IM NEUEN DEUTSCHEN REICH. DIE »CHEMNITZER FREIE PRESSE«. MOST, V AHLTEICH, WIEMER UND KEGEL. Die erste sächsische Landeskonferenz nach dem Eisenacher Begründungskongress der sozialdemokratischen Partei fand am 17. Juli 1870 in Chemnitz in dem noch heute bestehenden Lokal zum „Sächsischen Grenadier“ in der Wiesenstrasse statt. Zu längeren Beratungen ist es allerdings nicht ge kommen, weil inzwischen der deutsch-französische Krieg in unmittelbare Nähe gerückt war, sein Verlauf aber die Partei in Situationen bringen musste, die sich im voraus nicht übersehen Hessen. So beschränkte sich denn die Landeskonferenz darauf, durch folgende Resolution Stellung zur Kriegsfrage zu nehmen: „Die Landesversammlung protestiert gegen jeden nicht im Interesse der Freiheit und Humanität geführten Krieg als einen Hohn auf die moderne Kultur. Die Landesversammlung protestiert gegen einen Krieg, der nur im dynastischen Interesse geführt wird und das Leben von Hunderttausenden, den Wohlstand von Mil lionen auf das Spiel setzt, um den Ehrgeiz einiger Machthaber zu befriedigen. Die Versammlung begrüsst mit Freuden die Haltung der französischen Demokratie und insbesondere der sozialistischen Arbeiter, sie erklärt sich mit deren Bestrebungen gegen den Krieg vollständig einverstanden und erwartet, dass auch die deutsche Demokratie und die deutschen Arbeiter in diesem Sinne ihre Stimme erheben.“ Diese von Liebknecht und Bebel vorgeschlagene Reso lution wurde einstimmig angenommen. Dann beschloss die Landesversammlung noch, so lange wie es möglich sei, Protestversammlungen gegen den Krieg abzuhalten und die Bevölkerung darüber aufzuklären, wie wenig er mit dem wahren Wohle des Volkes zu tun habe. Diese Versamm lungen fanden dann im Erzgebirge auch in grosser Anzahl