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"M— mbttM An^ttger und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. .V 276 Dienstag, den 26. November ? di, 'Nm, p. - Erscheint jeden Wochentag früh d U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. - liß, iUndL kessel. -Nllllg ge. wird -I- Freiberg, 25. November 1867. Die Telegraphendrähte werden noch ununterbrochen wegen der europäischen Conferenz in Bewegung gesetzt. Wie die Sa chen gegenwärtig stehen, ist ein positives Urtheil darüber: ob die Conferenz überhaupt zu Stande kommen werde, schwer abzugeben. Eine definitive Ablehnung ist noch von keiner Seite erfolgt. Am klarsten hat sich bis jetzt die englische Regierung über den Stand der Dinge geäußert, indem Lord Derby dieser Tage auf eine Inter pellation im Unterhause antwortete: Die britische Regierung sei ge meinsam mit den anderen Mächten eingeladen worden. Diese Ein ladung habe sie weder angenommen, noch abgelehnt. Man müsse doch erst wissen, ob die beiden Hauptbetheiligten, Italien und der Papst, die etwaigen Beschlüsse der Conferenz als bindend anerkennen würden. Wäre dies nicht der Fall, so sei die Conferenz nur eine Vergeudung diplomatischer Thatkrafl und Geschicklichkeit. Auch würde daraus eine Sündfluth von Wirren entstehen. Deshalb habe die englische Antwort im Wesentlichen dahin gelautet, daß man erst zu erfahren wünsche, ob die Einwilligung der beiden Hauptbethei ligten erlangt worden sei, und dann, welche bestimmte Beraihungs« gegenstände der Conferenz unterbreitet werden sollten. — Preußen sowohl als Rußland sind mit einer bestimmten Erklärung noch gar nicht vorgetreten. In Berlin scheint jedoch die Einladung an die kleineren deutschen Höfe etwas übel vermerkt zu sein, weshalb sich die officiösen Blätter sehr belobigend über Sachsen äußern, welches seine Conferenz-Einladung bekanntlich an das Präsidium des nord deutschen Bundes abgegeben hat. — Bayern hat sich gleich Hessen- Darmstadt zur Beschickung der Conferenz bereit erklärt, jedoch von der Annahme ausgehend, daß sowohl Victor Emanuel als der Papst theilnehmen werden. Unserm Dafürhalten ist es eine eitle Hoff nung, zu glauben, zwischen der römischen Kurie und dem Cabinet von Florenz werde es zu einer Verständigung über die Grundlagen der Conferenz kommen; und so lange diese eben nicht festgestellt, d. h. zwischen den beiden Hauptbetheiligten vereinbart sind, schwebt daS Conferenz-Projekt in der Luft, mag man in Paris auch noch so zuversichtlich an dessen Zustandekommen glauben. Dem preußischen Abgeorduetenhause ist das Budget pro 1868 vorgelegt worden. Nach dem Budget für 1867 betrug die Einnahme und Ausgabe im ganzen preußischen Staate rund 210 Millionen, so daß jetzt, wo das Budget mit 159,862,000 Thalern in Einnahme und Ausgabe abschließt, eine scheinbare Verminderung um ungefähr 50 Millionen' eintritt. Sehen wir aber genauer zu, so finden wir, daß Preußen zu den Ausgaben des norddeutschen Bundes etwa 62 Millionen Thaler beiträgt, welche in den Einnah men des vorgelegten Staatshaushaltsgesetzes fehlen, so daß also daS Budget in Wahrheit um 12 Millionen gestiegen ist; eine Stei gerung, welche natürlich in ihrem wesentlichen Theile aus erhöhten Steuereinnahmen geschaffen ist. Das Abgeordnetenhaus hat bereits beschlossen, das Budget im Wege der Vorberathung zu erledigen. — Bezüglich des Lasker'schen Antrages wegen Sicherstellung der Redefreiheit meint die „N. Preuß. Ztg.", daß die Regierung zu nächst die Sache den parlamentarischen Gang werde gehen kaffen. Dies ist Wohl so zu verstehen, daß die Regierung zusehen wird, wie das Herrenhaus den Antrag ablehnt, um dann ihre Hände in Unschuld waschen zu können. — Durch kgl. Verordnung wird in den neuen Landestheilen an die Schulbildung der einjährig Frei willigen folgende Forderung gemacht: Für die im Jahre 1871 dienstpflichtig werdenden jungen Leute die Reife der Gymnasial« Tertia, für die 1872 dienstpflichtig werdenden die Reife für Gym- nasial-Secunda und für die 1873 und später dienstpflichtig werden den jungen Leute derselbe Grad der Bildung, den man jetzt in den alten LandeStheilen von den Freiwilligen fordert. — Das Gesetz für Bildung der Delegationen in Oester« r st n gr. und ler hier daselbst o M s Thlr. fl. öst. UM- i Thlr«. hlr. am et., die mithin ochmals -orgen, )urHn LG Sam Fdgr/- u M wtti^n Pakt bisdttf .'ichaefir des^., Wold. A reich, d. h. der Ausschüsse, welche als Organe für die parlamen tarische Behandlung der sogenannten gemeinsamen Angelegenheiten zwischen Ungarn und den diesseitigen Ländern des österreichische« Kaiserstaates bienen sollen, ist im Wiener Abgeordnetenhause durch« berathen und im Wesentlichen nach den Wünschen der Regierung angenommen. Dies gilt namentlich von dem wichtigen Punkte der Zusammensetzung dieser Ausschüsse. ES standen sich in dieser Be ziehung zwei Vorschläge gegenüber; derjenige der Negierung, wonach die diesseitige Delegation ans 20 vom Herrenhause aus seiner Mitte und aus 40 vom Abgeordnetenhause, ebenfalls auS seiner Mitte, jedoch nach den einzelnen Ländergruppen, zu wählenden Mitgliedern bestehen soll; und ein anderer, mehr centralistischer, der dem Herren hause nur 15, dem Abgeordnetenhause 45 Wahlen geben wollte, von welchen letzteren 4 ohne Unterschied der Länder zu vollziehen wären. Der Regierungsvorschlag erhielt die Majorität. Dagegen erklärte die Regierung ihr Einverständniß, daß das Delegationsgesetz nur mit den neuen BerfassungSgesetzen zusammen ins Leben treten solle, und übernahm also eine Bürgschaft für deren Zustandekommen. DaS italienische Ministerium steht nicht allein dem Par lamente und der allgemeinen Stimmung der Bevölkerung gegenüber auf schwachen Füßen, sondern es soll auch in seinem eigenen Schooße einen Zwiespalt beherbergen, der in diesen Tagen zu einer KrifiS zu führen drohte. Wie man nämlich aus Florenz mittheilt, hat die Frage, ob Garibaldi wieder in Freiheit zu setzen sei, zu einem Conflicte zwischen Menabrea und Gualterio Veranlassung gegeben.' Der Erstere soll nämlich ganz entschieden dafür sein, da man den gegen Garibaldi begonnenen Prozeß auf juristischer Grundlage unmöglich weiter führen könne, ohne selbst die Krone zu compro« mittiren und ohne das Land in eine neue furchtbare Aufregung zu stürzen, wogegen Gualterio lieber seine Demission angeboten haben soll, als daß er diese Maßregel gebilligt hätte. Ueberdtes aber soll Menabrea auch den Eintritt Lamarmora's in das Cabinet wünschen, damit dieser, der in der Kammer einen gewissen Grad von Ansehen genießt, vor derselben die neu eingeschlagene politische Richtung, zu deren Zustandekommen er am meisten beigelragen, auch vertheidigen könne. Menabrea wäre daher bereit, Lamarmora auch die Präsidentschaft und das Portefeuille des Aeußern zu über tragen, falls er nicht das Innere übernehmen wollte. Wie die Krisis enden wird, ist vorläufig nicht abzusehen, und muß erst auf die Erklärungen Lamarmora's gewartet werden. Aus Rom schreibt man, daß bis zur Ankunft des Grafen Crivelli Verhandlungen des Wiener CabinetS mit der Curie wegen Abänderung des ConcordatS nicht zu erwarten stünden. Ob diese durch den neuen Gesandten, oder durch besondere Bevollmächtigte ausgenommen werden sollen, stehe noch nicht fest. Was die Conferenz« Ideen betrifft, heißt es weiter, so hat Cardinal Antonelli bereit- mehrfach Gelegenheit gehabt, dem französischen Gesandten zu er klären, daß die Curie nur auf eine Beschickung der Conferenz ein gehen könne, wenn dieselbe sich zur Aufgabe stelle, das dem römischen Stuhl durch die Schmälerung des Um fangs der weltlichen Macht des Papstes zugefügte Unrecht zu beseitigen. Die Nachrichten aus Frankreich begünstigen die Annahme, daß die Großmächte, auch England noch immer nicht ausgenommen, „im Princip" dem französischen Conferenzvorschlage beigestimmt haben, wenn auch von einer osficiellen Erklärung, sich definitiv an den Beraihungen betheiligen zu wollen, noch nichts bekannt geworden ist. Oesterreich allein, schreibt man der „K. Ztg.", soll keine Vor behalte formulirt haben, wie sie Preußen und Rußland namentlich durch die Programmlosigkeit des Unternehmens begründet fanden. Marquis de Moustier hat daher Veranlassung genommen, dem Kaiser ein zweites Einladungsschreiben an die Mächte zu unterbreiten, in dem der Zweck des Zusammentrittes der Conferenz Prei» »ieneljihrl. 20 Ngr. Inserate -- werden dt« gespaltene Zeile oder deren I A Raum mit 5 Pf. berechnet. > >