Volltext Seite (XML)
möerger Inniger und Tageblatt. ÄmtSbM bis Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, solvie der Kgl. GerichtSämter Ü. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda ü. ÄroÄd. ^143. Erscheint jeden Wochentag ftüh S U. Inserate werden bl« Nachm. 3 Uhr für die nüchste Nr. angenommen. Mittwoch, den 26. Juni Prei« »itrteljLhrl. 2« Ngr. Austritt werden die gespaltene Zeil« »der Perm Raum mit 5 Pf. bertchntt. 1867. Tagesgeschichte. Berlin , 25. Juäi. Die beim Schluß des Landtages vom Finanzminister v. d. Heydt gehaltene Rede lautet: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Land tages! St. Majestät der König haben mir dtn Auftrag zu ertheilen geruht, die GiKuägtn der beiden Häuser des Landtages der Monarchie in Allerhöchstihrem Namen zu schließen. Die Regierung Sr. Majestät erkennt es mit lebhaftem Danke an, daß das Herrenhaus mit Einstim migkeit, das Abgeordnetenhaus mit weit überwiegender Mehrheit die Zustimmung zu der Verfassung des norddeutschen Bundes ertheilt haben. In der Bereitwilligkeit, mit der die beiden Häuser dabei unter Ueberwindung entgtgtnstehender Bedenken auf einen Theil ihrer bishe rigen Rechte verzichtet haben, ehrt die Regierung Sr. Majestät eiik neue Bewährung des deutschen Sinnes und der patriotischen Hingebung, welche das Erbtheil des preußischen Volkes find und auf welchen Preußens Beruf für Deutschland begründet ist. Durch die Zustimmung der preu ßischen LandeSvenretung zur Errichtung des norddeutschen Bundes find nunmehr alle Vorbedingungen für die Geltung desselben in Preußen erfüllt. Die Verkündigung der Bundesverfassung wird unverweilt und gleichzeitig in alleä verbündeten Staaten erfolgen. Somit wird der nationalen Entwickelung Deutschlands der neue Boden bereitet sein, den fruchtbringend zu machen sich alle patriotischen Kräfte vereinigen werden. Das preußische Volk aber wird auf die Neugestaltung Deutsch lands um so mehr mit Genugthuung blicken können, als dieselbe den Keimen entsprossen ist, welche in Preußen in Gemeinschaft zwischen Fürst und Volk fort und fort gepflegt worden find. Während Norddeutschland nunmehr einen eng verschmolzenen Staatenverein bilden wird, soll die nationale Gemeinschaft, welche zum Schutze deutschen Gebietes bereits gefichert war, auch auf das wirth« schaftliche Leben des deutschen Volkes ausgedehnt und der Zollverein, dessen Gründung einst den Beginn der einheitlichen Entwickelung Deutschlands bezeichnete, mit den LebenSbedingungen des norddeutschen Bundes in Einklang gesetzt werden. Dank der Mäßigung und Friedensliebe aller Mächte ist es gelungen, die friedliche Entwickelung der europäischen Verhältnisse vor Störungen zu bewahren. Die freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Sr. Majestät dem Könige und den Monarchen mächtiger Nach barstaaten gewähren der allseitigen Zuversicht auf die Dauer eines segen bringenden Friedens ein gewichtiges Unterpfand. Der Wunsch und das Streben der Regierung Sr. Majestät wird fort und fort darauf gerichtet sein, die Bedeutung und die Macht de- neu gekräftigten Staatswesens vorckehmlich iu der Sicherung der Seg nungen des Friedens zu bewahren. Im Namen Sr. Majestät des Königs erkläre ich die Sitzungen beider Häuser des Landtages für geschloffen." * Berlin, 22. Juni. Dem „Hamb. Corresp." wird von hier gemeldet: Die Universität Halle hgt zu philosophischen Ehrendoc toren ernannt: Grafen y. BiSmarck, v. Roon, Freiherrn v. Moltke' und Minister v. Mühler. — Da» neueste Heft der „Revue Con- temporaiüe" enthält einen Artikel über die Stellung FraiikreichS zu Deutschland, welcher unter Bezugnahme auf den Besuch de» Königs von Preußen in Paris eine Allianz zwischen Preußen und Frank reich wärm befürwortet und in Aussicht stellt. Herr v. Calonne, welcher dtn Artikel unterzeichnet hat, schreibt u. A.: „Wenn Napo leon I. KM führte, so war es, um den Frieden zu erlangen, den allgemeinen Frieden, den der Genius Frankreichs so oft geträumt. Er glaubte den Frieden mit Gewalt auferlegen zu können, allein der gewaltsam auferlegte Friede ist der Krieg für die Zukunft. Kaiser Napoleon M. aber, und das wird fein ewiger Ruhm sein, hat begriffen, daß der dauernde Friede nur aus der einträchtigen Zustimmung Aller, und diese Zustimmung wiederum nur aus der allseitigen Befriedigung der nationalen Gefühle hervorgehen kann. Au» diesem Gedanken ging die Einheit Italien« hervor, «US ihm soll auch die deutsche Einheit zu ihrem Zustandekommen die Kraft nehmen. Wir müßten uns sehr irren, wenn nicht der Kaffer, der Deutschland bester kennt, als die meisten unserer Journalisten, tn diesem PuM den Ideen des großen Pteoß. Ministers näher steht, al« irgend Jetnand, und Winn er nicht, die Tragweite dieser Ideen richtig be messend, die Vortheile kennt, welche Frankreich daraus zkehttr kann." — Das Neugegründete welftsche Blatt in Paris, „la LitnÄtou", findet wider bei den antipreußischen Blätterst iN Oesterreich / noch bei deN radical-particulariftischeN, wie die „Berl. Zukunft" und Vie „Rhein. Ztg." Beifall, sondern ftn Gegeritheil die herbste Zurück weisung. So sagt Vie Wiener „Pr.", nachdem ste ausgefübrt hat, daß die welftsche Dynastie vielmehr durch eigene Schuld, als durch die Ereignisse des vorigen Jahres gefallen sit, zum Schluffe: „WaS auch im Schooße der Zukunft schlummern mag, das König reich Hannover wird sie Nicht wieder in'S Leben rufen, ha« ist uNsere sesti Ueberzeuguna. Es ist untergeaängen vielmehr durch eigene Schuld, als durch fremde und die Geschichte ist det Fort schritt der Menschheit tM Bewußtsein der Freiheit." Wenig zur Popularität deS Blatte« kann natürlich auch beiträgen, wenn man über die Person des Redacteurs Näheres erfährt. Derselbe nennt sich Holländer, heißt aber Engländer und war lange Spion km französischen Solde, benutzte aber feine Stellung, um gewisse ihm gewordene Mittheilungen an Rußland zu verkaufen. Dieß trug ihm eine Ausweisung aus Paris ein; doch wurde er nach einigem Aufenthalt in England wieder zu Gnaden aufgenommen und versah im Pariser Preßbureau den Dienst als Censor der deutschen Zei- tungem ES ist erklärlich, daß solche Vertraüenspersonen wenig Vertrauen beim Publikum finden. — Die norddeutsche Bundesver fassung soll schon Um 25. Juni publicirt werden. — Die Herren Borsig und Eckert haben für ihre Maschinen in Paris die goldene Medaille erhalten. — Die „Zeidl. Corresp." ertheilt dem Kaiser von Oesterreich einen strengen Tadel wegen der von ihm bewilligten Amnestie. — Die ist Paris begründete „Situation" soll ein Be triebskapital von mehr als einer Million Franken haben. Die „Zeidl. Corr." deutet an, daß außer vom König Georg auch von französischer Seite beigesteuert worden sei, um die Franzosen gegen Preußen zu Hetzen. — IN den Zeitungen finden sich Muthmaßun- gen über die großen Folgen der Hohen Besuche in Paris. Die Mei sten dieser Muthmaßungen sind erfunden; in den neuesten Pariser Berichten lesen wir aber folgende Thatsache, die wir dem Publikum nicht vorenthalten wollen: Seit den vielen Festen, die in Pari« jetzt stattfinden, sind die Haare für die Damentoiletten im Preise um 200 pCt. gestiegen. Der Preis für die blonden ist so groß, daß eigentlich nur Millionärinnen solche Summen für diese Dinge zah len dürften. — Ueber die Verhandlungen im Magistrat wegen des Antrages, dem Grafen Bismarck das Ehrenbürgerrecht der Stadt Berlin zu verleihen (siehe vor. Nr.), geht der „Spen. Ztg." fol gende Mittheilung zu: Es wurde von verschiedenen Sei en darauf angetragen, über bas Resultat des Beschlusses Amtsverschwiegenheit zu beobachten, inzwischen lehnte der Vorsitzende, Bürgermeister He demann, eine Proclamation dieser Art ab. In der Discussion wurde einerseits namentlich hervorgehoben, daß der Stack bereits die Ver dienste des Ministerpräsidenten anerkannt habe, daß die Stadt die« nur thun dürfe, wenn besondere Verdienste um dieselbe vorläaen. Dies könne man nicht zugestehen, vielmehr habe sich der Minister präsident durch seine Mitwirkung bei det Nichtbestätigung der Stadt räthe, bei der Preßverordnung, bei der Duldung polizeilicher Über griffe durch die Erlasse von Resolutionen, welche der Stadtkaffe die größten Opfer äuferlegt haben, geradezu nichtal« Freund de« »Sr. gerthum« gezeigt. Andererseits wurde daraus Angewiesen, daß durch