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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. HZ» Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. —, , . UH Inserate werden bis Nachm. 3 Uhr ! Montag, den 18 September V * für die nächste Nr. angenommen. Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mir 5 Pf. berechnet. 1887 Logesgeschichte. Freiberg, 14. Sept. Der Genfer Friedenscongreß scheint nach Mem, was man davon hört, in seiner eigenen Mitte keinen Frieden gefunden zu haben und ziemlich schroff einander gegenüberstehende Meinungen sind mit der bei allen Idealisten zu findenden Hitzköpfig- keit auf einander gerathen. Es hat sich sehr schnell herausgestellt, daß es allen den in Genf versammelten Männern nicht um den Frieden zu thun ist, sondern um die Republik, die man auch auf Kosten des Friedens zu erlangen sich durchaus nicht sträuben würde. Das ist des Pudels Kern und danach kann man ermessen, in welch losem Zusammenhänge diese Herren mit der Gegenwart und Wirk lichkeit stehen. Das von dem Jnitiativcomit« in Paris erlassene Programm stellte folgende drei Fragen für die Discussion fest: Erste Frage. Ist die Friedensherrschaft, nach welcher sich die Mensch heit als der letzten CivilisationSstufe sehnt, vereinbar mit den großen Militärmonarchien, welche die Völker ihrer das Leben zumeist be treffenden Freiheiten berauben, große Armeen unterhalten und nach der Unterdrückung der kleinen Staaten behufs despotischer Centra- lisation streben? Oder ist die wesentlichste Bedingung eines immer währenden Friedens unter den Nationen nicht für jedes Volt die Freiheit, und hinsichtlich ihrer internationalen Beziehungen die Er richtung einer Eidgenossenschaft freier Demokratien, welche die ver einigten Staaten Europas bilden? - Zweite Frage. Welches sind die Mittel zur Verbreitung und Beschleunigung der Bildung dieser Eidgenossenschaft freier Völker? Rückkehr zu den großen Grund sätzen der Revolution, welche endlich zur Wahrheit werden; Zurück- verlangung aller Freiheiten, individueller wie politischer; Appell an alle mora ischen Kräfte, Ecwachung des Bewußtseins; Verbreitung de» Volksunterrichts; Vernichtung der Vorurtheile der Raye, der Nationalität der Seelen, des Militärgeistes re.; Aufhebung der ste henden Armeen; Harmonie der ökonomischen Interessen durch die Freiheit; Uebereinstimmung der Politik und Moral. — Dritte Frage. Welches sind die besten Mittel, die Thätigkeit des interna tionalen FriedenscongresseS bleibend und wirksam zu machen? Bil dung einer dauernden Association der Freunde der Demokratie und der Freiheit. Die Hauptaufgabe des Genfer CongresseS muß die Feststellung des Plans und der ersten Grundlage dieser Association sein. Dieses Programm scheint sich von allem Anfang an keiner sonderlichen Theilnahme der deutschen Schweiz erfreut zu haben. Von Basel aus wurde eine Contremine gegen den demokratisch-re volutionären Charakter des CongresseS vorbereitet. Dort beschloß eine ansehnliche Versammlung ein Programm, welches in dem Frie densverlangen mit dem Genfer übereinstimmt, aber die Bedingung stellt, daß die bezüglichen Bestrebungen sich innerhalb der Schranken der bestehenden Verfassungen und Gesetze bewegen. Dieser An schauung hat sich denn auch eine in Genf abgehaltene große schwei zerische Volksversammlung angeschlossen, in welcher ein Protest be schlossen wurde gegen die Richtung, welche der Friedenscongreß ge nommen, und gegen den Charakter, welchen die französischen So- cialisten dem Congresse aufgedrückt haben. Wie der Telegraph be- reit« meldet, ist es in der vierten Sitzung am 12. ds. sehr stür misch zugegangen. Mehrere Redner, namentlich Genfer, erklärten, daß die Redefreiheit gemißachtet und verletzt und die Ehre Genfs dadurch gefährdet worden sei. Fazh beantragte die Abstimmung über Art. 3 des Programms und sodann Vertagung des CongresseS. Der Comitö beantragte die Errichtung eine« permanenten Congreß- Comitös in Genf. Die Genfer widersprechen diesem Anträge leb haft. Unter großem Tumult wird abgestimmt. Das Büreau er klärt den Antrag Fazh'S für verworfen, wa» eine stürmische Ver neinung der Genfer hervorruft, und die Comitsavträge für ange nommen. Der Präsident Jolisatnt erklärt hierauf den Congreß für aufgelöst. * Berlin, 13. Sept. Der gestrige „StaatSanz." enthält einen an den Finanzminister ergangenen allerhöchsten Erlaß vom 5. Au gust, durch welchen genehmigt wird, daß in Gemäßheit des Gesetze- vom 28. Sept. vor. Js., betreffend den außerordentlichen Geldbe darf der. Militär- und Marineverwaltung und die Dotirung de- StaatSschatzeS, verzinsliche Schatzanweisungen im weitern Betrage von 15 Millionen Thalern, und zwar in Abschnitten von je fünfzig Thalern, einhundert Thalern und fünfhundert Thalern nach Bedarf ausgegeben werden. Im Anschluß hieran wird durch eine Bekannt machung des Finanzministeriums vom 11. September der Zinsfuß der von der königlichen Hauptverwaltung der Staatsschulden ausge fertigten Schatzanwetsungen dieser (zweiten) Emission auf 4 pCt. jährlich und die Dauer ihrer Umlaufzeit auf 9 Monate vom 15. August d. I. bis zum 15. Mai l868 — festgesetzt. — Der Nationalverein, dessen Auflösung bevorsteht, wird — wie die „K. Z." berichtet, durch einen national-liberalen Verein, dessen Ausbrei tung in ganz Deutschland gefördert werden soll, ersetzt werden. — In Abgeordnetenkreisen, und zwar von konservativer Seite beabsich tigt man, dem Reichstage einen Antrag zu unterbreiten, welcher in finanziellen Kreisen Aussehen erregen dürste. E» liegt nämlich, wie die „R. C." hört, in der Absicht, den Erlaß eine« Gesetze« zu be antragen , welche« den Privatactienges» llschaften aller Art die Re greßpflicht — analog den englischen Gesetzen — auferlegt, so daß dieselben für Beschädigungen aller Art, welche durch ihren Betrieb an Personen oder Sachen verübt werden, verantwortlich gemacht werden sollen. — Die Zahl der ReichStagSmitglieder, welche sich bi- Donnerstag Mittag auf dem Bureau gemeldet haben, belief sich auf 158. (Der Reichstag ist bekanntlich beschlußfähig bei 149 anwe senden Mitgliedern, als der absoluten Majorität von der Gesammt- zahl, die 279 Mitglieder beträgt.) Im Ganzen haben sich dieselbe» Parteien wieder im Reichstage gruppirt wie das vorige Mal. Aber die Linke hat diesmal den Namen deutsche Fortschrittspartei ange nommen und hat sich als solche constituirt. — Der König hatte ge stern einige fürstliche Reichstagsmitglieder zur Tafel geladen; vor her war der Gesandte zu Lissabon, Graf Brandenburg, welcher Abends auf seinen Posten zurückreiste, zur Verabschiedung empfan gen worden. — Die „Zeidl. Corr." glaubt nach den ihr zugehen den Mittheilungen annehmen zu dürfen, daß die Frage wegen Be lassung des kurhessischen Staatsschatzes, des sogenannten BlutgeldeS, zur Verwendung für Zwecke der Provinz Kurhessen bereits definitiv beschlossen ist. Wien, 11. Sept. Nach der „Debatte" bestätigt es sich voll kommen, was letzterer Zeit von Umtrieben preußischer Offiziere in Südthrol verlautete. Es sollen bereits officielle Nachrichten hier in Wien eingetroffen sein über verdächtige« Umherschweifen von verkleideten preußischen Militärs in den Bergpässen, namentlich aber im Aachenthal und im Jampach." Daran fügt sie dann die Be merkung: Es steht zu erwarten, daß unsere Regierung den Spuren dieser gefährlichen Touristen mit verdoppelter Wachsamkeit folgen und es an Energie nicht fehlen lassen werde, um zu verhüten, daß diese Herren nicht gar zu viel „Erfahrungen" auf Kosten der Sicherheit des Staates sammeln." Paris, 11. Sept. Der Erzbischof von Mexiko, Herr Laba- stida, ist in Paris angekommen; derselbe ist bekanntlich einer derer, welche sich am meisten bei der Gründung deS mexikanischen Kaiser reichs betheiligt haben. — Der „Moniteur" veröffentlicht heute die Rede, mit welcher der König von Preußen das norddeutsche Par lament eröffnet hat. Dagegen wird in den Spalten des offiziellen. Blattes noch immer die Thronrede des Großherzog« von Baden und daß Circular de« Marquis de Moustier vermißt. — Die WsiM Blätter drücken heute, man möchte beinahe sagen, Enttäuschungen darüber aus, daß der König von Preußen bei Eröffnung de» R^chWge»