Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt l. 48 Jahrgang Mittwoch, den 3. Februar 1926 Nr. 28 Neuer Vertragsbruch der Alliierten Amtlicher Teil an keine» De»»»str« wurde ei« Grenzder für die «««z« La»er rie»» o öSL/!^/7> ü k 8 Ik 7 p 2 v 1 ssranrossn ängissiüer Seigies' ssudeettibs'octz Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Lie brutsche» Eisenbahner benke« ti,«»streik. Zwischen Lentschlakd «nb P«le» trag »b,»schlossen. An de» Krh«e«ordpr»ieb wurde der verhandln», wegen veführdnng der StaatSficherheit di« OtffrnUlchkett ausgeschlossen. I« prenbischen Landtng ta» S zu einer «heinland- k«»dged«u- Bau mehreren Mitgliedern de» VSlkerbnndSratS wnrde der Antrag geftrllt, die vorbereitende AbrüftnugSkonferenz n« zwei Monate zu vertagen. I« Rutzland stad 300 Sinder, die i« «»geheizte« «8ter- wagen befSrdert wnrden, erfroren. In China wird der Bürgerkrieg fortgesetzt. v ? Wo» »s«» r Kölns desremng-seler. Am Domplatz um Mitternacht. Ein geschichtlicher Augenblick war es, als um die Mitternachtsstunde vom Sonntag zum Montag die Be völkerung Kölns auf dem Domplatz die Befreiung von der Fremdherrschaft feierte. Schon in den frühen Abendstunden begann der Zustrom der Menschenmenge zum Domplatz. Gegen elf Uhr waren der Platz und sämtliche Zugangsstraßen mit einer nach zehntausen den zählenden Menschenmenge besetzt. Der Platz selbst war durch Tausende von elektrischen Lampen festlich be leuchtet. Pünktlich zwölf Uhr verkündete die deutsche Glocke am Rhein mit ehernem Klange der Bevölkerung, daß der langersehnte Augenblick, der Tag der Freiheit für Köln und den Niederrhein endlich angebrochen ist. In den vor den beiden Domtüren stehenden Pylonen loderten Flammen auf. Nachdem die Glocke ausgeklun gen, betrat Oberbürgermeister Dr. Adenauer die Rednertribüne und hielt mit markiger Stimme seine Ansprache, die von zwei Lautsprechern weit über den Platz getragen wurde. U. a. führte er aus: Donnerstag, den 4. Februar 1926, Vorm. 11 Uhr lollex in Oberwiera «L bg Pirat» meistbietend gegen sofortige Bar- -ahlung versteigert werden Sammeln der Bieler Winter» Gasthof. Dee Gerichtsvollzieher de» Amtsgerichts Waldeabarg, den 2. Februar 1S26. y LI " k - Vie I.Tone (KölnerZone) . S-« Erscheint werktägl. Nachm. Bezugspreis monat- lish im voraus 150 R.-Psg. freibl., ausschl.Trägerl. Einzelne Nr. 10 ReichSpf., Sonntags-Nr. 20 R.-Pf. Anzeigenpreise: K gesp. Petitzeile 0,15 R.-Mark, » außerhalb oes Bezirkes 0,20 R.-Mark, 3gesp. Retlamezeile 0,45 R.-Mark, Hinweise auf Anzei gen und aingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise, und Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. »«gründet IN7S. Fernsprecher Nr. 9. Postschließsach Nr. k Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 4436. Bankkonto: BereinSbank Colditz Aulale Waldenburg Stadtgirokonto Waldenburg 16. Arbatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweiser Eintreibung der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hinfällig. mit unseren angeblichen Verfehlungen in der Abrü stungsfrage begründet. Wie wenig gerade die Eng länder an diese Begründung geglaubt haben, beweist am besten die Tatsache, daß Chamberlain bei seinem jüng sten Besuch in Paris ausdrücklich erklärt hat, daß nach seiner Ueberzeugung Deutschland in der Ab- rüstungsfrage alles getan habe, was man erwarten durfte. Die Franzosen sprechen aber auch jetzt noch immer von deutschen Verfehlungen und wollen damij die Aufrechterhaltung einer Besatzungsstärke von 60 00V Franzosen in der zweiten und dritten Zone begründen. Die jetzt geräumte erste Zone ist so geschnitten, daß sie strategisch ohne besondere Bedeutung ist. Die wichtigsten Einfallstore nach Deutschland bleiben in den Händen der Besatzungstruppen. Für die deutsche Wirtschaft dagegen bedeutet die Befreiung der Kölner Zone eine große Erleichterung, da gerade der deutsche Niederrhein ein Hauptindustriegebiet durchzieht. Mil der Befreiung Bonns von der Franzosenherrschaft wird aber zugleich das deutsche Geistesleben von einer unerträglichen Fessel befreit, und ungehemmt durch französische Schikanen kann nun wieder auf der Godes- burg aus deutschen Studentenkehlen erschallen: Frei ist der Bursch! „Die Stunde ist gekommen, die so Heitz, so inbrünstig er sehnte. Der Tag der Freiheit ist angebrochen! Unsere Herze» fliegen empor zu Gott dem Allmächtigen. Dank sei ihm, der uns gestärkt hat in schwersten Tagen, der uns geführt hat durch Not und Gefahr. Vereint sind wir wieder mit unserem Staate, unserem Volke, unserem Vaterlanbe, vereint und frei nach sieben Jahren der Trennung, der Unfreiheit. Schweres haben wir erdulden müssen durch die harte Faust des Siegers in sieben langen Jahren. Hoffen wir, daß unsere Leidenszeit nicht umsonst gewesen ist, datz nunmehr ein wah rer, neuer Geist in die Völker Europas einzieht. Brüderk Schwestern! Wir sprechen die gleiche Sprache, wir lieben die gleiche Heimat, ob reich ob arm, ob UnkS oder recht», innerst und tiefst. Die menschlichen Gefühle sind «nS allen gemeinsam. Ei» Symbol der -entsche» Einheit »mb Einigkeit ist unser Dom. Wie Schwurfinger rage» leise mächtige» Türme empor in den nächtliche« Himmel. Wohlan! Hebe» auch »vir zum Schwur die Haub! Und Ihr alle im deutsch«, Laude, die Ihr jetzt im Geiste bei u«S weilt, schwört mit uns! Schwöre« wir Einigkeit und Trcnc dem Volk, Liebe dem Vatcrlande. Rnft mit mir: Deutschland, geliebtes Du- terland, Hoch, Hoch, Hoch!" Ver Gruß -er preußischen Regierung. Darauf ergriff der preußische Ministerpräsident Braun das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er zunächst den Dank der preuß^chen Regierung für die vom Rheinland bewiesene Treue aussprach. „Heißesten Dank — so führte der Ministerpräsident m»s — zollen wir und werden wir immer zollen dafür, datz Rheinlands Männer und Frauen im Bewußtsein ihrer na- iivnalcu und wirtschaftlichen Verbundenheit mit dem unbe setzten Vaterland in den vergangenen sieben Jahren eine unerhörte Fülle seelischen Leides und herben Ungemachs, wirtschaftlicher Not und harter Prüfungen, erduldet haben. Die Drangsale und Entbehrungen der Besatzungsjahre find, was nickt oit und nackdrücklick aenua betont werden kann, von der Bevölkerung des Rheinlandes für uns alle im un besetzten Deutschland getragen worden." Der Ministerpräsident spielte dann auf das Miß trauen an, das früher im Rheinland vorhanden war, und erklärte, daß dazu in der Republik jeder Grund fortgefallen sei. Er fuhr dann fort: „Die Bevölkerung der Rheinlande stellt ein Fünftel und die Bevölkerung Rheinlands zusammen mit der ihm in Wirt schaft, Kultur und Schicksal besonders verwachsenen Bevölke rung Westfalens ein Drittel der Gesamtheit des preußischen Volkes dar. Den politischen Willen und die kulturelle Eigenart, die sozialen und wirtschaftlichen Wünsche dieses Drittels des preußischen Volkes, wird keine preußische Staatsrcgierung jemals vernachlässigen." Der Ministerpräsident richtete dann Grüße an die vier Millionen Volksgenossen, die noch weiterhin un ter fremder Besatzung leben müssen, und versicherte, daß nichts unversucht gelassen werden soll, ihre Lelven zu mildern und abzukürzcn. Dann heißt es weiter: „Datz diese Abkürzung in nicht zu ferner Zeit eintritt, ist unsere zuversichtliche Hoffnung und bestimmte Erwartung. Diese unsere Erwartung stützt sich auf den Geist der gegen seitigen Bölkervei-ständigung, von dem der Pakt von Locarno getragen ist." . Braun kam dann auf die Wirtschaftskrise zu spre chen, die sich besonders auch im Westen geltend macht. Es werde der vereinten Zusammenarbeit aller Bolks- teile bedürfen, um über diese Dolksnot hinwegzukom- mcn. Leicht werde das besonders im Westen nicht wer den, wo zu der Wirtschaftskrise auch noch die Hochwasser katastrophe hrnzugekommen sei. Der Ministerpräsident zählte dann auf, was die Staatsregierung bereits zu einer Notstandsaktion zur Verfügung gestellt habe, und schloß seine Rede, die durch Radio verbreitet wurde, mit folgenden Sätzen: „Möge die weihevolle historische Stunde, in Ler wir hier am Futze des heiligen Kölner Domes zusammenaetrete» sind, uns in dem crncnte« Gelöbnis vereine«, treu z« Preu- tzen, Iren zum Reich zu stehen und, befreit vo« dem lähmeu- den Druck der Besatzung, in gemeinsamer, zäher Ausbau- arbcit unser deutsches Vaterland durch das Dunkel der trü ben Gegenwart einer besseren Znkunft enrgegenzuführe«." Nach der Rede des Ministerpräsidenten Braun endete der Choral: „Herr, unser Gott, dich lobev wir", die Feier. Sämtliche Kirchenglocken Kölns er- tönten und schallten über das nunmehr endgültig be freite Köln. Die gesamte Feier, sowohl das Glockengeläut, w« die Reden und das Stimmengewirr der Bolksmafse wur den durch sämtliche deutschen Rundfunksender verbreitet ... §555" O UN- Waldenburger Anzeiger Diese« Bla« euthäU die amtliche« Bekarm tmachuugeu de« Amtsgericht« o«d de» Stadtrats zu Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische ».Gemeinde-Behörde» ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. MUzU»d d«« »Lchstlch.n und d«» r«utsch«n Z«Uung»o«rIeg«r-P«r«ju1 (U. V.) — Berlagtorl Maldinburz E«chl«n. Anzeigen drS vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeu? Ausgabe nachmittags 's, 3 Uhr in ve: Geschäftsstelle, in Waldenburg Sa., Obcrgaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Leer» Friedr. Lermann Richter; in Langenchursbo, bei Lerrn Lermann Esche; in Wallenburg Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirste» Im Fall« höher«« Gewalt, Krieg, Streik, Autsperrung, Maschine druch, klörungen im Betrieb der Druckerei oder unser Liefere: Hal der Bezieher keinen Anspruch auf Lrhal» de> Zeitung »de: Nückzahlung dei »e»ug»preise». Kür Richtigkeit der durch Fern sprecher ausgegebenen Anzeigen übernehmen w r »eine ÄewLH: 'Waldenburg, 2. Februar 1926. Mit ungeheurem Jubel, wie es dem rheinischen Temperament entspricht, hat die Kölner Bevölkerung den Abzug des letzten Engländers begrüßt. Der deutsche Niederrhein bis hinauf nach Bonn ist nunmehr wieder srer. Eine Leidenszeit ist damit für die betroffene Bevölkerung zu Ende gegangen, von deren Schwere man sich draußen im Reich vielfach nicht die richtige Vorstel lung gemacht hat. Besonders das englische Regime lalt als wenig fühlbar. Wie irrig diese Auffassung st, zeigt am besten eine Statistik, die die Stadt Köln oeben herausgegeben hat. Einige Zahlen daraus mö- icn zeigen, welchem Druck die Stadt Köln in diesen Tagen ausgesetzt war. Ausgestellt wurden im ganzen 47 800 Nequisi- tionsbcfehle, mit denen neben sonstigem Nnterkunsts- und technischem Material hauptsächlich vollständige Schlaf-, Eß-, Herrenzimmer, Küchen nebst den dazu Aehörigen Ausrttstungsgegenständen, wie Silber, Kri stall, Teppiche usw. gefordert wurden. Durch Gewalt handlungen kamen zu Tode 18 Personen, durch rück sichtsloses Fahren britischer Kraftivagenführer 82, so- vaß im ganzen 100 Personen im Stadtgebiet Köln b''rch die Besatzung ihr Leben eingebüßt haben. 977 weitere Personen erlitten durch Uebergrisfe der Be satzung körperliche Schäden, sodaß die Gesamtzahl der Versonen-Schadensfälle 1077 beträgt. Durch Gewalt maßnahmen der Besatzung erlitten 3951 weitere Per sonen Schäden. Vor den britischen Kriegsgerichten standen 8206 Personen. Verhängt wurden von den britischen Mi litärgerichten insgesamt 628 Jahre Gefängnis. Diese Strafen sind zum größten Teil vollstreckt worden, wenn auch in einigen Fällen durch den Oberstkommandie- rendcn der Nhcinarmee die Strafe teilweise erlassen oder in Ausnahmefällen ganz erlassen wurde. Neben diesen Freiheitsstrafen wurden noch in einer Reihe von Fällen Geldstrafen verhängt. Nach diesen Zahlen begreift man, wie heiß der Be- frciungstag von den Kölnern ersehnt wurde und man versteht auch den bissigen Witz, der in Köln in aller Munde war. Danach wurde einem englischen Offizier bet der Besichtigung des Kölner Domes unter anderen Sehenswürdigkeiten eine silberne Maus gezeigt, und der deutsche Führer, ein echter „kölscher Jung", er zählte dabei, daß diese Maus einmal zur Zeit einer Mäuseplage gestiftet worden sei, worauf die Mäuse wfort verschwunden seien. Auf die ironische Frage des Engländers: „Glauben Sie denn daran?" erfolgte schlagfertig die Antwort im hreitcsten kölschen Platt: -.Wenn wir daran glaubten, so hätten wir schon längst Einen silbernen Engländer gestiftet." Die Engländerplage ist nunmehr vorbei. Ueber Jahr hat sie länger gedauert, als vertraglich vor- nEsehen war. Man Kat diese Verzögerung bekanntlich