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VORREDE Der vorliegende Versuch, die Geschichte der modernen Chemnitzer Arbeiterbewegung darzustellen, bedarf einer sehr nachsichtigen Beurteilung. Die knappe Zeit von drei Monaten, die dem Verfasser für die Abfassung dieser Skizze zur Verfügung stand, hat ihren Inhalt und ihre Form ebenso beeinträchtigt, wie die Lückenhaftigkeit des Materials. Inner halb der Arbeiterschaft selbst sind fast alle Zeugnisse aus den Anfängen unserer Arbeit unter dem Ausnahmegesetz ver nichtet worden, und das Chemnitzer Bürgertum war viel zu engherzig, als dass es irgend welches wissenschaftliche Interesse an den Lebensäusserungen des Proletariats ge habt hätte. So sind z. B. die „Sozial-republikanischen Blätter”, die erste Chemnitzer Arbeiter-Zeitung, die 1848/49 erschien, abgesehen von einer einzigen Nummer, nicht mehr zu ermitteln gewesen. Ebensowenig gelang es, die Jahr gänge 1871 und 1872 der „Chemnitzer Freien Presse“ aufzu treiben, während die übrigen sechs Jahrgänge halbwegs vollständig vorhanden sind. Für die sozialistengesetzliche Zeit wiederum blieb die Darstellung fast ganz ohne schrift liche zeitgenössische Unterlagen. Diese Unzulänglichkeit der Quellen wird manche Lücke und manchen Irrtum ohne weiteres erklären. Wenn es trotzdem gelang, einigermassen umfangreiche Tatsachenkenntnis zu erlangen, so ist das hauptsächlich einer grossen Anzahl älterer Genossen zu danken, die aus den eigenen Lebenserinnerungen wertvolle Angaben zu machen wussten. Es sind solche Mitteilungen insbesondere den Genossen Hermann Albert, Otto Böttcher, Gerber- Kappel, August Heine, John-Reichenbrand, Gottschald-Löss- nitz, Karl Demmler-Geyer, Bruno Irmscher, Hermann Krauss, Otto Leander, Ernst Lohse, Uhlmann-Einsiedel, den Brü dern Vieweg, Ehrenreich Wendler, Wolf-Altendorf, Robert