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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 11.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-192604111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19260411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19260411
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-11
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Monat
1926-04
-
Jahr
1926
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Nein, wir m Zeiten WaS nun daS Kind anlangt, welche» seinen eigenen Trieben noch unbewußt und hilflos ausgeliesert ist, so muffen wir. Wenn der Frühling es irgendwie in seinem Seelenleben au» dem Gleichgewicht bringen will, unmerllich eingreifen. Das heißt nicht tn dem Sinne, daß wir den „Früblings- rausch" mit Strenge niederhalten — denn wie in Blüte und Baun, der junge Saft ausstetgen muß, soll der Baum nicht verkümmern, so muß stch das Kind auch irgendwie im Früh, ling mehr lösen dürfen. Man lasse das Kind so viel wie Möglich im Freien herumspringen, auch herumtoben, man wandere mit den Größeren und lenke sie von stch fort zur Betrachtung der werdenden Natur. Denn eS gibt keine bessere Entspannung als die, stch nur als ein winziges Teilchen dieser großen Welt tu sehen und so von seinem eigenen Ich los- zulommen. Man beobachte mit besonderer Sorgfalt die Körperpslege des Kindes. Kühle Waschungen täglich, Frei übungen bei offenem Fenster oder im Garten, Kleidung, die schützt, aber nirgends hitzt oder einengt. Und eine Kost, die möglichst Wenig Reizstoffe enthält. Gerade die jungen Ge müse, die Samte, Radieschen, frischer Rhabarber sind die rechte Kost, ebenso Milch, während man Eier nur im mäßigen, Fleisch tn geringen Dosen geben soll. Besondere Wichtigkeit ist einem guten Stoffwechsel beizumessen. Frischer Zitronen- oder Apselflncnsaft ist hier ein gutes Hilfsmittel. Sehr empfehlens- wert ist — aber dies nur auf Anraten des Hausarztes — eine Kur mit Kalk oder Eisen, denn der Frühling ist auch die Zeit der Bleichsucht bei unseren Kindern. Und selbst hinter roten Backen kann die Blutarmut Necken. Viele Kinder haben im Frühling ein sehr starkes Schlaf bedürfnis. Abgesehen davon, daß diese Erscheinung mit der Blutarmut Zusammenhängen kann, die man mit Eisen und Arsen bekänwft, soll man diesem Schlafbedürfnis der Kinder nachgeben. Es empfiehlt sich unter Umständen, für ein paar Wochen Kinder von allzu großen Verpflichtungen zu entlasten, stt es, indem man irgendwelche Privatstunden für ein paar Wochen ausgibt, sei es, daß man sie vor irgendeinem nicht so Wichtigen Fache in der Schule dispensieren läßt. Vor allem bedenke man, daß man von Kindern, die im Wachstum be- griffen sind, im Frühling ebenso wenig Höchstleistungen er warten kann, wie etwa von einem blühenden Kirschbaume, daß er zugleich Blüten und Früchte tragen soll. Man be urteile also irgendwelches Versagen in den Schulpflichten nicht so sehr streng und denke daran, daß das Kind mit Wachsen und Werden eine große unbewußte Arbeit leistet. Vielleicht komme» wir noch einmal in unserem Schullehrplan dazu, nach Art der ehemaligen zaristischen Schulen Rußlands, die Sommerferien fast über den ganzen Frühling und Sommer auszndchnen; auf Kosten der Winterferien natürlicherweise. Solange wir das aber nicht haben, müssen wir unsere An sprüche au die Kinder im Frühling ein wenig zurückschrauben. Und wir müssen auch manche Unbeherrschtheit tn Wesen und Worten zwar nicht durchgehen lassen, aber gelinder tadeln. Wir alle, Erwachsene wie Kinder, sind ja nicht nur abhängig von uns und unserm eigenen Willen, denn wäre das der Fall, es würde ja nur vollkommene Menschen auf der Erde geben, sind in stärkstem Maße abhängig vom Kosmos. Und der Wandlung auch verwandelt. Kind und Frühling. Von Lisa Honroth-Loewe. (Nachdruck verboten.) Wie in der Natur mit dem erwachenden Frühling die Säfte schwellen, Wachstum und Blüte sich vorbereitet, so ent wickelt sich auch im Kinde der Prozeß des Wachsens am stärksten in der Zeit des Frühlings von März bis April und dann noch efnmal in der Zeit, in der auch tn der Natur alles zur Reife drängt, im August — aus der Höhe des Sommers. Statistische Messungen bei Kindern in Heimen, Schulen, Kliniken haben ergeben, daß in den genannten Monaten die Ktuder am stärksten wachsen, jedoch auf Kosten ihres Gewichts. Am Winter bleibt im Durchschnitt die Größe unverändert, während da» Gewicht zunimmt. Entsprechend der Arbeit, welche im Frühling und im August der Körper durch das Wachstum zu leisten hat, ruht sich der Geist aus. Die besten Durchschnittsleistungen in Schulen fallen in die Winterzeit, die schlechtesten in die Frühlingsperiode. Der erhöhte Luft druck tn Verbindung mit der stärkeren Sonnenstrahlung, die vergrößerte Fülle des Lichtes steigern den Blutdruck wie alle Funktionen des Menschen. Der Erwachsene wie das Kind geraten in einen Zustand, welchen man mit einem psychischen Rausche vergleichen kann. Alle Triebe entfesseln sich stärker und regelloser. Und es ist durchaus kein Zufall, sondern ein sehr tiefer Zusammenhang mit dem Kosmos, daß der Frühling auch die Zeit der gesteigerten Liebesempfindungen ist, nicht nur im Tierreich, sondern auch beim Menschengeschlecht. Aus der anderen Seite löst der Frühling auch die zerstörenden Triebe tm Menschen. Verbrechen aus Leidenschaft werden in keiner Jahreszeit so viele begangen wie im Frühling. Und auch die meisten Selbstmorde sind in dieser Zeit registriert. Hunte Melder für «ufere Kleine». Modeplauderet von Lisa Honroth-Loewe. (Nachdruck verboten.) Da» ist in diesem Jahre eine lustige Mode für die Kinder, «nd manchmal scheint es, als ob auch wir Großen als Kind UN» »urtickträume«. Wenn wir all die Hellen kindlichen Farben in den Fenstern sehen. Rosa, Himmelblau, wer hätte früher gewagt, dies al» bevorzugte Farbe für die ntcht mehr Aller- jüngsten -erauSzubrtnaen. Und, unter uns gesagt, die Aller wenigsten «nter den Erwachsenen sehen tn Himmelblau und Rosa hübsch auS. Aber für unsere Kleinen ist die Mode geradezu allerliebst. Und wir können nur mit Hilfe der ge- schickten Farbkombtnattonen mit einem Mindestmaß an Kosten unsere kleinen Mädchen hübsch anziehen. Wollen wir Prak- tisch sein, so wählen wir für den Alltag gemusterte Stoffe, zum Guten einen Stoff tn einer einheitlichen Grundfarbe. Für den Vormittag und zum Spielen gibt es für kühle Tage als PraMschstes nichts anderes als den Waschsamt, der heute tn allen erdenklichen Farben hergestellt, und der nach jeder Wäsche schöner wird. Waschsamt steht sür Mädchen immer am hübschesten auS, wenn man ihn tn der Form von glatten Kitteln verarbeitet, mit einer Krägelchenverzierung aus Glas- battist, oder, wenn man noch Prattischer sein will, aus eisen- betnsarbenem Eolienne, der sich gleich gut wäscht und nicht so leicht schmutzig und verdrückt ausschaut wie Battiste und Voiles. Dl« Aennelchen macht man am besten halblang, denn lange Aermel behindern beim Spiel und bekommen auch zuviel Schmutz ab. Reben dem glatten Waschsamt gibt es in diesem Jahre besonders reizende, Maroctns. Mail scheue nicht die ein wenig größere Ausgabe und nehme reinwollenen Marocin oder Wolle mit Seide gemischt. Die Haltbarkeit ist unbegrenzt und die Waschfähigkeit ebenfalls. Ein reizendes Modell, welches man bet einiger Geschicklichkeit selbst nachmachen kann, wurde neulich bet etner Kindermodenschau gezeigt. Es war ein Kleidchen aus Marocin, der Grund war stlbergrau, darauf waren Kreise in Königsblau und Altrosa. Das Kleidchen zeigte die tief heruntergezogene Taille mit dem anaesetzten Faltenröckchen, eine Form, die immer für Frühling und Som mer reizvoll wirkt. In Waschsamt lassen stch allerliebste Komplets Herstellen mit ven neuen kurzen weiten Jäckchen. Zu Weißen Kleidchen fertigt man Mäntelchen aus Wollkrepp oder bunter Batistseide, die auch den Vorzug der Waschbarkeit hat. Neben den Plissees, die zwar sehr hübsch, aber für die Kinder kleidung nicht so sehr Prattisch erscheint, garniert man in diesem Jahre viel mit Rüschen. So sah man ein ganz einfaches Kleidchen aus weißem Waschvoile, das mit kleinen Rüschen au» maigrünem Voile besetzt war. Die Garnitur lief um die Pusf- ärmelchen und dreimal um das ziemlich weite Röckchen, dessen Taille in der Art der Biedermeierkleidchen geschnitten war. Ein solches Sommerkleidchen kann man bei einigem Geschick ,clbst Herstellen, es sieht ebenso fein wie hübsch aus. Auch alte Weiße Kleider lassen sich gut dazu verwenden, da man unter der Rüschengarnitur gut stückeln kann. Ein sehr dankbares Material für Nachmtttagskinderkletder ist die bunte Waschseide. Für Erwachsene schon ein wenig ausgeslogen, ist sie sür Kinder immer empfehlenswert, um so mehr als man in einer ge schmackvollen Farbenzusammenstellung Kleid und Mantel Her stellen kann. Für kühle Tage ist ein blauer oder weißer Fatten- rock gut aus Ueberresten von großer Garderobe hcrzustellen. Dazu arbeitet man einen Pullover aus schwedisch gemustertem Stoff. Solch ein selbstgefertigter Pullover ist bedeutend billiger als die fertig gekauften. Zum Dirndlkleid, welches praktischer- wcise nicht fehlen darf, wähle man nxr die Jndantrenstoffe, Welche wasch- und farbecht sind. Die etwas größere Ausgabe macht sieb durch die geradezu unbegrenzte Haltbarkeit bezahlt. Ratsam ist es, den Stoss zum Blüschen doppelt zu laufen und den Rock mit einem großen Einschlag zu arbeiten. Es zeigt sich nämlich im nächsten Jahre, daß der Rock mit einiger Ver längerung noch brauchbar, während das Blüschen meistens zu knapp über Rücken und Brust wurde. Hat man dann noch Stoffreste, so stellt man ohne weitere Kosten das Kleid wieder passend her. Für kleine Mädchen, die Gelegenheit zum Spielen tn Gärten oder in der Sommerfrische haben, soll man von dem System der Spielhöschen reichlich Gebrauch machen. Sie schützen die Unterwäsche und sind ein sehr gutes Mittel gegen Erkältung beim Spielen im Grase, im Sand und überhaupt ein hvaienischer Schutz. Es gibt gerade in Spielhöschen immer neue und allerliebste Arten; sehr hübsch ist es, wenn man die Form mit den weit abstehenden Seitenteilen wählt und die Taschen andersfarbig absetzt. Für Llonde kleine Mädchen ist als Sonntagskleid für den Übergang ein Taffetkleidchen reizend, man kann eS getrost auch aus einem alten schwarzen bestellen. Mit Pussäkmelchen, angekraustem Röckchen und Hellem Kragen (Spitzen oder Mullgarnitur) wird eS immer kleidsam sein. Ueberhaupt kann man mit einigem Geschick aus seiner eigenen alten Garderobe reizende Sachen für die Kinder Herstellen. Einfarbigen Grund gestaltet man lichter, indem man Blumen appliziert oder eine schöne Wollstickerei über daS Kleid verteilt, die Mode der zweierlei Stoffarten gestattet ferner, zu einem einfarbigen Röckchen ein buntes Oberteil zu machen — kurzum, die Kleidchen können schön, praktisch und elegant werden und farbenfreudig dazu, ohne daß die Rechnung zu bunt wird. Nini! Skizze von Marie Gerbrandt. (Nachdruck verboten.) Ein Platzregen treibt die Fußgänger in die Elektrische. Ein Mädelchen von etwa drei Jahren, anscheinend ohne Begleitung, wird in den überfüllten Wagen geschoben, blickt verstört um sich, und da die Nachdrängenden die Kleine, wenn auch behutsam, vorwärtstreiben, bricht sie tn den verzweifelten Schrei: „Nins, aus und strebt vorwärts. Sorgliche Hände hindern sie. „Stille, Nini kommt schon I" Aber das Kind, dem es nicht entgeht, daß der Wagen sich bereits in Fahrt setzt, schreit so leidenschaftlich und angf. >oll nach seiner „Nini", daß man merkt, ein heißes Herz bangt nn ein Jnnigstgeliebtes. Da drängt stch ein schmächtiges c !es Dämchen durch die Tür. Der Hut sitzt ihm schief auf dem Krpf, die Brille ist ihm auf die Nase gerutscht, das Haar hängt in feuchten Strähnen über das aufgeregte Gesicht. Die Dame trägt einen gelben Teddybären an die Brust gedrückt. Jeder, der er wartet hat, ein Kindermädchen oder Geschwister als Nini auf tauchen zu sehen, muß lächeln. Aber die Kleine hat kaum ihre Beschützerin erblickt, die halb blind von Atemlosigkeit und dem Fehlen des Augenglases ihrer nicht gleich gewahrt, als ihr Schluchzen in ein so wildes Jauchzen übergebt, daß man un willkürlich gerührt wird. Ein Herr bietet der alten Dame seinen Platz an. Kaum sitzt sie, so erklettert das leidenschaftliche Kind ihren Schoß und bedeckt ihr Gesicht mit Küssen, fortwährend wie erlöst „Nini — Nini — mein Nini" murmelnd. „Dachte mein Süßes denn, Tante Lina würde es im Stich lassen?" Nein, ich konnte bloß nicht fo schnell nachkommen. Ich verlasse doch mein Friedrichen nicht," so tröstet und kost eine Weiche Frauenstimme. Eigentlich müßte man sagen: Mädchcn- stimme. Der Ring fehlt an der mageren Hand, und ein gewisses Etwas im Gesicht der Dame sagt, daß sie ein Fräulein sei. Und hat doch die Zärtlichkeit dieses Kindes in so hohem Maße ge wonnen. Und macht doch ihre Brust zum Zufluchtsort für ein junges Seelchen, daS seiner Natur nach besonders viel Liebe und Schutz braucht. Eine große Woge von Mütterlichkeit geht durch alle Frauenherzen. Gibt es mehr „vertrocknete alte Jung fern" als selbststühtige, herzlose Mütter? Ich meine, Fühl- losigkeit gegen Kindernot und Schutzbedürfnis wird selten sein, bei Verheirateten wie Unverheirateten. Vom Verlieren. (Nachdruck verboten.) Es ist eine eigene Sache um das Verlieren: Man liest und hört davon, kann es nicht begreifen, so lange es anderen passiert und fragt sich tn stolzer Ueberlegenheit, wo denn eigentlich diese Leute, die alles liegen lassen, ihre Köpfe und Gedanken haben, bis man stch eines schönen Tages selbst zu ihnen zählen muß. Kennen Sie den eisig-lähmenden Schrecken, der einem über den Rücken läuft, sobald man einen Verlust gewahr wird? Nein . . .!? Sie gehören also auch zu den unentwegt Ordentlichen, denen so was nicht geschehen kann, bis . . . na, ich will nicht unken, möchte Sie aber doch bitten, sich auS meiner Verliererpraxis einiges zu Nutz und Frommen erzählen zu lassen. Also ich gehe frisch-fröblich mit Schirm. Handtasche und Muff ausgerüstet von Hause weg und fahre mit der Vorortbahn nach der Stadt. Dort mache ich verschiedene Einkäufe, trinke eme Tasse Kaffee und fahre stillvergnügt wieder heim, den Schirm in der Hand, das Täschchen über den Arm gestreift, an jedem Finger ein Päckchen baumelnd. Bloß der Muff, der große, neue, teure Skunksniusf — wo ist denn der geblieben? Guter Gott — er ist weg. Der besagte, eisiglähmeude Schrecken kriecht meinen Rücken entlang, und mein Hirn beginnt in fieberhafter Arbeit jedem Schritt, den ich tat, uachzuspüren. Und am nächsten Morgen fahre ich, müde von einer schlaflosen Nacht und doch angstvoll gespannt, wieder nach der Stadt und frage überall nach meinem Muff. Niemand hat ihn gesehen, und jeder weist mich an das Fundbureau. -Ich gehe hin, aber auch dort fft er nicht, und als letzte Möglichkeit wird mir der Weg zum Äahnsundamt vorgeschlagen. Mir zittern nun schon wirklich die Knie, und völlig hoff nungslos beantworte ich die Fragen des Beamten, auf welcher Strecke, in welchem Zuge unv zu welcher Zeit ich ven Muff glaube verloren zu haben, wie er aussah und welcher Art sein Futter war. Hieraus verschwindet er in einem großen Naum, den hohe Regale voll liegengelassener Dinge zieren. Und dann, ja dann geschieht das Wunderbare, er kommt mit meinem Muss in der Hand zurück. Die Freude dieses Augenblicks wiegt alle vorher ansacsta»- denen Qualen aus; ich drücke den Wiedergesundenen an mein Herz und möchte, obgleich ich sonst Herren gegenüber durchaus zurückhaltend bin, dem Beamten am liebsten um den Hals fallen. Er aber verlangt nur rein sachlich einen Groschen Schreibgebühr, nimmt meine Personalien auf und entläßt mich mit der freund- lichen Mahnung, künftighin besser auszupassen. Ich war, offen sei es bekannt, später noch wiederholt bei ihm: einmal war mir der Pelzkragen von den Schultern geglitten, ohne daß ich es bemerkte, und ein anderes Mal ließ ich meine Handtasche mit dem Gelbe liegen. Und immer bekam ich die Sachen wieder. Da mir aber der Beamte bei meinem letzten Besuch im Tone eines Propheten erklärte, daß der Krug so lange zum Brunnen geht, bis er bricht, sehe ich mich nun sehr vor. Vermeide mög lichst, mich mit unnützen Dingen zu beladen, zähle die Gegen stände, die ich bei mir habe, tue kleine Päckchen in ein Sammel netz und schaue, wenn ich ein Vahnabteil, die Straßen- oder Untergrundbahn verlasse, immer noch einmal nach meinem Platz zurück und bereite mich — was mir besonders wichtig erscheint — rechtzeitig auf das Aussteigen vor, denn die meisten Sache» bleiben in Hast und Eile liegen. Und ich würde mich srenen, wenn meine schmerzlich ge sammelten Erfahrungen anderen zur Warnung dienten. ^uue-2Zario sampel. Für die Küche. L Fleischpastete. Aus 150 Gramm feinem Mehl, 75 Gramm Butter, einer Prise Salz, einem Eidotter und entsprechend Wasser wird ein Teig zusammengewirtt, der ausgerollt wird, um die Pastetensorm damit auszulegen; ein Teil deS Telge» wird als Deckel verwendet. Zur Füllung »immt man: WO G». feingehacktes rohe» Schweinefleisch, 250 Gr. seingehackte» rohe» Kalbfleisch, 125 Gr. feingehacktes rohe», fette», geräluhrrte» Fleisch. ES wird mit vier ganzen Eiern, einer fetngeschntttenetz.' in Butter gedünsteten Zwiebel, einer Taffe Weißwein od« guter Fleischbrühe, Salz und Pastetengewür, gut gemischt. Die Pastetenform wird auf ein Kuchenblech gesetzt, die Fleischmasse hineingegeben, auS zurückbehaltenem Teig wird ein Deckel die Pastete gelegt, mit einem scharfen Messer macht man etnta»! leichte Einschnitte in den Deckel, damit der in der Pastete sich entwickelnde Dampf entweichen kann. Der Deckel wird dann mit Eigelb bestrichen und die Pastete bet mäßiger Hitz» Stunden im Rohr gebacken. Unter der Tetghülle, die auch sehr gut schmeckt, bleibt die Fleischmaffe lange saftig als nahr hafter, feiner Aufschnitt. f. Bücklinge mit ReiS. Die nötige Anzahl Bücklinge werd«« von Haut unv Gräten befreit, beliebig zerteilt, in Butter an gebraten. In eine gut mit Butter bestrichene, mit Reibbrot bestreute Form gibt man eine Lage Bouillonreis, darauf die angebratencn Bücklinge, die nochmals mit etner Lage Reis Über deckt werden. Dieser wird mit zerklopftem Ei bestrichen, mtt Reibbrot und Käse bestreut, nach Belieben noch mit Butter be träufelt und bei schwacher Unterhitze tm Bratrohr leicht gefärbt. k. Frankfurter Buttergebackenes. Ai Pfund Butter, 1 Psd. Mehl, Pst>. Zucker. 3 Eier. Pkd. w>r i inaer- ene Mandeln werden aus dem Vaavrett m e>.>L.,^ Rau.» verknetet, auf Zentimeter Dicke auSgerollt und mit Blech förmchen ausgestochen. Auf dem Backblech bestreicht man sie mit geschlagenem Eigelb und »ach Belteben mtt gehackten Mandettz oder Buntzucker. Bei ntcht zu scharfer Hitze 4 bi» 5,Lage vqr Gebrauch backen. k. Hochzcitsbräuche. In Finnland ist es die Regel, daß ein Mädchen ntcht weniger als ein Jahr Braut ist. Nach Ver laus dieser Zeit werden sie nach dreimaligem Aufgebot in der Kirche kopuliert, und nach der Kopulation findet gewöhnlich ein Ball statt. Dabei sammelt sich das Volk vor dem Hause tn Scharen, und die Brautleute müssen auf die erste Aufforderung, auch wenn es mitten tm Tanze wäre, heraustreten, um sich dem Volke zu zeigen; hat das Volk sie genug betrachtet und nament lich das Kleid der Braut gemustert, so entfernt e» sich wieder, und bald sammelt sich eine neue Schar. Die Komödie dauert manchmal zwei Stunden lang sort, und die arme Braut muß, auf einem Stuhle stehend und nach allen Setten sich drehend, unaufhörlich sich mustern lassen. Bei Liefen Hochzeiisballen wird gewöhnlich ein finnisch-polnischer Tanz getanzt: die Braut stellt sich in die Mitte eines von allen Gästen gebildeten Kreise» und muß sich unter der erbärmlichsten Musik mit jedem Gaste herumdrehen, dann verbindet man ihr die Augen, gibt ihr einen Kranz in die Hand und die jungen Mädchen bilden einen Kreis um sie; die, welcher sie den Kranz aussetzt, soll nach dir Ansicht der Finnen sicher bis zum nächsten Jahr heiraten. Die praktische Hausfrau. L. Weitze Balkon- und Gartcnmöbel wäscht man mit Wasser ab, in dem einige Zwiebeln mitgekocht haben. Der Lack glänzt um so mehr. 1. Das Reinigen schmutziger Steppdecken. Wa tierte Bett decken lassen sich am besten reinigen, wenn man sie zuerst 2 bi» 3 Tage in kaltem Regenwasser einweicht, damit > er Schmutz sich aruh aus der Watte löst. Täglich wird das Masse gewechselt, nachdem die Decke zuvor in demselben tüchtig bearbeitet wurde. Dann legt man sie auf einen Tisch, bestreicht sie Hinlund wieder mit Seife und reibt sie mtt einer ost in SeisenlauM getauchte« Weichen Bürste aus jeder Seite rein. Hierauf wMd sic aus gewaschen, ausgedrückt und tüchtig auSgeschlag« «nd im Schatten zum Trocknen glatt ausgehängt. Z
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