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WHUJÆTÆHWZ « euesten Z- « ’ ten zum-nah- Reduktion von Silvta Braut-, Orest-Zu Nr. 46. Dreskety Sonntag den 16. November. 1902. Im- meinen Zeiseläizzem CCWE verboten-M « Das waren drei lustige Tage, die ich in dem kleinen thüringischen Städtchen Xheuu Verlebtel Zuerst der Aufenthalt in der Posthalterei, dann die WohlthätigkeitssTheatervors "stellung, man kam aus dem Lachen nicht heraus- Jn der Posthalterei gab’s lackirte und brons zirte eiserne Oefen, die bei jedem Heizungsversuche einen entsetzlichen Geruch verbreiteten; es ·gab den Braten einer etwa fünfjährigen Gänsestammmutter, bei dem mich der Arqtvvhu beschlich, daß Posthalters mit dem Zahnarzte der Nachbarstadt Procente vereinbart hatten; es gab Weißwein, der sich nur dadurch vom Essig unterschied, daß auf seiner Oberflache llargestoßener Zimmet umherschtoammz und endlich gab? —. Ach was, vor Allem und trotz Allem gab es gute, seelensgute und harmlose Menschen, und das ist und bleibt doch immer die Hauptsache. Freilich, die WohlthiitigieitösVorstellung hätten sie Niemand anthun sollen, der ihnen mit so freundschaftlichen Gefühlen begegnete, als das von meiner Seite geschah. Aber verkneifen konnten sie sich das Unternehmen auch nicht. Nein, sie lonnten's nicht, es war sozusagen für sie Ehrensache. Weil die Xstädter für die alte Botenfrau, der ihr Schimmel erepirt war, Schillerö ~Kabale und Liebe« ausgeführt hatten, mußten sie zeigen, dasz sie weder in der Kunst, noch in der Oumanität zurückzutreten brauchten, sie mußten für ihre Botenfrau, die allerdings nur den Verlust einer Ziege beklagte, ebenfalls schauspielerisch thiitig sein. - Nach der Ansicht des Cantorö nahm Goethe einen höheren Dichterrang ein als Schiller, folglich wählten die Xb e i me r zum Verdruß der Xstii d te r— ein Trauerspiel von Goethe, und zwar G o ethe S»F a u st«. Damit das mit der nöthigen Bildung und Zartheit geschähe, taufte der Veranstalter der WohlthätigkeitssVorstellunm der Barbier und Oaarschneider des Ortes - toeit und breit der schöne Schabemax geheißen —, dass Trauerspiel zunächst um und nannte es »O a n d«. »Faust«, versicherte er. «,erinnere zu sehr an die Dorfichänken und Bauernkirmessen: Faust llinge zu grob und schrecke die Frauen und-Mädchen unbedingt vom Besuche der Vorstellung zurück. Denn das. was sie jeden Augenblick zu Hause sähen und fühlten, möchten sie sich im Theater, und obendrein für dreißig Pfennige Eintrittögeld, nicht auch noch unter die Nase reiben lassen.« - Der Cantor, dem die Claoierbegleitung der Theateraufsiihrung oblag« versuchte das Unstatthafte der Titelumgestaltung zu erklären. Er predigte tauben Ohren. Die Theaterzettel erschienen, und daraus stand in großen. fetten Buchstaben: »O a n d«, ein Trauerspiel von Herrn von Goethe. - - Eine weitere Berstümmelung der Goetheschen Dichtung erfolgte dadurch. daß der Veranstalter und gleichzeitige Darsteller des Faust, der schöne Schabemax« die Dälfte des Stückes-strich und nur die Scenen lose aneinander reihte, die ihm gefielen. Dießollen besetzte er gleichfalls nach Geschmack und Willkür. Den-Mephisto sollte zum Beispiel der Schneidermeister Zibian spielen, weil der die abscheulichsten Fragen schneiden konnte. Zum Gretchen ward die Tochter Zibians, eine sehr sanste, nur etwas mit der Zunge anstoßende Blondine, zur Marthe die Hebamme Drescher, die Schabemax ob ihrer spitzen Zunge nahte, zum Schüler der Lehrjunge Zibians, als Valentin der Schwarzbiebbändler Wimmerich auserioren Und so ging es weiter, Schabemax bestimmte seineDvser und-sie gehorchten. s- Leider oder richtiger ausgedrückt: zu meinem lebhaften Vergnügen - entstand in der Generalprobe ein Streit. der die ganze WohlthätigkeitssVorstellung hinfällig zu machen drohte. Mariechen Zibian. also Gretchen. weigerte sich nämlichini Laufe der Declamation zu sagen: »Des Kleinen Wiege stand zur Nacht an meinem Bett, es durste kaum sich «regen, ·var ich erwacht. Bald mußt’ ich's tränken, bald es zu mir legen« usw. Diese Beschreibung war nach dein Ausspruche von Mariechens Großmutter, die ihre Enkelin überhörte« geeignet«