes ungefärbt; ferner einen Zoll von 24 Mark für desgleichen duplirtes gefärbt (per Doppel zentner). Die Beschlußfassung über die Position Leder und Leder- waaren wird auf Antrag der Kommission bis zur nächsten Session vertagt, nachdem Bundeskommissar Burchard die Bereitwilligkeit der Regierung zu genauerer Untersuchung der Bedürsnißsragc ausgesprochen Der Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Zollvereinigungs vertrags vom 8. Juli 1867, wird einer Kommission überwiesen. Es folgt die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Schutz des zur Anfertigung der Kassenscheine verwendeten Papiers gegen Nachahmung. Der Entwurf wird mit den Abänderungen der Kom mission ohne Debatte angenommen. Es folgt die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Steuervcrgütung für Zucker. Eine Kommissionsberathung wird nicht beantragt, der Gegenstand kommt daher demnächst zur weiteren Berathung im Plenum. Bei der Berathung über die Ausdehnung des Unfall-Krankenversicherungs- Paragraphen, welcher die Versicherung auf dem gesammten Betrieb der Post-Telegraphen- und Eisenbahnverwaltungen, sowie auf sämmt- liche Betriebe der Marine- und Heeresverwaltungen rc. ausgedehnt, beantragt Kayser außerdem, die Versicherung der im Gemeindedienste beschäftigten Feuerwehrleute, Straßenkehrer, Garteuarbeiter und aller nicht fest mit Pensionsrccht angestellten Gemeindebeamten. Der Staatssekretär Boetticher tritt für die Ausdehnung der Versicherung nach den Regierungsvorschlägen ein; er bekämpft den Antrag Kayser, der den Kreis der zu versichernden Beamten zu weit ziehe und die Qualität des Arbeitgebers statt der Gefährlichkeit der Arbeit in den Vordergrund stelle. Abg. Maltzahn hebt hervor, daß die sozialdemo kratische Partei durch ihr Verhalten in der Kommission bewiesen habe, daß sie die Interessen der Arbeiter nur nominell fördere. Abg Kayser entgegnet, die Arbeiterfreundlichkeit beweist sich nicht in Kommissionsbeschlüffen, sondern in dem inneren Gehalt der Beschlüsse. Der Antrag Kayser wird abgelehnt, tz 1 nach der Regierungsvorlage angenommen, ebenio die ZH 2 bis 12. Aus der Tagesordnung für morgen steht der Zolltarif und die Fortsetzung der Unfallgesetzberathung. — Der Genueser „Corriere Mercantile" theilt mit, der General feldmarschall Gras Moltke sei vergangenen Montag in S. Margherita Li Rapallo angekommen. Er sei ein unermüdlicher Fußgänger und durchwandere die reizenden Ufer und Thäler der Riviera,- an denen er sich nicht satt sehen könne, wie ein junger Oifizier. Er erkundigte sich auch oft bei den Bauern und Gärtnern über die dort in hoher Blüthe stehende Kultur der Feld- und Gartcnfrüchte. — Bezüglich des englisch-russischen Konflikts soll jetzt in hiesigen maßgebenden Kreisen, die sich bisher gegen eine kriegerische Lösung des Knotens sehr ablehnend und zweifelnd verhielten, eine sehr ernste Auffassung der Thatsachen Platz gegriffen haben. — Die „Kreuz-Ztg." bringt einen ausfälligen Artikel, in dem sie behauptet, daß gewisse Nachrichten einzelner Zeitungen betreffs der englisch.russischen Ver wickelungen, im Interesse bedeutender Finanzkräfte obgedruckt seien. — Das Unglück der ostafrikanischen Expedition und den Tod des I)r. Boehm haben wir vor einigen Tagen bereits kurz gemeldet. Es ist, wie sich unsere Leser erinnern, bei den in Wiesbaden lebenden Verwandten des Afrikareisenden Paul Reichard von dem Generalkonsul des deutschen Reichs, !)>' Rohlfs, in Zanzi bar eine Depesche eingetroffen, die folgenden Wortlaut hat: „Alles verloren, knapp Tod entronnen, Boehm todt, Kredit Zanzibar 9000 M, kommt Juni, beauftragt Rohlfs." — Man muß hiernach annehmen, daß '1-aul Reichard in Zanzibar angelangt ist und den Generalkonsul Or. Rohlfs beauftragt hat, das Scheitern der ostafrikanischen Expe dition zu melden. Vermuthlich sind die Reisenden auf dem Heimwege von den Wilden überfallen worden, Boehm ist im Kampfe geblieben. Reichard kaum dem Tode entgangen; die ganze Ausrüstung,die gesammte wissenschaftliche und ethno graphische Ausbeute, das erworbene Elfenbein und die sonstigen Gegenstände sind geraubt und vernichtet worden Reichard verlangt einen Kredit, um seine Rückreise an- treten zu können, und hofft, im Monat Juni persönlich in Wiesbaden zu sein In vier Wochen werden auch erst die Briese, welche etwas Näheres enthalten, hier erwartet werden können. — Dortmund. Die hiesige Handelskammer hat in ihrer gestrigen Sitzung mit allen gegen eine Stimme ihren A »stritt all dem deutschen Handelstag erklärt. — Aus Baden. Das Großh. Ministerium des Innern hat nach den an zuverlässiger Quelle geschöpften Erkundigungen versichern, Festabend wird eingeleitet durch eine vom Stadt-Orchefter ausgeführte daß es der Bundesrath seinen Delegirten anheimgestellt hat. im Ein- Jubel-Ouvertüre, welcher ein vom Direktor Karl gesprochener Prolog verständuiß mit den italienischen Abgeordneten den Zeitpunkt des Be- folgen wird. Hierauf wird die Lustspiel-Novität von Triesch „Der ginnens der Verhandlungen nach eigenem Ermessen zu bestimmen. Hexenmeister" zum ersten Male in Szene gehen. In dieser Der Ausgang der gegenwärtig noch geführten Verhandlungen mit Vorstellung werden sich dem Chemnitzer Publikum zwei bewährte Italien in der oben angeführten Grenzverletzungsangelegenheit dürste künstlerische Kräfte wiederum vorstellen: das von Berlin zurückgekehrte dagegen zweifellos hinsichtlich der Haltung der schweizerischen Dele- Frl. Deckmann und Herr Fischbach. Neben denselben werden girten an der Konferenz nicht ohne Einfluß bleiben. mehrere neu engagirte Mitglieder der Thaliabühne debntiren, u. A.: England. Die neuesten, die Lage schildernden Depeschen die großherzogliche Hofschauspielerin Frl. Anna Schubert vom Hof- gehen dem Netz von Alarmgrrüchten, welches in den letzten Tagen theater in Karlsruhe. Das nunmehr vollzählig hier eingetroffene gesponnen worden unbarmherzig zu Leibe und lassen klar erkennen, Personal wird die Proben zu dieser Vorstellung heute unter der be- wie wenig reelle Punkte zur Besorgniß einer englisch russischen Kriegs- währten Leitung des Direktors Karl aufnehmen. An dem Eröffnung»- Möglichkeit eigentlich vorhanden sind. Vor Allem erweist sich der Abend werden ausnahmsweise die „Bons" Giltigkeit haben, russische Vormarsch auf Meratschak lediglich als eine Erfindung; das Zum ersten Mal wird au diesem Abend das elektrisch- Licht das Gleiche gilt von der Besitzergreifung von Port Hamilton durch die Theater und den Konzertgarten erhellen. Bon dem heutigen Tage Engländer, welcher Akt in russischen Blättern bekanntlich eine sehr ab wird in der im .Kaisersaal" befindlichen Tageskasse ein Tableau scharfe V-rurtheilung gefunden hatte, nun aber auf die einfache mit den Photographien sämmtlicher Mitglieder des Thalia-TheaterS Thatsache zurückgeführt wird, daß ein englischer Kreuzer in der Nach- ausgestellt sein. bwschast des Hafens weilt. Ferner stellt „Daily News" fest, daß — Der bestens bekannte Athleten-Klub .Saxonia' wird weder ein englisches Ultimatum an Rußland, »och umgekehrt erlassen morgen, Sonntag. Abend im Stadt-Theater eine Extra Vorstellung sei, und endlich überrascht „Pall Mall Gazette seine Leser geben, welche die letzte in diesem, allerdings schon verflossenen Winter, mit der Meldung, daß die Frage der Grenzfeststellung be- Halbjahre sein wird. Da der Reinertrag der hiesigen Ferien-Kolonie reitS geordnet sei Bis auf die noch in der Schwebe befindlichen zufließen soll, so wollen wir nicht verfehlen, unsere Leser aus die diplomatischen Erörterungen über das Vorgehen des Generals Komaroff Vorstellung hinzuweisen. Afghanen am 30 März und die Thatsache der Fortdauer j Im großen Saale der „Linde" hielt gestern, Freitag, Herr der Rüstungen stellt sich die Lage mithin unter weit günstigeren Aus- B. Köhler. Naturheilkundiger hier, einen Vortrag über daS Thema: sichten dar, als man es zu hoffen wagen durfte - nach dem Wunsche „Wissenschaft der ErnährungSfrage und Gesundheit!- Englands wurde der erwähnte Streitpunkt dem Schiedsspruch- eines (ehre.» Es sei ein Jahr her, begann der Redner, daß er hier europäischen gekrönten Hauptes zu unterbreiten sein. Ob Rußland diesem Wunsche beitritt, hängt, dem „Standard" zufolge, von der Entscheidung eines in Gatschina staltfindenden Ministerrathes ab. — Die Königin Viktoria, deren baldiges Eintreffen in London erwartet wird, würde, wenigstens glaubt die „World" dies versichern zu können, sofort ihren ganzen Einfluß für die Bewahrung des Friedens in die Wagschale werfen — Aus Suakin wird gemeldet, daß die Anhänger Osman Digma's wieder die Engländer angreifen. Die Araber haben die Zareba bei Otao und das Lager bei Tambuk beschossen, die Tele graphendrähte durchschnitten und die Eisenbahn an mehreren Stellen zwischen Handub und Suakin unterminirt. Der „Standard"-Korre spondent behauptet, daß die Zensur ihn verhindere, wichtige Nachrichten zu übermitteln. Rußland. Der „Standard" theilt auf Grund „unzweifelhafter Autorität" mit, daß Lord Granville in einer Note an Rußland vorschlägt, die einfache Frage, ob die Abmachungen vom 17. März durch Rußland gebrochen worden seien, dem Schiedssprüche eines der ge krönten Häupter Europas zu unterbreiten; die Mitglieder des Minister- Komitees seien nach Gatschina berufen, um die Frage in Erwägung zu ziehen. Egypten. Wie die „Pol. Korr." erfährt, sind kürzlich um Egypten willen recht interessante Verhandlungen zwischen England und der Türkei geführt worden. Es war dem Londoner Kabinet in erster Linie darum zu thun, den Suezkanal in türkischen Händen zu wissen, wenn die britischen Garnisonen das Nil-Delta verlassen haben würden. Statt aber sich damit zu begnügen, vorläufig durch eine Besetzung Egyptens sich zum Herrn der Lage aufzuwerfen, habe Abdul-Hamid den Augenblick sür geeignet gehalten, alle die einstigen Rechte der Pforte auf das Nil land zurückzugewinnen und die Forderung erhoben, daß alle Re- gierungShandluugen des Khedive der großherrlichen Genehmigung unterbreitet werden sollen, ehe sie Gesetzeskraft erlangen. Die Kapitu lationen und die internationalen Verträge wollte der Sultan aufrecht erhalten. So groß auch in London der Wunsch war, einer möglichen französischen Einmischung zuvorzukommen, widersetzte sich doch das Kabinet diesen Bedingungen. Da kam die Nachricht von dem Zu sammenstoß zwischen Russen und Afghanen am 30. März. Die Verhandlungen zwischen London und Konstantinopel erlitten dadurch eine Stockung, die Nachricht von dem Kampfe wurde bekannt und obwohl sie aufregend genug wirkte, zog sie doch nicht die Kriegs- erklärung nach sich, Gerüchte von Vermittlungsversuchen wurden laut — die Türkei schien nicht mehr unentbehrlich. Ueberdics wurde die Sache entdeckt und die Kabinete erhielten von den geplanten Ueber- raschungen Kenntniß. Mit dieser Entwicklung der Dinge soll nun das Vorhaben des französischen Generalkonsuls Barräre in Zusammen hang stehen, in der Pariser Suezkanal-Kommission den Standpunkt zu vertreten, daß die Neutralität des Suezkanals von der Neutrali- sirung Egyptens untrennbar ist. einen Vortrag gehalten. Er habe sich durch die Sage, daß der Prophet in seinem Baterlande nichts gelte, nicht irre machen lassen. — Es dürfte an der Zeit sein, daß auf dem Gebiet der Ernährung» frage größere Klarheit vorbereitet werde; gegenwäitig sei Vieles noch dunkel. Redner wandte sich eingangs gegen den Genuß alkoholischer Getränke und gegen den Betrug durch Sympathiemittel und kam be züglich der Frage der Ernährung auf jene zwei großen Haupt- Parteien: Die Vegetarianer und Jene, welche neben dem von Vegetabilien auch dem Fleischgenusse huldigten. Der Vegetarianer seien winzig wenig, und diese zum großen Theil solche aus Noch- Wendigkeit infolge Krankheit oder Gebrechen. Redner selbst ist der festen Ueberzeugung, daß man Fleisch von der Nahrung nicht gänzlich ausschließen kann. Was dem Menschen schmecke, bekomme ihm(?i Obgleich derselbe msprünglich und seiner Natur nach, ein Früchteesser sei, so ändere dies hieran gar nichts. Der Mensch sei ein „Ge- wohnheitslhier", er könne sich an das Angenehme so gut wie an das Unangenehme gewöhnen Wäre er so geartet, daß er aus seinem ursprünglichen Naturzustand hätte beharren müssen, so wäre eine Zivilisation wohl überhaupt niemals möglich gewesen. Reicher Beifall lohnte am Schluß des Vortrags dem Redner. — JmVerein für naturgemäße Gesundheitspflege und arzneilose Heilkunde wird nächsten Dienstag Abend im Saale von „Stadt London" Herr B. Stahringer, hier, über das Thema: „Hautkrankheiten und deren arzneilose Heilung" sprechen. 0—r. Ein Bild reinster Menschenliebe bot sich dem Auge des Beschauers am Freitag Vormittag in einem hiesigen Bauhof der M—straße dar. Ein Gcschirrsührer aus Oberlungwitz, welcher am Morgen wohlgemuth in der Richtung noch Chemnitz fuhr, um Fuß platten einzunehmen, gewahrte am Wegesrand einen alten Mann, welcher nicht mehr fort konnte. Auf die an ihn gerichtete Frage, wo er hin wolle, gab der Alte zur Antwort: „Nach Chemnitz." Der Geschirrführer war gern erbötig, ihm einen Platz auf seinem leeren Wagen einzuräumen. Der alte Mann machte sich'- auf dem in selbem befindlichen Stroh so bequem als möglich und so fuhr man in Chemnitz ein. Als nach Ankunft Hierselbst aufgeladen werden sollte und daher der bis jetzt ruhig Schlummernde geweckt ward, stellte es sich heraus, daß er so schwach und entkräftet war, daß es ihm nicht möglich, auch nur einige Schritte zu gehen. Die Frau des BauhofsbefitzerS, Welche Alles mit angesehen und sich nach Allem erkundigt, ging in s Haus, um alsbald mit Speise und Trank zurückzukehren. Doch der arme Alte war nicht einmal im Stande, Speise und Trank zum Munde zu führen Da, ohne sich zu besinnen, umfaßte die mitleidige Frau den armen Mann mit der Linken und führte mit der rechten Hand Löffel um Löffel der erquickenden Speise zum Munde des Alten. ES war ein Bild echter Christenliebe, wie es schöner kaum gedacht werden kann; eine Samariterthat I X Wüstenbrand, 1. Mai. Gestern Abend ereignete sich hier ein betrübender Unglücksfall. Nach dem leider hier zu Land?