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1. Beilage zu Nr. 62. MllMlltt SllMIllll UNÜ WalÜrNtlMStt Atlstigtl Sonntag, d. 14. März !S26 Were Ernährungslage. Erklärungen des Reichsernährungsministers. Im Haushaltsausschuß des Reichstages wies Reichsminister Dr. Haslinde bei Beginn der Beratung des Etats des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf die Notwendigkeit hin, einen so wich tigen Wirtschaftszweig wie die Landwirtschaft zur Ge sundung zu bringen. Er kündigte Negierungsmaßnah men nach drei Richtungen an: Hilfe von der Kredit seite, von der Absatz- und Rentabilitätsseite und durch einzelne Hilfs- und Förderungsmaßnahmcn. Die kurz fristigen Kredite sollten in langfristige umgeändert werden. Bezüglich der zweiten Maßnahme verwies der Minister auf den Gesetzentwurf zur Sicherung der Ge treidebewegung. Die Schwankungen beim Roggenpreis sollten ansgeschaltet und in günstigem Sinne beein flußt werden. Von der Vorlegung eines Gesetzes zur zwangsweisen Regelung des Noggenverbrauches müsse die Regierung absehen, weil der Nutzeffekt einer sol chen Regelung doch nur ein recht geringer sein würde gegenüber den Schwierigkeiten und Nachteilen, die zu befürchten seien. Dagegen müsse die Propaganda für ein gesundes und billiges Roggenbrot nachdrücklichst gefördert werden. Der Minister stellte dann bezüglich der Ernäh rungslage fest, daß die Ernteergebnisse des Jahres IS2S im allgemeinen gut, für Brotgetreide vorzüglich seien. Die Brotgetreidccrnte habe nahezu 11,5 Millionen Tonnen gegenüber 8,3 Millionen Tonnen im Jahre 1S24 betragen. Gegenüber den Vorjahren könne diesmal nicht von einem Mangel an Angebot die Rede sein; vielmehr müsse von einer empfindlichen Absatzkrise gesprochen werden, aus der ein verstärkter Druck auf die Erzeu gungspreise herzuleiten sei. Bei den Fleischprei sen habe sich die Spanne zwischen Vieh- und Laden preisen nicht unerheblich verringert; doch müsse auf eine weitere Senkung hingewirkt werden. — Volksgemeinschaft? Wenn schöne Worte auch Laten bedeuteten oder doch gar zu solchen würden, dann würde das deutsche Volk längst die herrlichsje „Volksgemeinschaft" der Welt sein. Wie siehts in Wirklichkeit mit der Volksgemeinschaft aus? Die ist geradezu trostlos. Es ist fast, alsentfernte man sich in demselben Maße von der „Volksgemeinschaft" wie man sie preist und doch also wohl wünscht. Der Sinn einer „Volksgemeinschaft" ist doch dieser: Alle Glieder unseres Volkes sollen das starke Gefühl des gemeinsamen Vater- und Mutterlandes, der gemeinsamen Sprache, ge meinsamer Kulturwerte, gemeinsamer Not, gemeinsamen Wohlergehens des Volkes haben. Und in solchen kräf- tigeü Gemeinschaftsgefühlen sollen alle ein untrenn bares Ganze jein. So sollte es sein? Bismarck hat einmal gesagt, daß sich die Deutschen gewöhnen müßten, in dem anderen „zuerst den Landsmann und nicht den po litischen Gegner" zu sehen. Damit hat er den Begriff „Volksgemeinschaft" klar und knapp umschrieben. Es ist wenig mehr als 30 Jahre her, daß der Eiserne Kanzler das sagte. Heute ist dies Wort mehr denn je am Platze. Denn gegenwärtig jcheint's geradezu umgekehrt zu jein: es sieht so aus, als sähe einer im andern erst den politi schen Gegner, und dann — noch lange nicht den Lands mann! Wenn wahre Volksgemeinschaft Einigkeit auf der ganzen Linie bedeutet, dann sind wir leider sehr, sehr weit davon entfernt. Die zahllosen Parteien und Par teichen passen zur „Volksgemeinschaft" ebenso schlecht wie Wasser zum Feuer. Es paßt schlecht zu einer „Volks gemeinschaft", wenn ganze Scharen von Deutschen kein deutsches Vaterland zu haben täglich versichern, sondern Mit einer Inbrunst, die besserer Dinge wert wäre, im hane büchensten Moskowitertum ihr Ideal erblicken! Und wenn dieselben Menschen, die bewußt eins deutsche Volks gemeinschaft ablehnen, gar unmündige Schulkinder in Schnee- und Regenwctter zur „Demonstration" auf die Straße jagen und aufreizende blutrünstige Lieder singen lassen vom „Bürgerblut", das in „Strömen" fließen müsse — oder, wie am „Volkstrauertag" in Berlin ge schehen, die „Rote Garde" zur Gottesdienstzeit ihre „De monstrationen" zur Ehre Moskaus machte, dann ist das jo kläglich und jammervoll, daß kein Wort jcharf genug ist, solches zu verurteilen. Wir wünschen nichts sehnlicher als eine wirkliche „Volksgemeinschaft" — aber zur Zeit sehen wir eine heillose Volkszerklüftung. Vielleicht daß die Zeit doch allmählich korrigierend wirkt und langsam reifen läßt, was jetzt noch so ferne und unerreichbar erscheint. Reues von der Königin Luise. Bisher ungcdruckte Tagcbuchblätter. Dem Zufall ist es zu danken, daß gerade in den Tagen des 150. Geburtstages der edlen Königin Auf zeichnungen ihres Gemahls, des Königs Friedrich Wil helm Hi. von Preußen, bet K. F. Koehler, Berlin und Leipzig (geb. 4,40 M.) erscheinen konnten, die kürz lich der Arbeiten im Staatsarchiv in Charlottenburg aufgefunden worden sind. Die kostbaren, bisher un gedruckten Tagebuchblätter sind überaus reizvolle Menschliche Dokumente und geeignet, die königliche Frau dem Herzen noch näher zu bringen. Wir sind in der Lage, folgenden interessanten Ab schnitt wiederzugeben. Im Palais zu Berlin gibt es einen gewissen Klingelzug, der aus dem Aprikoscnfarbenzimmer in das Vorzimmer führt, in dem sich die Kammerdiener und Lakaien aufzuhalten Pflegen. Einige Male hatte es stch schon zugetragen, daß dieser Klingelzug sich von stlbst heftig bewegte, und die Glocke sehr deutlich an schlagen Keß, so daß die Leute im Vorzimmer herein- lraten und glaubten, es wäre geklingelt worden. Man wollte ferner die Bemerkung gemacht haben, daß dieser umstand sich kurz vor einem Todesfall in der Kö- "tglichen Familie ereignet hätte. Des Umstandes selbst .innere ich mich noch sehr genau, da ich die heftige Bewegung des Klingelzuges selbst sehr deutlich wahr- -zenommen habe, auf den keine denkbare Ursache wir ken konnte. Am Ende des Winters 1810, nicht lange ehe wir Berlin verließen, um nach Potsdam zu gehen, ereignete sich derselbe Umstand zu UMhrerenmalen, und alle Nachforschungen blieben fruchtlos. Meine Frau, die sich jenes früheren Ereignisses noch sehr ge nau erinnerte, machte selbst darauf aufmerksam und erzählte dis l inüber gemachten früheren Beobachtungen. Den Abend zuvor, ehe die letzten Schreckensnach richten aus Hohen-Zieritz einliefen, hatte ich, meines gehabten kalten Fiebers wegen, noch für mich allein auf meinem Zimmer zu Abend gegessen, der gewöhnliche Gesellschaftszirkel hingegen war noch fröhlich im Billiardzimmer zusammen geblieben, wo auf dem Flü gel gespielt und allerlei Scherz getrieben wurde. Mit Eins fiel es der Gesellschaft ein, in die nicht erleuch tete, daranstoßende Galerie zu gehen, kaum aber, daß sie hereingetreten war, hörte man einen heftigen Schall, der allmählich verhallte, so daß jedermann stutzte. Man forschte sogleich mit Licht überall nach, man unter suchte den Flügel, weil es beinahe geklungen hatte, als wären einige Saiten daran gesprungen, aber nichts mar zu entdecken. In der letzten Zeit unserer Anwesenheit in Pots dam hatte meine Frau einen höchst seltsamen Traum. Sie glaubte, mit mir auf einer angenehmen Wiese spazieren zu gehen, und als sie sich am Ufer eines Flusses befunden, hätte sie Friedrich II. in einem kleinen Boot bemerkt, der auf sie zugesteuert gekommen und ihr freundlich gewinkt hatte. Sein Ansehen sei aber totenbleich gewesen. Als sie darauf in den Nachen gestiegen, sei dieser so schnell vom Ufer abgestoßen, daß ich nicht mehr hätte hinein kommen können. Sie habe mir noch immer gewinkt, ihr nachzukommen, da es aber nicht mehr möglich gewesen, habe sie mir ihr Lebewohl zugewinkt, ihr sei immer leichter und Wohler gewor den, und endlich sei sie mit dem Nachen untergegangen. Obgleich meine Frau nichts weniger als abergläu bisch war, so ließ sie sich doch gern zum Scherz ihre Träume deuten; des anderen Morgens also ging sie zur Gräfin Tauenyien, die gerade krank war, um ihr den Traum zu erzählen, weil diese die Re putation hatte, (wohl zu verstehen, im Scherz), allerlei Mystisches auszulegen. Da nun aber nach ihren Re geln dieser Traum nichts Gutes bedeuten mochte, und ihr dieses wohl anzumerken sein durfte, so fiel ihr meine Frau gleich in die Rede. — „Still, still," sagte sie, „wenn es was Uebles ist, so schweigen Sie lieber." Die deutsche EisenproduMon. Die gewaltige wirtschaftliche Entwicklung Deutsch lands in den letzten Jahrzehnten bis zum Ausbruch des Weltkrieges hängt eng zusammen mit dem Aufschwung der Eisenproduktion und damit wieder verbunden auch mit den eisenverarbeitenden Industrien. Ein außerordentlich starkes Anwachsen des Eisenverbrauches im Inland und eine dauernde Steigerung des Ausfuhrüberschusses aller Eisenfabrikate sind für diese Jahrzehnte charakteristisch, und so hat sich vom Jahre 1871 bis 1913 die im deutschen Zoll gebiet weiter verarbeitete Roheisenmenge von 46,5 KZ auf 277 KZ gesteigert, und der Ausfuhrüberschuß der gesamten deutschen Eisenindustrie, der dem Werte nach im Jahre 1872 rund 70 Millionen Mark betrug, im Jahre 1913 bereits auf 2Z4 Milliarden erhöht. Der Vergewaltigungs- friede von Versailles hat auch die Eisenproduktion Deutschlands elendiglich zerschlagen. Wurden uns doch, gemessen an dem Zollgebiet des Jahres 1913, 79 Proz. der Eiscnförderung, 43,5 Proz. der Roheisengewinnung, leMknik blellun? im MmmkM Amlokken suhlen zMgirenu.kireMmii nschAnmikZ zu;; l AitM'en 18UM. WSWMWLSM1MMWW2 Wöll N9M. HMMWWWUWWWWWM, knAnö WM. DM Wgnö WM.. 35,8 Prozent der Flutzstahlgewinnung genommen. Ob wohl die Werke ihre Produktionskraft im Kriege und in der Nachkriegszeit vielfach nicht unbeträcht lich ausgebaut haben und wir nach dem Zusammenbruch im Inland einen viel geringeren Verbrauch als früher hatten, machte sich nach Ueberwindung der deutschen Währungskrise, die infolge der Jnflationspreise einen im Verhältnis zu dem nach dem Friedensvertrag verkleinerter Reichsgebiet fast unnormalen Ausfuhrüberschuß mit sich brachte, der Mangel an Roheisen für die Jnlandsindustrien verhängnisvoll bemerkbar. Setzen wir den Ausfuhrüber schuß an Roheisen, Walzeisen und Nohgutz mit 100 Proz. an, so sind für das Jahr 1920 17,3 Proz., und nach einem sehr erheblichen Rückgang im Jahre 1922 für die ersten neun Monate des Jahres 1925 bereits 21,8 Proz. zu setzen. Für Fertigfabrikate der eisenverarbeitenden Industrie stehen der Ausfuhrziffer von 100 Proz. im Jahre 1913 für das Jahr 1920 81,1 Proz., für das Jahr 1922 92,6 und für das Jahr 1925 (voll berechnet) 78,7 Proz. gegenüber. Ein Blick auf die Statistik der im letzten Jahre allein nach Amerika ausgeführten Roheisen und Eisenbarren zeigt, daß Deutschland mit 105 094 to zur Zeit von den eisen- proouzierenoen Hauptländern der Erde, nämlich Britisch- Jndien, Belgien und England vor Frankreich und Holland an dritter Stelle steht. Bedauerlicherweise hat unter der allgemeinen Wirtschaftsdeoression in Deutschland auch di« Eisen- und Stahlerzeugung sehr zu leiden, so daß beispiels weise im Laufe des Dezember vorigen Jahres sich die in Tätigkeit befindlichen Hochöfen in Deutschland wiederum um 10 verringerten, so daß am Ende des letzten Jahres nur noch 83 deutsche Hochöfen in Betrieb waren und die täg liche Arbeitsleistung im letzten Jahresmonat um mehr als 2200 to (9 Proz.) auf rund 23100 to zurückging. Ins gesamt wurden nur 763 600 to Rohstahl und Stahlformguß erzeugt, d. h. 110 000 to weniger als im November. Auch in Großbritannien, Frankreich und Belgien hat die Roh eisenerzeugung gegen die zweite Hälfte des Vorjahres recht erhebliche Rückgänge zu verzeichnen gehabt, während die Vereinigten Staaten von Amerika die Produktions steigerung von Roheisen, die seit Juli 1925 wieder ein gesetzt hatte, unvermindert fortsetzen und damit die Auf nahmefähigkeit ausländischer Eisenprodukte, naturgemäß auch solcher ans Deutschland, berabgejetzt wird. Sesunükeit und Zufriedenheit. Die bittere Not in unserer Zeit jetzt veranlaßt wohl jeden zum Nachdenken über die Ursachen. Woher kommt es, daß unser deutsches Land so lief verstrickt ist in Lug und Trug, daß die deutschen Menschen so unzufrieden sind und sich gegenseitig durch Mißverständnisse das Leben unnötig schwer machen? Gewiß wird mit einiger Berech tigung der verlorene Weltkrieg als Ursache hingestellt. Die Zeiten des Hungers und der Beschränkung in jeg licher Hinsicht, Kummer und Sorgen haben Eltern und Kinder zermürbt an Leib und Seele. Und jeder hat wohl an sich selbst die Erfahrung gemacht, daß, wenn man sich müde und abgespannt fühlt, man zum Nörgeln und zur Unzufriedenheit neigt. Also kann körperliche Gesundheit und Frische den Menschen bis ins Innerste beeinflussen. Es braucht auch nicht besonders betont zu werden, daß Menschen von Kraft und Gesundheit eher imstande sind, den schweren Widrigkeiten des heutigen Lebens zu be gegnen. Drum müssen wir gesund werden! Nicht der Arzt, nicht Medikamente vermögen allein zur Gesundheit zu verhelfen. Jeder Mensch muß selbst zuerst den Willen haben, er muß gesund werden wollen und mit dem Klagen aufhören. Es gibt kein besseres Mittel, um diesen Willen zu unterstützen, als Bewegung! Turnen und Sport, diese Losungsworte geben die Möglichkeit, sich Bewegung zu verschaffen unter Leitung von Sachkundigen; das ist eine Medizin, die wenig kostet und viel hilft. Jedem das Seine auch hier; der eine schwingt an Geräten, der andere kann sich mit Wurf und Stoß, mit Lauf und Sprung ergötzen, wieder anderen, beson ders den Frauen und Mädchen, bieten die neuartigen Freiübungen Gelegenheit zur Kräftigung. All' diese Möglichkeiten werden geboten in den Vereinen, die der Deutschen Turnerschaft angehören, dem Verbände, der von den Anhängern Friedrich Ludwig Jahns gebildet wurde, des Mannes, der 1811 den ersten Turnplatz in der Hasenhaide in Berlin schuf und in einer Zeit, die ebenso ernst war wie die heutige, die deutsche Jugend zu sammenrief, um sie durch Leibesübungen stark und hart für den Daseinskampf zu machen, um ihr beim Wandern die Heimat zu zeigen und ihr zu sagen, daß es wert sei, für diese Heimat zu leben und zu sterben. Und die Ver breitung, die das Turnen im ganzen deutschen Lande fand, bewies, wie sehr es eine Forderung der Zeit war! Schließlich suchten diese Turner Zusammenschluß; die Deutsche Turnerschaft wurde gegründet, eine Zusammen fassung aller in Deutschland bestehenden Turnvereine unter dem Leitsatz: Förderung des deutschen Turnens als eines Mittels zur körperlichen und sittlichen Kräftigung, sowie Pflege deutschen Volksbewußtseins und vaterländischer Gesinnung. Bessere Ziele gibt es nicht! Drum all' ihr Männer und Frauen, Knaben und Mädchen, turnt, spielt, wandert, fechtet, schwimmt in der Deutschen Turnerschaft? Überwindet Lässigkeit und Schlaffheit, laßt nicht durch sitzende und einseitige Tätigkeit eure Glieder steif, den Körper und Geist matt werden, bewegt euch, und ihr werdet ganz andere, bessere Menschen werden, wertvolle Ange hörige unseres deutschen Volkes! Der Deutschen Turnerschaft gehören nahezu 12,000 Ver eine in ganz Deutschland und im Ausland an mit etwa 1,5 Millionen Mitgliedern. Da werden Führer gebraucht, Vorturner, Lehrer, geistige Pfleger, die die Ziele hoch halten und immer wieder anfeuern zum Lernen, zum Schaffen. Die Not unserer Zeit hat den dringenden Wunsch zutage gebracht, eine sichtbare Heimstätte für die Bestrebungen der Deutschen Turnerschaft zu schaffen, eine Turnburg, ein deutsches Haus, indem diese Führer und unci auck 8ie sollten es sick merken, claüWascken unci Lleicken rveek- mäüig nacfteinancler unci nickt gleickreitig ausgelübrt virci 6e- ^clre cvercien gesckont unci eckalten ciurckVVascken mit Dr. Hampson H 8eilenpulver unci clurck Oleicken mit Dr.PüompsoN s „8eil>x".