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AllMburger Tageblatt 48 Jahrgang Sonntag, dcn 17 Januar 1926 Nr 14 Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung Amtlicher Teil Ler bisherige Reichsminister siir Er»Syrung und Land- »irtschaft Graf llauitz lehnt eine Wiederbernfung ab. Der auswärtige Ausschuß Vrs ReichetagS protestiert gr- ken die beadstchtigle Normierung der Besatz»«gtftärle auf 75,000 Mann. In Ess,» wurde am Donnerstag ein Stahltrnft gebildrt. Kür Handel und Jndnftrie in Dachse» (ist eine Anleihe den 5 Millionen Dollar abgeschlossen worden. I« Oe erreich wnrde eine neue «egiernng gebildet. Die deutsche und die franzöfische WirtfchaftSdelegatio« ist gestern zur Wiederavfuahwe der HandrlSvertragSver- handlunge» in Part» zusammengetreteu. Der K nanransschutz der franzSsischen Kammer hat sich für den Fiuaujrntwnrs des LiukstartellS ausgesprochen. Poincarre hat mit der voöffentlichnng seiner Anfjeich- «nngen über die Politik s,it 181t begonnen. 'Waldenburg, 15. Januar 1926. Die faschistische Agitation in Tirol wird von Tag zu Tag gemeingefährlicher. Nicht nur, daß in Süd tirol der Kampf gegen das Deutschtum mit allen Mit teln geführt wird, auch über die Grenze Neu-Italiens hinaus wirken die faschistischen Sendboten. In ganz Nordtirol wird offen Propaganda gemacht für die Losreißung dieses Gebietes von Oesterreich und seine Einverleibung in Italien. Wie eine kleine Anfrage un bayerischen Landtag verrät, wird die faschistische Werbearbeit sogar auf rcichsdeutschcm Boden betric- ^sn. In Bayern, insbesondere in München, haben sich die dort lebenden Italiener vielfach zu faschistischen Organisationen zusammengeschlosscn und treiben ganz offen ihre Hetzarbcit. Wenn es sich in Nordtirol auch nicht um rcichs- deutsches Gebiet handelt, so ist doch auch Deutschland unmittelbar an dieser Frage interessiert. Es kann uns ^wt gleichgültig sein, wenn Italien sein Gebiet bis an die deutsche Grenze auszudehnen sucht und wenn es dabei rein deutsches Land rauben und die kern- oeutschen Tiroler in die Kulturwelt der italienischen AMigurenhändler hineinpresscn will. Durch den Ver- lailler Vertrag ist schon viel zu viel deutsches Land Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Vereinigte technische Schulen und Handels schule zu Glauchau. Abteilung: Oeffentliche Handelsschule mit Vollklasse. Dit Anmeldungen der Schüler und Schülerinnen, die ab Ostern 1S20 die Schute beuchen wollen, müssen bi» zum 25. Januar 1920 w.rklSgl ch in der Zeil von 11—12 Uhr Vormittag» oder von 2—6 Nachmittag» e> folgen. Mitzubiingcn ist die letzte Schulzensur. Schüler und Schülerinnen werden sowohl in die Lehrlingstlnssen ldreijShitgcr Schulbesuch) al, auch tn die VoMlassen (zweijähriger Schul besuch) nach bestandener Ausnahmrprüsung ausgenommen. Der Besuch ber Handelsschule bcsieit vom gesetzlichen Pflichlbesuch der Berufsschule. Glauchau, am 6. Januar 1926 Dünnebier, Studiendirektor. Knmklduug dts MMer von Zeichranseihm. Wir machen daraus aufmerksam, daß die Geltendmachung von Alt- besltzansprüchen (Umtausch und Gewährung von Auslosungsrechten) für Relchjanteihen und die vom Reich üdemommenen LSnderanleihen bi» spätesten» Mitte Februar 1S2K bei den Vermittlungsstellen er- svlgen muß. (Die L rmine für die Anmeldung zum Umtausch de« Ncnbcsitzes sind noch nicht festgesetzt). «IS Vermittlung stelle ist auch -ie Stadt-Sparkasse zu Waldenburg Sachsen zugelassen. Wir sordern hiern it unsere Änndschast zur Anmeldung der Mtbesiyaniprüche bei UN« auf: eine besondere Aufforderung an Kunden, die Stücke b«» uns im Depot haben, erfolgt nicht. Die für die «u- befitzbegründung erforderlichen Formulare (Antragwordrucke und Er- lLulernngen) liegen an unserem Schalter aus Um eine rechtzeitige Weitergabe der Anmeldungen durchführen zu können, liegt es IM Jntensse der Kundschast selbst, die Anmeldungen mög« lichst recht^ilig vorzunehmen und zwecks Vermeidung von Verzögerun gen insbesondere auch die amtlichen Anweisungen zur Ausfüllung der Formulare genau zu beachten. Zu näheren Au künsten stehen wir jeder zeit gern zur Verfügung Fall» innerhalb der genannten Frist keine Anmeldung erfolgt, so werden wtr die bei un» ruhenden Neichsanleihen als Neubesitz betrachten." Stadtsparkasfe Waldenburg (Sachsen). Erscheint werttägl. Nachm. Bezugspreis monat- Uch im -orauS 160 R.-Psg. freibl., ausschl.Trägeri. Einzelne ^r. w ReichSpf., SonntagS-Nr.20R.-Pf. Anzeigenpreise: 6qesp. Petitzeile 0,1b R.-Mark, v-außerhalb oes Bezirkes 0.20 R.-Mark, Zgesp. Netlamezeile 0,45 R.-Mark, Hinweise auf Anzei- gen und singesandte 0,10 R.-Mark, Nachwerse- und Osfertengedühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach ^arif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. *-«rand-t >878. S.rns,r«ch«r Nr. ». Boftschli-bfaih Nr. ' ^stschertkonto Am» Leipzig Nr. 4436. Bankkonto: Veretn4b»nk L7 Elbitz ,,u:ale Waldenburg Etadtgirokonto Waldenburg 16. Albatte „tten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangLweiser ^tNtDeibung der Rechnungsbeträge wirb jeder Nachlaß hinfällig. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag «rösten Ausgabe nachmittags Uhr in ve. Geschäftsstelle tn Waldenburg Sa., Obergasse Zb. Erfüllung« ortWaldenburg. Filialen in Altftadi Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Lallender» bet Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdor bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg 6-- Lemm Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduan Kirste». Im Kall« dd-erer »«wall, Kriex. K»«U, »uslperrvno Mafcht»«». druch. kldrungen im Betrieb der Druckerei obe> »ns« mrfrrer -ai der Bezieher keinen Anspruch auf Srhall d, Zrirun, oder »ILckzadluna de« Bezugspreise«. Kür RiSligk«, brr durch Krru- iprecher ausgegebenen Anzeigen übernedmrn in > !ri»e Sernähe Und deutsches Volk in die Hörigkeit halbzivilisicrter fremder Völker geraten und wertvolle deutsche Kultur arbeit ist zunichte gemacht worden. ES kann uns auch nicht gleichgültig sein, wenn Deutsch-Oesterreich, das schon jetzt schwer um seine wirtschaftliche Existenz zu ringen bat/durch weitere Verstümmelung völlig le bensunfähig gemacht wird, während man ihm andrer seits den von ihm selbst gewünschten Anschluß an das deutsche Reich untersagt. Auf dem Versailler Friedenskongreß wollte man Italien ursprünglich nur den Bezirk Trient zusprechen, die italienischen Unterhändler forderten aber die Bren nergrenze mit der Begründung, daß dies alles italieni sches Gebiet sei. In der Tat hat einmal die Grenze Italiens bis dorthin gereicht: das war, als Italien ein Vasallenstaat des ersten Napoleon war. Eine be sonders rühmliche Erinnerung ist das also für Italien eigentlich nicht. , Seit Mussolini in Rom die Macht in Händen hat, bat sich Italien darauf besonnen, daß es eigentlich doch noch ganz andere Ansprüche stellen kann, als es die italienischen Unterhändler von 1919 in ihrer über* großen Bescheidenheit getan haben: Ansprüche, die sich historisch einwandfrei begründen lassen. Denn wer wollte bestreiten, daß Italien unter Julius Cäsar oder unter Kaiser Augustus ganz andere Grenzen batte als heute? Mussolini fühlt offenbar etwas von einem Cäsar in sich und möchte am liebsten die römische Welt herrschaft wieder aufrtchten. Das geht nun allerdings nicht so leicht, aber die nach dem Weltkriege abge schlossenen Friedensverträge haben doch immerhin einen günstigen Boden für die Äusdehnungsbestrebungen Ita liens geschaffen. Italien betrachtet sich heute als den Erben Oester reichs; es beansprucht deshalb nicht nur Tirol, sondern auch die Vorherrschaft auf dem Balkan, die vordem von Oesterreich erstrebt worden war. Darüber hinaus zielt die italienische Politik auf die Beherrschung nicht nur der Adria — die schon heute ein italienisches Binnenmeer ist — sondern des ganzen östlichen Mittel meeres ab. Früher oder später muß dieser Mittelmeer- Imperialismus Italien in ernste Konflikte mit ande ren Mächten bringen. Vorläufig ist Italien allerdings klug genug, seine Vorstöße immer nur in einer Rich tung zu machen, wo kein ernsthafter Widerstand zu er warten ist. In seinem Bestreben, Deutsch-Oesterreich noch mehr zu zerstückeln und seinen Anschluß an Deutschland zu verhindern, kann es immer auf die Unterstützung Frankreichs zählen, und auch die im Osten Europas neu entstandenen Raubstaaten werden ihm keine ernstlichen Schwierigkeiten machen, weil sie denken, daß bei der allmählichen Zerreibung Oester reichs auch für sie noch einige Brocken abfallen könnten. Man darf deshalb die Gefahr nicht unterschätzen, die in der faschistischen Wühlarbeit liegt. Das lehrt auch das Schicksal Fiumes. Getäuschte Hoffnungen. Der Auswärtige Ausschuß gegen die BesatzuugsftSrke. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages nahm nach lebhafter Aussprache, an der sich alle Parteien be teiligten, mit allen Stimmen gegen die Stimme des völkischen Abgeordneten Graf zu Reventlow und bei Stimmenthaltung der Kommunisten folgende Ent, schließung des dcutschvolksparteilichen Abgeordneten Frhrn. von Rheinbaben an: „Der Ausschuß nimmt in einer Debatte über die Auswirkungen des Vertragswertes von Locarno von den Pressenachrichten Kenntnis, wonach der Unteraus schuß der Botschafterkonferenz beschlossen haben soll, die Truppenzahl der Besatzungsmächte in der 2. und 3. Rheinlandzone auf zirka 75 000 Mann festzusetzen. Ein« Verwirklichung dieses Beschlusses würde be rechtigte deutsche Erwartungen aus das stärkste ent» täuschen. Sie würde nicht nur die in früheren lang» wicrigcn Verhandlungen zwischen Deutschland und den Besatzungsmächten bereits erzielten Ergebnisse wieder umstoßen, sondern überhaupt in krassem Widerspruch zu der politischen Lage stehen, wie sie durch die Unter zeichnung der Verträge von Locarno geschaffen wer- den sollte. Der Auswärtige Ausschuß richtet auch im Hinblick auf weitere außenpolitische Entscheidungen das nach- drückliche Ersuchen an die Rcichsregierung, ihre augen blicklichen Bemühungen um Herabsetzung der fremder Besatzungsstärken auf die Zahlen der früheren deut schen Belegung (45- bis 50 000 Mannt und um ein« dem Zweck des Vertragswerkes von Locarno entspre chende Regelung des Besatzungsregimes auf das ener gischste fortzusetzen und dem Auswärtigen Ausschutz baldmöglichst von dem Erfolg ihrer Schritte Mittei lung zu machen." Aoskes SAleßerlaß. Ler Rotgardistenprozeß. Im Prozeß wegen Erschießung der Rotgardisten erklärte der als Zeuge vernommene Oberpräsident Noske auf die Frage des Vorsitzenden, ob die Leute ohne ge richtliches Verfahren erschossen werden durften, er könne nach der Darstellung der Angelegenheit nicht anerken nen, daß dieser Totschlag gerechtfertigt und durch seine Befehle gedeckt gewesen sei. In Perlach fei nicht ge kämpft worden, und die Leute seien fast ohne Waffen gewesen, sodaß eine Gefahr nicht vorlag. Die preußi schen Truppen in München hätten in seinem Auftrag gehandelt und ihre Handlungen seien rechtlich gedeckt gewesen. Er Hobe am 0. Marz 1019 einen Schießerkaß her» onsgcgcbcn, wonach wegen der Zunahme »er Grau samkeiten auf Seite» der Gegner jede Persau, »ic im Kampfe mit den Rcgiernngstrnppen mit »er Waffe in der Hand angetroffen werde, sofort erschösse« wer den sollte. Der Erlaß habe auch seine Wirkung getan, denn die Kämpfe in Berlin waren in 24 Stunden be endigt. Er habe den General Oven beauftragt, der Münchener Rätewirtschaft so rasch wie möglich ein Ende zu machen und dazu alle erforderlichen Mittel anzuwenden. H-olitifche Rundschau Deutsches Reich. Der Reichspräsident empfing gestern den Reichswehr- minister l)r. Geßler zu einer längeren Aussprache. Or. Geßler begab sich später zum Reichskanzler. Es handelt sich darum, Herrn Or. Geßler zur Beibehaltung seines Postens zu bewegen. In Essen ist am Donnerstag die Gründung eines Stahltrusts unter dem Namen .Vereinigte Slohlwerks- Aktiengesellschaft" mit einem vorläufigen Aktienkapital von 50,000 Mk- vollzogen worden. Nm da» bayerisch« Außenministerium. Bei der Haushaltsberatung des bayerischen Außenministeriums im Haushaltsausschuß des bayerischen Landtags erklär ten die Sozialdemokraten, daß sie einem kommunistischen Antrag auf Aufhebung des Ministeriums des Aeutzeren zustimmen und das Gehalt des Ministerpräsidenten aus politischen Gründen ablehnen würden. Die Red ner der Bayerischen Volkspartei, der Deutschnationalen und des völkischen Blocks erklärten sich dagegen für die Beibehaltung des Ministeriums des Aeußeren und der bayerischen Gesandtschaften im Interesse der Staats persönlichkeit Bayerns. Deutschlands Eintritt in »en VSNerbnn» ««» »ie Kolonialfragc. Die Koloniale Reichsarbeitsgemein schaft hat in ihrer Sitzung am 9. d. MtS. die koloniale Frage und den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund behandelt und einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: „Die Reichsregierung wird ersucht, solange nicht in den Völkerbund einzutreten, bis Garantien geschaffen sind, daß der gesamte deutsche Kolonialbesitz zurückgegeben wird. Die Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft erwar tet, daß sie vor Entscheidungen in kolonialen Fragen von der Regierung gehört wird." Die Erwerbslosenfürsorge für »ie HSHerbezahl- tcn Angestellten. Der Reichsrat genehmigte den Ge setzentwurf, wonach auch die höher bezahlten Ange stellten, deren Einkommen die Grenze für die obliga torische Krankenversicherung überschreitet, in die Er werbslosenfürsorge ausgenommen werden sollen. Wenn das Plenum des Reichstages der Vorlage rustimmt, wird diese durch eine Verordnung demnächst schon in Kraft treten können. UN- Val-enburger Anreizer Diese« Bla« eut-LU »ie amtliche« Bekanntmachungen des Amtsgericht« und de« Stadtrat« zu Waldenburg. Ferner veröffentliche» zahlreiche andere staatliche, städtische u. Ssmeiude-Behörde» ihre Betauntmachunge» im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktton, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied ayk. Süchftschen und de« Deuritven (S- ' — Nertaaror- Waiftenvuro Hschsrn.