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aus die sich die Regierung stützen will, in der Kam mer etwa über 300 Stimmen verfügen, doch dürfte diese Mehrheit ernsten Abstimmungen nicht standhal ten, weil sich gerade in den Fraktionen, die Herriot zur Regierungsbildung heranziehe, zahlreiche Abgeord nete befänden, die sich um eine Parteiparole nicht küm merten. Aus diesen Erwägungen heraus hat man kein großes Zutrauen zu dem Gelingen der Regierungsbil dung durch Herriot. Im Senat hat die Beauftragung Herriots einen ungünstigen Eindruck gemacht. Die Aussichten Herriots werden auch dort sehr ungünstig beurteilt. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Volksentscheid über die Fürstenenteignuna ist abgelehnt worden. Die Enteignung wäre ein Bruch der Verfassung gewesen. Der Ausgang des ganzen Unter nehmens darf als ein Glück für das deutsche Volk ange sehen werden; denn Deutschland wäre im anderen Falle aus der Reihe der Rechtsstaaten ausgeschieden, sein Ver trauen lm Auslande wäre vernichtet gewesen Nunmehr hat der Reichstag wieder das Wort, um die Auseinander setzung mit den Fürstenhäusern in die Wege zu leiten, so weit dies noch nicht geschehen ist. Frankreich. Aus Paris kommt die Meldung vom Abschluß eines französisch-rumänischen Bündnisses. Der Vertrag soll in Poris von Briand und dem Pariser rumänischen Be- sandten unterzeichnet worden sein. Rußland. Aus Ersparnisgründen soll der Besuch der roten Flotte in Italien und Frankreich ausfallen. Gleichzeitig mit diesen Sparsamkeitsmaßnahmen soll eine Einschränkung der diplomatischen Vertretungen im Auslande vorge nommen werden. Türkei. In Smyrna wurde kurz vor der Ankunft des türkischen Staatspräsidenten Mustapha Kemal Pascha eine Ver- schwörung gegen das Staatsoberhaupt aufgedeckt. dem Mtuldentale .Waldenburg, 21. Juni 1926. Sommers Anfang. Am 22. Juni beginnt der Sommer. Zwei Tage später, am 24. Juni, ist Johannis tag, und am 27. Juni sodann Siebenschläfer. In die sem Jahre braucht nicht darauf gewartet zu werden, ob es sieben Wochen nach dem Srebenschläfertag trocken bleibt oder nicht, denn wir haben in den meisten Ge genden von Deutschland, jetzt schon sieben Wochen täg lich Regen gehabt, und es wäre doch Wohl etwas des Guten zu reichlich, wenn sich dies Schauspiel noch einmal wiederholen sollte. Jetzt, vor dem Sommer zeigt sich genau dasselbe Bild, das wir vor dem Frühling geschaut haben. Nach dem weniger kalten, dafür aber umso griesgrämlicheren Winter harrte da mals alle Welt auf einen schönen Frühling, der mit Ausnahme der herrlichen Osterzeit indes ausblieb, und heute, nach dem regnerischen Lenz, erhoffen wir den reizvollen, wirklichen Sommer, denn schon seit einem Jahre ist Jupiter Pluvius andauernd schlechter Laune. "— Hochwassergefahr trat im Laufe des Sonnabends wiederum im Muldengebiet ein. Nachdem am Morgen noch das Fasten des Muldenspiegels gemeldet worden war, stieg die Mulde zu Mittag wieder rapid und wurde vostufrig. Im oberen Muldengebiet waren in der Nacht zum Sonnabend ergiebige Niederschläge gefallen, die in Zwickau ein Anwachsen des Muldenspiegels von 42 cm. am Freitag Abend aus 164 cm am Sonnabend srüh brachte. "— Vortrag über Aufwertung und Volksentscheid. Die hiesige Ortsgruppe des Hypothekengläubiger- und Sparerschutzverbandes hatte am Sonnabend Abend in die Weintraube in Altstadt Waldenburg eine öffentliche Versammlung einberufen, der im Hinblick auf die Wichtigkeit des Gegenstandes ein besserer Besuch zu wünschen gewesen wäre Der Vorsitzende der Ortsgruppe Herr Schneider in Altstadt Waldenburg begrüßte die erschienenen Mitglieder der Ortsgruppe, sowie die Mitglieder vom Bund der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen, die Mitglieder des Rentnerbundes, sowie die Mieter, gab den Inhalt von mehreren Rundschreiben des Verbandes, sowie eine Ent schließung des westfälischen Sparerbundes wegen Zulassung des Volksbegehrens in der Aufwertungsfrage bekannt und erteilte darauf das Wort Herrn Berthold aus Glauchau zu seinem Vortrage über Aufwertung und Volksentscheid. Der Vortrag wurde durch zahlreiche Lichtbilder veranschau licht. Zunächst wurde die Zeit vor dem Kriege mit ihrer blühenden Landwirtschaft und Industrie, deren Erzeugnisse auf See den fremden Völkern zugeführt wurden, den fleißigen Handwerkern geschildert, in der durch guten Ver dienst die Möglichkeit gegeben war, die Hypotheken und Obligationen zu verzinsen; alsdann wurde gezeigt, wie all mählich nach Beendigung des Krieges und infolge des Zusammenbruchs die Entwertung der Mark eintrat und sich immer mehr geltend machte, wie die Inflation das ganze Wirtschaftsleben zerrüttete, die Arbeitslosigkeit sich aus- breitete, Absatzkrisen elntraten und der Gerichtsvollzieher seines Amtes waltete, wie die Ostjuden die Lage aus- nutzten und die Gerichte den Grundsatz: Mark gleich Mark aufstestlen. Im zweiten Teile wurden sodann die Forde- Zungen des Volksbegehrens auf Aufwertung eingehend ^angelegt und der Gesetzentwurf, der durch Volksentscheid Rechtskraft erlangen soll, näher erläutert. Hiernach sollen die Obligationen, öffentlichen Schuldverschreibungen, Spar- kassenguthaben, Hypotheken, Darlehen, Kautionen, Bank guthaben und Anleihen auf 50 Prozent aufgewertet wer den. Der Vortrag endete erst in später Abendstunde. Nach- 20-Jskrfeier der Zrelwilligen Zeuerwekr Callenberg Sonnabend, den 19. und Sonntag, den 20. Juni 1926. Zur Wiederkehr ihres 20jährigen Gründungstages fan den sich im schön geschmückten Saale des Plauenschen Hofes Callenberg die Fr. F. Callenberg mit ihren Ange hörigen, Vertreter der Gemeindebehörden, Ortsvereine und viele Kameraden der weiteren und näheren Umgebung Callenbergs ein. Den Festkommers leiteten 2 schneidige Jubiläumsfestmärsche, von dem hei mischen Komponisten Emil Schubert eigens zu diesem Feste komponiert u. von ihm persönlich dirigiert, ein. Zur Begrüßung nahm sodann der Branddirektor der Jubiläumswehr Herr Hartig das Wort. Unter Eingehen auf das Feuerwehr wesen wünschte er allen Erschienenen recht fröhliche Stun den. Sein besonderer Gruß galt den Herren der Ge meindevertretung, dem Vertreter der Amtshaptmannschaft Glauchau, Herrn Regierungsrat vr. Haupt, den Mitbe gründern und Ehrenmitgliedern der Wehr und den Kameraden der weiteren und näheren Nachbarwehren. Herr Regierungsrat Or. Haupt überbrachte die Fest grüße seiner Behörde und hoffte auf weiteres gutes Zu sammenstehen der Wehr. Der Festprolog, in einwandfreier Form von einer Wehrjungfrau vorge tragen, klang in den Ruf aus, daß sich auch ferner Männer finden möchten, den Nächsten zur Wehr und Gott zur Ehr! Schwedische Uebungen, von einer Herren-Riege des Turnvereins Callenberg (DT.) unter Leitung des Turn- wartes Herrn Bruno Keller stehend und an die Aus- führenden alles turnerische Können stellend, fanden stür mischen Beifall der Festoersammlung. Mit dem Sängermarsch »Hinaus in den Frühling" erfreute der Männerchor »Concordia" unter Leitung des Herrn Emil Schubert. Exaktes Können zeigten weiter Turnerinnen des Turn vereins Callenberg (DT.) mit rhythmischen Freiübungen unter Leitung des Frauenturnwartes Herrn Georg Richter. Den Reigen der Glückwünschenden eröffnete sodann Herr Branddirektor Gröper-Waldenburg, der zugleich im Auftrage des Landesverbandes Sachsen und seiner Wehr die allerbesten Glückwünsche überbrachte. Dasselbe dehnte er auch auf die Glauchauer Wehr aus, die durch Ortsfeier selbst am Kommen verhindert war. Seine Worte klangen aus in dem Sinne, daß die Jubelwehr und die Gemeindevertretung immer fest und gut zusammenstehen mögen zum Wohle der Allgemeinheit. Er schloß mit einem dreifachen »Gut Wehr" für den Jubelverein. Anschließend sprach die Glückwünsche der Altwalden burger Wehr Herr Hauptmann Rohrscheidt aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß Callenberg ein gutes Mit glied des bestehenden Bezlrksverbandes bleiben möge. Herr stellv. Hauptmann Kertscher-Altstadt Waldenburg übermittelt^ im Auftrage seiner Wehr dieselben Glück wünsche. Die Ortsverelne Callenbergs (Turnverein DT, Gesang verein, Militärverein, Schützengesellschaft, Verein für naturgemäße Lebens- und Heilweise, Haus- und Grund besitzerverein) ließen durch Herrn Oswald Walther ein Jubibiläumsgeschenk von 100 RMK. überreichen zu einem Fonds für unterstühungs- und hilfsbedürftige Mannschaften. Alle guten Wünsche faßte er zusammen in den Worten: „Werde stark du Jubelwehr!" Der Vorstand des Jugendvereins „Eintracht" überreichte mit sinnigen Worten einen »Bierstiesel" mit dem Wunsche um rege Benutzung. Weiter gratulierten noch herzlich die 1 Kompagnie der F. F. W. Limbach durch Herrn Hauptmann Kraft. Herr Branddirektor Hartig dankte mit markigen Worten für alle Wünsche und Geschenke und sprach die Hoffnung aus, daß das gute Zusammenarbeiten weiter bestehen möge. Herr Schulleiter Wenzel ergriff darauf das Wort und brachte unter Hinweis auf die griechische Entstehungssage des Feuers und die Schtllerschen Worte: Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht" auf die Jubelwehr ein kräftiges 3maliges Hoch aus. Der Gesangverein „Concordia" erfreute weiter mit dem LiedP „O süße Heimat", hierbei führte Herr Bruno Rein- hecksl die Bariton- und Solopartie glanzvoll durch. Daß auch weibliche Feuerwehr" ihre Sache gut versteht, zeigten vier Damen in ihren gut sitzenden Uniformen. Weiter hatte die Lacher auf seiner Seite Herr Bruno Reinheckel mit einer auf die jetzigen Verhältnisse ge haltenen humoristischen Rede. Herr Bruno Keller stellte vorzüglich gelungene plastische i Gruppen, 3 Bilder die Turnerei, 4. Knechtschaft" 5. »Auf ruf" und 6. Freiheit" betitelt. Neben einigen Gesangs- und Musikeinlagen des Ge sangvereins »Concordia" und der Feuerwehrkapelle Lim bach wurde noch manches zu beherzigende Wort gesprochen. Manch schneidiges Musikstück hielt die Kameraden noch einige Stunden in guter Harmonie zusammen. Der Festsonntag wurde am frühen Morgen mit einem Weckruf durch den ganzen Festort begonnen, dem sich eine Ehrung der gefallenen Kameraden anschloß. Herr Brand direktor Hartig legte in Anwesenheit der Kompagnie sowie der Freiwilligen Feuerwehr Limbach am Krieger denkmal einen Lorbeerkranz mit Wtdmungsschleife nieder und gedachte in ehrenden Worten der gefallenen 10 Kameraden. Um die Mittagszeit fand der festliche Empfang der auswärtigen Wehren statt, welche zum Teil mit Mu sikbegleitung am Festplatz eintrafen. Während dieser Zeit konzertierte die Max Schubertsche Kapelle in unterhaltsamer Weise. Um 2 Uhr wurde der Festzug auf dem Turnplätze zusammengestellt, der sich bald in folgender Reihenfolge der Beteiligung unter Musikklängen in Marsch setzte. Eingeleitet von der Frei willigen Feuerwehr Langenchursdors, folgten die Wehren von Langenberg und Remse, letztere mit eigener Musik kapelle. Dann kamen die Ortsvereine, der Jugendverein .Eintracht" Callenberg mit Fahne, die Feuerwehrkapelle Callenberg, der Schützen- und Naturheilverein Callenberg, der deutsche Turnverein Callenberg mit Fahne, der Ge sangverein »Konkordia" Callenberg und die festgebende Freiwillige Feuerwehr Callenberg. Zuvor hieß Herr Branddirektor Hartig die Festteilnehmcr herzlich willkommen. Zur Festrede nahm dann Herr Oberlehrer Kantor Wenzel das Wort. Er gab einen geschichtlichen Rückblick über die Entstehung der Feuer wehr Callenberg. Der Geburtstag der Wehr war der 28. Mai 1906. An diesem Tage versammelten sich auf Ver anlassung des jetzigen Branddirektors Herrn Paul Hartig 25 Glieder der innerhalb der Pflichtfeuerwehr bestehenden freiwilligen Sektion und gründeten die Feuerwehr. Die Ursache bildete ein Brand der Scheune des Gutsbesitzers Otto Wagner, die infolge eines Blitzschlages in Flammen gesetzt wurde. Von den 25 Gliedern gehören heute noch 18 Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Callenberg an, von denen sich noch 4 Wehrmänner an leitender Stelle befinden. Es sind dies die Herren Branddirektor Hartig, Hauptmann Max Geringswald, Steigerzugführer Eduard Geringswald und Spriyenzugführer Otto Nitzsche. Während des Weltkrieges wurden 32 aktive Mannschaften zum Heeresdienst eingezogen, von denen 10 auf dem Felde der Ehre blieben. Außer diesen gingen 7 aktive und 2 passive Mitglieder in den nun 20 Jahren des Bestehens heim. Am 1. Mai 1924 verunglückte durch einen Sturz von der Schiebeleiter der Steiger Herr Schlossermeister Paul Schrepel. Seit Herbst 1924 besitzt die hiesige Wehr eine eigene Musikkapelle unter Leitung des Dirigenten Herrn Emil Schubert. Zur Zeit zählt die Wehr 62 aktive und 45 passive Mitglieder. Mit den besten Wün schen für die Zukunft der freiwilligen Feuerwehr Callen berg schloß der Redner seine beifällig aufgenommenen Worte. „Wer nur für andere lebt und strebt, sich selbst am meisten mit erhebt." Herr Bürgermeister Hermann Vogel überreichte sodann im Anschluß an die Festansprache für 20jährige ununter brochene Dienstzeit und damit gleichzeitig den Gründern der Wehr, es sind dies folgende 13 Kameraden, Ehren- Diplom und die Litzen den Herren Branddirektor Hartig; Max Geringswald, Hauptmann; Eduard Geringswald, Steigerzugführer; Otto Nitzsche, stellv. Spritzenzugsühier; Bruno Kothmann, Feldwebel; Paul Oeser, Obersteiger; Otto Vogel, Rottenführer; Robert Friedrich, Sprihenmann; den Steigern Max Lehmann, Max Oeser, Alfred Glade, Max Sonntag und dem Pionler Arno Kothmann. Hierauf setzte sich der Festzug durch den festlich ge schmückten Ort in Bewegung. Die Leitung lag jn den Händen des Herrn Geschäftsführers Richard Richter sowie des Festausschusses. Nach Beendigung des Um zuges löste sich dieser auf dem Turnplätze auf. Herr Branddirektor Hartig dankte für die zahlreiche Beteiligung und wünschte, daß die Teilnehmer noch ein paar frohe Stunden verleben und sich bei dem nun beginnenden Fest ball erfreuen möchten. Vorher trat die Wehr noch zum Sturmangriff an, der aus das Gasthofsgebäude des Herrn Thost erfolgte. Es war angenommen« worden, daß die Vorderseite des Gast hofes in Brand geraten sei. In 1*/, Minuten wurde von der freistehenden Leiter aus Wasser gegeben. Auch die anderen Arbeiten zur Hilfeleistung klappten vorzüglich- Damit wurde die Schlagfertigkeit des Feuerschutzes für den Ort Callenberg bewiesen. Mit Ballfreuden verklang der Tag. Frischgestärkt durch die Festfeier geht es nun an die neue Arbeit, bis in kurzen Jahren die 25-Jahrfeier alle wieder zu festlichem Tun vereint. dem der Vorsitzende dem Danke der Versammlung für den gehörten Vortrag Ausdruck gegeben halte, schloß sich daran noch eine längere Aussprache. Ein folgenschwerer Verkehrsunfall trug sich gestern Sonntag Vormittag auf dem Glauchauer Berg zu, als die hiesige Schützengesellschaft nach Glauchau zum Jubiläum auszog. Dem Zug begegnete ein Personen wagen entgegenkommend. Den Berg herab kamen 5 Rennfahrer eines Radrennens Zwickau bis Schlagwih (Wendepunkt), die wieder die Strecke zurückfuhren. Der erste Fahrer hat, wie man als wahrscheinlich mitteilt, zwi schen Schühenzug und Auto durchfahrend das Auto ge streift und ist dadurch an das Pferd, das Herr Arthur Wachler ritt, geschleudert worden. Das Pferd kam zum Stürzen, ohne daß Roß und Reiter ernstlichen Schaden nahmen. Die anderen 4 Rennfahrer fuhren auf ihren Vordersahrer auf, sodaß bald ein wüster Knäuel entstand. Der erste Fahrer wurde schwer verletzt und mußte mit einem Auto nach Zwickau gebracht werden. Die anderen Fahrer erlitten selbst erhebliche Verwundungen, sodaß sie das Rennen aufgaben. Die Räder wurden schwer beschä digt.