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und L>eutsH>G<thlonz in Böhmen zukommen zu lassen. — Würdet» nun auch in jener Versammlung durch den Herrn Vor sitzenden die Nöthitzen Mittheilungen über die Hilfsbedürftigkeit der gedachten Gemeinden in ausreichender Weise gegeben, so erscheint es doch WÜNschenSwerth, daß dieselben in einem weiteren Kreise be kannt werden, als derjenige war, welcher sie an dem genannten Tage vernahm. Daher mögen sie hier, wenigstens der Hauptsache nach, wiederholt werden und den Beweis liefern, daß die getroffene Wahl eine wohtbegründete und das Wirken des Gustav-Adolph- Vereins überhaupt ein für die gesamMte evangelische Kirche unbe dingt nothwendigeS und segensreiches ist. Die Gemeinde zu Attendorn in Westphalen besteht seit dem Jahre 1845 und gehört auch jetzt noch' zu den ärmsten jener Pro vinz. Aus diesem Grunde, besonders aber deshalb, weil in Atten dorn im Jahre 1500 Johann Nivius (Bachmann) geboren worden ist, welcher sich im Reformationszeitalter um die sächsischen Gymnasien und insbesondere auch um das hiesige (von 1537 bis 1540) sowie um die wissenschaftliche Bildung des Kurfürsten Au gust und die Einrichtung der Fürstenschulen hoch verdient gemacht hat, hat sich der hiesige Zweigverein der Gustav-Adolph-Stiftung verpflichtet gefühlt, gerade diese Gemeinde zu berücksichtigen, was seit 1852 unausgesetzt geschehen ist. Das aus dem Städtchen At tendorn und der Umgegend gesammelte, mitten unter römisch-katho lischen Christen lebenoe Häuflein Protestanten vermochte nicht, aus eigenem Vermögen sich eine Kirche zu erbauen, selbst als e« 1849 einen Pfarrer erhallen halte. Nur durch ein Gnadengeschenk des Königs Friedrich Wilhelm IV. und durch Beihilfe des Gustav-Avolph- Beretns gelangte sie zu einem Pfarrhause, das zugleich zum Schul hause eingerichtet ward. Endlich ward ihr im Jahre 1855 auch eine Kirche zu Theil; allein wie sehr sich auch die Gemeinde ihres Gotteshauses freut, seufzt sie selbst doch heute noch unter der Schul denlast, welche sie, aller empfangenen Geschenke ungeachtet, auf sich nehmen mnßte. Und doch zählt die Gemeinde in Folge empfind licher Auspfarrungen, nur 170 — früher 260 — Glieder, unter denen sich ein einziges wohlhabendes befindet. Besonderer Bedräng- niß sieht sich der dortige Pfarrer ausgesetzt. Obgleich er Prediger und Lehrer zugleich ist und seine geistlichen und weltlichen Behör den ihm noch jüngst anerkennende Zeugnisse gewissenhafter Berufs treue ausgestellt haben, beträgt sein gesammles Einkommen doch nur 300 Thlr., und selbst dieses kann die arme Gemeinde ihrem bereits alternden -Seelsorger nicht gewähren, sondern sie muß ihn mit seinem Unterhalte an die Liebe der Glaubensbrüder verweisen. Im ver flossenen Kriegsjahre namentlich, in welchem die unentbehrlichen Un terstützungen theilS ganz ausgeblieben, theils verkürzt oder verspätet eingegangen sind, hat der würdige Mann mit seiner Gemeinde große Noth gelitten, und es ist daher ganz erklärlich, daß die dringendsten Gesuche um brüderliche Hilfe aufs Neue auch hierher gelangt sind. Konnte wohl Freiberg, seinem vieljährigen Pflegkinde eine zurückwei sende Antwort ertheilen? Der zweite Theil unseres verfügbaren Drittheils soll der Ge meinde Görkau-Rothenhaus im Saatzer Kreise des König reichs Böhmen zu Theil werden, gleichwie auch sie als eine unserm Sachsen so naheliegende schon früher von Freiberg bedacht worden ist. Vor länger als 200 Jahren mußten die Bekenner des Evan geliums aus jener Gegend weichen, allein erst 1824 bekam Görkau wieder ein protestanstisches Bethaus, nachdem sich evangelische Sach sen zu industriellen Zwecken im Gebiete der Herrschaft Rothenhaus, auf welchem die Stadt Görkau liegt, niedergelassen hatten. Die Gemeinde bildete sich vornehmlich durch die höchst anerkennenswer- then Bemühungen und reichen Opfer der Handlungshäuser Tetz ner u. Söhne und Kühne u. Söhne, welche sich dabei durch den thätigen Beistand, namentlich sächsischer Gustav-Adolph-Bereine kräftig unterstützt sahen und diesen selbst bei vielen Katholiken fan den. Noch hatte die Gemeinde keine Kirche, als sie nebst ihrer Näch- bargememeinde Komotau einen Geistlichen berief, und einen Got tesacker erwarb (1858), auf welch letzterem sich eine kleine Fried hofskapelle mit Thürm und Glocken befindet. Die Herren Tetzner und Kühne und sämMtliche Gemeindeglieder bewährten auch hierbei eine Opferfreudigkeit, wie sie nur ein lebendiger Glaube erzeugen kann.*) Die Einweihung deö Gottesackers war seit mehr als 200 Jahren in jener Gegend Böhmens der erste Akt freier evangelischer Religionsübung, wobei der Gesang des LiedeS: „Jesus, meine Zu versicht" und der Klang der Glocken die tiefste Rührung hervorrief. Nachdem der frühere Parochialverband sowohl mit Haber als mit Teplitz gelöst und die nöthige Pfarrdodation, zu welcher ein katho lischer Fabrikant 1000 Gulden beitrug, begründet war, konnte der erwählte Seelsorger im Jahre 1860 in der Person des, noch jetzt mit gesegneter Treue fungtrenden Herrn k. August Kauder sein Amt antreten. Die Gemeinde zählt gegenwärtig, die Filiale Komo- *) Die wenige« vermögend««» Männer haben bis jetzt zu dm herge- stellten kirchlichen Bauten die bedeutende Summe von 18,OVO Gulden beizetra- -en und dies mit freudigen» gcthan. tau mitgerechnet, gegelt 700 in 62 Ortschäftest zerstreit Wende Glieder, welche sich meist von Fabrikarbekt und Bergbau nähren, und daher zu den wohlhabenden keineswegs gehörend JmMrhin aber machte ihre Zahl den Bau einer Kirche nöthig, da der bjS dahin benutzte Betsaal zu eng und zu niedrig war. Die Wethe des neuen Gotteshauses erfolgte im Herbste 1863. Die bedeuten den Kosten diese« Baues sind bis auf 3000 Gulden durch die Ga ben der Gustav-Adolph-Vereine gedeckt. Zwei Jahre später ist auch der Friedhof vergrößert worden. Jndeß, wie sehr sich auch die Gemeinde des Errungenen' freut — Lines bleibt ihr doch noch zu beschaffen übrig.: außer der Ab tragung ihrer Schulden die Erbauung eines Pfarr- und 'Schul- Hauses und eines Kapitals, um den Gehalt ejnes Lehrers sicher zu stellen. Zwar ertheilt der Pfarrer in seiner engen MWMNM evangelischen Religion«- und Confirmanden-Unterricht: allein ihre übrige Ausbildung müssen die Kinder der Protestanten in katho lischen Schulen suchen, in welchen ihr Glaube mancher schweren Prüfung ausgesetzt ist. Die Gemeinde allein kann natürlich das, auf 6000 Gulden veranschlagte, Werk nicht durchführen, und s» erbittet sie sich zu demselben aufs Angelegentlichste die Hilfe der Glaubensgenossen, zu denen auch wir gehören. Das Bedürfnlß einer Schule und eines besonderen Lehrer« für eine evangelische Dia sporagemeinde ist aber ein ebenso dringende« und für ihr wahre- Gedeihen so höchst nothwendigeS, daß die Versammlung einstimmig beschloß, Görkau-RothenhauS keine Fehlbitte thun zu lassen. Da« letzte Drittheil der zu erwartenden JähreSeinnahme ist der Gemeinde zu Gablonz (bei Reichenberg in Böhmen) zuge sprochen worden. Gablonz hat für den gejammten Gustav-Adolph- Verein dadurch eine besondere Bedeutung, daß da« dortige Bethau- das erste gottesdienstliche Gebäude ist, welches derselbe hat errich ten helfen. Seitdem hat er die« (bis 1865) an mehr als an 150 Kirchen und Bethäusern gethan. Noch fehlte eö aber in Gablonz bi« voriges Jahr an einem Pfarr- und Schulhause. Nachdem eS den Anstrengungen der Gemeinde unter glaubensbrüderlicher Mit hilfe gelungen war, ein solches herzustellen, sollte dasselbe den 29. Juni 1866 als an dem Tage eingeweiht werden, an welchem man 46 Jahre früher nach einem Zeiträume von 200 Jahren in Gablonz den ersten evangelischen Gottesdienst wieder gehalten hatte. Da je doch bereit« am 24. Juni preußische Truppen die Stadt besetzte«, mußte man die beabsichtigte Feierlichkeit aufgeben und sich begnügen, in der Mitte de« folgenden Monat« da« Gebäude in aller Stille zu beziehen. Dasselbe hat 8000 Thlr. gekostet, mehr, als man veranschlagt hatte, weil gerade während der Bauzeit eine namhafte Steigerung aller Baumaterialien eingelreten war. Für diese letz teren schuldet die zwar in erfreulichem Wachsthume begriffene, aber größtentheil« unbemittelte Gemeinde 3300 Gulden, welche mit 6"/, verzinst und noch im laufenden Jahre zurückgezahlt werden müssen. Der vorjährige Krieg mit seinen Folgen macht es der Gemeinde unmöglich, ihrer Verpflichtung nachzutommen. Sie hat durch den selben nicht nur im Allgemeinen schwer gelitten, sondern auch noch einen ganz besonderen Verlust erfahren. Zu Gablonz gehört als Filiale der Ort Böhmisch-Aicha, woher ersteres bisher 350 Gulden al« Jahresbeitrag zur Bestreitung der kirchlichen Bedürf nisse bezog. Den größten Theil dieser Summe hatte der Gründer und Vorsteher dieser Gemeinde zu erlegen, bei Ausbruch de« letzten Kriege« aber sah er sich al« geborner Preuße durch die aufgeregten Czechen so hart bedroht, daß er Böhmen schleunigst verlassen mußte. Durch seinen Wegzug verliert Gabfonz jährlich 190 Gulden, die ihm bei der Zinszahlung und Schüldverminderung entgehen und so bald nicht werden ersetzt werden. In dieser ihrer Noth haben sich nun unsere evangelischen Glaubensgenossen auch an den Freiberger Gustav Adolph-Verein um Beistand gewendet, und dieser hat es nicht vermocht, von ihren dringenden Bitten sich abzuwenden. Mö gen uriS'nun unsere theuren Vereinsgenossen durch gern und reich lich gespendete Liebesgaben in den Stand setzen, die den Hilfsbe dürftigen gemachten Hoffnungen zu erfüllen und in ihnen den Glau-- ben an unser christliches Mitgefühl zu befestigen. Da« gebe Gott! Um die Liebe, in welcher der Glaube sich in seiner Echtheit und Segenskraft erweist, fortwährend lebendig zu erhalten, würde es sehr förderlich sein, wenn sich auch in unserm Vereine kleinere Kreise bildeten, welche die regelmäßig erscheinenden, die Angelegen heiten der Gustav-Adolph-Stiftung zu allgemeiner Kenntniß bringen den Zeitschriften gemeinschaftlich hielten und läsen. Wir denken hierbei an den „Boten des Gustav-Adolph-Vereius" von Zimmer mann und Großmann, welcher jährlich 15 Ngr. kostet, und an den „Boten des Gustav-Adolph-VereinS aus Thüringen", welcher für nur 6 Ngr. zu beziehen ist. Wollten namentlich Frauen und Jung frauen zu dieser Leclüre sich entschließen, so würde vielleicht auch, in ihnen der Wunsch rege werden, einen Gustäv-Adolvh-FraüeÄ ein zu gründen, dessen urlsed WMkg noch entbeHrt ustd der doch ebenfalls wie die Frauenvereine in andern «Städten mit geringen