Volltext Seite (XML)
Florenz. Die „Stalle" vom 9. Mai veröffentlicht folgende« Schreiben des Königs Victor Emanuel an seinen Ministerprä- lieber Ratazzi! Da der Augenblick gekommen, wo e« gilt, durch weise Ersparnisse für die Finanzsituation Sorge zu tra gen, und unter den Umständen, wo der Finanzminister dem Parla mente zahlreiche und wichtige Reductionen in allen Zweigen der Administration in Vorschlag bringen wird, wünsche ich selbst, der Nation da« erste Beispiel zu geben, und bin entschlossen, die Civil- liste, die mir in Folge eine« Gesetze« überwiesen ist, um vier Mil lionen zu verringern. Ich hoffe, daß die Administrationen de« Staates, meinem Beispiele folgend, sich gern zu den Opfern ent schließen werden, welche die Finanzerforderniffe des Landes erheischen, und ich hege die Zuversicht, daß wir auf diese Weise und Dank den Finanzmaßregeln, die bald der Sanktion des Parlament« unter breitet werden sollen, in einer nicht fernen Zeit im Staatsbudget zu jenem Gleichgewichte gelangen werden, welches so gerechterweise gewünscht wird. Ich muß Ihnen indessen zur Kenntniß bringen, daß aus Gründen, die ich Ihnen mündlich dargelegt habe, und die Sie, falls Sie e« für nothwendig erachten sollten, dem Parlament mitzutheilen befugt sind, die Civilliste in den letzten Jahren genö- thigt gewesen ist, gewisse Schulden zu machen, welche ihre Passiva auf sechs Millionen bringen können. Ich spreche Ihnen bei dieser Gelegenheit den Wunsch aus, diese Passiva verschwinden zu sehen, damit man für das nächste Jahr ein normales und regelmäßige« Budget der Civilliste'aufstellen kann. Sie können in dieser Bezie hung meinen , Gedanken in einem Gesetzentwürfe formuliren, den Sie in meinem Namen dem Parlamente vorlegen mögen. Ich bin mit den Gefühlen aufrichtiger Freundschaft Ihr sehr gewogener Victor Emanuel." Die „Italic" bemerkt in Bezug auf die sechs Millionen Schul den der Civilliste, deren in dem Briefe Victor Emanuels Erwäh nung geschieht, Folgendes: Diese Schuld rührt daher: eine Mil lion, die man der Hinterlassenschaft des Herzogs von Genua und eine Million, die man dem Lvosorrio nationale schuldet. Die Verlegung der Hauptstadt nach Florenz hat außerdem eine Ausgabe von zwei Millionen Franc« verursacht, und der Rest endlich kommt von den außerordentlichen Ausgaben her, die der Krieg von 1866 verursacht hat. * - Sachsen. Freiberg, 16. Mai. Bon dem kgl. Ministerium des In nern ist im Einverständniß mit dem kgl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts für die Zwecke der evangelischen Mis sion unter den Deukschen in Pari« auf darum geschehene« Ansuchen des Präsidenten, des ConsistoriumS AugSburgischer Confession daselbst, Pastor Meher, eine allgemeine „Hauscollecte" im Königreich Sach sen verwllligt, und sind insbesondere die Geistlichen veranlaßt wor- den, sich der Sache thunlichst anzunehmen. Muß man nun auch derselben den besten Erfolg wünschen, weil sie den in Paris leben den, meistentheils dem unbennttelien Arbeiterstande angehörigen, nicht selten in leiblicher und geistiger Noch schmachtenden, gegen 80,000 und darüber betragenden Zahl von Deutschen evangelischen Bekenntnisses gilt, so ist doch darauf aufmerksam zu machen, daß es gewiß gegen die eigene Ansicht der Petenten sein würde, wenn die allgemeine Sammlung, welche der hiesige Zweigverein zur Gu« stav-Avolph-Stifmng auch in diesem Jahre, und zwar recht bald, veranstalten wird, zu Gunsten jener einzelnen Gemeinde in Paris beeinträchtigt werten sollte. Neben der evangelischen Gemeinde zu Paris, welcher der Gustav Acolph-Verein, unter Betheiligung de« Leipziger HauptoereineS, eine jährliche Unterstützung von durchschnitt lich l 1,000 Fres-, einschließlich einer ständigen Jahresbesoldung von 2500 FrcS. für einen Geistlichen, zugewendet hat, strecken, wie au« dem Bericht Les CentralvereinS hervorgeht, noch 819 Gemeinden ihre Arme bittend nach Len Unterstützungen des Gustav-Adolph- Vereines aus. Sie alle bedürfen, zumal nach den Nothstänken des vorigen Jahres, dringend unserer brüderlichen Hilfe. Vergessen wir daher über dem Einzelnen Las Ganze nicht. Möge Niemand um deswillen, weil er mit einem Scherflein die Sammlung für Paris unterstützt, sich der gewohnten Gabe an den Gustav-Adolph- Verein Überhoden erachten. Wenn daher die von dem kgl. Mini sterium des Innern und de« CultuS und des öffentlichen Unterrichts genehmigte Hauscollecte in den nächsten Tagen in unserer Stadt beginnen wird, so kann man die eben so herzliche als dringende Bitte auszusprechen nicht unterlassen, daß diejenigen, welche von christlicher Liebe getrieben, bei jener sich betheiligen, auch der Auf forderung, welche der Gustav-Adolph-Verein recht bald an sie rich ten wird, ihr Ohr nicht verschließen, und in der doppelten Ge legenheit, zu geben, auch eine doppelte Gelegenheit, den evangelischen Brüdern in der Zerstreuung einen Beweis ihrer liebevollen Theil- nahme zu geben, sehen mögen. Leipzig, 15. Mai. lS. Ztg.) Nachdem die herrlichste Früh, lingstemperatur schon vorgestern, und noch mehr gestern, in eine» Herbstschauer umgesprungen war, hat e« diesen Morgen tüchtig ge schneit, so daß eine dichte Schneedecke über die Straßen und DL- cher ausgebreitet war, die selbst die Mittagssonne nicht gänzlich z« entfernen vermochte. DaS Thermometer zeigte nur 1 Grad über Null — in der Nacht haben wir sogar '// Grad unter Null ge habt. — Der vor Kurzem hier gegründete städtische Verein zur Be sprechung communaler Fragen hatte für gestern wieder eme sammlung anberaumt und war durch die Lokalblätter daz« lich eingeladen worden. Der Mangel an Theilnahme war ab« s, groß, daß sich des Abend« nur 2 Personen in dem Versammlung«, lokal eingefunden hatten. Ehrenfriedersdorf, 15. Mai. Letzter Tage wurde leb. Haft die Frage ventilirt, ob und wie e« sich schnell erreichen lich telegraphische Verbindung zwischen Zschopau im Thal herauf bi« hier, resp. Geher, zu bekommen. Es ist die« ein höchst gerechtfer tigter Wunsch, und ist es nur zu wünschen, daß alle Interessenten zur Realisirung bereitwillig die Hand bieten. Herr LouiS Schüller in Venusberg hat, soviel man hört, die Sache in die Hand ge nommen und beabsichtigt derselbe nächsten», die einleitenden Schütte zu treffen. Paris im Sonnenschein und Lampenlicht. Die verführerischen Reize de« „Babel an der Seine" weiß -der bekannte Schriftsteller Iuliu« Rodenberg in seinem neueste« Werk: „Paris im Sonnenschein und Lampenlicht" geistreich M pikant zu schildern. DaS liebenswürdige Buch, welche« in diese« Tagen bei Brockhaus in Leipzig erschienen ist, präsiutirt sich al« einer der angenehmsten Führer für die große Weltausstellung, ila der Hand des Verfassers treten wir in das Grand Hötel, wo vir eine Wohnung und eine Welt im Kleinen finden, einen Gasthof mit 700 Zimmern, 60 Kellnern, 30 Köchen, 25 Wäscherinnen mb einem Heer von Pförtnern, Groom«, Stubenmädchen, Hausknecht«! — oder vielmehr eine Stadt, in die Höhe gebaut, anstatt in die Breite, keine ganz kleine Stadt, denn sie zählt durchschnittlich- 1200 Einwohner; sie besitzt ein Telegraphen-Bureau, eine pneumatische Eisenbahn und ein Postamt; sie hat ihr eigne« Cafö, ihren chm Cigarrenladen, ihren eignen Optiku« und Friseursalon, ihr eigne« Schneider-Atelier und ihre eigne Zeitung: La Gazette de« Ltraoger«, geschrieben und gedruckt im Hütel und redigirt von jenem srmfw ! Henri de Pene, berühmt al« Schriftsteller, berühmter mH all Duellant. Nachdem un« Rodenberg ein solche« Quartier in Pan« d» schafft hat, begleitet er un« durch die Straßen von Pari«, b führt un« zum Diner und läßt un« bei den „drei Proveucalu" ausgezeichnet speisen, indem er uns die in rothen Sammt gebuudm Karte, mit ihrem 36 eng gedruckte Seiten umfassenden Inhalt j« beliebigen Auswahl vorlegt. Unterwegs erzählt er uns von dem all« und dem neuen Paris; er kennt Alle«, jeden historischen Platz, M berühmte Haus, wo ein großer Franzose gelebt, gedichtet oder kämpft hat; er berichtet un« mit statistischer Genauigkeit, daß di> Neubauten von Pari«, in eine gerade Linie gestellt, die Länge«« 15 deutschen Meilen ergeben würden, zusammengesetzt aus Mm« I Boulevards und Straßen, 8 neuen Kirchen, 80 neuen Schake I 12 neuen Brücken, den Centralhallen, dem neuen Tempel, 4 mm Schlachthäusern, 22 neuen Square«, 3 neuen Park« mit AM neuen Bäumen und 20,311 neuen Häusern, für die 16,516^ uiedergerlssen worden sind. Er berechnet ferner auf« Haar, dH die Summe, welche Paris während der Wintersaison vertanjt,^ I auf 70 Mill. Franken in 36 Tagen beläuft. Wenn er ewN I so ruft er einen Freund, der mit zuvorkommender Gefälligkeit^! Amt eines Cicerone übernimmt. Der bekannte Kunstkritiker I Woltmann führt un« in die Museen von Paris und zeigt uns ll>! architektonischen Schönheiten von der mittelalterlichen Notre-DB i bis zu dem neuen „IHbuoal üe Lommeree", läßt unSdieavI gehäuften Kunstschätze bewundern und bereichert unser Wissen dm I einen kurzen und doch gediegenen Bericht über die verschiede^! Malerschulen und ihre vorzüglichste» Leistungen. Ihn löst HeiM I Bernhard Oppenheim mit seiner „Kritik des öffentlichen Lebentis Paris" ab, worin der bekannte Publicist mit großer Schärfe d«! Politik des Kaiser« und die Stellung der Parteien beurtheilt, wä^ Herr Charles Marelle den „französischen Geist und die geW Arbeit in Paris" in eingehender und dabei interessanter WH würdigt. Herr Eugene Laun entwirft ein pikante« Bild von de« Leben und Treiben de« Pariser Feuilletons und der hervorragend Schriftsteller für dieses Genre. Rudolph Gottschall beleuchtet da> Pariser Theater mit genauer Sachkenntniß in scharfen Schlaglicht Heinrich Ehrlich schildert in Verbindung mit Rodenberg LW Concert und — Theresa, von der eine Reihe unterhaltender Am - toten mitgetheilt wird. Auch die Kehrseite der glänzenden Med«» s zeigt' Herr l Sprac Pari« und zl verlock Deu hebt bl testant, hängen P Eine C den Lo König« in invu zu prüf Einzelv Le Englan theilunj und Pi K König« von Rr Hl hung a auf die 37854, 53326, 79746. D« bedürfm die stad arbeitete aller O unter be neu der hierbei z bereituw traf, Bk Turnwes Di> führung wohnersc was bis! hältmsse Sch da« Tur grenzendl bishrrige einem w Platze (i besonder« einer gec nicht in als Lehr rin und imuß, ist i höchst ur nerhin u kgl. Min Kornhau die Befü los zu se Die Erbauer ganze Uu 1) Der < Schule, l führung wird ; 2) vate Mit Leben gel