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Schönburger Tageblatt Sonntag, den 30. Mai 1926 Nr. 123 48 Jahrgang Ausbruch einer MititärrevoLte in Portugal .3»« Rschsvlger deS OberreichS-nwalts vr. 8berm«y-r die Rnichsrrgirrung de« «eh. Rrgier««gSret i« Reichs- ^izmmisterium Werter »«Sersehe«. Ler deutsche vftduud Hst «uf seiner JahreStas««g in ^»igsberg «ine scharfe Protestentschlietzung -ege« den ^richselterridor angeuemme«. I« den ehemals preutzischen LaudeSteile» PeleuS trete« ^ttdinz- Bestrebungen zur Erlangnug der ««tsuamie mvor. , Kraukreich ««d Tpauir« wolle« eiue neue Marokko, '»fereuz nach Algeciras einbernfen. England u»d Italien wollen bei der Aufteil«»g Marokkos 'breden. Rei de« Wahle« in Rumänien erraug die Regierung ^e« große« Sieg. , Rrafllie« soll anf sei« Einspruchsrecht gegen Leutsch. Eintritt in de« Völkerbund verzichtet habe«. in die Urne tut. Wer sich nicht für Ja oder Nein ent scheiden kann, gibt einen Zettel ab, auf dem weder Ja noch Nein angekreuzt sind. Segen den polnischen Korridor. Protest des Deutschen Ostbundes. In Königsberg wurde am Donnerstag die diesjährige Bundestagung des Deutschen Ostbundes unter zahlreicher Beteiligung durch den Bundesprä sidenten Geheimrat von Tilly eröffnet. Mit großem Jubel und einem dreifachen Hoch wurde ein Begrü ßungstelegramm des Schutzherrn des Ostbundes, des Reichspräsidenten v. Hindenburg, entgegengenom men. Durch einen einstimmig gefaßten Beschluß wurde der Bundesvorstand beauftragt, dem Bunde ein eigenes Heim zu schaffen, das mit Zustimmung des Reichspräsi denten den Namen „Hindenburg-Haus" führen soll. In seiner Begrüßungsansprache wies Bundespräsi dent v. Tilly auf die besondere Lage der durch den Kor ridor abgeschnürten Provinz Ostpreußen und auf den damit auf das äußerste bedrohten Osten hin. Das deut sche Schicksal werde im Osten entschieden, nnd jeder Tenlsche müsse sich dessen bewußt sein. Der Deutsche Ostbund sei einmütig zu der Ansicht gekommen, daß der in Locarno abgeschlossene Vertrag für de» Osten vor teilhaft sei. Die nachhaltige Weigerung und Ablehnung der von Frankreich und Polen erhobenen Forderung, daß die Grenze im Osten von Deutschland für immer anerkannt werde, habe dazu geführt, daß die ganze Welt Kenntnis davon genommen habe, daß die deutsche Ostgrenze niemals als dauernd zu Recht bestehend an erkannt werden könne und daß auf eine Abänderung hingearbeitet werden müsse. Der opreustßische Bevollmächtigte zum Reichsrat, Freiherr von Gayl, verbreitete sich dann eingehend über die Frage der inneren Kolonisation, die eine große soziale und vaterländische Bedeutung habe und beson ders in einem ganz anderen Ausmaße als bisher ge fördert werden müsse, während der stellvertretende Vor sitzende der Ostpreußischen Landwirtschaftskammer, von Siegfried, die Frage der ostpreußischen Landwirt schaft im Zusammenhang mit den Ostfragen behandelte. Am zweiten Verhandlungstag sprachen Schrift steller Max Worgitzki - Allenstein über die Masuren frage und Schriftsteller Dr. Fritz Skowronnek über den Weichselkvrridor. Im Anschluß an die Ausfüh rungen der beiden Redner wurde eiue Entschließung einstimmig angenommen, in der es heißt: „Mit dem gauzeu deutschen Volk protestiert der Deutsche Ostbund immer wieder mit größter End- schiedeuheit gegen das frevelhafte Gebilde des Weichsel» torridors und verlangt von der Gerechtigkeit der Mächte, daß die nns entrissenen Ostgebiete dem deut schen Vaterland zurückgegeben werden. Er wir» nicht ruhen, bis diese berechtigte Forderung erfüllt ist und so der Zerstörung der Kultur in dem abgetretene« Ge biet, der unerhörten Mißhandlung der 48 Proz. der Bevölkerung Polens ausmachenden Minderheiten ein Ende gemacht wird." 'Waldenburg, 29. Mai 1926. Gleichzeitig mit der Eröffnung des direkten Flug- 7ttchrs zwischen Berlin und Paris sind nun auch die Asseln beseitigt worden, die bisher der deutschen Lüft en angelegt waren. Es hat langwieriger Verhand- Mgen bedurft, bis die Botschafterkonferenz sich end- dazu verstehen konnte, die unerträglichen Londoner ^grifssbestimmnngen für den deutschen Flugzeugbau erleichtern und die Ueberwachung der deutschen Lüft en durch das sogenannte Garantiekomitee aufzuheden. Ergebnis dieser Verhandlungen ist in Noten nie- ^tgelegt, die bekanntlich vor wenigen Tagen zwischen deutschen Botschafter in Paris und dem Vorsitzen- Ml der Botschafterkonferenz ausgetauscht worden sind. Abmachungen mit der Botschafterkonferenz wer- nicht veröffentlicht, sondern nur beim Völkerbund ^dergelegt werden. Auch werden die Pariser Verein- ^rungen nicht dem Reichstag vorgelegt werden, da ? sich nur um einen Notenwechsel handelt, der im Ge- ^nsatz zu dem ebenfalls in Paris abgeschlossenen Lust- tftkehrsabkommen mit Frankreich und Belgien der Zä hmung des Parlaments nicht bedarf. Dagegen wird Reichstag nach dem Abschluß seiner Psingstferien Gesetzentwurf annehmen müssen, durch welchen uris im Jahre 1922 aufgezwungene Gesetz über die Schränkung des deutschen Flugzeugbaues ausgehoben k-. Was nun den Inhalt der Pariser Abmachungen hälft' so bringt das Abkommen keineswegs eine völ- dA Freiheit für die deutsche Luftfahrt. Es bleiben i^ehr immer noch gewisse Beschränkungen bestehen, d-^erhin sind die uns zugebilligten Erleichterungen s^ so erheblicher Bedeutung, daß das deutsche Luft- ^Nesen imstande sein wird, den ihm zwangweise ^gten Rückstand in kürzester Zeit wieder wett- Sämtliche technischen Beschränkun- .mr den Flugzeugbau fallen fort, sodaß wir Typenban sind. Anch das Verbot des Baues >>«? sogonannten Jagdflugzeugen ist beseitigt, in- Ser sat sich das Reich verpflichtet, den Bau derarti- A"breuge nur in einem Umfange zu genehmigen, Teilnahme an Wettbewerben und Rekorden Luftfahrt-Garautiekomitee, das .genau über Len Stand der deutschen Luftfahrt unterrichtet werden mutzte, wird abberusen. Auch der Bau von Luftschiffen ist frei. Die Luftschiff hallen, die nach dem Kriege nicht zerstört wurden, sondern für den internationalen Luftverkehr stehen ge blieben sind und als Entente-Eigentum erklärt waren, werden kostenlos an Deutschland zurückgegebcn. Sie stellen einen Wert von mindestens 15 Millionen Marl dar. Die Zeppelin-Luftschiffhalle in Fried richshafen, die zerstört werden sollte, wird der Zeppelin- Gesellschaft zur freien Verfügung zurückgegeben. Für den Bau von Luftschiffen bestehen jetzt keinerlei Be schränkungen persönlicher oder materieller Art mehr. Für das besetzte Gebiet tritt die deutsche Luft gesetzgebung, die hier bisher suspendiert war, in Kraft. In der neutralen Zone war es bisher nicht erlaubt, Flughäfen anzulegen. Das neue Abkommen gestattet jetzt für das besetzte Gebiet vier Flughäfen und zwölf Verkehrs-Landeplätze. Der planmäßige Luftverkehr ist damit auch für das besetzte Gebiet gesichert. Weiter hat die Gegenseite anerkannt, daß die deut sche Reichswehr das Recht hat, einen Luftschutz von der Erde aus zu organisieren. Dagegen war es nicht möglich, eine allgemeine Flugerlaubnis für Reichswehrangehörige zu erhalten. Nach langen Ver handlungen wurde lediglich das Zugeständnis erreicht, daß 36 in der Reichswehr befindliche Offiziere, die bereits im Besitz von Flugzeugführerscheinen sind, flie gen dürfen und daß in den nächsten sechs Jahren sich weitere 36 Reichswehrangehörige als Flieger auf elgene Kosten ausbilden dürfen. Die Verwendung von Reichsmitteln für Ausbildungszwecke ist also nicht gestattet, desgleichen mußte sich das Reich verpflichten, den reinen Flugsport weder mit staatlichen noch mit kommunalen Geldern zu unterstützen. Nur der zi vile Handelsflug kann derartige Unterstützungen er fahren. Sehr bedauerlich ist auch die Tatsache, daß uns das Ueberfliegen des polnischen Korridors mit deutschen Flugzeugen nach wie vor verboten bleibt. Die Beseitigung dieses Verbotes muß unser Haupt ziel bet den Verhandlungen sein, die die Äeichsregie- rung in allernächster Zeit mit Polen cinzuleiten ge denkt. Ser Volksentscheid am 20. Zum. Preußische Ausführungsbestimmungen. Nachdem der Reichstag den im Volksbegehren verlangten Entwurf eines Gesetzes über Enteignung der Fürstenvermögen abgelehnt und die Reichsregierung be schlossen hat, ihn am Sonntag, den 20. Juni, zum Volksentscheid zu stellen, erläßt der preußische Minister des Innern in einem Runderlaß an die Nachgeordneten Behörden eine umfangreiche Reihe von Aussührungs- bestimmungen. Besondere Sorgfalt empfiehlt der Minister für die Anlegung der Stimmlisten und Stimmkar teien, da es ja gerade bei dem Volksentscheid darauf an kommt, die Zahl der Stimmberechtigten genau fest zulegen. Der Volksentscheid ist nur gültig, wenn sich mindestens die Hälfte der Stimmberechtigten daran be teiligt hat. Soweit die Stimmlisten und Stimmkar teien von den Gemeindebehörden nicht fortgeschrieben werden, müssen sie berichtigt, ergänzt oder neu auf gestellt werden. Stimmberechtigt ist, wer am Abstimmungstage Reichsangehöriger und 20 Jahre alt ist. Zur Sicherung »es Wahlgeheimnisses verfügt der Minister, daß die beim Volksbegehren be nutzten Listen so zu ändern sind, daß man nicht mehr unterscheiden kann, ob ein Stimmberechtigter am Ein tragungsverfahren teilgenommen hat oder nicht. Ist eine solche Unkenntlichmachung nicht möglich, so müssen für den Volksentscheid neue Listen angelegt werden. Die Stimmzettel dürfen erst im Abstimmungs raum an die Stimmberechtigten ausgegeben werden, die Umschläge sind besonders daraufhin zu Prüfen, daß sie nicht durchsichtig sind. Die Abstimmung geht nach bekannter Art vor sich: der Stimmberechtigte kreuzt in der Wahlzelle ent weder das Ja oder Nein des Stimmzettels an, steckt ihn in den Umschlag und gibt ihn unter Nennung seines Namens und seiner Wohnung dem Vorsteher, der ihn Westpvlen fordert Selbstverwaltung. Die Folgen des P i lsu d ski - P utsch e s. Der Staatsstreich Pilsudskis und die damit ver bundene Beunruhigung des gesamten polnischen Wirt schaftslebens haben in den ehemaligen preußischen Lan- desteilcn Polens eine von Tag zu Tag wachsende Un zufriedenheit hervorgerufen. Die Bevölkerung von Po sen und Pommerellen, dem früheren Westpreußen, emp findet die Mißwirtschaft der Warschauer Machthaber umsomehr, als sie von der deutschen Zeit her an Zucht und Ordnung gewöhnt ist. Es ist daher kein Wunder, daß sich in diesen Gebietsteilen der Wunsch nach einer Autonomieerklärung beider Provinzen be merkbar macht. Begründet werden diese Forderun gen mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß das kul turelle und wirtschaftliche Niveau der ehemals deutschen Weich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba /Niederham, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. scheint werktägl. Nachm. Bezugspreis monat- ? >m voraus 1b0 R.-Psg. freibl., ausschl. Trägerl. °>»rlne Nr. 10 Reichspf., SonntagS-Nr. 20R--Pf. ^igenpreise: 6 gesp. Pelttzeile 0,1b R-Mark, Oberhalb ve« Bezirkes 0.20 R.-Mark, Zgesp. ^«amezeile 0,45 R.-Mark, Linweise auf Anzei- 's und Eingesandte 0,10 R.-Mark, Rachwelse- d Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach 'N- Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. Wntet NN8. Fernsprecher Nr. 9. vostschli-tzsach Nr. 8 ^ichecklonto «ml Leipzig Nr. 4486. vankkonto: Vereinlbanl ^°U>itz Final« Waldenburg kiadlgirokonta Waldenburg lS. AU« gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweiser ""»Übung der Nechnungibetrüge wird jeder Nachlatz hinfällig. Amtlicher Teil. Mittwoch den 2. und Donnerstag den 3. Juni 1926 ^ki die Reinigung der Geschäftsräume des unterzeichneten Gerichts An diesen Tagen werden nur unaufschiebbare ^chen erledigt. Amtsgericht Waldenburg, den 28 Mai 1926. Dienstag, den 1. Juni 1S2«, Vormittag 10 Uhr sollen in Idenburg ^Landauer und 1 Halbchaise mit Gummibereifung Mietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. .«ammeln der Bieter "/«10 Uhr im Gasthaus zum goldenen Löwen. Gerichtsvollzieher der Amtsgerichts Waldenburg, den 29. Mai 1926. Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags '/,3 Ahr in der GeschäftSMe in Waldenburg Sa., Obrrgaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Herrn Friedr. Hermann Richter; in Langenckursdorf bei Lerrn Hermann Esche; in Wallenburg Lei Lerrn Linus Friedemann; in Denig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Am Fall« hbhkrer »«wall. Krieg, Sv«N, Au«sp«rrung, Maschtn«- druch, Eibrung«» tm B«4ri«b d«r Druck«r«i od«r unskr Lieser» hat b«r L«,i«h«r keinen Anspruch aus Erhalt L«r Zeilunz ob» Nückzahlung b«S »«zugtpreisei. Für Mchtigk«li der durch Fern sprecher ausgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr UN- Ivaltenburzer Anzeiger Diese« BU»« enthält die amtliche» Bekanntmachungen ve« Amtsgericht« m»d de« Stadtrat« zu Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische «. Gemeinde-Behörde« ihre Bekanntmachung«» i« Schönburger Tageblatt. Verantwortlich stir Redaktton, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. WUgUab d«s Lächstsch«n und d«« r«utsch«n Z«ttu»g»o«rl«g«r-B,r«tn4 l«. » > — »«rIagSart Waldenburg Sachs«»,