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roko Congreß aller Mächte, auch die ketzerischen und schismatischen Mächte umfassend, zur Regelung der Stellung de» Oberhaupte« der katho lischen Mächte allein wird gut Delibriren haben, sie wird zu keiner anderen Lösung gelangen, al» der: der Papst im Vatikan, in St. Peter, im Castell St. Angelo und in der leonischen Stadt mit einer Civilliste der ganzen katholischen Welt. Frankreich kann kein anderes Arrangement Vorschlägen, und Italien darf und kann kein anderes annehmen. Wenn eS nöthig ist, muß Italien es machen wie Rom und die Gesetze des Stärkeren erdulden, geduldig abwar ten und auch sagen: non pas8umus. Der Strom der Ereignisse ist gewaltsam, keine Diplomatie wird ihn abwenden oder zurück laufen machen, und wenn die Negierungen einige Weisheit besitzen, so werden sie nur suchen, seinen Lauf im Voraus zu reguliren. — Neuestens haben amerikanische Journale mit der Veröffentlich ung von Dokumenten aus dem Nachlasse des Kaisers Maximilian Von Mexico begonnen. Unter den bisher veröffentlichten Akten stücken befindet sich auch nachstehender Brief, den Maximilian un mittelbar vor seiner Hinrichtung an den Präsidenten Juarez gerich tet haben soll: „Herrn Benito Juarez. Soeben im Begriffe zu sterben, weil ich erproben wollte, ob ich durch neue politische Ein richtungen dem blutigen Bürgerkriege ein Ende machen könne, der dies unglückliche Land seil so vielen Jahren verheert — würde ich mit Freudeu mein Leben opfern, wenn dies Opfer zum Frieden und zur Wohlfahrt meines neuen Vaterlandes beitragen könnte. Indem ich vollständig überzeugt bin, daß nichts Dauerhaftes auf einem blutgetränkten, von heftigen Erschütterungen heimgesuchten Boden gedeihen kann, beschwöre ich Sie in feierlichster Weise und so auf richtig, wie man dies nur in den letzten Augenblicken seines Lebens sein kann, außer dem meinigen kein anderes Blut zu vergießen. Ich beschwöre Sie auch, jene Beharrlichkeit, die ich anzuerkennen und inmitten meiner Erfolge zu loben verstand, mit welcher Sie die heute siegreich gewordene Sache vertheidigt haben, zu dem edlen Bestreben anzuwenden, die Geister zu versöhnen und schließlich Ruhe und Wohlfahrt in dauerhafter Weise in diesem unglücklichen Lande zü begründen. Maximilian." * Berlin, 14 Nov. In Betreff der Verurlheilung Twesten'S schreibt die „Nordd. AUg. Ztg.": „Von rechtskundiger Seite werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß die Anwendbarkeit der Amnestie- Ordre vom 20. September 1866 auf die gegen den Stadtgerichts- rath Twesten am Montag verhängte Verurtheilung nach doppelter Richtung nicht ohne Zweifel erscheint. Zunächst hat Se. Majestät der König rücksichtlich aller zur Zeit des Erlasses jen r Ordre noch nicht rechtskräftig abgeurtelten Sachen sich die Entscheidung auf den Von Amtswegen zu erstattenden Bericht des Justizmin-sterS Vor behalten. — Sodann aber zieht das gefällte Urtel, nach tz. 6 des DicciplinargesetzeS für den Richterstand vom 7. Mai 1851, weil auf eine Freiheitsstrafe von längerer, als einjähriger Dauer erkannt ist, den Verlust des von Herrn Twesten bekleideten Richterpostens von selbst nach sich, ohne daß darauf besonders zu erkennen gewesen wäre. Diese Folge des Erkenntnisses würde, selbst wenn die Amnestie auf den vorliegenden Fall erstreckt werden sollte, stehen bleiben, da die Aüerh. CabinetS-Ordre vom 20. September v. I. de« Amts- verlusteS keine Erwähnung thut. Es mußte also zur Beseitigung dieses Theils des Urtels im gewöhnlichen Wege die Begnadigung nachgesucht und Allerhöchsten Orts bewilligt werden." Nach Mit- theilungen hiesiger Blätter soll übrigens Herr Twesten bereits vor einiger Zeit seine Entlassung aus dem Staatsdienste nachgesucht haben. — Der „StaatSanz" enthält eine Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 12. d. Mts., nach welcher die Eröffnung des Landtages am 15. November, Nachmittags 2 Uhr, im weißen Saale des königlichen Schlosses erfolgen, und daß derselben um 12'/, Uhr ein Gottesdienst in der Schloß-Kapelle für die evangelischen und in der St. Hedwigskirche für die katholischen Mitglieder voran gehen wird. — Dem Landtage sollen die Vertrage mit Waldeck und Oldenburg vorgelegt werden. Außerdem steht nach der „Zeidler'schen Corr/" die Vorlegung einer Hypotheken-Ordnung für Neu-Vor pommern bevor, ferner eine Vorlage zum Ausbau des Eisenbahn- Netzes in den neuen und alten Provinzen. — Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Regierung dem Landtage nicht blos eine neue Kreis-Ordnung, sondern auch eine neue Provinzial-Ordnung vor zulegen. — Das „Fr. I." schreibt: Die Arbeiten der Commission des norddeutschen Bundes für eine allgemeine deutsche Prozeßordnung werden, sobald sie in ein weiteres Stadium gerückt sind, den süd deutschen Dtaaten zur Betheiligung vorgelegt werden. Das gleiche Verfahren soll bei den übrigen Arbeiten für eine gleiche Gesetz- gebung- im Gunde, in Betreff der Betheiligung der Staaten jenseits des Mains eingehalten werden. Köln, 13. Nov. Das von der Pariser Industrie-Ausstellung zurückgeholte Reiterstandbild Königs Wilhelm ist heute angekommen und es wird die Aufstellung desselben an dem hierzu bestimmten Platze, zwischen den östlichen Portalthürmen unserer festen Rhein brücke, nun wohl des ehesten ersolgen. Karlsruhe, 13. Oct. (W. T.-B.) Die Abgeordnetenkammer nahm in heutiger Sitzung mit 50 gegen 7 Stimmen da« Gesetz betreffend die Forterhebung der Steuern während der Monate cember und Januar an. Das Gesetz ordnet zugleich eine ziemlich namhafte Erhöhung der direkten und indirecten Steuern an. Der Antrag des Abg. Moll, von dieser Steuererhöhung vorläufig Abstand zu nehmen, wurde bei gleichem Stimmenverhältniß verworfen. Wien, 12. Nov. (Dr. I.) Die Einladung zur Conferenz, welcher die Aufgabe gestellt sein würde, sich mit der Regelung der Beziehungen zwischen dem heiligen Stuhl und Italien zu beschäf. tigen, soll gestern endlich hier eingetroffen sein. Wahrscheinlich h,t der Herzog v. Gramont, welcher am 10. hier wieder eingetroffen ist, dieselbe persönlich überbracht. Die eben erwähnte Definition des Zweckes der Conferenz soll mit der vom Marquis de Moustier gewählten, vorsichtig und allgemein gehaltenen Formel übereinstimmen. Dieselbe dürfte denjenigen Mächten genügen, welche Anstand nehmen, sich von vornherein für die Aufrechterhaltung des 8tatus quo in Rom zu engagiren. Eine andere Frage aber ist, ob der heil. Stuhl eine tn solcher Weise eingeleitete Conferenz beschickt. Davon hängt über« Haupt deren Zustandekommen ab. Auch heißt cS, die päpstliche Re gierung schlage Rom als Conferenzort vor. Schwerlich werde Ruß- land und England hierfür stimmen. Paris, 13. Nov. (W. T.-B.) Der „Abendmoniteur" schreibt in seinem Bülletin in Sachen der römischen Frage: Der freiwillige Entschluß der italienischen Regierung, ihre Truppen zurückzuziehen, ist ein bedeutsames Unterpfand für ihre Achtung vor den internatio nalen Vereinbarungen. Das neue Ministerium verhehlt sich die schwere Gefahr nicht, in welche die anarchischen Tendenzen und die republikanischen Zielpunkte der Garibaldianer die Dynastie Savoyen bringen mußten. Die Regierung de« Königs Victor Emanuel muß anerkennen, daß es ihr Interesse und ihre Pflicht ist, auf soliden Grundlagen die geistige und materielle Ordnung wieder herzustelleu, welche durch die letzten Ereignisse geschädigt worden war. Die Mazzinistischen Manifestationen in Mailand und Pavia wurden unterdrückt, das Gesetz errang seine Herrschaft wieder, und man darf hoffen, daß den extremen Parteien diese Lehre nicht umsonst ertheili sein wird. Italien, monarchisch und conservativ wie eS ist, bedarf der Ruhe und Sicherheit. Die französische Regierung hat die ita lienische um ihrer lltztm Entschließungen willen beglückwünscht, und wenn der Florentiner Hof, wie wir das Vertrauen hegen, auf dem Wege, den er betreten, verharrt, so werten die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern sortfahren, sich zu befestigen und zu ent wickeln. Rom, 13. Nov. (W. T.-B) Der Papst empfing das fran zösische Offiziercorps. General de Failly hob hervor, daß die Armee sich durch die Vertheidigung der Sache des-Papstes beglückt fühle. Der Papst drückte seinen Dank und seine lebhafte Befriedigung darüber aus, daß er von der französischen Armee in Zeiten großer Gefahr umgeben sei. Auch Italien sei Frankreich zu Danke ver pflichtet, weil es durch Frankreich von dem Treiben der Anarchisten befreit worden sei. BeklagenSwerth sei, daß Italien sich zuchtloser Massen gleichsam als Avantgarde seiner eigenen Jnvasionsprojecie bediene. Der Papst betonte die Treue der päpstlichen Armee, welche ihm allein geblieben, um die geistliche Oberhoheit unal hängig auszu- üben. Die französischen Truppen seien gerade rechtzeitig gekommen, um die edlen Anstrengungen der päpstlichen Truppen zu krönen. Hinweisend auf die Demonstrationen, welche überall zu Gunsten des Papstthums stattfanden, schloß der Papst, indem er Frankreich, dessen Armee und dessen Regierungsoberhaupt den Segen ertheilte. London, 11. Nov. Von den vielen Projekten, den atlantischen und stillen Ocean durch eine neue Eisenbahn zu verbinden (bis jetzt existirt als die kürzeste die Panamabahn), ist ein einziges jetzt min destens so weit gediehen, daß etz zur Ausschreibung einer Anleihe gekommen ist. Es ist dies eine, ungefähr 50 deutsche Meilen lange Bahn, die von Puerto Caballos (atlant. Küste) nach der Fonseca- Bai auf dem Gebiete von Honduras angelegt werden soll, wodurch im Vergleiche mit der Panamabahn 1103 Meilen auf der Fahrt von New-Jork nach Californien erspart würden. Die Panamabahn rentirt glänzend. Mexico, 10. Oct. Man schreibt den „Hamb. Nachr.": Noch immer wirkt der blutige Schlußact des Kaiserdramas, der sich vor nunmehr beinahe 3 Monaten auf dem Cerro-de-la-Campana bei Queretaro vollzog, in leisern oder stärkeren Schwingungen in den verschiedenen Kreisen der Gesellschaft und des Landes nach. Wie immerhin der Präsident Juarez und sein Minister Lerdo de Tejado über die Hinrichtung des Kaisers Maximilian als eine politische und staatliche Nothwendigkeit gedacht haben mögen, Thatsache bleibt, daß selbst in liberalen Kreisen sich verschiedentlich ein tiefes Mit leiden mit dem Schicksale des unglücklichen Fürsten sich zu erkennen giebt. — Wie die Lage des Landes unter einer neuen Präsidentur