16 revolution unverhüllt ausgesprochen. Die Erkenntnis, dass die Republik ein hohles Wort bleibe, wenn man nicht die materielle Lage der arbeitenden Klassen verbessere, sei noch auf einen viel zu kleinen Kreis des Volkes beschränkt. Aber die Anhänger der Demokratie und Republik gingen überhaupt schweren Zeiten entgegen. Der Stolz des Freiheitskämpfers werde sie aufrechterhalten, sei es beim Todeskampf auf der Barrikade, sei es in jahrelangem stillem und zähem An kämpfen gegen die Wiederkehr der Willkür und Unter drückung. Dieser Unglaube an die Versprechungen der Re gierung und die Ehrlichkeit der Bourgeoisie muss offenbar im Chemnitzer Proletariat schon damals tief eingewurzelt gewesen sein. Die Ereignisse des Herbstes von 1848 mussten ihn ge rade in Chemnitz allerdings reichlich nähren. Die bittere Arbeitslosigkeit hatte in grossen Versammlungen der Turner, Volksvereinler und Arbeiter vom 10. und 11. September zu dem Verlangen nach rascher Fortsetzung des Chemnitz- Riesaer Eisenbahnbaues und der Eröffnung anderer umfang reicher Notstandsarbeiten geführt; politisch trat daneben die Forderung nach völliger Amnestierung der Gefangenen von 1847 und die deutsch-republikanische Tendenz hervor. Stadt richter und Rat gaben zunächst dem Verlangen nach Frei gabe der beiden noch in Chemnitz internierten Unter suchungsgefangenen von 1847 statt und lieferten sie den Massen aus, die sich bereits zum Bastillensturm vor dem Roten Turm in der Herrengasse versammelt hatten. Sobald die Stadtgewaltigen aber genügend Militär herbeizitiert hatten, schritten sie zur erneuten Verhaftung der Hunger demonstranten vom Jahre zuvor und provozierten den Barri kadenkampf vom 12. September, der mit der Erstürmung der 10 aufgeworfenen Volksschanzen durch die bewaffneten Truppen endete. Immerhin hielten es die Herrschenden für geraten, die Verhafteten noch am gleichen Tage freizugeben und mit den Arbeitern zu parlamentieren. Waren sie doch der Bürgergarde nicht sicher, deren Arbeiterbataillone sich zum Teil auf die Seite der Barrikadenkämpfer geschlagen hatten. So gewann man einige Tage Zeit zur weiteren Ver stärkung der Truppen, und am 15. September konnte man dann zum entscheidenden Schlag gegen die Führer der demokratischen Bewegung ausholen. An die 40 von ihnen