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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. -M x, ! Ers nt jedm Wochentag fnch S N. I für die nächste Nr. angenommen. ,.,IY r, Preis vleneljährl. 20 Ngr. Inserate Ins e werden bi» Nachm. Z Uhr! SoNNaveNv, dtN IO. "l0NeMbek werdm die gespaltene Zeile oder deren k,-.. >,!- m. - Raum mit S Pf. berechnet. 1867. -l- Unser Trost. „Wer Unglück hat, darf für den Spott nicht sorgen" — sagt das profane Sprichwort, und in der That läßt es sich auch gegen wärtig auf den Mann anwenden, auf dessen Patriotismus weder Freund noch Feind einen Stein zu werfen vermag. Der alte Held von Marsala ist bei Montana besiegt worden und vorläufig un schädlich gemacht. Da stehen denn nun die Superklugen und alle zeit Weisen und schmunzeln selbstgefällig darüber, daß sie von Haus aus vorausgesagt, welches Ende diese Garibaldi'sche Unvernunft fin" den werde. Nun ja, im Jahre 1860, als der Alte nach Marsala aufbrach, hatten sie Unrecht, und heute haben sie Recht. Die Dumm heit, wie sie sagen, hat heute ihre Niederlage davongetragen, wäh rend sie vor sieben Jahren die Schöpfung Italiens erst zu Wege brachte. Was will dies also beweisen? Daß solche Thorheiten mehr bedeuten, als die Klügeleien der polizeilich vernünftigen Leute, und daß diese ganze Weisheit der Klugen versauerte, gäbe es in der Welt nicht zuweilen Thoren, die bereit sind, sür eine Idee zu streiten, für eine Idee sich in göttlicher Dummheit hinzuopfern. Garibaldi's Niederlage ist eine Schuld und Schmach der ita lienischen Regierung, die nicht nur das edle Wild ruhig umstellen ließ und mit ihren eigenen Truppen an dieser Heldenthat sich be- theiligte, sondern die entweder mit Bedacht geschehen ließ, oder selbst die Hand im Spiel dabei hatte, daß der Nationalheld in einen Hinterhalt gelockt wurde und mit heroischer Ueberlegenheit an Söld nern und Chassepotgewehren wirklich nach vierstündigem Kampfe seine Niederlage erhielt. Bezeichnend genug, daß zur Besiegung seiner Sache noch Berrath und Tücke aufgeboten werden mußten. Auf welcher Seite die Ehre dieser That liegt, darüber wird es wohl keinen Zweifel geben. Gewiß, eS waren von Anfang an zu wenig Aussichten auf Erfolg für Garibaldi da, als daß man nicht hätte wünschen müssen, der Volkstribun verschiebe noch die Ausführung seiner Idee. Heut ist die Zeit überall den edleren Wallungen der Nationen nicht gün stig; die Idee, durch welche sie bewirkt zu werden Pflegen, ist heut nicht stark genug und trägt nicht in sich die innere Nothwendigkeit des Wirkens. Auch in Italien hat sich des nationalen Geistes eine nach den Erregungen und Arbeiten der letzten Jahre erklärliche Ab spannung bemächtigt und die römische Frage war offenbar nicht so brennend, als Garibaldi wähnte. Man soll nicht leichtfertig des halb die Italiener der Gleichgiltigkeit anklagen; auch die Ideen haben bestimmte Zeiten, in denen sie feiern; auch die Völker ver mögen nicht willkürlich sich mit Ideen zu erfüllen. Garibaldi hat sich darüber geirrt; die allgemeine Erhebung, die er durch sein Vor gehen bewirken wollte und mit der er für Italien in seinem Feuer eifer die letzte nationale Frag» zu lösen hoffte, blieb aus, und die schielende Regierung zu Florenz ließ ihn gänzlich fallen, als sie sah, daß der öffentliche Geist sie nicht vorwärts trieb. Nun ja, es war eine Thorheit, die Garibaldi beging, eine edle Thorheit, die ihm als Bolkstribunen zu- verzeihen ist, und die seiner Idee nicht schaden wird. — Wenn wir trotzdem, daß der gemqchte Versuch keinen Erfolg verhieß, die Niederlage des italienischen Nationalhelden in der ge jammten nationalen Partei schmerzlich nachempfinden sehen, so ge. schieht dies deshalb, well die Interessen desselben in Europa solida risch gemeinsam sind, die bet jedem Sieg derselben sich überall auf richten, bei jeder Niederlage überall gefährdet erscheinen. Wer eben die Ereignisse nicht mit solchem Gefühl de» gemeinsamen Parteiia- teresses betrachtet, der ist im Leben der politischen Ideen eine Null. Wer mit seinem Maaß von Einsicht nur das einzelne Ereigniß ins Auge faßt und mit der beschränkten Klugheit würdigt, die sür das ideelle Nachwirken kein Verständniß hat, der soll mit seinem Witz sich nicht viel dünken: in den Augen der Besseren wird e» Nichts zählen. Er versteht eS nicht, daß mit diesem Fall der Gw- ribaldi'schen Unternehmung der böse Geist auch wieder emporschneüt;- ' gegen den sich die liberale Partei überall seit einem Vierteljahrhuä^ dert im Kampf befindet. Heut ist mit dem Siege der päpstlichen Truppen, mit dem Einrücken der Franzosen in Rom, mit dem Verhalten der italie nischen Regierung zu den Ereignissen, die Sache der liberalen Partei um eine Niederlage reicher, und wahrlich, auf der ganzen von ihr entfalteten Kampslinie hat sie feit den letzten Jahren immer zurück weichen müssen. Der moralische Eindruck solcher Unfälle ist Nur zu sichtbar; er bringt eine Apathie über die Geister und kräftigt die Mächte, welche den Sturz der liberalen Ideen und der Fort schritte im freiheitlichen Sinne herbeizuführen suchen. Indem wir uns daraus keinen Hehl machen dürfen, wird eS auch zugleich Pflicht, die treu Gebliebenen zu sammeln und ihren moralischen Muth für die Zukunft wieder aufzurichten. Wer von der Sittlichkeit seiner Ueberzeugung erfüllt ist, der darf nicht zweifeln, wenn er die Erfolge gegen sich zeugen sieht. Er weicht einen Schritt zurück, um das Unvermeidliche hinzunehmen und den Glauben an den Sieg seiner Sache auch im Rückzüge z« befestigen. Wir haben gesehen, daß wir noch zu schwach zum Siegen waren ; aber wir sind stark in der Minorität, in der Vertheidigung, und wir werden stärker, je mehr uns die Gegner bedrängen. Nur zu schnell kann wieder ein Wechsel der Dinge erfolgen, denn die Macht, welche da unten in Rom gesiegt hat, steht auf hohlem Grunde; und die Idee, die von ihr niedergeworfen ist, wird sich um so eher erheben, je größer der Druck ist, der sie fesselt. Die römische Frage wird eine brennende werden, jetzt, nun sie die Niederlage erhalten hat. Und überall werden die Interessen der liberalen Partei, indem sie sich sammeln auf kleinem Raum, de» Zeichens harren, bet dem sie von Neuem den geistigen Kampf auf* - zunehmen haben. Dies der Trost, der uns bleibt; die» die Hoff nung, mit welcher die liberale Partei der nächsten Zukunft entge« gensteht. Tage8geschichte. Freiberg, 15. Nov. Das Journal „Debüt" sagt über die Conferenz: Noch ganz kürzlich hat der heilige Stuhl von der Sep tember-Convention nichts hören wollen, von dersel en Convention, welche so eben auf so harte Weise gegen Italien ausgeführt wird. Er tgnorirt sie, sie ist für ihn nicht da, und so ist die französische Regierung vollkommen frei, darau- zu machen, was sie will; Üe hat durchaus keine Verpflichtung gegen da» PapsUhum. . . . Ein