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HllMbnrger Tageblatt Ski-et«: täglich »ij «x«n«h«e der Tilge «ch Gönn- imd Festtagen. ««»-»I »on Inserate» für die nächster, tchebmld« U««««r di« vachmlttag« L Uhr. dir» Atiane«wt^^» vierteljähr- Kxl.rate pr? Zeile 10 Pf., Linge,. SO. Pf. Kx-«dsti»n: Waldeubxrg, Obergaffe 291L. —— «ad Waldenburger Anzeiger. Antsdlatt str den AMrith ;n Waldenburg. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster, in LangenchurS. darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgafse; in Rochsburg bei Herrn Panl Zehl; in Wolkenourg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 1891 Freitag, dell 25. December 299. D Heilige Weihnacht! Jubelnde Herzen D Schufest du wieder in jeglichem Haus; Duftende Reiser und leuchtende Kerzen W Giebst du und scheuchest die Sorgen hinaus. 8 Auf zu dem Ewigen, ver seit Aeonen D Göttliche Liebe ohn' Unterlaß bringt, D Steiget der Dank, und wo Christen auch wohnen, Z „Ehre sei Gott in der Höhe!" erklingt. Heilige Weihnacht! Nimmer entschwinde Völkern und Ländern dies hohe Gebot: Schaffet, daß Friede den Kampf überwinde, Eintracht nur rettet aus Sorge und Noth. Droben vom Himmelszelt hör' ich erschallen, Was uns verkünden die Engel in Schaar: Euch dort, Ihr Menschen, ein Wohlgefallen — Friede auf Erden fortan — immerdar. Max Bittrich. Witternugsbertcht, ausgenommen am 24. December, nach«. 4 Uhr. Rsrometerstaud 768 mm. reducirt auf dm Meeresspiegel. Thermometerstaud —0,5° 6. (Morgens 8 Uhr — 2°) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 76°/«. Thau-uukt — 4,s Grad. Windrichtung: Südwest. Daher Witttrnllgsausstchteu für den 2b. December: Halbheiteres, vorwiegend dunstiges Wetter bei wenig veränderter Temperatur. Weihnachten! Heilige Weihnacht! Edelste Triebe Pflanzest dem Herzen der Menschen du ein, Lehrest die Alles umfassende Liebe, Lehrst, mit dem Nächsten nur glücklich zu sein. Und wer ergraut ist im Schaffen und Ringen, Hoffnung durchzieht ihn in heiliger Nacht; Fort mit den Kämpfen, — o tröstliches Klingen: Friede hält wieder auf Erden die Wacht. Bekanntmachung. Die auf Antrag des „Comitös für die Errichtung eines Nationaldenkmals des Fürsten Blücher von Wahlstatt bei Caub am Rhein hier eröffnete Sammlung soll mit Ende des Jahres geschloffen werden. Es er geht datier an alle Diejenigen, welche an dieser Sammlung sich betheiligen wollen, die Aufforderung, die Zeichnung bis zu gedachtem Zeitpunkt zu bewirken. Waldenburg, den 22. December 1891. Der Stadtrat h. Kretschmer, B Montag, den 28. d. M., Nachm. 3 Uhr sollen in Uhlmannsdorf (Beisammlung in Jakob Mahn's Restan ration) circa 50 Centner Kartoffeln meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Waldenburg, am 23. December 1891. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Rendant Richter. Expeditionstage des unterzeichneten Rentamts sind im Jahre 1892: der 2., 3. und 4. Januar, (Pachtgelder-Einnahme), „ 6. Februar, 5. März, „ 2., 3. und 4. April, (Pachtgelder-Einnahme), „ 7. Mai, „ 4. Juni, „ 2,3. und 4. Juli, (Pachtgelder-Einnahme), « 6. August, „ 3. September, „ 1., 2. und 3. Oclober, (Pachtgelder-Einnahme), „ 5. November, „ 3. December. Zahlungen bittet man thunlichst au dm festgesetzten Kassentagm zu bewirken. Gräflich Schöuburgisches Rentamt Rochsburg, am 9. December 1891 Schmidt. Schiffsexplosion in Antwerpen. "Waldenburg, 24. December 1891. Das WeihnachtSsest steht vor der Thür und heiliger Friede senkt sich auf die Erde. In einer solchen Zeil ist es wohl am Platze, Einkehr zu halten und einen Blick auf das vergangene Jahr mit seinem Hoffen und Wünschen, Sorgen und Enttäuschungen zu werfen. Mit frohem Muthe ist das deutsche Reich ins neue Jahr getreten, um am Ende desselben nach vielen Seiten hin die Beobachtung zu machen, daß Vieles einen anderen Weg, als den erwarteten, nahm. Dem deutschen Volke ist vielfach die Erkenntniß, daß Treue, Geradheit und Einfachheit mehr werth sind als Luxus und blendender Glanz, verloren gegangen. Das Geld ist die große Macht gewesen, welche seit mehreren Jahren in einer Weise domtnirle, die nicht zu freudigen Betrachtungen Anlaß geben konnte. Welche bitteren Kämpfe, welche neiderfüllten Anfeindungen haben nicht Platz gegriffen, wieviel Zwietracht ist nicht gesät, immer nur um des Geldes willen! Da soll kein Stand im deutschen Volke sich sagen, daß er so ganz dieser hastenden Jagd fern- gestanden, was hier in harten, wilden Worten, in rohester Form hervortrat, das verbarg sich dort unter dem Schein der äußeren Wohlanständigkeit, während es im Grunde doch dasselbe war. Die edle Tugend der Zufriedenheit war bedenklich aus der Kenntniß vieler Leute geschwunden, man forderte immer nur von An- dereu, daß sie zufrieden sein sollten, dachte aber kaum daran, nun Jenen auch ein Vorbild -zu geben. Gewaltsamkeit und Begehrlichkeit sind daraus ent- > sprungen, und weiter und weiter find die Dinge ge- s diehen, nicht gab es Rast, noch Ruhe, während die Fackel der Zwietracht in immer breitere Volksmassen geschleudert wurde. Es handelt sich fast schon darum, die Zeit und ihre Entwicklung selbst zu meistern, da gab cs in diesem Jahre einen Stillstand, und manchen kecken Grund, der sich Alles erlauben zu können ver meinte, den schließt die Noth, die Sorge um das täg liche Brod, und manche Hand, die früher ein gutes Stück Geld zurückwies, weil die Summe nicht genügend erschien, die greift heute nach dem Almosen. Wir wissen Alle, wie es heute um Weihnachten steht! Wenn jetzt nun von Allen den Geboten des Hasses, mit welchen vor Jahresfrist so viel Mißbrauch getrie ben wurde, Gehör geschenkt, wenn jetzt dem früheren Uebermuth Rechnung getragen werden sollte, was wäre dann? Nicht glücklich wird ein Staat und seine Bür ger durch unausgesetzte Schulung aller schlimmen Leiden schaften, nur Tod und Verderben ist hier der einzige Abschluß, nur freundliches Vertragen kann über böse Zeiten hinweghelfen. So Mancher, dem keine freund liche Sonne in des Jahres Verlauf geschienen, feiert doch Dank der allseitigen Nächstenliebe mit den Seinen ein frohes Fest. Nur die Liebe erhält, der Haß lödtet das weist uns das Christfest! Wie viele Hoffnungen sind nicht in des Jahres Monaten vom Beginn bis zum Weihnachtsfeste ge täuscht, zerstoben wie Seifenblasen? Und wie viele heroische Anforderungen, wie viele trotzige Pläne find nicht still ins Meer der Vergangenheit gesunken. Ein trotziges: „Wir wollen!" erklang wohl zum Jahres ansang aus dem Munde von Vielen, die heute leise sagen: „Wir bitten!" Es hat sie Niemand mit Menschenhand gedemüthigt, Niemand hat sie gezwungen, sich zu beugen, als das Geschick! Und da arbeiten und sorgen wir, und da hassen und wüthen so Viele, und sie wissen nicht einmal, ob ein günstiges Geschick ihnen in Jahresfrist noch vergönnt, sich wirklich satt zu essen? Wenn das Schlimme dieses Jahres sich in einem fol genden schlimmer wiederholt, welcher Mensch besitzt ! denn die Kraft, seine Mitbürger glücklich zu machen, über alle Sorgen fortzuheben? Keiner! Wir können also nichts, gar nichts anfangen, wenn das Geschick ein furchtbar ernstes Wort spricht, wir s können nur beklagen, uns gegebene Zeit zur Vorberei- ' tung einer kräftigen Widerstandsfähigkeit mit thörichten s Dingen vergeudet zu haben. Kann auch alles Geld, aller Genuß, aller Flitterkram dauernd die Befriedigung gewähren, die ein einziges, schönes, deutsches Weihnachts fest bietet? Ganz gewiß nicht. Wir sehen es in die sem Jahre, bei diesem Weihnachtsfeste, das einen ver söhnenden Schimmer auch über eine ernste Zeit wirft. Es bietet uns Allen, dem Tagelöhner, wie dem Kaiser, einige frohe Tage reinster Freude, wahrer Herzens freude, die wir nicht immer uns wahren können im Gewoge des Alltagslebens, im rauhen Getriebe, wenn finstere Leidenschaften zum Regiment kommen; wohl aber können wir uns wahren den Herzensfrieden und das ihm entspringende Bewußtsein, zu rathen und zu thaten, zu schaffen und z z arbeiten, wie es uns Freude macht und Allem zum Segen gereicht, und nicht, wie es der Thorheit Kurzsichtiger groß dünkt.