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Opfern an Zelt und Geld die edle Freude sich bereiten könnte, für die Bedürfnisse der Pfleglinge in Confirmandenhäusern und die Ausschmückung von Kirchen mit heiligen Geräthen nud die Versor gung von Wittwen und Waisen armer protestantischer Prediger und Lehrer segensreich zu wirken. V ermischtes. * E« vergeht in Berlin kaum ein Tag, an dem nicht irgend eine Person von ihren Angehörigen „vermißt" würde, und es pflegen sich an diese Fälle sogleich Befürchtungen und Alarmnachrichten zu knüpfen, die sich gar häufig als völlig grundlos erweisen. So vermißten dieser Tage eine Mutter zwei jugendliche Söhne, anständige Eltern ihre Tochter, und eine Frau ihren Mann, und sämmtlichen Vermißten sollte natürlich nur ein Unglück zugestoßen sein können, da gar kein anderer Grund ihre- Verschwindens erfindlich sei. Die Vermißten haben sich jedoch inzwischen Alle wiedergefunden, die beiden Jungen in Haft wegen Taschen- diebstahlS, das Mädchen in einer Weinhandlung in heiterer Herrenge sellschaft und der Ehemann, von dessen Schulden die Frau keine Ahnung hatte, im Schuldarrest. * ES ist etwas ganz Außerordentliches um den gesteigerten Ver kehr und die Vermehrung und Verbesserung der Verkehrsmittel in den letzten 30 Jahren. Von 1842—1860 hat sich die Einfuhr in Belgien um 272 Proc., in den Vereinigten Staaten von Nordamerika um 247 Proc., in England um 237 Proc, in Frankreich um 169 Proc., ver mehrt. Die Zahl der Postdampfer und Kauffahrer, welche den Verkehr nach allen Himmelsgegenden und zwischen den entferntesten Punkten der Erde vermitteln, ist Legion. Von Liverpool allein find im Jahr 1865 nicht weniger als 308 Dampfer nach Nord- und Centtal-Amerika ab- gegangen. Bon Southampton fuhr man nach New-Dark in 12 Tagen, nach Panama in 19 Tagen. Eine Reise um die Erde läßt sich in 104 Tagen machen. Bon Marseille aus müßte man die Richtung über Alexan dria nach Suez nehmen (7 Tage); von dort nach Ceylon (16 Tage). Bon Ceylon über Calcutta und Hongkong nach Melbourne (28 Tage), bis Neuseeland weitere 4 Tage. Damit wäre der halbe Weg in 55 Tagen zurügelegt. Von Wellington aus Neuseeland fährt man in 28 Tagen nach Panama; von dort über Southampton nach Marseille ge langt man in 21 Tagen. Das wäre freilich eine Reise im Galopp. Nimmt man sich für die ganze Route 5—6 Monate Zeit, so kann man ficb an jedem bedeutenden Punkte einige Tage aufhalten und dort Geschäfte oder Studien machen. Mit 7000 Fr. läßt sich die ganze Tour machen. Die Länge der Eisenbahnen auf unserm Globus betrug 1866 so viel, daß man die Erde damit 8'/, Mal umsvannen könnte, nämlich 19,639 deutsche Meilen. Davon kommen aus Nordamerika 7002 Meilen, aus England 2882 Meilen, auf Deutschland 2864, auf Frankreich 1855, aufZndien 733, auf Italien 697, auf Spanien 676, aus Ruß land 602, auf Belgien 846, auf die Schweiz 179 deutsch« Meile«. - England hat für seine Eisenbahnen 11,140 Mill. Fr!«, ausgegebe«; die Bahnen und Bahnhöfe der Stadt London allein kosten 100 Rill. Fr. Die Länge sämmtlicher Telegraphenleitung auf der Erde betrug 1866 nicht weniger als 45,000 deutsche Meilen. Damit könnte man den Erdkreis 8'/, Mal umspannen. Mit sämmtlichen einzelnen Drath- linien aber 20 Mal. Mit dem Jahre 1900 werden sich diese Zahlt» alle wahrscheinlich durchschnittlich verdoppelt haben. Nur ei« zweiter dreißigjähriger Krieg könnte diesen merkwürdigen Fortschritt de« und der friedlichen Civilisation hemmen. Neueste Post. Dem „Dresdner Journal" vom 4. Aug. entnehmen wir nach stehende telegraphische Nachrichten: Berlin, 3. August. (Wolffs T-B.) Eine allerhöchste Cabi- netsordre bestimmt, daß bei dem der Stadt Kiel gegenüberliegenden Dorfe Ellerbeck in der Kieler Bucht ein Kriegshafen mit Einrich tungen für AuSrüstungS-, ConstruciionS- und Reparaturzwecke au- zulegen sei. Athen, 1. August. (Wolffs T.-B.) Nachrichten aus Kandia vom 28. v. M. melden, daß die Insurgenten sich in Sphakia be haupten. Die Türken, von Mangel an Wasser und Lebensmitteln bedrängt, haben das Plateau von Askhpho wieder geräumt. Die P^.uzcn Sphakia, Rethhmno und Heraklion sind in vollem Lns- stande. Ein russisches, sowie zwei französische, unter dem Kommando eines Admirals stehende Kriegsschiffe sind aus Kandia mit 1400 Weibern und Kindern im PiräeuS eingetroffen. Korfu, 2. August. (Wolffs T.-B.) Es verlautet, daß die griechische Regierung entschlossen ist, den Aufstand auf Kandia energisch zu unterstützen. Dieselbe berief die Reserve ein und trifft auch anderweite Kriegsvorbereitungen. Sie will der Türkei die Kriegserklärung machen, wenn die kandiotische Frage bis zum Sep tember nicht gelöst ist. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Sols. Ortskalender. Staats-Telegraphen-Bureau täglich geöffnet von früh 7 bi» Abends 9 Uhr. Sparkasse täglich geöffnet Nachmittags von 2 bi- ü Uhr. Leihkaffe geöffnet Montags, Mittwoch-, Freitag- und Sonnabend» in den Vormittagsstunden. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 10 Grad Wärm L. Bietungstermin. Nachdem für das von Karl Traugott Fischer in Tuttendorf hinterlassene Wohnhaus Nr. 26 des BrandcatasterS nebst Scheune, Garten und Feld der ortsgerichtliche Taxwerth von 675 Thlr. als Kaufpreis geboten, jedoch im Interesse unmündiger Miterben die W- Haltung eines Bietungstermines beschlossen und hierzu der 10. August 1867 anberaumt worden ist, so werden Diejenigen, welche ein Mehreres zu bieten gemeint, hiermit geladen, an dem gedachten Tage vor 12 Uhr Mittags an hiesiger Gerichtsstelle zu erscheinen und ihre Gebote zu eröffnen. Freiberg, den 1. August 1867. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Im Auftrage: Hünich, Assessor. Bekanntmachung, die Lagerung und Aufbewahrung von Mineralölen betreffend. In der unter Nr. 84 im neuesten Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes enthaltenen Verordnung des Königl. Ministeriums deS Innern vom 6. Juli d. I., die Lagerung und Aufbewahrung von Mineralölen betreffend, ist unter Andern in 8 15 die Bestimmung getroffen worden, daß wer sich mit dem Verkaufe von Mineralölen irgend welcher Claffe befassen, oder dergleichen Lele aus Lager halten wolle, davon der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen habe. In Folge dessen ergeht an alle Diejenigen, welche hier den Berkaus von Mineralölen betreiben oder dergleichen Oele auf Lager halten wolle«, andurch Polizeiwegen die Aufforderung, hiervon binnen 8 Tagen, spätestens «I«» IS. «kiese» ^»kre» schriftlich Anzeige anher zu erstatten und sich gleichzeitig mit dem Inhalt obgedachter, in der RathSexpedition zur Einsicht auSliegeoda Verordnung behufs deren Nachachtung genau bekannt zu machen. Dabei nehmen wir zugleich Gelegenheit, darauf hinzuweisen, daß in 8- 1? Zuwiderhandlungen gegen die gedaq Verordnung nach Maßgabe der Größe der Gefährdung und nach Beschaffenheit des Falles mit Geldstrafen von 2 100 Thalern oo« entsprechender Gefängmßstrafe bedroht werden, mithin auch die Unterlassung der obgedachten Anzeige eine Geldbuße vou windel ens z Thalern nach sich ziehen würde. Freiberg, am 3. August 1867. Die Stadtpolizeibehörde. Rößler»