UNTER SÄCHSISCHER AUSNAHMEPOLITIK UND POLIZEISCHIKANE Max Schippel hat in einer seiner geistvollen Reden in einer Chemnitzer Parteiversammlung auch die Frage er örtert, wie es zu erklären sei, dass die Chemnitzer Arbeiter, deren sozialistische Erkenntnis alt, tief und reif ist, die schon Mandate erstritten, als die Genossen in Leipzig noch ein kleiner Stab von Offizieren ohne Soldaten waren, an organi satorischer Kraft so weit hinter anderen Grossstädten des Reiches zurückblieben; er hat darauf die Antwort gegeben, dass Chemnitz unter dem erzgebirgisch-böhmischen Hinter land leide, wie auf der Breslauer Arbeiterschaft der Druck des Zuzuges aus Oberschlesien laste, dass aber von einer weiteren Erstarkung des industriellen Grossbetriebes auch hierin eine Besserung zu erwarten sei. Der Hinweis auf das Erzgebirge mit seinen damals über alle Massen elen den Lebensverhältnissen trifft zweifellos das richtige. Die Scharen, die von dorther nach Chemnitz einzogen, brachten die verdammte Bedürfnislosigkeit mit, und hinderten das übrige Chemnitzer Proletariat lange Zeit hindurch, für die Verbesserung seiner Lebenslage zu kämpfen. Der Erwartung indessen, dass ein weiteres Wachsen des Grossbetriebes gleichsam automatisch ein kräftigeres Klassenkampfbewusst sein bei den Chemnitzer Arbeitern wecken würde, wurde schon in jener Versammlung von den Metallarbeitern wider sprochen: sie entspringe einer schematischen Uebertragung von anderwärts gewonnenen Erkenntnissen auf Chemnitz und sei für unsere Stadt unzutreffend. Das gerade Gegenteil sei richtig: weil der Grossbetrieb in Chemnitz schon längst voll ausgebildet war, ehe die Arbeiterschaft den Organisations gedanken hinlänglich erfasst hatte, wurde er später das schwerste Hindernis solidarischen Zusammenschlusses. Jeder Organisationsversuch wurde mit brutalster Gewalt im Keime