manns rasch hätte holen können. Endlich am Morgen des 7. setzt sich die Chemnitzer Bürgergarde langsam nach Dresden zu in Bewegung und gelangt an einem Tage bis Oederan, am nächsten bis Freiberg. Dort wartete man. bis der Kampf in Dresden endgültig verloren war, um dann schleunigst in einem halben Tage nach Chemnitz zurück zuflüchten. In einer satirischen Zeitschrift hat ein unbekann ter Verfasser den „Kriegszug der Kommunalgarde zu Schilda am 8. und 9. Mai, höchst lustige Historie“ dargestellt und das wüste Reissausnehmen unter dem wackeren Schlachtruf: „Ja, lasst uns zu unseren Weibern zurückkehren“ gebührend ver herrlicht. An den Kosten des Witzes über die feigen Philister seelen hat freilich die deutsche Freiheit bis auf den heutigen Tag zu zahlen. Der Verrat des Bürgertums am deutschen Freiheits kampf vollendete sich in Chemnitz am 10. Mai. Von den Flücht lingen der provisorischen Regierung, die sich in Dresden nach der Flucht des Königs gebildet hatte und aus Kreishaupt mann Heubner, Regierungsrat Todt und Advokat Tzschirner bestand, waren Heubner und einige seiner Begleiter, dar unter Bakunin, nach Chemnitz gekommen, um hier eine neue Revolutionsregierung einzusetzen. Aber die Chemnitzer Bourgeoisie hatte nicht nur nicht die mindeste Lust, die ver spielte Partie der deutschen Freiheit fortzusetzen, sondern benutzte auch die Gelegenheit, um ihre frisch auflackierte Königstreue durch einen Akt niederträchtiger Hinterlist um so glänzender strahlen zu lassen. Heubner und Bakunin wurden, nachdem man die Turner irregeführt hatte, die zu ihrem Schutze herbeieilten, von den Gendarmen nach Alten burg geschleppt und dort an das preussische Militär aus geliefert. Und um den Brand des Ekels über diese voll endete Treulosigkeit unauslöschlich zu machen, stritten nachher die städtischen Behörden wie das Kommando der Bürgerwehr hartnäckig ab, dass sie es gewesen seien, die die eigenen Vorkämpfer der Soldateska des Junkertums in die Hände gespielt hätten. Das schmutzige Werkzeug des Ver rats war jedenfalls ein Dr. med. Becker, Schmiedbeckert ge nannt, der die Festnahme der Mitglieder der provisorischen Regierung im damaligen Hotel „Goldener Engel“, Ecke Kronenstrasse und Markt (jetzt „Fürstenhof“), leitete. Dieser Judas soll nebenbei ein tüchtiger Chirurg gewesen sein, seine