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Werter Mittiger und Tagevlatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ^»18«. Erscheint jeden Wochentag früh 9 U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Montag, den 3. August Preis Vierteljahr!. SO Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. berechnet. 1867. Lagesgeschichte. Berlin, 1. August. Der „St.-Anz." publicirt folgende Ver ordnung vom 26. Juli, betreffend die Einführung des Bundesgesetz blattes für den Norddeutschen Bund: „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc. ver ordnen zur Ausführung der Art. 2 und 17 der VerfaffungSurkunde des Norddeutschen Bundes im Namen des Bundes, was folgt: tz. 1. Für das ganze Gebiet des Norddeutschen Bundes wird in Berlin ein „Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes" erscheinen, durch welches sämmtliche Bundesgesetze (Art. 2 der Verfas- fungsurkunde des Norddeutschen Bundes) und Anordnungen und Ver fügungen des BundespräfidiumS (Art. 17) verkündet werden sollen. h. 2. Der Tag der Ausgabe des Bundesgesetzblattes in Berlin (Art. 2 der VerfaffungSurkunde des Norddeutschen Bundes) ist auf dem Blatte anzugeben. tz. 3. Die Herausgabe des Bundesgesetzblattes erfolgt im Bü- reau des Bundeskanzlers. Urkundlich unter Unsrer höchsteigcnhändigen Unterschrift und bei gedrucktem königlichen Jnfiegel. Gegeben Bad Ems, 26. Juli 1867. (I.. 8.) Wilhelm. Graf v. Bismarck« Schönhausen." * Berlin, 2. August. Die „Bank-Ztg." schreibt: ES soll vor zugsweise England sejn, welches einiges Interesse dafür bezeigt, daß zur Lösung der nordschleswigschen Frage eine abermalige Conferenz zusammentrete. Der Gedanke soll übrigens nicht blos in Berlin, sondern auch bei anderen Cabineten keinen Anklang finden, und von einem derselben mit der pikanten Bemerkung zurückgewiesen worden sein, daß die Interpretationen der für Luxemburg geleisteten Col- lectivgarantie, welche Lord Stanley dem Parlamente gegeben, keine Ermuthigung gewähren, das Experiment zu wiederholen. — In einer Münchener Correspondenz der „Köln. Ztg." wird bestätigt, daß der dortige französische Gesandte, Marquis v. Cadore, vor der Er neuerung des Zollvereins mit Preußen Schritte that, um Bayern von derselben abzuhalten. In einer Depesche an diesen Vertreter Frankreichs, welche zwischen dem 10. und 15. Juli in München ein gegangen zu sein scheint, hat dann Marquis v. Moustier, allerdings in rücksichtsvollster Form, sein Bedauern ausgesprochen, daß die bayrische Regierung nicht die Gelegenheit benutzt habe, um ihre po litische Selbstständigkeit durch den Abschluß eines süddeutschen Han delsvereins zu sichern. — Aus Posen wird gemeldet: Die „Gaz. Torunska" fordert die Polen auf, für den Fall, daß deutsche Guts besitzer ihre Bauern, weil sie für einen polnischen Candidaten ge stimmt, aus dem Dienst entlassen, nicht nur für deren Unterkommen zu sorgen, sondern in den verschiedenen Kreisen durch glaubwürdige Personen die einzelnen Facta constatiren zu lassen, um, falls Gesetz widrigkeiten vorgekommen sein sollten, die betreffenden Persönlich keiten den Gerichten, resp. dem Urtheil der öffentlichen Meinung zu übergeben. — Eine „Dame" ersucht die Redaction des „Fremden- blatteS", dahin zu wirken, daß auch Damen sich am Schwimmfest der Pfuel'schen Schwimmanstalt betheiligen dürfen. Sie schreibt u. A.: „Würde, es den Herren nicht selbst Vergnügen machen, auch Damen, von denen sich gewiß sehr viele betheiligen würden, unter sich zu sehen? ES ist dies ja ein großes Vertrauen (!) von unserer Seite, wenn wir voraussetzen und fest annehmen, daß die Herren sich im Wasser ebenso anständig und höflich gegen uns benehmen würden, wie wir es von dem gebildeten Manne auf dem Parquet- boden gewöhnt sind. Also bitte, bitte! Für koquette und reizende Anzüge wollen wir schon sorgen; und würde es gewiß manchen gar lieblichen Anblick gewähren, so eine reizende Nymphe im Wasser ihre Evolutionen ausführen zu sehen. Emilie B." — Die Redaction des „Fremdenblattes" antwortet darauf: „Wenn die Betheiligung der Damen wirklich Ihren Voraussetzungen entspricht, zweifeln wir nicht daran, daß das ComitS das Seinige thun wird, um die weitere Anregung zu geben, was vorläufig hiermit begonnen ist." — Das „Fr.-Bl." erzählt ferner: Ein hiesiger Börsenmann hatte vor einiger Zeit seine mit 250 Thlrn. gefüllte Brieftasche verloren und ohne Erfolg sämmtliche zur Wiedererlangung des Verlustes üblichen Mittel ergriffen. Da empfing er auf der Post ein Packet und in ihm seine Brieftasche, gefüllt mit allen Wechseln und No tizen, nur das Geld war nirgends zu entdecken. In einem mit ver stellter Handschrift geschriebenen Begleitbriefe entschuldigte sich jedoch der Finder höflichst, daß er sich die Freiheit genommen, daS Geld leihweise zu entnehmen, da er in der drückendsten Noth sich befinde und durch diese Summe gerettet werden könne; auch werde er die selbe in vierteljährigen Raten ihrem Eigenthümer wieder zurückzah- ten. Alle Bemühungen, den Schreiber des Briefes zu ermitteln, waren erfolglos, als der reiche Mann abermals vor einigen Tagen von einem mit fünf Siegeln versehenen Stadtbriefe überrascht wurde, in welchem sich die erste Abschlagsrate von 25 Thlrn. vor fand, mit dem Versprechen, die nächsten pünktlich zu den angegebe« Terminen einzuliefern. Durch so viel Ehrlichkeit gerührt, soll der Börsenmann beschlossen haben, dem Besitzer des Geldes durch die öffentlichen Blätter mitzutheilen, daß er auf weitere Sendungen ver zichten möge, da das von ihm eingeschlagene Verfahren unwillkürlich zur Großmuth herausfordere. Danzig, 27. Juli. Die Cholera hat in den letzten Tagen ziemlich rapide zugenommen, so gestern um 8, beute um 4 Er krankungsfälle. Im Ganzen sind jetzt erkrankt 22 Personen (14 vom Civil und 8 vom Militär), gestorben 11 vom Civil und 2 vom Militär. Hannover, 31. Juli. Auch die königlichen Polizei-Directionen zu Stade und Clausthal sollen bald aufgelöst werden, dagegen ne ben der stadthannoverschen die Celler und Göttinger, sowie vorläu fig die Harburger erhalten bleiben. — In der ersten Zeit der Oc« cupation wurde bet einer Schlägerei ein hiesiger Restaurateur von einem Landwehrmann getödtet. Der König hat jetzt der Wittwe des Getödteten eine Jahrespension von 120 Thlr. ausgesetzt, während der schuldige Landwehrmann zu mehrjähriger Zuchthausstrafe ver- urtheilt ist. Fulda, 31. Juli. (F. I.) Der Prinz Friedrich von Hessen, vormals muthmaßlicher Thronnachfolger des Kurfürsten und Gemahl der jüngern Tochter des Prinzen Karl von Preußen, ist gestern zu Schloß Fasanerie bei Fulda eingetroffen, um dort seinen Wohnsitz zu nehmen. Der Bedarf an Möbeln wird aus dem hiesigen Schlosse nach Fasanerie geschafft. Wien, 29. Juli. In Ungarn ist man mit den Vorgängen im Reichstag höchst unzufrieden. „Pesti Naplo" schreibt: „Wenn all das, was im ReichSrath geschieht, nicht blos ein Symptom der ge heimen politischen Factoren ist, welche je nach der Politik des Cabi- nets nach rechts oder links strömen, dann kann man wahrlich nicht wissen, woran man mit diesem Wiener Parlament ist. Jeden Tag neue Bündnisse, neue Gruppirungen; es giebt einen Club und Nie mand weiß eigentlich, wohin er gehört; die Majorität des Hauses entsendet Commissionen und stimmt sie im Plenum nieder, mit einem Worte, es ist eine chaotische Unordnung." Der „Hon," das Organ der Linken, sagt: „Die Regierung versteht das HauS nicht, das HauS die Regierung nicht, die Parteien verstehen einander selbst nicht. Das unabhängige Abgeordnetenhaus stimmte dreimal nach einander das unabhängige Ministerium nieder, und da« nichtparlameu- tarische Ministerium trotzte dreimal der regierungSlosen MaioritSt. Die Pareten lösten sich aus, die Mitglieder de» AM stimmten